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Frauen.Punkt 2015

Volksstimmefest 5./6. September 2015, Jesuitenwiese, Prater

www.volksstimmefest.at
Auch heuer wird die Plattform 20000Frauen in Kooperation mit anderen Initiativen den Frauen.Punkt gestalten:

Frauen.Punkt am Volksstimmefest 2015

Frauen.Punkt am Volksstimmefest 2015

Samstag, 5. September, ab 15h:

Refugee Welcome: Diskussion und Information zum großen aktuellen Thema Flucht/Geflüchtete – Schwerpunkt: Refugee Women
Mit dabei: Dagmar Schindler, Expertin in Flüchtlingsfragen
Was können wir tun, was sind die nächsten Aktionen, wo können wir uns einklinken?
Beiliegend ein Forderungspapier und ein Redebeitrag zum Thema Refugee Women. (pdfs zum Downloaden)

28. September – Internationaler Aktionstag für freien Zugang zu legalen und sicheren Schwangerschaftsabbrüchen
Brainstorming und Planung – Kundgebung ist für diesen Tag vor dem Parlament angemeldet.
Nähere Infos in der Facebook-Gruppe Schwangerschaftsabbruch raus aus dem Strafrecht: https://www.facebook.com/groups/Schwangerschaftsabbruchrausausdemstrafrecht/
website: http://www.september28.org/

Sonntag, 6. September, ab 15h:

„Alleinerziehende – Schluss mit Allein und Arm!“ mit Maria Stern
In Österreich bilden die Alleinerziehenden (93% Frauen) die erwerbstätige Bevölkerungsgruppe, die am stärksten von Armut betroffen ist. Trotz überdurchschnittlichem Arbeitspensum. Der Hauptgrund ist das Unterhaltsgesetz, das große Lücken aufweist, die die Politik, trotz jahrelanger Versprechen, nicht gewillt ist, zu schließen. Das Forum Kindesunterhalt hat sich zum Ziel gesetzt, ein großes Netzwerk von Betroffenen und SympathisantInnen aufzubauen und weiterhin in die Medien zu drängen um die Politik an ihre Verantwortung zu erinnern. Ziel ist eine Kindesunterhaltssicherung nach Schwedischem Modell.

3. September 2015 More

LAUTER Frauen* LAUTER! Rollende Demo für Frauenrechte.

Umverteilung statt Applaus! Der Krise mit einer feministischen Wende begegnen!

Wie so oft sind es auch im Fall der Corona-Pandemie Frauen, die die Krise schultern: Sie leisten Knochenarbeit in der Pflege, im Handel und in der Reinigung – und übernehmen zusätzlich den großen Teil der unbezahlten Care-Arbeit. Besonders hart trifft die Krise Alleinerzieherinnen, Frauen mit Behinderungen, Sexarbeiterinnen und Migrantinnen in prekären Arbeitsverhältnissen – all jene, für die (Mehrfach-)Diskriminierung schlichtweg Alltag ist.

Während die Politik Rettungspakete für Konzerne schnürt, ist ein frauenpolitischer Krisenplan nicht in Sicht. Wir sagen: Ein wenig Applaus reicht uns nicht. Wir wollen kein Zurück zum patriarchalen „Normalzustand“, wir wollen eine feministische Wende!

Wir fordern daher eine radikale Arbeitszeitverkürzung, ein neues Wirtschaften und einen Sozialstaat, der Frauen nicht in die Altersarmut treibt. Wir fordern umfassende Investitionen in den Gewaltschutz und einen freien Zugang zum Schwangerschaftsabbruch. Wir fordern eine Aufwertung bezahlter und Umverteilung unbezahlter Care-Arbeit!

Wir müssen sichtbar und hörbar werden und unseren Protest auf die Straße tragen!

LAUTER Frauen* LAUTER! Rollende Demo für Frauenrechte.

NICHT MIT UNS! WIR LASSEN UNS NICHT ROLLEN!

Fahrräder, Rollstühle, Rollschuhe, Rollerskates, Rollatoren, … wir werden rollen und gehen, wir wollen laut und sichtbar sein und auf unsere Anliegen, die durch die Corona-Krise keinesfalls weniger geworden sind, aufmerksam machen. Genauere Infos über Route und Abschluss, auch mit Zwischenstationen, wo dazustoßen kann, wer nicht die ganze Strecke schafft, folgen!

9. Juli 2020 More

Barbara Blaha in „Die Furche“, 4.9.2014

furche_landDerSoehne

Die Farce rund um Nachbesetzung des Nationalsratsmandats von Barbara Prammer zeichnet ein Sittenbild der Sozialdemokratie und zeigt, wie es um die Partei frauen- und demokratiepolitisch bestellt ist. Beides müsste die Basis alarmieren. Wenn – durchaus auch von Frauen – zu hören ist, Feminismus sei unnötig, weil doch die Gleichstellung schon längst erreicht, empfiehlt sich der Verweis auf den Umstand, dass die Hälfte der Bevölkerung in leitenden Positionen der Politik immer noch völlig unterrepräsentiert ist. Hier versagen nicht zuletzt jene Strukturen, die sich Gleichberechtigung auf die Fahnen schreiben.

Denn ob und in welchen Ausmaß Frauen am politischen Geschehen beteiligt werden, liegt zuvorderst an den Parteien. Sie bestimmen nicht nur, wer überhaupt zur Wahl steht, sondern bestimmen über den Erfolg der Nominierten, indem sie diesen etwa „sichere“ Listenplätze zuweisen. Etwa in der Hälfte aller Länder der Welt existieren Quotenregelungen, um den Anteil von Frauen in den nationalen Parlamenten zu steigern. Mehrheitlich handelt es sich dabei um parteiinterne Quoten, in vielen Fällen aber um gesetzliche Regelungen wie etwa in Belgien, Frankreich, Portugal oder Slowenien. Wo der Staat sich für unzuständig erklärt, sind die Parteien am Zug. Die schreiben statutarisch fest, wie die Zuweisung von Mandaten zu erfolgen hat.

Das ist auch innerhalb der SPÖ geschehen: Seit 1985 gilt – Johanna Dohnal sei Dank – eine Quotenregelung. Eben weil die österreichische Wahlordnung einen derartigen Automatismus nicht vorsieht, sieht sie die SPÖ selbst vor und garantiert damit ihren Wählerinnen angemessene Vertretung von und durch Frauen. 2010 wurde die Quote im Parteistatut nochmals nachjustiert und hielt fortan fest, dass bei der Nachbesetzung eines Mandats die Quote zu beachten sei. Bundesfrauenvorsitzende Heinisch-Hosek feierte den Beschluss etwas überschwänglich aber durchaus nicht unberechtigt als „historischen Tag für die Sozialdemokratie.“ Heute hört sich das freilich ganz anders an: Die von ihr selbst durchgesetzte Quotenregelung sei nicht mehr als „ein zahnloser Tiger“. Allein: Die Regelung selbst schreibt klar fest, wie Nachbesetzungen zu passieren haben, nur braucht es eine Frauenorganisation die sich zu ihr bekennt und für sie kämpft, statt im Parteivorstand dienstbeflissen einen (und keineswegs den ersten) Beschluss mitzutragen, der der selbstverordneten Quote zuwiderläuft.

Das ist die eine Lehre aus der Causa Ablinger: Die besten Regelungen sind das Papier nicht wert auf dem sie geschrieben stehen, wenn Frauen aus Rücksicht auf die Parteiräson anderen Frauen die Solidarität aufkündigen. Auf den Beistand der Männer brauchen diese – auch das wurde deutlich – jedenfalls nicht zu hoffen. Johanna Dohnal sagte einmal, dass eine Frauenbewegung, die nicht lästig sei, über keinerlei Existenzberechtigung verfüge. Dieses Urteil kann mittlerweile wohl auch für die zahnlose Bundesfrauenorganisation der SP unterschrieben werden. Vom Standpunkt der Frauen ist die Causa Ablinger also in mehrfacher Hinsicht ein Skandal. Die Schmierenkomödie die hier zur Aufführung gelangte, sorgt zu Recht für Ärger. Sie illustriert einmal mehr, dass die SPÖ es mit dem, was sie sonst gerne mit erhobenem Zeigefinger predigt in der Praxis selbst nicht so ernst nimmt. Das ist für jede Bewegung mit einem moralischen Anspruch unweigerlich mit einem schweren Glaubwürdigkeitsverlust verbunden. Was bei alldem aber leicht außer Sicht zu geraten droht: Die Vorgangsweise des SP-Parteivorstandes wirft ein Schlaglicht auf den Zustand der innerparteilichen Konflikt- und Demokratiekultur.

Und dabei kann einem erst recht gruseln. Denn Sonja Ablinger wurde nicht verhindert, weil sie eine Frau ist. Ablingers Wiederbestellung als Nationalrätin wurde torpediert, weil sie sich in der Vergangenheit mehrmals für eine inhaltliche Neuausrichtung der Sozialdemokratie stark gemacht hat – und sich damit auch gegen die Linie der Parteispitze stellte. Auf der Website der oberösterreichischen Landespartei liest man in herzerfrischender Offenheit dann auch: „Offenbar geht es nicht „nur“ um die Einhaltung einer Quotenregelung und die Förderung von Frauen, sondern vielmehr um den Umgang der Partei mit innerparteilichen Kritikerinnen und Kritikern.“ Es ist dieser „Umgang der Partei“ mit kritischen Stimmen der die Basis alarmieren sollte: Wer sich innerhalb der SP für eine Orientierung nach links ausspricht, sich den Grundsätzen und Werten der Sozialdemokratie verpflichtet fühlt und die Führungsriege weniger an Worten als an ihren Taten misst, wird bei nächster Gelegenheit entfernt – und draußen gehalten – koste es, was es wolle.

In seltener Einigkeit ziehen nun sämtliche Jugendorganisationen gemeinsam mit kritischen Teilen der SP wie der Wiener Sektion 8 vor das parteiinternes Schiedsgericht. Doch wie das statutarisch verbriefte Recht der Frauen auf Repräsentanz, verkommt die innerparteiliche Demokratie zur Farce, wenn gilt: wo kein Gericht, da kein Rechtsanspruch. Zuständig für die Einsetzung des Schiedsgerichts ist der Bundesvorstand der SP. Dass eben jener Bundesvorstand, der sich in der Vorwoche noch lässig über die eigenen Statuten hinwegsetzte, sich nun eines besseren besinnt und an demokratiepolitische Spielregeln hält, darf bezweifelt werden.

