Hohes Haus: Geringer Frauenanteil bei Bundesheer

Jungmayr Fritz (ORF)
Oberst, Arzt, Oberstarzt ist der derzeit höchste Dienstgrad den Frauen beim Bundesheer erreichen, auch dreizehn Jahre nach der Öffnung des Bundesheeres für Frauen, liegt deren Anteil nur bei bescheidenen zwei Prozent. Insgesamt dienen derzeit exakt 372 Soldatinnen beim Bundesheer und zu finden sind sie in allen Waffengattungen, doch gleich behandelt werden sie damit noch immer nicht, wie ein Heeressymposium jetzt zu Tage gebracht hat. Sigrid Smejkal hat sich den Alltag der Soldatinnen ins Visier genommen

Smejkal Sigrid (ORF)
Das Bundesheer hat das Parlament besetzt, doch keine Sorge, die Soldatinnen und Soldaten sind in friedlicher Mission gekommen. Es ist der Auftakt eines dreitägigen Symposiums über den gemeinsamen Dienst von Frauen und Männern.

Darabos Norbert (SPÖ)
Meine Absicht ist es, die Angehörigen des Bundesheeres dazu einzuladen, sich in die Spitze derer einzureihen, die wünschenswerte gesellschaftliche Entwicklungen verfolgen und verstärken
und dazu gehört ein höherer Anteil von Frauen im Bundesheer.

Smejkal Sigrid (ORF)
Seit Frauen 1998 zum Heer zugelassen sind, waren es nie mehr als zwei Prozent. Birgit Dax ist von Anfang an mit dabei. Dass sie als Frau immer wieder vorgeführt wird stört die Soldatin. Beim Symposium erzählt sie von einer Übung, die ihr besonders in Erinnerung geblieben ist.

Dax Birgit (Österreichisches Bundesheer)
Wo der Befehl gekommen ist, alle weiblichen Soldaten haben sich gefangen nehmen zu lassen. Wir wurden dort dann in das Lager gebracht, das Internierungslager und dann hat das begonnen, dass hochrangige Delegationen da durchgependelt sind und uns begutachtet haben. Seitdem weiß ich, wie sich ein Tier im Zoo fühlt, also das war wirklich ein Wahnsinn.

Smejkal Sigrid (ORF)
Birgit Dax macht Karriere. Nach dem Sturm Kyrill kommandiert sie als Oberleutnant den längsten Katastropheneinsatz für die Stadt Wien. Doch anders als bei den Männern wird sie nicht immer ihrem höheren Rang entsprechend behandelt. So muss sie etwa mit einfachen Soldatinnen das Zimmer teilen.

Dax Birgit (Österreichisches Bundesheer)
Es gibt eine militärische Hierarchie, ja, es gibt Funktionen und Dienstgrade und nach denen sollten wir uns auch richten, ich will da keine Dienstgradgruppen herunter würdigen, ja, aber ich finde das auch unzumutbar für den Herrn Korporal wenn er mit dem Herrn Wachmann zusammen liegt, ja, weil das einfach Dienstgradunterschiede sind man sich in unterschiedlichen Dienstgradgruppen nicht so leicht redet.

Smejkal Sigrid (ORF)
Trotzdem ist Birgit Dax sehr gerne Soldatin. Andere geben aber auf. Die Dropoutrate liegt bei fünfzig Prozent. Offener Sexismus wie vor dreizehn Jahren, wie etwa in dieser Heereszeitschrift kommt zwar nicht mehr vor. Mobbing aber schon. Damit soll jetzt Schluss sein.

Commenda Othmar (Bundesheer)
Inadäquates Verhalten ist nicht zu dulden, es gibt einen Bereich der Zero-Tolerance und ich denke dass ist ein Bereich- also ein bisschen, ja- nein, es geht gar nicht, nicht einmal ein bisschen vom falschen Verhalten. Wenn ein Mobbingfall bekannt ist, dann soll man auch den Mut haben ihn kundzutun und dann gehört also auch bis zur Entlassung hin jede Maßnahme gesetzt.

Smejkal Sigrid (ORF)
In anderen, ursprünglichen Männerdomänen ist Österreich schon weiter.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Bei der Polizei merkt man sehr deutlich, dass bei den Neubewerbungen es sich schon um Halbe-Halbe handelt, da bewerben sich und wollen schon sehr viele Frauen auch in den polizeilichen Dienst eintreten und die Frage, warum das hier noch nicht so ist, die ist natürlich legitim und zu stellen. Ich glaube es ist eine Sache, wie sehr willkommen man sich auch fühlt als Frau in gewissen Bereichen und wenn ich mich willkommen wo fühle, dann werde ich mich vielleicht auch eher bewerben.

Smejkal Sigrid (ORF)
Wie dringend Frauen im Heer gebraucht werden zeigen Friedensmissionen im Ausland. Im Kosovo stellt die österreichische Truppe zum ersten Mal eine Genderberaterin für die KFOR. Diese soll helfen wichtige Informationen über die weibliche Bevölkerung zu bekommen.

Schleicher Elisabeth (Bundesheer)
Meine Aufgabe ist es, die unterschiedlichen Sicherheitsbedürfnisse von Männern und Frauen festzustellen und dann Lösungen vorzuschlagen, wie eine geschlechtergerechte Arbeit gemacht werden kann.

Smejkal Sigrid (ORF)
Bei ausländischen Truppen sind Soldatinnen für Friedensmissionen schon lange selbstverständlich. Viele Streitkräfte haben bereits einen Frauenanteil von bis zu fünfzehn Prozent.

Schleicher Elisabeth (Bundesheer)
Es ist teilweise in Österreich noch immer etwas exotisches und ich arbeite ja im Hauptquartier, da sind circa dreißig Nationen, da sind auch viele Frauen und wenn man dann in das Österreicher Camp geht, wo eigentlich nur Österreicher sind, und dann wird man schon auch einmal ziemlich komisch angeschaut ,also das kommt schon häufig vor aber das bin ich mittlerweile gewohnt.

Commenda Othmar (Bundesheer)
Hier sind wir weit zurück, hier ist also das Machotum noch extrem vorhanden, wobei auch das- hier angemerkt, dass sind eigene Schwächen, die man hier kaschiert weil man braucht vor dem weiblichen Gegenüber oder jemand anderem keine Angst haben, wenn man eh weiß, dass man der Bessere ist. Das hat also geschlechtlich überhaupt nichts zu tun.

Smejkal Sigrid (ORF)
Zum Machotum wollten wir auch die Pilotinnen befragen. Sie wollten sich aber nicht filmen lassen, dass sind Archivaufnahmen. Ihre Begründung: sie wollen keine Vorzeigemodells mehr sein, sondern als so selbstverständlich wie ihre Kollegen gelten. Solange der Anteil von Soldatinnen knapp zwei Prozent beträgt, wird das schwer möglich sein.