Frauenenquete 2011 „Frauen. Arbeit. Neu denken.“
Doku der Tagung Arbeit.neu.denken
Wirtschaftskrise, Lohnschere, ungerechte Verteilung: Es braucht feministische Utopien
Die Plattform 20000frauen lud am Freitag gemeinsam mit Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek zur Enquete „Arbeit.Neu.Denken“
Am Freitag, dem 7. Oktober 2011, veranstaltete die Plattform 20000frauen gemeinsam mit Bundesministerin Heinisch-Hosek im Wiener Schloss Laudon eine Frauenenquete zum Thema „Arbeit neu denken“. Im Rahmen der Enquete wurden frauenpolitische Visionen und Utopien zu Arbeit diskutiert und mögliche konkrete Handlungsschritte angedacht.
Frigga Haug, Soziologin und frauenpolitische Vordenkerin, Mascha Madörin, Ökonomin aus der Schweiz und Margit Appel von der katholischen Sozialakademie stellten am Vormittag ihre Konzepte vor, welche am Nachmittag in sechs Workshops von den Teilnehmerinnen der Enquete vertiefend diskutiert wurden.
Mascha Madörin machte auf die herrschenden Ungerechtigkeiten im Bereich der Care-Ökonomie aufmerksam und plädierte für ein stärkeres staatliches Engagement im Gesundheitswesen. Aktuell werde ein großer Teil dieser Arbeit unbezahlt oder schlecht bezahlt und dabei vorwiegend von Frauen und MigrantInnen verrichtet, mit diesen Missständen müsse sich nicht nur die Politik, sondern auch die Frauenbewegung dringend auseinandersetzen.
Margit Appel forderte hingegen ein bedingungsloses Grundeinkommen, das Frauen eine ökonomische Absicherung biete und das Ausbrechen aus patriarchalen Machtverhältnissen erleichtere. Sie präsentierte ihre These, dass Frauen noch nie wirklich am Arbeitsmarkt angekommen seien. Aktuell sei unter anderem die Entwertung von Bildung ein zentrales Problem: Obwohl Frauen durchschnittlich besser ausgebildet sind, garantieren Bildungsabschlüsse kein entsprechendes Einkommensniveau mehr.
Frigga Haug präsentierte ihre „Vier-in-einem-Perspektive“ und forderte eine radikale Arbeitszeitverkürzung. Während die klassische Erwerbsarbeit auf vier Stunden pro Tag reduziert werden solle, solle Raum für politisches und kulturelles Engagement, sowie Engagement im Bereich der Reproduktionsarbeit geschaffen werden.
Rund um den 100. Internationalen Frauentag im März 2011 hatte die Plattform 20000frauen politische Forderungen von Frauen aus allen Bundesländern Österreichs gesammelt, ein großer Teil der Forderungen bezog sich dabei auf den Bereich Arbeit. Angesprochen wurden unter anderem die Lohnschere, die herrschende ungerechte Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und die fehlende Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen.
Vor diesem Hintergrund war es den Vertreterinnen der Plattform ein zentrales Anliegen, neben der Kritik an herrschenden Verhältnissen auch frauenpolitische Utopien zu diskutieren und daraus mögliche Handlungsschritte für die politische Arbeit abzuleiten.
Der große Andrang und die lebendigen Diskussionen bei der Enquete am Freitag machten das Bedürfnis politisch engagierter Frauen sichtbar, sich mit feministischen Zukunftsfragen auseinanderzusetzen. Die Vertreterinnen der Plattform 20000frauen begrüßen daher die Ankündigung der Frauenministerin, auch in Zukunft weitere Frauenenqueten zu veranstalten, sehr.
Videos zur Frauenenquete:
Text: Arbeit und Einkommen neu denken Von Bärbel Danneberg
Pressemeldungen :
dieStandard: Wie wäre es einmal mit Arbeit ohne Leistung?
OTS: Heinisch-Hosek: “Wir müssen uns die Frage stellen, wie Arbeit fairer verteilt werden kann”OTS: Frauenministerin Heinisch-Hosek: Der offene feministische Diskurs soll Tradition werden
Das Programm entnehmen Sie bitte der Einladung.
dieStandard: Arbeit neu denken
Barbara Marx: Alles unter einem Hut- gerade in der feminstischen Theorie!