Kommentar zur Nachbesetzung des Nationalratsmandats von Barbara Blaha, erschienen am 4.9.2014 in der Zeitschrift „Die Furche“

10. September 2014 More

Nachlese zum Frauentag 2014

Pressetext
Am

Freitag, 7.3.2014

findet um 10 Uhr im Radiokulturhaus, Argentinierstraße die

Pressekonferenz der Medienaktivistinnen der Plattform 20000frauen zum Frauentag

statt. Wir präsentieren unter Ausschluss breiter Öffentlichkeit die neue Ausgabe des

Feministischen Satiremagazins Nr.5: MÖSERLREICH

Möserlreich, Satiremagazin der 20000frauen


Fakten zu Fakes: Fast alle Artikel der Satirezeitschrift MÖSERLREICH basieren auf realen Zahlen, Daten und Fakten aktueller österreichischer Medienberichte. In den Artikeln wurden zumeist lediglich die Geschlechter vertauscht, in einigen die Symbole verändert und sämtliche Namen der betroffenen AkteurInnen entfremdet. Das angewandte generische Femininum schließt natürlich alle Männer mit ein.
Die Plattform 20000Frauen weist mit der Ausgabe dieses Satiremagazins auf die langweilige Ödnis bestehender Geschlechterregimes hin, die durch die mediale Weiterverwurstelung das ewig Gleiche herstellt.
Wir erwarten uns nicht nur eine private Emanzipationsrhetorik in den Redaktionen. Wir fordern eine aktive Berichterstattung zur Förderung realer Geschlechterdemokratie! Wir fordern einen kritischen Blick auf herrschende Geschlechterarrangements in Medienprodukten jeden Formats!

Die Plattform 20000Frauen fordert
1. Schluss mit dem allgegenwärtigen Werbesexismus und eine Kennzeichnung von Fotobearbeitung und Manipulation bei Körperdarstellungen.

2. Her mit der geschlechtergerechten Sprache in den verschiedensten Mediensparten.

3. Mehr (Vor)Bilder von starken, selbst bestimmten und verschiedenen Frauen in der Öffentlichkeit – nicht nur Fokussierung auf reich&schön versus (Unterschicht-)Opfer & namenlos &passiv.

4. wir fordern geschlechtersensible Repräsentation von Frauen in den Medien, andernfalls Streichung der einschlägigen Fördermittel wie Presse- oder Publizistikförderung.

5. eine Neubewertung des Nachrichtenwertes muss her: Frauenpolitische Themen müssen auch abseits von wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Zusammenhängen und von Feiertagen als dringlich erachtet werden.

6. für eine deutlich emanzipatorische Medienpolitik & eine Förderung kritischer feministischer Berichterstattung statt der Banalität der Kleinformate und Gratisblätter!

AUS mit der bewusstlosen male-stream Berichterstattung in diesem Land.

Beteiligt Euch. Schreibt. Lest. Mischt Euch ein!

Links
fünfte Ausgabe: Möserlreich

erste Ausgabe: Über.morgen

zweite Ausgabe: Vor.gestern

dritte Ausgabe: Heute.morgen

vierte Ausgabe: Voll.von.gestern

Offener Brief an den ORF betreffend ORF Programmgestaltung FS 8.März/Internationaler Frauentag

Medienkritik zum Frauentag 2014

Fotos Medienaktion zum Frauentag 2014

ORF zur Medienaktion zum 8. März 2014

Aktivistinnen kritisieren Frauenbild in Medien
Morgen ist der internationale Frauentag. Die Plattform „20.000 Frauen“ kritisiert, dass die Bedeutung dieses Tags durch die Medien immer mehr verflacht wird – obwohl wesentliche Forderungen der Frauenrechtlerinnen bis heute nicht erfüllt sind. Vor allem der Boulevard, aber auch Qualitätsmedien würden ständig Rollenstereotype wiederholen.

„Wie Valentinstag, nur kämpferischer“
Die Forderungen nach Lohn- und Chancengleichheit sind mehr als hundert Jahre alt. Dass der Weltfrauentag an diese und viele andere Forderungen erinnern soll, werde immer mehr vergessen, sagt die Universitätslektorin und Aktivistin Ulli Weiß: „Meine Studentinnen in den Gender Studies sagen, der Frauentag ist so etwas wie der Valentinstag, nur ein bisschen kämpferischer.“

1911 sind auch in Wien 20.000 Frauen auf die Ringstraße gegangen, um ihre Rechte einzufordern. Darüber wüssten auch viele Journalistinnen und Journalisten nicht Bescheid, sagt Petra Unger, Mitbegründerin der Plattform „20.000 Frauen“: „Solange die Journalistinnen und Journalisten daran mitwirken, dass diese Geschichte Vergessen gemacht wird, indem sie nicht darüber schreiben und indem sie das nicht prominent in den Vordergrund stellen, wird der 8. März immer mehr verflacht und immer weniger. Wir wollen eine Berichterstattung darüber, was alles noch nicht oder noch nie erreicht war in diesem Land.“

Fordern tägliche Berichterstattung
Die Aktivistinnen der Plattform „20.000 Frauen“ fordern, dass der Weltfrauentag wieder politisch aufgeladen wird und in den Medien politische Kämpferinnen, die den Frauen viele Rechte erkämpft haben, als Rollenbilder sehen.

Die Themen, für die sich diese Frauen einsetzten, wie etwa Frauenrechte, Abtreibung, Gewalt, sollten das ganze Jahr über in den Medien vorkommen. Stattdessen sei die sogenannte Frauenfrage nur rund um den 8. März Thema und das noch dazu kontraproduktiv. Universitätslektorin Weiß fordert: „Wir wollen tägliche Frauenpolitik zum Thema Arbeit und zum Thema Sexismus in diesem Land.“ Die Kritik der Aktivistinnen gilt auch dem ORF: Seit 2007 versuche der Frauenring Mitglied des Publikumsrates zu werden, um eine feministische Position zu vertreten, bisher ohne Erfolg.“

Radiosendung: Beitrag über die autonome FrauenLesbenDemo am 8.3.2014 in Wien auf Radio Orange

Redebeitrag der FrauenLesben für das Selbstbestimmungsrecht der Frau am 8.3.2014 in der autonomfeministischen FrauenLesbenMädchen-Demo in Wien:

NIEDER MIT DER GEWALTKULTUR!
Wenn wir als Feministinnen von Gewalt reden,
dann haben wir gelernt, auch von unserem Widerstand gegen diese Gewalt zu reden.
Wir reden darüber, WO denn diese Gewalt anfängt.
Sie hängt nicht allein an einem körperlichen oder psychischen Übergriff einer andren, zumeist männlichen Person. In der Familie oder auch in der Öffentlichkeit.
Diese Übergriffe und diese Gewalt sind systemimmanent. Von wegen Beziehungstat!

Wenn wir von Gewalt reden, dann reden wir auch von der staatlichen Gewalt und wir reden davon, WIE die Frauen und Mädchen gerade von Staats wegen mit diskriminierenden Gesetzen bei der Stange gehalten wurden, werden bzw. gehalten werden sollen. Und wir pfeifen auf das allzeit bereite, neoliberale Gequatsche davon, dass Frauen ohnehin schon alles, aber auch wirklich alles erreicht haben.
Was wir damit bereden, ist die sogenannte STRUKTURELLE Gewalt! Wir reden davon, dass der Männerstaat, die Männerherrschaft, die Weichen stellt für alle, damit sich nur ja nichts verändert an den Zuständen insgesamt – weltweit.
Wir leben hier in den reichen Metropolen in einem System, wo Frauen nach wie vor nicht das Recht haben, einfach zu existieren. Ohne Zwang zur Arbeit oder, wenn bezahlte Arbeit zunehmend nicht vorhanden ist, ohne einen männlichen Ernährer. Daran ändert auch die sog. Verpartnerung von Homosexuellen oder nicht verheirateten Paaren gar nichts – ganz im Gegenteil. Die strukturelle Gewalt, die sich damit auf einzelne Personen auswirkt, ist uralt und nennt sich Subsidiarität, und die hat mit Liebe absolut nichts zu tun, sondern ist nach wie vor völlig legale Gewalt mit dem Motto: „Frauen und Kinder zuerst!“ Entsorgt ins sogenannte Private! Einfach so. Dazu passt das Verdummungs-Wort „Doppelbelastung“ statt korrekt: „Ausbeutung“. Überall leben der Staat und die Gesellschaft von der Gratisarbeit der Frauen. Und die wird mittels „Subsidiarität“ erzwungen.

Wir wissen aber auch, dass Ehe-Scheidungen überwiegend von Frauen eingereicht werden.
Den Feministinnen wird vorgeworfen, die Stütze Kleinfamilie als Keimzelle von Staat und Religion zerschlagen zu wollen. Ja, das wollen die Feministinnen! Denn wir empören uns schon lange über dieses Scheisssystem und sägen an seinem Bestand.

Wenn wir von Gewalt reden, dann reden wir auch davon:
Die Vorschriften der Sozialhilfe und der nationalen Arbeitseinsatzkommandozentrale, AMS, sind dementsprechend strukturell gewalttätig mittels Gesetzen festgelegt. Da hat sich gar nichts verbessert. Ganz im Gegenteil, der Wandel vom sogenannten „Sozial-Staat“ zum reinen „Fürsorgestaat“ mitsamt seiner Überwachung, Kontrolle und Ausgrenzung ist voll im Gange und trifft in erster Linie Frauen! Von gesellschaftlicher Partizipation kann unter diesen Umständen keine Rede sein! Ein Leben in Abhängigkeit hat Konsequenzen.
Ganz besonders für jene Frauen, die hierher migriert sind oder sich in einem völlig unsicheren Status gegenüber diesem Staat/dieser EU befinden, weil sie z.B. als Flüchtlinge hierher kamen und nur als Anhängsel eines männlichen Asylsuchenden existieren dürfen. Gefangen in einer Beziehung, sind sie ohne eigenen Aufenthaltsstatus ausgeliefert.
Wo für den Staat ein Mann in Sicht ist, transferiert dieses Scheiss-System sie sogleich in den Status einer Art Unmündigen, die von eben diesem Mann, dieser „Familie“ erhalten werden soll. Und will sie da raus, dann ist sie in größten Schwierigkeiten, weil sie noch verbliebene Rechte verliert. Die vorprogrammierte Armut ist sowieso inklusive! Vor Jahrzehnten schon nannten wir diese Zustände „Partnerschaftsfalle“, als der Staatsfeminismus den Frauen die „Partnerschaft“ einreden wollte… anstatt den Frauen Selbständigkeit und Freiheit zu verschaffen.

