Ö1 Morgenjournal am 11.07.2011: Zweiwochenfrage bei Kinderbetreuung

Die Urlaubszeit ist nicht für alle die reine Erholung, denn von den fünf Wochen Urlaub pro Jahr, die den meisten Arbeitnehmern zustehen, können im Sommer nur zwei bis drei genommen werden und was tun Eltern den Rest der neun Wochen Ferien mit ihren Kindern? Selbst die Kindergärten haben über 30 Tage im Jahr geschlossen, geballt im Sommer. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek will erreichen, dass Österreichweit Kinderbetreuungsstätten nicht länger als zwei Wochen schließen dürfen und hofft auf die Zustimmung des Koalitionspartners ÖVP, damit zumindest im kommenden Jahr dieses Ziel erreicht wird. Abhängen wird es von den Landeshauptleuten.

Gabriele Heinisch-Hosek : Da wäre eine gute Gelegenheit, genau darüber zu sprechen, ob das nicht möglich wäre, dass hier einheitliche Standards eingeführt werden.

Katja Arthofer (ORF):Darüber zu sprechen, oder wollen Sie das zur Bedingung machen?

Gabriele Heinisch-Hosek : Wir fördern ja jetzt schon Plätze mit den Qualitätskriterien am aller höchsten, nämlich mit 4000 Euro. Ich denke die Gespräche in diese Richtung auch zu lenken, dass wäre eine gute Gelegenheit.

Katja Arthofer (ORF): Das heißt aber ein sanfter Druck, kein echter Druck?

Gabriele Heinisch-Hosek : Zunächst einmal ein sanfter Druck, um wirklich zu spiegeln, können sich die einzelnen Landeshauptleute wirklich vorstellen, wenn Eltern nur fünf Wochen Urlaub haben pro Jahr, wenn dann neun Wochen geschlossen sind? Und mit dieser Tatsache möchte ich gerne dass sie konfrontiert werden.

Katja Arthofer (ORF): Jetzt ist das Ganze aber eine Sache der Bundesländer.

Gabriele Heinisch-Hosek : Also ich denke, wir sind zwei Befürworter: Minister Mitterlehner hat sich zur Zweiwochenfrage ja auch schon positiv geäußert, aber natürlich, wie gesagt: die Bundesländer müssen das auch mittragen. Jetzt ist die Frauenministerin und der Familienminister in einer gemeinsamen Einheit unterwegs und ich hoffe doch, dass wir hier überzeugend wirken können, wir werden die Gespräche intensiv führen.

Katja Arthofer (ORF): Jetzt läuft der Sommer schon, für dieses Jahr ist es definitiv zu spät. Bis wann wollen Sie denn bei diesen zwei Wochen sein?

Gabriele Heinisch-Hosek : Ja, natürlich wünsche ich mir, dass die Kinder und die Eltern für den nächsten Sommer schon andere Bedingungen vorfinde

Gabriele Heinisch-Hosek, die Frauenministerin war das, zu Beginn dieses Beitrags und Katja Arthofer hat mir ihr gesprochen.

Ö3 Frühjournal um 07:00: Kindergärten- Kürzung der Schließzeiten

Pointner Birgit (ORF): Die Sommerferien haben für viele Eltern in Österreich auch Schattenseiten, weil sie sich den Kopf darüber zerbrechen müssen, wie sie ihre Kinder betreuen lassen können. Bei fünf Wochen Urlaub im Jahr ist es ein Problem, wenn Kindergarten oder Hort bis zu zehn Wochen geschlossen sind, wie es etwa in Vorarlberg der Fall ist. Im Durchschnitt sind es Österreichweit 30 Schließtage im Jahr. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek hat da jetzt einen politischen Plan.

Gabriele Heinisch-Hosek: Mir schwebt vor, dass alle Kinder vom Bodensee bis zum Neusiedlersee die gleichen Bedingungen vorfinden, und natürlich auch die Eltern. Mir schweben maximal zwei Wochen Ferienzeiten, wenn Sie so wollen vor.

Pointner Birgit (ORF): Zwei Wochen Schließzeit also. Außerhalb von Wien ist man davon aber derzeit noch weit entfernt. Aus den Bundesländern heißt es dazu: wenn kürzer zu ist, dann bedeutet das mehr Kosten beim Personal, dass muss es aber nicht, sagt Frauenministerin Heinisch-Hosek im Ö3-Interview:

Gabriele Heinisch-Hosek: Ich glaube das ist mehr eine logistische als eine personelle Frage, denn ich weiß das von mir selber: in meiner Heimatgemeinde, wenn dann – es gibt dann Sammelkindergärten, die offen haben, es sind ja nicht immer alle Kinder gleichzeitig den ganzen Sommer über da. Wenn man das rechtzeitig bekannt gibt wann die Eltern Urlaub nehmen, glaube ich wäre das gut zu regeln ohne dass man jetzt unbedingt mehr Personal bräuchte. Es ist nur eine Frage des guten Willens und ob man das logistisch schaffen kann.

Pointner Birgit (ORF): Das heißt Sie wollen eine Kooperation von zwei, drei, vier Kindergärten, habe ich Sie da richtig verstanden?

