Grüne Bezirksrätin am Alsergrund von Hooligans bedroht

Ereignis Zugfahrt Salzburg-Wien, 3. Juni 2011
Negar L. Roubani, Grüne Bezirksrätin am Alsergrund von Hooligans bedroht.

Bericht:
Ich setzte mich ins, auf den ersten Blick, gewöhnliche Zugabteil. Schnell merkte ich, dass an diesem Abend das Fußball-Länder-Spiel Österreich/Deutschland stattfinden würde, denn eine Gruppe von Männern grölte lautstark Fußballparolen und zischte ein Bier nach dem anderen.

Einige Menschen beschwerten sich über die Lautstärke und wurden unhöflich von den Männern zurückgewiesen. Die Parolen waren vorerst lediglich deutsch-nationalistisch und sexistisch (u.a.: Deutschland wird Meister öööööhhhhh, die Deutschen ficken wie die Weeeelltttmeiister, Deutsche Weiber…, HOOOOLLIIGANS, heute haun wir auf die Fresseeee…).

Als sie dann aber verherrlichend über Hitler grölten und Menschen, die sich beschwerten von ihnen als ‚Judas’ beschimpft wurde, auch der Hitlergruß fiel und das Deutschlandlied gesungen wurde (‚Deutschland, Deutschland über alles…’) konnte ich mich nicht mehr zurück halten. Ich stand auf, drehte mich zu Ihnen um und habe sehr höflich gesagt: ‚Leute das geht zu weit, laut und lustig sein ist ok aber Deutschlandlied und Hitlergruß geht zu weit.’ Worauf sie mich lautstark bedrohten mit: ‚Hau ab nach Afghanistan’, ‚scheiß Marokko-Sau’, ‚du Kommunistenschwein – Drogen verkaufen ist erlaubt aber Hymne nich’ oder was?’ Einer stand auf und kam demonstrativ und bedrohlich auf mich zu worauf ich mich natürlich zurückzog.

Ich stellte mich dann etwas weiter weg und rief bei der Polizei an, die mich nach Wien verband. Ich schilderte den Vorfall und mir wurde versichert, dass sie Polizisten zum betreffenden Gleis am Westbahnhof schicken würden.

Eine junge Familie hat mich aufgefordert mich zu ihnen zu setzen – Ich hab natürlich nicht gezögert, hab meine Sachen geschnappt und mich weggesetzt. Die Leute waren sehr nett, ich hab gezittert und hatte zugegeben schon sehr viel Angst. Ein Mann der mir schräg gegenüber saß sagte mir, dass ich das richtige gemacht hätte und informierte den Zugfahrer über den Vorfall. Der Mann nahm mich beim Aussteigen auf die Seite und passte sehr lieb auf mich auf. Beim Aussteigen ging er mit mir auf die Polizei zu, die wie angekündigt am Gleis wartete – es waren ca 10 Polizisten. Ich sagte Ihnen, dass ich sie angerufen hätte, doch sie reagierten nicht, erst als der Mann, der mich begleitete sagte, dass ich diejenige war die angerufen hatte sagte einer der Polizisten:

‚Jo und, wos sui jetzt mochn?’

Wir wiesen ihn mehrmals auf die Gruppe von Hooligans hin und erst als sie grölend an den reaktionslosen Polizisten vorbeigegangen waren schaute er mich wieder an. Der Polizist sagte: ‚Wir können erst einschreiten wenn wos passiert is.’ Und auf meine eindringliche Schilderung der Wiederbetätigung und der rassistischen Bedrohung mir gegenüber sagte der Polizist. ‚Jo oba des hot jo kana gsehn, jetzt san nur sie do’,

sagte ich, dass das ein ganzes Zugabteil mitbekommen hat. Er wurde lächerlich abwertend und sagte:

‚Na des deafns net ernst nehma, de sand bsuffn und woin Fuaßboi schaun’.

Auf meinen letzten Hinweis, dass sie offen gegrölt haben, dass sie Hooligans sind und ‚Leuten auf die Fresse haun wollen’ sagte er mir nur wieder, dass sie erst einschreiten können wenn was passiert ist und nicht schon präventiv und, dass es ja eh zu Ausschreitungen kommen wird. Ich war völlig fassungslos und verlangte die Dienstnummer des Polizisten worauf er meinen Ausweis verlangte und meinen Namen notierte.