Die Gewalt und Abhängigkeit von Frauen, von patriarchalischen Schreibtischtätern mittels Gesetzen produziert, ist menschenverachtend und stellt die brutale Ausbeutung von Frauen her, während wie schon gesagt der sog. „Sozialstaat“ beseitigt wird.

Ganz besonders arg ist es daher, wenn die verdrehende Bezeichnung als „ältestes Gewerbe der Welt“ hervorgezaubert wird, dann wenn Frauen und Mädchen nichts andres mehr übrig bleiben soll, als sich für ihr Überleben an Männer und deren Sexualität zu verkaufen. Oder wenn nichts dagegen getan wird, dass tausende und abertausende Frauen jahrein und jahraus von Zuhältern und Mafiaorganisationen unter Mithilfe von Politik, Justiz und Polizei versklavt werden. Den Freiern, die diese Frauenkörper konsumieren, soll jedenfalls bestmöglich kein Haar gekrümmt werden, weil es sich ja um das angeblich „älteste Gewerbe der Welt“, also um das Leben von Frauen in einer patriarchalen Zuweisung hinein in eine Vergewaltigungs-Kultur handelt.

Aber damit nicht genug.
Gewalt gegen Frauen ist es, wenn der Staat sich auch noch ins Intimste einmischen und über die Körper der Frauen bestimmen will. Denn was geht es denn den von Männern dirigierten Staat an, was oder ob sich etwas in der Gebärmutter einer jeden einzelnen Frau befindet? Was geht es den Staat an, wenn eine Frau ungewollt schwanger wurde, warum auch immer, und wenn sie diese Schwangerschaft abbricht. Es geht den männerdominierten Staat überhaupt nichts an, genauso wie es die fanatischen Frömmler mit ihrem organisierten Frauenhass, versteckt hinter den Religionen, etwas angeht, was Frauen mit ihrem Körper machen oder eben nicht. Und wir reden auch davon, wie wir diese Fanatiker und Exorzisten vor den Abtreibungskliniken dort wieder weg bekommen. Es ist klar, dass sie von den religiösen Führern nicht nur des Vatikans gestützt werden und auch diverse Parteien diese Seilschaften unterstützen.

Wir reden, wenn wir von Gewalt reden, auch von den Zurichtungen, die Frauen und Mädchen erdulden sollen. Ein Blick in Zeitungen, Internet und TV genügt ja, um das tägliche Trommelfeuer dieses patriarchal-kapitalistischen Systems zu sehen und zu hören.
Wir reden über die Gewalt durch Schönheits- und Körperdiktate, wir reden über den Schlankheitswahn und den Selbsthass, der ja nicht vom Himmel fällt. Wir wissen, dass sich Frauen im öffentlichen Raum immer noch nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit, wo immer sie es wollen, aufhalten können. Wir reden über sexuelle Gewalt an Frauen und Kindern und die schamlose Diskriminierung der Frauen und des weiblichen Geschlechts in der monströsen Pornoindustrie, die auf Kosten der Frauen nicht nur Milliarden verdient, sondern auch noch den Mädchen wie auch den Burschen eintrichtern will, WIE Sexualität auszusehen hat. Und welche armselige Rolle dabei alle Frauen spielen sollen.

Wir reden, wenn wir von Gewalt reden, darüber, dass Frauen und Mädchen noch immer tag- täglich sehr effektiv in ihre Schranken gewiesen werden. Mal offensichtlicher, mal nicht sogleich durchschaubar. Und wir wehren uns auch tagtäglich dagegen und zwar auf der ganzen Welt!
Denn die Frauen- und die Lesbenbewegungen international sind Befreiungsbewegungen!
Gegen die herr-schende Ordnung der Welt!

Wie sieht unser gemeinsamer, organisierter Widerstand aus? Was sollen wir uns noch alles als „Demokratie“ verkaufen lassen, wenn wir es doch letztendlich mit einem Diktat von Männern zu tun haben, wo wir alle nur draufzahlen? Warum sollte es denn für uns Frauen erstrebenswert sein, den Männern und ihrem System gleich zu werden, was uns dann als Gleichberechtigung verkauft wird!? Womöglich noch als vorgezeigte Powerfrau, die die ganz reale Ausbeutung so schön unter einen Hut bringt und daher so „erfolgreich“ und karrierebewusst ist? Diese Frauen dienen als Role-Modells zur Aufrechterhaltung eines menschenverachtenden Systems.

Wenn wir von Gewalt reden dann auch davon:
Der Männer-Staat und diese EU, pudeln sich schnell auf gegen Gewalt, wenn da mal ein paar Scheiben bei Protesten in Bruch gehen, aber sie haben keine Hemmungen uns mit aller Staatsmacht zu bespitzeln, gemeinsam mit Verbündeten, nach Strich und Faden, um uns nach wie vor zu be-herr/schaft-en. Sie ziehen um Europa eine Mauer, sie installieren polizeiliche und militärische Gewalt und Kontrolle und Repression, wo immer sie sie brauchen können und schieben den Reichen und den Banken die Kohle in den Arsch, während Millionen von Menschen überhaupt keinen Zugang mehr zur Ware Geld haben, obwohl sie täglich schuften! Es ist Zeit, das Geld abzuschaffen und die Besitzverhältnisse drastisch auf den Kopf zu stellen! Was uns fehlt ist radikalste Umverteilung!
Wir leben als Frauen und Mädchen in einer kaltblütigen Gewaltspirale und wir haben noch einen langen Weg vor uns, um daran global etwas zu ändern. Aber eines Tages ist der Krieg gegen die Frauen vorbei!!!

Wenn die Frauen es sind, die diese Gewaltspirale aushalten und in Wahrheit es die Frauen – und nicht wie vorgegaukelt die Männer – sind, die überall das Überleben garantieren, dann sind sie auch zur gemeinsamen Revolution fähig! Die 1000den Jahre der Ausbeutung, Gewalt und Unterdrückung der Frauen sind vorbei. Die Revolution der Frauen ist unausweichlich!
Be proud when your Sisters are fighting! Viva la Revolucion Feminista!

Redebeitrag zum Download als pdf
Foto von Demo zum 8. März 2014, ©Maria Zimmermann

6. März 2014 More

Obsorgedebatte

Interview

von Claudia Aurednik mit Irma Zenacek und Brigitte Hornyik für progress, Magazin der österreichschen Hochschülerschaft:
„Da werden Gewalttäter bedient.“

“_*Flashmob

gegen die gemeinsame Obsorge durch Gerichtsurteil!*_
_*Dienstag, 20.11., 13h30, vor dem Parlament*_

Video vom Flasmob

Berichterstattung auf dieStandard.at

Bilder vom Flashmob (©Bettina Frenzel)

Flashmob gegen gemeinsame Obsorge durch Gerichtsurteil verordnet

Flashmobfotos ©bettina frenzel

An diesem Tag findet um 14h ein ExpertInnen-Hearing zum neuen Kindschafts- und Namensrecht statt. Kernpunkt: Gemeinsame Obsorge soll auch gegen den Willen z.B. der Mutter durch Gerichtsurteil erzwungen werden können. Wie soll das gehen? Die Bedenken, die zahlreiche Organisationen dagegen in der Begutachtung vorgebracht haben, wurden nicht berücksichtigt. Die Plattform 20000 Frauen ruft daher zu einer Aktion vor dem Parlament auf: Wir werden zeigen, wohin richterlich angeordnete Gemeinsamkeit führen kann!

Kommt und protestiert – jede Stimme zählt!

Presseaussendung dazu: Hier zum Download
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Keine gerichtlich verordnete gemeinsame Obsorge…
…wenn Eltern sich streiten oder nichts mehr miteinander zu tun haben wollen!

Neuer Gesetzesentwurf in Begutachtungsphase
Derzeit wird das Kindschafts- und Namenrecht reformiert und in Zusammenhang damit  auch die Obsorge neu geregelt. Der Gesetzesentwurf befindet sich gerade in der Begutachtungsphase, siehe:
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/ME/ME_00432/index.shtml

Gerichtlich verordnete gemeinsame Obsorge
Am 10.10.12 präsentierten die Ministerinnen Gabriele Heinisch-Hosek und Beatrix Karl den neuen Gesetzesentwurf. Dieser beinhaltet u.a., dass bei strittigen Scheidungen und bei nicht-verheirateten Eltern die gemeinsame Obsorge auch gegen den Wunsch eines Elternteils von Gerichten angeordnet werden kann. Damit werden den Gerichten sehr komplexe und sensible Bereiche betreffende Prüfungsverfahren zugemutet, obwohl sie derzeit schon massiv unter Personalmangel leiden, und davon auszugehen ist, dass Richter und Richterinnen auf Grund ihrer Ausbildung keine Fachleute in familiären Fragen sind.

Negative Auswirkungen – Gewalt, Traumatisierung
Das Gericht kann künftig die gemeinsame Obsorge für sechs Monate anordnen, wenn die miteinander in Streit liegenden Elternteile keine gemeinsame Vereinbarung treffen. Viele Fraueneinrichtungen schlagen hier Alarm. Bei Gewaltbeziehungen ist der Schutz vor dem Gewalttäter das vorrangige Ziel nach der Trennung. Die im Gesetz vorgesehene Regelung prolongiert hingegen die Gewalt. Müttern und ihren Kindern wird zugemutet, sich mit gewalttätigen Männern und Vätern, die das alleinige oder gemeinsame Sorgerecht beantragen, auseinanderzusetzen (Familien-, Eltern- und Erziehungsberatung kann angeordnet werden). Nach Meinung von ExpertInnen wie PsychotherapeutInnen wird sich eine gerichtlich verfügte gemeinsame Obsorge im Konfliktfall keinesfalls zum Wohle des Kindes auszuwirken. Es wird ein drastisches Ansteigen an traumatisierten Kindern und Jugendlichen befürchtet.
„Ein gewalttätiger Partner und Vater hat vor allem im Sinne des Schutzes des Kindeswohls seinen Anspruch auf das Sorgerecht verwirkt. Das muss in den neuen Regelungen des Familienrechts garantiert sein.” (Verein Autonomer Österreichischer Frauenhäuser, Presseaussendung 12.10.12)

Veränderungen im vorliegenden Gesetzesentwurf gefordert
Im Gesetzesentwurf ist ein wesentlicher Aspekt – die Frage nach der Verantwortung für Betreuung und Erziehung der Kinder v o r der Trennung – nicht entsprechend berücksichtigt. Es muss gewährleistet sein, dass dieser Punkt in richterlichen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielt.
Eine Lösung der Konflikte zwischen den Beteiligten ist anzustreben, noch b e v o r die Gerichte eingeschaltet werden – etwa in Form einer Schlichtungsstelle.
Die richterlich verordnete gemeinsame Obsorge darf nicht Gesetz werden! Wenn sich die Elternteile einig sind, brauchen sie weder Urteil noch Gericht, und bei Uneinigkeit und Konflikten ist es für alle Beteiligten besser, wenn ein Elternteil allein verantwortlich ist. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen eine klare Orientierung, wer Entscheidungen trifft!

