dieStandard „Patriarchatsbefreit und voller Möglichkeiten“

11. Mai 2012

Der ultimative Guide aus der dieStandard.at-Redaktion für die patriarchatsbefreite Ringstraße

„Drollig und sinnentleert“ sei die Zeltstadt der 20.000frauen am Samstag, so die Wiener ÖVP, die freilich einen Angriff auf die Rechte der Autofahrer ortet. „Endlich reagieren sie“ und „Das bedeutet, dass wir alles richtig gemacht haben“, heißt es von zwei Frauen aus dem Organisationsteam der frauenpolitischen Großveranstaltung, auf diese Aussendung angesprochen.

Wenn also schon die AutofahrerInnen „mühsame Umwege in Kauf nehmen müssen“, bewegen wir uns am Samstag Richtung Wiener Ringstraße, genießen die autoabgasfreie Luft und suchen eine Veranstaltung nach der anderen auf. Doch wie den Tag planen, wenn da und dort eine spannende Diskussion, ein origineller Auftritt, lustvoller Aktionismus, Bücherstände zum Schmökern, ein Fußballspiel oder auch die Rettung unserer Fahrräder („Radrettung“) wartet?

Abgas- und patriarchatsbefreite Zone

Kunst und Kultur etwa gibt es den ganzen Tag: KünstlerInnen wie Zita Breu, Isabelle Feimer und Rosidant sind im und rund um das Kultur- und Kunstzelt anzutreffen, auch als Nomadinnen werden sie den Ring besetzen und auch beim einen oder anderen Zeltaufbau helfen. Dieser nämlich startet gegen 10 Uhr: Ab da ist der Ring von der Oper bis zur Universität auto- und abgasfreie Zone! Schon um 11 Uhr startet die erste Diskussionsrunde im Stadtteil 1: Verteilungs(un)gerechtigkeit nach geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten. Am Podium sind Michaela Moser von der Armutskonferenz und Barbara Marx, Leiterin der Bundesfrauenabteilung der GPA-djp.

Die Debattierlüsternen müssen sich beeilen, denn schon ab 12 Uhr gibt es im Stadtteil 3 Diskussionen rund um ökonomische Fragen unserer Gesellschaft: Alexandra Strickner, Gabriele Michalitsch, Christine Mayerhuber und Michaela Moser werden über das „Herrenhaus Europa“, Budgetpolitik, Krise, Arbeit und Geschlecht Auskünfte erteilen. Gleichzeitig beginnt auch die mehr als vielversprechend klingende „Peepshow der Ungerechtigkeiten“ im Stadtteil 6, veranstaltet vom Österreichischen Frauenring.

„Rebellion statt Working Poor“

Weiter, oder hin und zurück, heißt es für diejenigen, die sich für „Rebellion statt Working Poor“ interessieren, ebenso im Stadtteil 3. Und bereits jetzt gibt es erste Überschneidungen, denn um 14.30 Uhr beginnt eine Diskussion zum aktuellen Backlash im Male-Mainstream-Journalismus – dabei sein werden unter anderen die ORF-Journalistin und Dokumentarfilmemacherin Susanne Riegler und Ina Freudenschuß von dieStandard.at.

Pause muss sein – die Hände frei haltend für eine Labung im Zelt von Marea Alta und Fett & Zucker, schmökernd oder auch kaufend vorbei am Büchertisch von ChickLit. Aktionistisch wird es um 15.30 Uhr: ein Kiss-in im Stadtteil 7. Wer nach diesem Körperkontakt auf den Boden der Realität will, sollte eilig küssen und um 16.30 Uhr im Stadtteil 11 eine Halbjahresbilanz der Linkswende zum neuen Prostitutionsgesetz inhalieren. Wieder zurück im Stadtteil 7, kann ab 17.30 Uhr der Frage nachgegangen werden, was es heißt, lesbisch zu sein und lesbisch zu leben.

Feiern, feiern, feiern

Zwischen all diesen Programmpunkten gibt es noch unzählige Möglichkeiten, Inhalte, Kunst, Ausstellungen, Vorstellungen von frauenbewegten Einrichtungen sowie Essen, Trinken und Entspannung zu durchkosten. Im Stadtteil 4 etwa wird sich der eine oder andere Blick zum Johanna-Dohnal-Ausstellungszelt lohnen, die Grünen Frauen werden das eine oder andere Fahrrad retten, die FZ-Frauen bieten eine Bar (Getränke gibt’s laut Veranstaltungsplan nur für Frauen), „Blockupy Wien“, die ÖGB-Buchhandlung, das Frauenreferat der TU-Wien: Sie alle werden da und dort anzutreffen sein. Ab 18 Uhr wird vor dem Parlament gefeiert, gefeiert, gefeiert. Spätestens ab da sollte es keine terminlichen Kollisionen mehr geben. (red, dieStandard.at, 11.5.2012)

Info

Männer sind willkommen, manche Zelte aber Women Only!

Das vollständige Programm ist auf der Homepage der 20.000frauen abrufbar oder in Zelten am Ring (Operngasse/Ecke Goethegasse) abzuholen.

Quelle: dieStandard