Ö3 Mittagsjournal 09.07.2011 Barbara Prammer fordert Änderung der Bundeshymne

ZIB 9 am 09.07.2011 Geschlechterkampf um Bundeshymne im Parlament

Pfeifer Barbara (ORF)
Auch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, früher selber Frauenministerin, fordert, dass der Text der Bundeshymne rasche geändert wird, damit auch die großen Töchter Österreichs gewürdigt werden. im Interview mit Ö3-Innenpolitikredakteur Andreas Jölli wird deutlich, dass sie bei diesem Thema die Geduld verliert.

Prammer Barbara (SPÖ)
Es ist wirklich so lächerlich, dieses Thema mittlerweile. das ist wirklich ein ärgerliches Thema, sage ich Ihnen ganz offen, weil immer wenn wir das Thema der Bundeshymne ansprechen, da gibt es dann einerseits Argumente: habt ihr keine anderen Sorgen, oder: sind das wirklich die Probleme der Frauen, oder: es ist die Zeit gerade nicht passend, oder nicht reif. Es ist ein ganz wichtiges Signal an die Frauen.

Jölli Andreas (ORF)
Können Sie sagen, bis wann Sie das verwirklicht haben wollen?

Prammer Barbara (SPÖ)
Das kann ja nicht so schwierig sein, das könnte-

OFF Sprecher (ORF)
Ach so?

Prammer Barbara (SPÖ)
Das ist eine Entscheidung der Bundesregierung und die Bundesregierung könnte das relativ rasch machen, wenn so viele Frauen die Zustimmung geben, könnte das ruck-zuck gehen.

Jölli Andreas (ORF)
Das heißt noch heuer?

Prammer Barbara (SPÖ)
Ja, natürlich.

Ö3 Mittagsjournal vom 11.07.2011 : Analyse durch PolitikwissenschaftlerInnen

Eigentlich wollte die ÖVP-Abgeordnete Maria Rauch-Kallat am Freitag beantragen, dass die Bundeshymne geändert wird, von „Heimat bist du großer Söhne“ auf „Heimat großer Töchter/Söhne“, aber dazu ist es nicht gekommen, weil die anderen ÖVP-Abgeordneten es verhindert haben, durch besonders lange Reden. Das erstaunt jetzt selbst Politologen, berichtet Ö3-Reporter Andreas Jölli:

Andreas Jölli (ORF):
Philipp hatte ein klares Ziel: durch Dauerreden eine Beschlussfassung der Mehrheit zu verhindern oder zu verzögern, oder in diesem Fall den Antrag auf Änderung der Bundeshymne, sagt der Politologie Peter Filzmaier, aber nicht einmal das ist gelungen, weil es den Antrag nun schriftlich gibt:

Peter Filzmaier: Es waren außerdem Dauerreden ohne Inhalt und innerhalb der eigenen Partei, und das ist doch gelinde gesagt „unüblich“.

Andreas Jölli (ORF):
Die ÖVP hat sich damit ein Eigentor geschossen, sagt der Politikberater Thomas Hofer:

Thomas Hofer: Man hat ein Thema das in der Öffentlichkeit als nicht wirklich wichtig wahrgenommen wurde- zumindest nicht bis zu diesem Zeitpunkt- selber groß gemacht.

Andreas Jölli (ORF):
Vor allem wäre das Thema für die ÖVP wichtig als Signal an die Frauen, als potentielle Wähler. Bei dieser Wählergruppe kommt die ÖVP nicht gut an, sagt die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle:

Kathrin Stainer-Hämmerle:
Die eigenen Ansprüche, eine moderne Partei zu sein werden hier ganz deutlich konterkariert.

Andreas Jölli (ORF):
Von der ÖVP-Klubführung wollten auch heute weder der Klubobmann, noch seine Stellvertreter etwas sagen.

Ö3 Mittagsjournal vom 12.07.2011

Huber Christian (ORF):
In der ÖVP brodelt es: nachdem die männlichen ÖVP-Abgeordneten im Nationalrat den Antrag von Maria Rauch-Kallat auf Änderung der Bundeshymne auf „Heimat großer Töchter/großer Söhne“ durch besonders lange Reden verhindert haben, schlägt jetzt die Chefin der ÖVP-Frauen Dorothea Schittenhelm zurück:

Schittenhelm Dorothea (ÖVP)
Es war nicht fair, es ist auch nicht zu akzeptieren in dieser Form, denn jeder Abgeordnete hat das Recht im Parlament zu reden und Maria Rauch-Kallat war auf der Rednerliste, sie hatte fünf Minuten und gerade wir Frauen haben eigentlich auf diese Rede auch gewartet, sie hat zwei Schwerpunkte gehabt. Es wäre hier um die besonderen Bedürfnisse von behinderten Kindern gegangen und es war ein Punkt auch dabei, eben der Antrag auf Änderung der Bundeshymne.

Huber Christian (ORF):
Schittenhelm geht im Ö3-Interview davon aus, dass es im Herbst im Nationalrat eine Mehrheit für die Änderung des Textes der Bundeshymne geben wird, dann soll es heißen „Heimat bist du großer Töchter, großer Söhne“, sagt die ÖVP-Frauenchefin. ÖVP-Klubchef Karl Heinz Kopf hat dazu auch heute nicht Stellung genommen.


dieStandard: Vorschlag zu freier Abstimmung