Politisches Engagement jeder/jedes Einzelnen ist gefragt
Am 5. 11. endet die Begutachtungsfrist. Danach wird das Gesetz ehest möglich beschlossen. Jede einzelne Stimme dagegen zählt – deponiert diese bei möglichst vielen einflussnehmenden Politikerinnen!
Sollte die gemeinsame Obsorgeregelung nicht entschärft werden, rufen wir für den Tag der Beschlussfassung im Ministerrat zu einer Protestaktion am Ballhausplatz auf! (Infos dazu auf der Website)

Position der Plattform 20000frauen zum Gesetzesentwurf

Begutachtungsentwurf und Stellungnahmen auf den Parlamentsseiten

Text aus „Volksstimme“, Ausgabe Oktober 2012

Aktuell entstandener Blog zum Thema und zum Mitreden: Mütter ohne Rechte

Praxisbeispiele: Obsorge und Besuchsrecht, Beratungspraxis

Text vom Frauenforum Gänserndorf zur Gemeinsamen Obsorge

Flugblatt zum Download: Flugblatt gemeinsame Obsorge


Obsorge und Frauenrecht: Die Zweifel bleiben, Christa Pölzlbauer / Kommentar der anderen, Der Standard vom 4.11.2012

Stellungnahme des Österreichischen Frauenrings
Presseaussendungen zur Obsorge-Frage

Aktuelle Presseaussendung des Österreichischen Frauenrings zur Einigung in Sachen Obsorgeregelung, 10.10.2012

Vom Verein AÖF:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20121012_OTS0133

Bundesverband Österr. Kindesschutzzentren:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20121010_OTS0267

Die Grünen:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20121010_OTS0190

SPÖ/Andrea Mautz:
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20121010_OTS0135

17. Oktober 2012 More

Im Zentrum am 13.05.2012 Zum Thema “ Karrierefrauen gegen Super-Glucken. Wer sind die besseren Mütter?“

OFF Sprecher (ORF)
Heute Abend im Zentrum: Karrierefrauen gegen Super-Glucken. Wer sind die besseren Mütter? „Im Zentrum“ mit Ingrid Thurnher.

Thurnher Ingrid (ORF)
Meine Damen und Herren, ich heiße Sie ganz herzlich willkommen. „Im Zentrum“ am Muttertag, einem Tag an dem unzählige Gedichte aufgesagt wurden, im Idealfall das Frühstück ans Bett geliefert wurde und Selbstgebasteltes aus Kinderhand die Mutter erfreuen sollte. Hinter all diesen Huldigungen geht an allen anderen 364 Tagen des Jahres die ideologische Debatte um die Rolle der Mutter mit unverminderter Heftigkeit weiter. Und da geht es um die Frage, wie weit verträgt sich Mutterschaft mit Karriere? Ist man gleich eine Rabenmutter, wenn man sein Kind schon früh einer Fremdbetreuung überlässt? Und wie viel Mutter braucht eigentlich ein Kind? Fragen mit viel politischem, ideologischem und gesellschaftlichem Zündstoff. Und darüber reden wir heute mit diesen Gästen:

OFF Sprecher (ORF)
Eva Dichand – die Herausgeberin der Gratiszeitung „Heute“: In einem freien Land sollte jede Frau die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden. Die Autorin Eva Herman, die mit ihrem Buch „Das Eva-Prinzip“ für viel Aufsehen gesorgt hat meint, eine Mutter ist kein Heimchen am Herd, sondern sie hat eine Lebensaufgabe: Mütter, lasst Euch wieder wertschätzen. Zum Aufstand der Rabenmütter ruft Zeit-Kolumnistin Jutta Hoffritz in ihrem Buch auf: Ich widersetze mich seit der Geburt meines Sohnes tapfer dem Baby-Yoga, dem Early English und allen anderen Angeboten der Mutterbeschäftigungsindustrie. Die FPÖ-Politikerin Barbara Rosenkranz ist zehnfache Mutter und überzeugt: Selbstbewusste Weiblichkeit und fürsorgliche Mütterlichkeit sind kein Widerspruch. Sabine Oberhauser: Die ÖGB-Vizechefin ist der Meinung: Kind und Karriere dürfen kein Gegensatz sein.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich beginne heute Abend – meine Damen und Herren – mit einer Frau, die keine öffentliche Funktion hat, keine Bücher schreibt, aber sich um sechs Kinder kümmert – noch nicht, sagen Sie – um sechs Kinder kümmert, davon sind vier Ihre eigenen, zwei haben Sie sozusagen angeheiratet.

Siller Bärbel (Privat)
Dazugewonnen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Dazugewonnen. Wie Sie sagen, Sie sind eine überzeugte Vollzeitmutter. Glauben Sie, dass Ihre Kinder deswegen, weil Sie immer rund um sie sind, später mal ein besseres Leben haben werden?

Siller Bärbel (Privat)
Also ich maße mir nicht an irgendwie zu werten. Ich denke mir, wir sind alle Mütter, die das Beste für ihre Kinder wollen. Und ich fühle es einfach so, dass ich für meine Kinder mindestens einmal drei Jahre lang immer da sein möchte. So habe ich das immer gehalten. Ob es besser ist – das will ich nicht werten. Aber ich fühle es einfach so, und ich denke mir, das wird man später einmal hören, was die Kinder sagen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Also da geht es jetzt einmal vor allem um das, was Sie gerne möchten, weniger um das, wo Sie glauben, das ist für die Kinder das Bessere?

Siller Bärbel (Privat)
Ich glaube also schon, dass für die Kinder – ich empfinde es so, dass es für die Kinder sicher nicht so gut ist, wenn man sie ganz früh in eine Krippe gibt. Ich würde also auch Kinder deswegen – ich bekomme Kinder deswegen, weil ich sie auch gerne sehe, wie sie aufwachsen. Und ja, also ich denke mir, es ist auch ein bisschen Egoismus dabei, weil ich möchte es einfach sehen, ich möchte es fühlen, ich möchte dabei sein einfach, wenn sie alle möglichen Dinge lernen und wiedergeben und das ist einfach was Wunderschönes.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie ein Misstrauen gegenüber – zum Beispiel – staatlichen Betreuungseinrichtungen, Kindergärten, Kinderkrippen, Tagesmütter oder ähnlichem?

Siller Bärbel (Privat)
Also ich denke mir, Misstrauen hat jede Mutter, wenn sie ihr Kind mal aus der Hand gibt. Ein gewisses Gefühl des Misstrauens ist immer wieder da. Aber ich denke mir, vorher schaut man sich das ja an. Also ein großes Misstrauen besteht nicht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie nie vermisst, sich auch beruflich verwirklichen zu können in irgendeiner Art und Weise?

Siller Bärbel (Privat)
Also ich war ja unfreiwilligerweise auch alleinerziehend und ich musste oder durfte arbeiten – extern bezahlt, möchte ich mal sagen. Momentan arbeite ich intern unbezahlt. Und ich habe das sehr wohl genossen. Ich habe also mehrere Berufssparten auch kennengelernt und damals zwei Kinder daneben gehabt und ich weiß, wie das für mich war. Und das war teilweise sehr schwierig.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und Sie haben ein Schild mitgebracht, das Sie noch schamhaft verbergen, aber wir wollen es uns deswegen gerne anschauen, weil es ein bisschen auch das glaube ich zeigt, was Sie für sich in Anspruch nehmen als Mutter.

Siller Bärbel (Privat)
Ja, ich denke mir einfach, ich möchte mir nicht immer wieder anhören müssen, arbeitest Du? Weil ich arbeite. Ich arbeite oft 24 Stunden am Tag, und ich komme jetzt gerade von einer Intensivbetreuung. Meine Kinder – zwei meiner Kinder – hatten Feuchtblattern und ich musste also rund um die Uhr tätig sein.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut. Also wir sehen hier die Firma Mama GmbH. Rund um die Uhr kalte, warme Speisen, sämtliche Reinigungsarbeiten, Beratung in Beziehungs-, Schul- und Erziehungsfragen, Serviceleistungen aller Art. Geschäftszeiten 24 Stunden täglich. Glauben Sie im ernst, dass es für Ihre Kinder einen Unterschied ausmacht, ob Sie die Reinigungsarbeiten durchführen oder jemand anderer zum Beispiel?

Siller Bärbel (Privat)
Nein, das glaube ich nicht. Aber ich denke mir, eine Mutter ist einfach überhaupt nicht ersetzbar. Vielleicht kurzfristig. Aber generell nicht. Das ist einfach meine Überzeugung.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich danke Ihnen vorerst, Frau Siller.

Thurnher Ingrid (ORF)
Eine Mutter ist nicht ersetzbar, sagt die überzeugte Vollzeitmutter Bärbl Siller. Frau Dichand, Sie halten sich schon für teilweise ersetzbar, oder? Sie sind eine Fulltime Managerin, haben drei Kinder, das jüngste ist gerade einmal zwei.

Dichand Eva (Heute)
Also prinzipiell sind Mütter und Väter nicht ersetzbar und Kinder brauchen einmal beides, glaube ich, eine Mutter und einen Vater. Und ich habe das große Glück, dass ich einen Mann habe, der sehr viel mit den Kindern macht. Der ist ja auch Chefredakteur einer großen Zeitung, was den Vorteil hat, dass der nicht so wie Anwälte bis neun oder zehn am Abend arbeitet, sondern nach dem ersten Andruck einmal nachhause gehen kann. Und ich muss ehrlich sagen, ich arbeite jetzt seit dem dritten Kind weniger. Ich habe einen Geschäftsführer und Partner, mit dem ich ausgemacht habe – muss man sich mal vorstellen, dass das jemand macht, in dem ganzen Stress, den wir haben, dass ich alle Schulferien zuhause bin. Also diese Herbstferien, Weihnachtsferien, Silvester, Osterferien – ist relativ viel.

Thurnher Ingrid (ORF)
Also wie eine Lehrerin eigentlich.