Gabriele Heinisch-Hosek: Das ist durchaus schon üblich in einzelnen Gemeinden und ich kann mir das natürlich sogar gemeindeübergreifend im Sommer vorstellen. Mit gutem Willen ist das alles machbar, das wirklich nur zwei Wochen zu sind.

Pointner Birgit (ORF): Sagt Frauenministerin Heinisch-Hosek. Erreichen will sie ihr Ziel im Rahmen der Verhandlungen mit den Bundesländern über den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Da will der Bund ja fünfzehn Millionen Euro dazu zahlen, die Vereinbarung ist aber noch nicht beschlossen und das soll jetzt Spielraum geben, meint Heinisch Hosek.


Ö1 Morgenjournal am 12.07.2011 um 07:00 – Reaktionen aus den Bundesländern

Ist Kindergarten Kinderarbeit oder Unterstützung der Eltern, die Recht und Möglichkeit haben sollen arbeiten zu gehen? Bildungsexperten plädieren ja dafür, dass bereits im Kindergarten gelernt werden soll, weil die Kinder von Klein auf ja neugierig und wissbegierig sind, aber nicht weniger wichtig ist die Möglichkeit der Kinderbetreuung während die Eltern arbeiten müssen. Deshalb will Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek die Kindergärten auch in den Sommerferien länger offen halten und nicht wochenlang geschlossen lassen. Die Landeshauptleute sammeln ihre Gegenargumente, berichtet Florian Katzinger:

Katzinger Florian (ORF):
Weniger Schließtage in den Kindergärten und mehr Zusammenlegungen von Gruppen in den Ferien, dass fordert Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek von den Bundesländern. Die sind postwendend wenig erfreut über die Aussagen der SPÖ-Ministerin. So heißt es etwa aus Tirol, dass das eine rein populistische Ankündigung sei, denn schon jetzt gäbe es im Frühjahr umfangreiche Bedarfserhebungen für die Sommermonate, sagt ÖVP Bildungslandesrätin Beate Palfrader und viele Angebote scheinen in den zuletzt veröffentlichten Statistiken gar nicht auf.

Palfrader Beate (ÖVP):
Wenn die Frau Ministerin hier die rügt, dann muss ich mich schon etwas wundern über die unrichtigen und auch polemischen Aussagen der Frauenministerin. Sie zählt in ihrer Statistik weder die regionale Sommerbetreuung, noch die „Spiel mit mir Wochen“, noch die ganzen gemeindeübergreifenden ganzjährigen Projekte mit ein.

Katzinger Florian (ORF):
Aber auch in roten Bundesländern herrscht vornehme Zurückhaltung. Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl ist mit dem derzeitigen Angebot durchaus zufrieden:

Niessl Hans (SPÖ):
Wir haben Einrichtungen, die haben im Sommer überhaupt nicht geschlossen, die haben durchwegs geöffnet. Es gibt Einrichtungen, die haben vierzehn Tage geschlossen und solche die vier Wochen geschlossen haben. Also, das muss der Bürgermeister, beziehungsweise die Leiterin der Kindergartens mit den Eltern der Kindergartenkinder entsprechend gestalten und wir richten uns hier nach den Bedürfnissen der Eltern.

Katzinger Florian (ORF):
Wenig Verständnis für die Ministerin und die Debatte hat auch Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler. Auch Kinder sollten in den Ferien Ferien haben, meint der BZÖ-Politiker:

Dörfler Gerhard (BZÖ):
Kinderbetreuung ist auch so etwas wie die erste Arbeit der Kinder: Lehrer haben, Pädagoginnen und Pädagogen haben zwei Monate Ferien und den Kindern will man zumuten dass sie durcharbeiten. Da stimmt ja etwas nicht in diesem Österreich in diesen Diskussionen rund um Familie und Kinderbetreuung.

Katzinger Florian (ORF):
Und Dörfler fügt hinzu, dass es in den größeren Kärntner Städten im Sommer Kinderbetreuung gibt, wenn das von den Eltern gewünscht wird. Oberösterreichs Landesrätin Doris Hummer von der ÖVP sieht keine Notwendigkeit für weniger Schließtage. Schon jetzt würden nur zehn Prozent der oberösterreichischen Gemeinden einen durchgängigen Sommerkindergarten benötigen.

Hummer Doris (ÖVP):
Ich glaube es ist dahingehend nicht umsetzbar, weil es auch nicht benötigt wird. Das wir wirklich bei hundert Prozent der Kindergärten maximal zwei Wochen Schließzeiten haben.

Katzinger Florian (ORF):
Und auch in Salzburg sieht ÖVP Landesrätin Tina Widmann keinen unmittelbaren Bedarf an weniger Schließtagen.

Widmann Tina (ÖVP):
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das überall möglich sein wird. Unser Trend in Salzburg geht also dahin, dass die Gemeinden erkannt haben, dass sie sich, wenn sie sich vernetzen ganz tolle Angebote schaffen. Ob sie jetzt Gastkinder aufnehmen, oder ob sie sich eben abwechseln in den Öffnungszeiten.

Katzinger Florian (ORF):
Und eines ist für die Flächen-Bundesländer auch klar: der Vergleich mit Wien, hier gibt es wie berichtet die wenigsten Schließtage, ist für sie nicht haltbar, denn im Ballungsraum gibt es naturgemäß mehr Bedarf als im ländlichen Bereich.