Dichand Eva (Heute)
Ja, genau. Nur dass ich dazwischen glaube ich etwas mehr arbeite und eigentlich auch dann ein bisschen arbeite. Und sozusagen ich habe einen Mann gehabt, der das von Anfang an unterstützt hat und zwar folgendermaßen, indem er eigentlich am Anfang die Kinderbetreuung gezahlt hat, weil ich hätte mein Kind nicht in eine Kinderkrippe gegeben, wo ein Betreuer auf fünfzehn Kinder aufpasst und die sind drei Monate alt.

Thurnher Ingrid (ORF)
Da gibt es eine Nanny oder so was in der Art.

Dichand Eva (Heute)
Ja, das kann man ruhig sagen, das gehört in Österreich einmal gesagt, weil das ist eine Tatsache, dass Menschen, die sehr erfolgreich sind, sehr viel arbeiten und wenn du selber fünfzig Stunden arbeitest, wirst du mit einem Kindergartenplatz, der um 16 Uhr spätestens aus ist – wenn du überhaupt einen kriegst – nicht weit kommen. Also ich hatte bei den ersten zwei Kindern eine Maternity Nurse. Ich bin eine Woche nach dem Spital – also direkt vom Spital wieder ins Büro gegangen. Also so ein 24 Stunden mit perfekter Ausbildung. Ich habe zwei fix angestellte Nannies – eine Deutsche und eine Englische – die im Radl arbeiten, weil ich eben unter der Woche sehr viel arbeite. Ich gehe zu Mittag nachhause – also das ist der Luxus, den ich mir gönne – auch da wird gekocht. Also ich koche nicht, sondern ich esse dann mit den zwei Kleinen, die vom Kindergarten zurück sind. Also es ist sehr viel Einteilungssache. Man hat eigentlich dieses schlechte Gewissen schon, aber ich habe es nicht so extrem, weil ich weiß, dass die Kinder sehr, sehr gut betreut werden. Das ist wichtig.

Thurnher Ingrid (ORF)
Also schlechtes Gewissen ja, aber gut abgesichert durch einen Haufen Kräfte, die sich darum kümmern.

Dichand Eva (Heute)
Also mein Kindermädchen, das ist eine ausgebildete Pädagogin, ist also unglaublich toll im Türmchenbauen und Basteln. Ich bin irrsinnig schlecht im Türmchenbauen und Basteln, weil ich nur zwanzig Minuten Geduld habe und nicht zwei Stunden, also das ist irgendwie ausgesourct worden. Ich mache halt dafür dann andere Dinge mit den Kindern. Aber es ist schon natürlich kein normales Leben. Das kann man jetzt nicht mit jemandem vergleichen, dem nichts anderes übrig bleibt als sein Kind jetzt in eine Kinderkrippe zu geben, weil er halt nicht einen Mann hat, der das am Anfang zahlt, bis man selber so viel verdient, dass man es dann selber zahlen kann.

Thurnher Ingrid (ORF)
Eine ganz andere Familiengeschichte, Frau Rosenkranz, haben Sie hinter sich. Man muss ja sagen, wenn man Ihr Leben betrachtet von außen – soweit man das kann – Sie haben zehn Kinder, haben eine beachtliche politische Karriere gemacht, sind also eigentlich eine Karrierefrau, wenn man so will. Ihr jüngstes Kind ist gerade einmal – glaube ich – knapp über zehn. Und Ihnen war offenbar die Karriere am Ende doch wichtiger als die Kinder? Oder wie ist das zu interpretieren?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Nein. Wenn ich hier reihen müsste, wären ganz klar die Kinder das Wichtigste. Übrigens: Im morgen erscheinenden „Profil“ – die so wunderbare Mezzosopranistin Elina Garanca sagt das: Wir, die Frauen der jungen Generation im Unterschied zu Generationen vorher, setzen das Kind an erste Stelle und wie sie es genossen hat, also diese Zeit mit dem Kind zu verbringen. Und singen ist für sie nur mehr, sagt sie – eine wunderbare Sängerin – die zweitwichtigste Aufgabe auf der Welt. So würde ich das einmal auf jeden Fall auch sehen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Aber wären Sie jetzt zwanzig Jahre lang bei Ihren Kindern zuhause geblieben –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich bin fünfzehn Jahre lang bei meinen Kindern zuhause geblieben und heute waren am Muttertag Gott sei Dank alle wieder da und wir haben natürlich diesen Auftritt heute Abend diskutiert und dann vor allem mit meinen Töchtern – es sind sechs Töchter – und die haben gesagt, richte bitte eines hier aus – und das mache ich hiermit: Wir jungen Frauen wollen uns nicht von der Politik sagen lassen, wie wir die Einteilungen treffen was Familie und Beruf betrifft, wie wir uns mit unserem Partner arrangieren, wir können das ganz alleine. Und vor allem meine älteste Tochter, die Mutter von drei Kindern ist mittlerweile, aber auch ihr Studium abgeschlossen hat jetzt noch schwanger mit dem dritten Kind, das Kleine ist drei Monate alt sagt, ich möchte mir nicht sagen lassen, wann ich mein Kind außer Haus gebe. Ich möchte das selbst entscheiden, wann ich in den Beruf zurückkehre, ich muss das beurteilen können, ich bin ja die Betroffene, wann ich es meinem Kind zumuten kann. Und ein Wort zu dieser wunderbaren Vollzeitmutter – sie hätte übrigens Präsident Obamas volle Unterstützung in dieser Debatte in Amerika. Das war eine ganz eine feine Geschichte, wie man Frau Romney angegriffen hat, dass sie in ihrem Leben noch keinen Tag gearbeitet hätte, hat sie dann gesagt, ich habe fünf Buben erzogen und glaube mir, das war harte Arbeit. Und Obama musste sofort und ist sofort beigesprungen und hat gesagt, Mutter sein, Kinder zu erziehen ist der härteste Job auf der Welt. Das war eine wunderbare Sache. Also ich sehe absolut auch diese Position. Man will mit seinen Kindern leben. Aber um es abzurunden: Das Wichtigste ist wohl, hier nicht gegeneinander zu spielen, wie im Titel dieser Sendung natürlich schon ein bisschen probiert wird. Hier Karrierefrau – und das ist doch sehr positiv besetzt – und hier Super-Glucke, das ist so eine dumme Henne so irgendwo ein bisschen, die auf ihrem Kind draufsitzt und brütet. Also ich halte diesen Gegensatz für konstruiert. Ich glaube, weibliche Persönlichkeiten umfassen mehr. Und die Lebenserwartung eines heute geborenen Mädchens ist hundert Jahre. Es sollte möglich sein, wenn die jungen Frauen es wünschen, ein paar Jahre auch für die Familie exklusiv zu reservieren.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, fragen wir einmal die Frau Hoffritz: Haben Sie auch das Gefühl, dass dieser Gegensatz konstruiert ist? In Ihrem Buch, der Aufstand der Rabenmütter, kommt ja mehr heraus, dass Sie – berufstätige Mutter eines Kindes – sich manchmal schon ein bisschen als solche hingestellt fühlen, weil Sie berufstätig sind.

Hoffritz Jutta (Privat)
Also man wird dann immer gefragt, wie geht das denn und du hast doch jetzt das Kind. Also um es zu korrigieren: Ich habe drei Kinder. Zwei große Töchter geheiratet, die sind schon sehr gut erzogen in mein Leben getreten. Und richtig interessant wurde es, als ich meinen Sohn geboren haben und dann kamen diese Fragen alle und ja, dann habe ich auch Bekanntschaft gemacht mit PEKIP und Triple P und all diesen anderen wunderbaren Erziehungstrends, ich weiß nicht, ob das in Österreich auch so modern ist, dass man sein Kind im dritten Lebensmonat zum Early English tragen muss. Also in Deutschland ist das sehr en vogue. Und ja, so musste ich mich notgedrungen damit auseinandersetzen und musste mich rechtfertigen dafür, dass ich gar nicht mal Karriere machen wollte. Ich wollte einfach nur ganz normal weiter arbeiten. Ich bin Redakteurin. Ganz normale Schreibkraft. Also ich weiß nicht, ob man das schon als Karriere bezeichnen kann. Aber ja, ich wollte weiter arbeiten. Und ich wollte zu der Zeit sogar ein Buch schreiben. Eigentlich ein ganz anderes. Und dann habe ich mit meiner Buchagentin telefoniert, und dann sagt Sie, Frau Hoffritz, meinen Sie denn, dass Sie das jetzt schaffen noch ein Buch zu schreiben, weil Sie haben doch das Kind bekommen und dann wollen Sie doch demnächst wieder arbeiten. Und dann sage ich, ja, das stimmt, aber wissen Sie, ich bin eine Rabenmutter. Sagt Sie, was ist das denn, eine Rabenmutter? Die Buchagentin hat kein Kind. Und dann sage ich, wissen Sie, wir gehen nicht zum Baby-Yoga, ich mache auch kein Early English und wenn man das alles nicht macht, sondern sich einfach nur ganz normal mit dem Kind befasst, dann hat man abends schon viel Zeit übrig, weil man geht ja nicht mehr aus – oder selten. Und dann sagt sie, Baby-Yoga? Was ist das denn? Dann habe ich es ihr erklärt, dass es irgendwie in deutschen Großstädten Yoga-Studios gibt, wo man mit seinen gerade frisch geworfenen Kindern hingeht und mit denen Yogaübungen macht oder Early English, wo man das Kind im Maxi-Cosi hinträgt. Also Bildungstourismus in der Baby-Trage. Und da haben wir beide herzlich gelacht und dann haben wir beide länger telefoniert als wir ursprünglich geplant haben und am Ende hatten wir die Idee für ein Buch geboren. Ursprünglich wollte ich eigentlich über Gesundheitspolitik schreiben. Aber dann habe ich während ich eigentlich über Gesundheitspolitik schreiben wollte, hatte ich dann irgendwie so das Exposé für dieses Buch gescribbelt und mir gedacht, eigentlich müsste dieses Buch jetzt doch zuerst geschrieben werden, weil offenbar muss man das ja immer noch erklären. Und umso mehr jetzt wo es diese ganzen wunderbaren Angebote der Mutterbeschäftigungsindustrie gibt und man sich nicht nur rechtfertigen muss, wenn man das Mörchenbreichen nicht selbst püriert, sondern wenn man dann dem Kind auch noch das Baby-Yoga vorenthält. Ja, und dann habe ich – sie hat das Buch recht schnell verkauft und dann musste ich es schreiben.

Thurnher Ingrid (ORF)
Frau Herman, finden Sie, dass die Frau Hoffritz eine Rabenmutter ist?

Herman Eva (Privat)
Also ich glaube, dass Frau Hoffritz den Begriff Rabenmutter anders interpretiert als es eigentlich der Fall ist. Weil Rabenmütter sind eigentlich die Mütter, die ihre Kinder eher vernachlässigen in Anführung und arbeiten gehen und die Kinder weggeben. Das sind die Rabenmütter. Sie werfen den Mörchenbrei und das Baby-Yoga in einen Topf. Die Mutter, die zuhause ist, kocht das Mörchen klein und püriert es für das Kind und macht es gerne. Aber muss nicht unbedingt zum Baby-Yoga. Ich glaube auch, dass das Baby-Yoga ein bisschen ein Lifestyle-Problem ist, mit dem nicht jeder konfrontiert wird. Also – wir leben beide in Hamburg und ich sah mich nicht gezwungen dazu.

Hoffritz Jutta (Privat)
Ich glaube, es ist auch eine sehr junge Mode. Und ich muss sagen, als ich dieses Buch geschrieben habe, sprach ich mit meiner Cousine, die ist fast auf den Tag genau so alt wie ich und bis zum Abitur waren unsere Lebensläufe so – wie soll ich sagen? – die glichen sich wie ein Ei dem anderen und dann hat sie eine Ausbildung gemacht und danach vier Kinder bekommen und ich habe studiert und ab und zu treffen wir uns wieder in dieser kleinen bayrischen Stadt und bereden unser Leben, und dann sagt sie, Du hast ein Buch über Kindererziehung geschrieben, ist ja interessant, erzähl doch mal und erzähle mir doch vor allem, was ist Baby-Yoga und Early English und PEKIP? Und da dachte ich –

Dichand Eva (Heute)
Aber da gibt es ja noch viel mehr, da gibt es ja lauter so Sachen –

Hoffritz Jutta (Privat)
Ja, es gibt noch viel mehr. Aber ich war angenehm überrascht, dass man in Deutschland vier Kinder großziehen kann – und es sind prächtige Kinder, muss man sagen – und man kennt PEKIP nicht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Erklären Sie doch mal für uns diesen Begriff PEKIP?

Hoffritz Jutta (Privat)
Das klingt als wäre es ein Programmierkurs. Und so ähnlich ist es auch. Es ist der Programmierkurs für die Software des neugeborenen Kindes. Man geht also in einen gut beheizten Raum. Mütter und Kinder sind leicht bekleidet. Und Mütter singen und beugen und strecken die Muskeln ihrer Kinder im Takt zu der Musik und dann wird Ringelreihe getanzt. Also wenn man den Film „Drei Männer und ein Baby“ heißt der Film, glaube ich, gesehen hat, dann diese kondenswasserbeschlagenen Fensterscheiben des Berliner Hinterhofes gesehen hat, hinter dem der Mutter-Kind-Kurs stattfindet, dann weiß man ungefähr, wie –

Dichand Eva (Heute)
Das ist mehr Beschäftigungstherapie für die Mutter, oder?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Das betrifft eh nur eine sehr schmale Schicht.

Hoffritz Jutta (Privat)
Es sind die Urban Mums, das stimmt. Aber da bin ich nun zufällig reingeraten. Man kann auch sagen, es sind die ältlichen Akademiker-Mütter, die irgendwie ihre Karriere dann kurz unterbrechen und dann ihre ganze Ambition auf das Kind projizieren. Aber wenn man wie ich in einer Großstadt lebt und dann mit 39 ein Kind bekommt, dann wird es an einen herangetragen. Also man kann in keiner deutschen Großstadtklinik einen Geburtsvorbereitungskurs machen – das machen ja dann irgendwie alle – ohne dieses Prospekt in die Hand gedrückt zu bekommen.

Herman Eva (Privat)
Also ich widerspreche. Ich bin auch 39 gewesen und aus der gleichen Stadt, in der Sie jetzt auch leben. Und ich bin drum herum gekommen und nicht einmal konfrontiert worden. Ich glaube auch, dass das wirklich ein Luxusproblem ist, also dass das jetzt kein Problem ist, das unsere Zuschauer, die hier zuschauen, wo die Mutter die Kinder jetzt gerade ins Bett gebracht hat und den Tag fertig hat, dass die das jetzt unbedingt nachvollziehen kann.

Dichand Eva (Heute)
Ja, aber ich glaube, es ist schon eine Art Leistungsgesellschaft, wo man immer früher immer mehr will von den Kindern. Also das ist ja jetzt nur ein teurer Kurs. Aber es ist ja genauso, dass die Leute beginnen, was weiß ich, die Kinder müssen schon mit drei Eislaufen können. Meine Mutter hat immer gesagt, das ist so lächerlich, wenn die Leute die Kinder trainieren bis zwanzig zu zählen wenn sie drei sind und gerade einmal irgendwas reden können. Wenn sie es dann mit fünf innerhalb von einer Stunde lernen. Also das ist, glaube ich ein bissl, dieses dass man halt alles immer früher will mit immer tolleren Methoden.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich will das noch ein bisschen einfangen, weil wir über die Kinder später auch noch mit einer Expertin reden, die wir hier im Studio haben, und noch ein bisschen bei der Mütterrolle bleiben. Frau Oberhauser, Sie haben zwei Kinder, haben eine Karriere gemacht – das muss man einmal sagen – Sie sind Ärztin, Abgeordnete, mittlerweile Vizepräsidentin des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, einer großen, mächtigen Organisation. So eine Karriere macht sich auch nicht so ganz nebenbei. Haben Ihre Kinder darunter gelitten, glauben Sie? Oder haben Sie ein schlechtes Gewissen haben müssen in Ihrem Leben als Mutter?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Also ob meine Kinder darunter gelitten haben, müsste man meine Kinder fragen und nicht mich. Ich bin bei der Diskussion, dass wir hier sehr viel aus dem eigenen Egoismus auch diskutieren und die Frage, ob das mir gut tut oder ob ich ein schlechtes Gewissen habe ist die eine Sache. Die Frage ist, was ist gut für meine Kinder.

Thurnher Ingrid (ORF)
Reden wir einmal über ihr Gewissen ganz kurz.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Das schlechte Gewissen hat man immer wieder. Und zwar nicht aus dem Grund, dass ich meine Kinder vernachlässige, das habe ich nie gehabt. Aber es trifft einen – meine Kinder sind groß, sie sind 24 und 22, zwei prächtige, tüchtige Mädchen, ich habe beide Modelle probiert. Bei der Großen war ich drei Jahre zuhause, weil ich auf meinen Turnus-Platz gewartet habe. Und bei der Kleinen bin ich arbeiten gegangen wie sie 9 Monate alt war. Sie sind beide gleich gut entwickelt, sie haben beide die gleichen Voraussetzungen. Das heißt, beide Modelle probiert, beides gut zu vergleichen. Natürlich trifft es einen, wenn man merkt, dass die Kinder auch andere Ansprechpartner haben. Aber Hauptsache sie haben auch andere Ansprechpartner. Das ist nicht, glaube ich, das Privileg der Mutter alleine, so die einzige Ansprechpartnerin für Sorgen und Kummer und für Dreckwäsche und Mundabtupfen zu sein. Und was ich noch sagen möchte, was mir bei der ganzen Diskussion – wir führen hier eine extrem privilegierte Diskussion, ja?

Dichand Eva (Heute)
Manche haben überhaupt keine Möglichkeit, die müssen arbeiten gehen, ob sie wollen oder nicht.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Eine extrem privilegierte Diskussion über die Frage, ob ich arbeiten gehen will entscheidet sehr viel die Lebensrealität von Frauen. Und Sie haben gesagt, Rabenmütter sind die, die arbeiten gehen und ihre Kinder zuhause –

Herman Eva (Privat)
In Anführungsstrichen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Wurscht wie. Und ihre Kinder zuhause lassen. Also die empfinde ich nicht als Rabenmütter. Und Sie haben gesagt, die Frauen wollen wählen. Genau das ist es. Die Frauen wollen Wahlfreiheit haben.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Nur sie können es nicht, weil die wirtschaftlichen Zwänge es kaum möglich machen, dass eine Familie von einem Gehalt leben kann.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ja, einerseits. Genau. Und weil auch die Politik und die Rahmenbedingungen es oft nicht möglich machen, dass Frauen mit gutem Gewissen ihre Kinder in eine qualitativ hochwertige Betreuung auch am Nachmittag geben können. Wir haben in Wien das Privileg, sage ich, sehr viele Kindergärten und Kinderbetreuungsstätten zu haben – auch Kinderbildungseinrichtungen – wo man ohne schlechtes Gewissen sein Kind dorthin geben kann.

Dichand Eva (Heute)
Wenn man einen Platz kriegt.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Plätze gibt es derzeit genug. Bei den Unter-3-Jährigen ist noch auszubauen, das ist keine Frage.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich glaube, wir müssen die Lebensphasen auch ein bisschen unterscheiden.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber ich glaube, es ist nicht die Aufgabe der Politik, einer Frau, einer Mutter irgendeine Lebensweise vorzuschreiben. Das heißt, sie muss entscheiden können. Und das kann sie derzeit nicht.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ohne wirtschaftlichen Zwang.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber wie wollen Sie denn das machen ohne wirtschaftlichen Zwang?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Wenn ich von einem Gehalt nicht leben kann – wenn es nicht ein sehr gutes Gehalt ist –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ja, aber das ist die Lebensrealität. Die Lebensrealität ist – und dass Frauen auch arbeiten wollen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Eine dieser Möglichkeiten, um hier also den Zwang wegzunehmen war das Kindergeld, das übrigens seit seiner Einführung nicht valorisiert worden ist. Ganz im Gegenteil, es wird immer weiter zurückgenommen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber wer sagt denn, dass nicht die Lebensrealität von Frauen auch ist, nicht vom Kindergeld zu leben, sondern durchaus auch sich in einem Beruf verwirklichen zu wollen. So wie es welche geben wird, die sagen, ich möchte bei meinem Kind zuhause bleiben. Das ist beides zu akzeptieren. Aber man muss einfach auch zeigen, was zieht es danach?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Natürlich, natürlich, keine Frage! Wenn ich also das Kinderbetreuungsgeld, das Kindergeld war eben dieses neutrale Mittel. Man kann eine außerhäusliche Betreuung damit finanzieren oder aber man kann das zweite Erwerbseinkommen, das ausfällt, zumindest zum Teil kompensieren. Also es war ein absolut probates Mittel und mir ist es völlig unbegreiflich – wenn man die Wahlfreiheit in den Vordergrund stellt, die die jungen Frauen ja wünschen – warum man also dieses Kindergeld sukzessive zurücknimmt, anstatt es auszubauen. Es ist – wie gesagt – nicht angepasst worden seit seiner Einführung. Ein Wertverlust von 20 Prozent. Und alle Initiativen – vor allem auch der Frauenministerin – gehen in die völlig andere Richtung. Ich lese im Interview im „Standard“, wo sie sagt, ich verstehe diese Mutter-bleibt-bei-ihrem-Kind-Mentalität nicht. Ich verstehe nicht, warum sie den jungen Frauen nicht die Freiheit lässt, es so oder so zu machen und die Rahmenbedingungen dafür schafft.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich hätte lieber die Freiheit der jungen Frauen, wählen zu können. Einen Beruf –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Aber sie können nicht, wenn –

Thurnher Ingrid (ORF)
Also da sieht man, meine Damen und Herren, schon die politisch-ideologischen Unterschiede der beiden Pole, die hier sitzen, glaube ich schon ein bisschen. Aber wenn Sie das schon ansprechen mit dem Kindergeld: Es gibt in Deutschland gerade eine sehr, sehr heftig geführte Debatte über ein Kindergeld, wenn man so sagen will, das dann ausbezahlt wird, wenn die Frauen zuhause bleiben und die Kinder nicht in eine „KiTa“, wie das in Deutschland so schon heißt, eine Kindertagesstätte, bringt, um die KiTas zu entlasten. „Herdprämie“ wird das dann auch von vielen spöttisch genannt. Frau Herman, Sie haben ja in Ihrem Buch auch das Eva-Prinzip. Sie bewerben ja sehr dieses traditionelle Rollenverständnis von Mann und Frau, also Sie müssen das ja eigentlich ganz toll finden, eine solche „Herdprämie“, unter Anführungszeichen.

Herman Eva (Privat)
Ja, ich habe mich dafür immer stark gemacht. Ich finde die Summe zu niedrig mit 150 Euro, ich würde sie höher setzen. Und wenn ich immer höre in dieser lächerlichen Diskussion, die in Deutschland geführt wird, dass kein Geld dafür da sein soll, während wir Milliarden in die Euro-Stützung pulvern, die wir nie wiedersehen. Aber wenn es darum geht, die Gesellschaft aufzubauen, zu stützen, da haben wir nicht mal 150 Euro pro Kind pro Monat, da muss ich mich fragen, was sind die Ziele eines solchen Landes? Die Frauen werden diffamiert, das wird als Herdprämie diffamiert, und es gibt noch eine…

Dichand Eva (Heute)
Wobei, in Österreich haben wir das ja eigentlich unabhängig.

Herman Eva (Privat)
Und es geht bei dieser Diskussion geht es ja eigentlich auch immer, auch wenn wir hier jetzt diskutieren, geht es immer darum, was wollen wir Frauen? Wollen wir Karriere machen, wollen wir uns selbst verwirklichen? Das ist eine wichtige Frage, die habe ich ja selber für mich auch gestellt und habe auch Karriere gemacht. Ich denke nur, wenn ich früher jemanden getroffen hätte wie Eva Herman zum Beispiel, die das Gegenteil behauptet hätte – ich war immer nur gehirngewaschen von der einen Strömung: Frauen müssen Karriere machen. Und ich glaube, ich hätte als junge Frau zumindest mal innegehalten und hätte überlegt: Machst du es wirklich richtig? Ich denke, jede Frau soll Karriere machen – Astrid Lindgren hat was tolles gesagt: Die sagt, jede Frau soll Karriere machen, soll ihre Ausbildung machen, soll studieren, aber wenn dann Kinder da sind, dann soll sie nicht zuhause sitzen und denken: Was für eine Schande, dass ich zuhause sitzen muss. Da kann ich Sie nur unterstützen, Frau Rosenkranz. Warum teilt man das Leben dann nicht tatsächlich in Phasen ein und sagt: Ich kümmere mich in dieser Zeit um die Kinder. Denn was auch in dieser Diskussion immer wieder völlig außen vor gelassen wird, das ist die Frage, wie gut ist das wirklich fürs Kind?

Thurnher Ingrid (ORF)
Da reden wir gleich drüber.

Herman Eva (Privat)
Ist gut.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie sich – haben Sie sich gehirngewaschen gefühlt, Frau Fritz, Frau Dichand?

Dichand Eva (Heute)
Also, ich kenne nur das wirklich persönlich schon – also es fängt schon an mit dem Stillen. Ob jemand stillt oder nicht, das ist der erste gesellschaftliche Druck, ja, also vor allem von derer, die natürlich nicht arbeiten gehen, aber man kann ja auch stillen wenn man arbeiten geht. Also, ich habe das erste Kind gestillt, das hat so starke Neurodermitis gehabt, beim zweiten hat es dann geheißen, nicht stillen; und da merkt man diesen Druck, der von außen kommt, also der fängt wirklich auch im Spital teilweise schon bei den Kinderkrankenschwestern an, und das gibt es natürlich dann in allen Ebenen, ja, wenn du irgendwelche Sachen nicht machen kannst die jemand machen kann, der halt den ganzen Tag beim Kind ist, aber auch da muss man sich befreien. Ich finde, wir leben in einem freien Land, und es muss jeder alles entscheiden können, außer in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, dass es einem Kind wirklich nicht schadet. Also, ob man jetzt ein Kind wirklich stillt bis zum vierten Lebensjahr, weiß ich nicht, müsste man wahrscheinlich mit einem Arzt besprechen, ob das nicht dann schon irgendwelche Sachen zu wenig bekommt – weiß ich nicht, aber sagen wir, im gewissen normalen Rahmen glaube ich sollte jeder so tun wie er glaubt. Aber es gibt den Druck.

Hoffritz Jutta (Privat)
Also, ich wollte noch eine kurze Anmerkung machen zu Frau Herman und auch zu Ihnen, weil das klang jetzt irgendwie so, als wären wir in Deutschland so ein Land, was sich Familienpolitik nicht leistet; das möchte ich an der Stelle mal korrigieren. Ich glaube, wenn man die Leistungen zusammenzählt, die in Deutschland Familien und auch Müttern zugute kommen, also jetzt nicht nur Kindergeld, was direkt ja in die Kindererziehung fließen kann, sondern auch eine Sozialversicherungsfreiheit, die nicht-berufstätige Mütter bekommen, Steuerfreiheit und so weiter. Also, wir sind mit an der Spitze weltweit, und trotzdem…

Unbekannte/r (Privat)
Einspruch. Das stimmt überhaupt nicht.

Herman Eva (Privat)
Stimmt nicht, stimmt nicht, im Gegenteil: Es ist umgeschichtet worden, es gab früher viel mehr Geld für Kinder und Familie.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber da ist die Frage, ob Geldleistung das wirklich ist, ob nicht Sachleistungen einfach weitaus idealer sind als , das ist eine Wertediskussion.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ja, oder weil Sie immer wieder das französische Beispiel heranziehen: Wenn Sie einfach nur anschauen, wie gerecht dort die Besteuerung auch auf das Existenzminimum von Kindern Rücksicht nimmt. Es ist ja interessant…

Hoffritz Jutta (Privat)
Ja! , das ist natürlich besser, klar.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Natürlich. Und dass eben eine Familie nicht mit jedem Kind weiter unter dieses Niveau fällt, das sie hätte, wenn sie diese Kinder nicht hätte, also Familie und Kinder heißt sozialer Abstieg – in Frankreich besteht dieses Signal nicht, bei uns besteht dieses Signal sehr wohl. Also es ist völlig falsch zusagen, also hier würden Familien auch nur ökonomisch…

Dichand Eva (Heute)
Darf ich dazu noch was sagen? Also…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber die Franzosen geben ihre Kinder relativ rasch in .

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
… auch nur ökonomisch .

Dichand Eva (Heute)
Es ist ja nicht alles nur Geldleistung, es ist ja auch wenn man sieht zum Beispiel die Probleme die wir haben mit Integration und mit Schulen, ja, also die Schulen werden immer schlechter, ja, bei uns, weil man eben dort auch spart, statt dass man dort ein Geld reinbuttert. Also, es ist ja nicht immer alles nur Geldleistung, die du bekommst, ja, weil zum Beispiel früher in Wien sind in ganzen Bezirken alle in die Schule gegangen, die am nächsten war, jetzt gibt es in Wien – das ist glaube ich ein typisches Großstadtphänomen – also Kämpfe um was weiß ich, wo man halt sein Kind, weil es eben solche Unterschiede gibt zwischen guten und schlechten Schulen. Und ich finde, das ist auch die Aufgabe des Staates, hat überhaupt nichts mit direktem Geld zu tun, dass für jedermann eine Schulausbildung zu bewerkstelligen ist, dass jedes Kind auf die beste Uni dieser Welt kommen kann, auch wenn es aus einer ganz, ganz armen Familie kommt, ja, und das ist ja was, über das überhaupt nicht diskutiert wird, weil das ist – das hat ja auch – es gibt ja dieses Großwerden in der Familie, wo du halt Werte und Dings kriegst, aber es gibt bei uns schon – ich weiß nicht, was haben wir, 15 Jahre lang Pflichtschule oder 14, keine Ahnung, also schon auch ein öffentliches System, was eigentlich seine Rolle nicht mehr so wahrnimmt wie man es jetzt brauchen würde, ja, das viel zu langsam sich anpasst diesen ganzen Sachen, die sich jetzt ändern natürlich.

Thurnher Ingrid (ORF)
haben wir derzeit Pflichtschule.

Dichand Eva (Heute)
Neun Schulpflicht .

Thurnher Ingrid (ORF)
Aber wir haben uns angeschaut und da gibt es eine Studie dazu. Was eigentlich die Frauen der nächsten Generation, Frauen und Männer muss man sagen, der nächsten Generation gerne wollen. Was dieses Thema betrifft. Das haben der Politologe Peter Filzmaier und die Motivforscherin Sophie Karmasin für das Familienministerium erforscht und ihr Jugendmonitor hat eine eigentlich ziemlich überraschende Erkenntnis gebracht. Schauen Sie mal.

OFF Sprecher (ORF)
Die Jugend ist konservativer als angenommen. Jede zweite junge Frau würde gerne ihren Job für das Hausfrauendasein opfern. Aber nur dann, wenn der glücklich Auserkorene genug verdient. Was die Kindererziehung angeht, so meinen 95 Prozent der befragten Weiblichkeit, dass ihr Partner genauso dafür zuständig sei. Die Herren der Schöpfung sind da aber eher etwas zurückhaltender. Nur 79 Prozent wollen sich der Kindererziehung widmen. Bei der Kinderbetreuung allerdings sind sich die Befragten einig. Satte 77 Prozent wünschen sich, dass die künftigen Sprösslinge die ersten drei Lebensjahre zuhause betreut werden. Und zwar von den Eltern. Fragt sich nur, wer sorgt für den Lebensunterhalt? Und wer für den Nachwuchs?

Thurnher Ingrid (ORF)
Ja, da frage ich jetzt Sie Frau Oberhauser. Die Frau Rosenkranz schreibt auch in ihrem Buch „MenschInnen“ heißt das. Jeder fast hier hat am Tisch schon ein Buch geschrieben. Ein einschlägiges. Sie meint, dass Frauenorganisationen, gesetzliche Frauenvertretrer sozusagen durch ihre Maßnahmen mit möglichst vielen Vollbeschäftigten, möglichst viel, möglichst vielen, Pardon, Ganztagsjobs auch für Mütter kleiner Kinder. Eigentlich einen Trend schafft, den die Mütter kleiner Kinder gar nicht haben wollen. Tun Sie da gegen, gegen das was junge Menschen eigentlich wollen wie wir gerade gesehen haben Konzepte erarbeiten?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Also, wir wissen aus den, aus den Lebensrealitäten von Frauen die heute schon im Beruf stehen, dass ihre Teilzeitbeschäftigung weiblich ist. Dass ein Teil der Frauen durchaus gerne teilzeitbeschäftigt ist. Dass aber die wirkliche Wahlfreiheit es derzeit nicht gibt. Das heißt, es fehlt eben wie gesagt an der Möglichkeit einer adäquaten Kinderbetreuung. Es fehlt an der Möglichkeit einen Vollzeitjob zu finden. Das heißt, von den Frauen, die im Berufsleben stehen, gibt es ganz viele, die nicht freiwillig in Teilzeit sind und wo man durchaus schauen muss, dass es da weitere Möglichkeiten gibt. Die Fragen ist bei dem, bei dem Jugendmonitor, wir haben das gerade so im, im Off diskutiert, dass klingt, aus der jugendlichen Romantik klingt das ganz gut. Ich suche mir einen reichen Mann, bleibe zuhause und der betreut mich, in Wien wird jede zweite Ehe geschieden. Das heißt, der reiche Mann muss auch bei der Stange bleiben. Und ich habe auch versucht auf Facebook ein bisschen zu posten und zu fragen, was, was gebt ihr mir mit und da hat mir eine Frau geantwortet, die gesagt hat, ich bin bei meinen Kindern zuhause gewesen, dann Teilzeit gegangen und das spüre ich jetzt in meiner Pension.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Das lässt sich aber lösen. Das lässt sich lösen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Das heißt, man muss natürlich, das heißt, man muss natürlich auch schauen, dass man in den Lebenswelten und im Lebensverlauf, von den Lebensrealitäten. Die heile Familie gibt es in vielen Fällen nicht mehr. Wir haben hier gehört, es gibt auch ganz viele, die auch Patchworkfamilien haben, wo man schon sehr wohl schauen muss.

Dichand Eva (Heute)
Genau und das ist eine persönliche Entscheidung, weil also zumindest…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ja, aber die Wahlfreiheit muss sein.

Dichand Eva (Heute)
… die die eine gute Ausbildung haben, können ja entscheiden, bleibe ich zuhause, dann kann ich mir halt kein Designerkleid kaufen um 200 Euro, weil…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber die privilegierte Diskussion führe ich in meinem Alltagsleben nicht. Das ist, das ist,..

Dichand Eva (Heute)
Naja, aber das ist ja, das ist ja bei normalen Leuten schon auch

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Nein, nein.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Darf ich vielleicht einen anderen Aspekt einbringen? Es gibt…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Die Diskussion führe ich nicht. kann ich mir das Leben leisten. Und kann ich mir auch leisten, irgendwie mir…

Dichand Eva (Heute)
Aber ich finde schon, mit den Sozialleistungen, die wir haben kannst du an und für sich schon zuhause bleiben. Mit den Rahmenbedinungen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich glaube, dass viele Frauen auch nicht von den Sozialleistungen leben wollen. Ich glaube, dass viele Frauen nicht von den Sozialleistungen leben wollen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
. Frau Dichand das ist, Frau Dichand, das ist nicht möglich. Das ist mit einem Durchschnittsgehalt so gut wie nicht möglich, aber könnten wir vielleicht mal diesen Ansatz wählen. Wir sind und einig, es gibt keine nicht betreuten Kinder unter drei Jahre, das gibt es nicht, die müssen betreut sein. Von der Familie, oder außerhäuslich. Das heißt, es kostet irgendwo denke ich mal Geld. Sie wissen sicher, wie viel ein Kinderbetreuungsplatz, ein Kindergrippenplatz kostet. Ein Vielfaches von dem was wir als Kindergeld auszählen, auszahlen. Also, das ökonomische Argument, dass ich gar nicht absolut setzen will, würde absolut gegen die Kindergrippe sprechen. Wenn wir sagen, wir machen es so, wie beim Pflegegeld. Wir geben das neutrale Mittel des Geldes und jeder entscheidet selbst.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber Frau Rosenkranz, Sie sind doch immer diejenige, die uns erklärt, dass wir die Kinder, dass die Kinder mit ganz schlechten Voraussetzungen dann in die Schule kommen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
In der Frage, ja. In der Frage, in der Frage, in der Frage, der…

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Also, aber ganz und gar nicht.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
In der Frage, wie Kinder Deutsch lernen zum Beispiel.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Also, ich glaube nicht, dass die Familie eine schlechtere Voraussetzung bietet für Kinder um sich, um sich zu entwickeln als eine außerhäusliche Betreuung.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Jetzt werden Sie sich jetzt einmal vorstellen, Sie, Sie haben eine Mutter die zuhause, die nicht Deutsch spricht mit ihren Kindern. Das heißt, die hat einfach Schwierigkeiten ihr Kind dann in die Schule und so weiteren Dingen zu bringen. Die Frage ist, ob eine gut qualifizierte Kinderbildungseinrichtung, wie die Kindergärten heutzutage schon sind, den Kindern nicht deutlich mehr auch an, an Möglichkeiten bieten, als das private Baby Englisch oder sonstige Dinge.

Thurnher Ingrid (ORF)
Frau Rosenkranz. Bleiben wir vielleicht bei dem Thema, und da lese ich ganz erstaunt im FPÖ-Parteiprogramm: Die Betreuung von Kindern in familiärer Geborgenheit ziehen wir staatlichen Ersatzmaßnahmen vor. Unterstützungsleistungen dafür sind den Eltern bis zum Schuleintrittsalter zur Verfügung zu stellen. Also Schuleintrittsalter ist meines Wissens sechs Jahre. Heißt das, Sie wollen am liebsten, dass bis zum sechsten Lebensjahr die Kinder in der häuslichen, mütterlichen Betreuung bleiben und dass der Staat dafür bezahlt?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Der Kindergarten ist sicher eine gute Einrichtung, der auch in Anspruch genommen wird. Aber das Mittel des neutralen Geldes, das den Müttern es ermöglicht oder den Eltern es ermöglicht, die Kinder zuhause zu betreuen und es sich leisten zu können oder aber in eine außerhäusliche Betreuung zu geben, ist sicher eine gute Variante. Ich wäre schon sehr zufrieden, wenn man das Kinderbetreuungsgeld nicht sukzessive immer weiter einschränken würde, und halte also das einmal für die vordringlichste Maßnahme. Aber noch einmal zurück zu dem Thema: Es muss Kinderbetreuung geleistet und finanziert werden. Und das ökonomische Argument, wir haben ohnehin das Geld nicht, kann also in keiner Weise gelten für Dinge wie das Kinderbetreuungsgeld, weil die alternative Methode, die dann vorgeschlagen wird, nämlich den Ausbau von Kinderkrippen, ja ein Vielfaches kosten würde.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich frage an dieser Stelle jetzt noch einmal die Frau Siller, unsere Mutter, die wir ganz zu Beginn der Sendung kennengelernt haben. Frau Siller, ganz offen: Haben Sie einen reichen Mann geheiratet?

Siller Bärbel (Privat)
Ich habe nicht auf’s Geld geschaut.

Thurnher Ingrid (ORF)
Aber jetzt wissen Sie’s ja.

Siller Bärbel (Privat)
Aber ich sage Ihnen eines – hier geht es auch gar nicht um den Mann, der das Geld mitbringt, sondern ich denke mir, das fängt bei mir an. Wie die Frau Dichand auch schon gesagt hat: Ich denke mir schon, dass es mit einem Gehalt reichen könnte, wenn die Bedürfnisse des einzelnen eingeschränkt werden. Und das tue ich persönlich sehr wohl. Wir können eben nicht bei jeden Ferien auf Urlaub fahren dauernd, wir haben doch mehrere Kinder. Und ich denke mir, da müsste man vielleicht bei sich selbst anfangen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, man muss – sagen Sie – auf vieles verzichten.

Siller Bärbel (Privat)
Auf einiges, ja.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie das Gefühl, dass die staatlichen Leistungen ausreichen für Sie und Ihr Leben mit dieser Patchwork-Familie mit insgesamt sechs Kindern?

Siller Bärbel (Privat)
Ich würde mir schon wünschen – wie ich auch zu Anfang gesagt habe – dass der Staat das eine gewisse Zeit lang unterstützen würde. Nämlich auch vom Ansehen her. Das Ansehen würde steigen. Also ich meine –

Dichand Eva (Heute)
Man könnte das steuerliche absetzbar machen – Kinderbetreuung – zum Beispiel.

Siller Bärbel (Privat)
Wenn ich nur kurz ausreden darf. Das Ansehen einer Mutter ist heute, die zuhause arbeitet, nicht sehr hoch. Es heißt einfach auch, arbeitest du – hört man sehr oft von Frauen, die selbst Kinder haben und auch arbeiten. Das trifft mich persönlich eigentlich schon. Und Mutter und Hausfrau hinterm Herd, das sind alles so Dinge, die wollen wir nicht hören. Und ich denke mir einfach auch, es haben andere Berufe, wie zum Beispiel die Sekretärin, die also heute Office Manager heißt oder die Kindergärtnerin heute Kindergartenpädagogin – vielleicht könnte man die Mütter heute Allround-Manager nennen oder ich weiß es nicht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, Allroundmanagerin Bärbl Siller sagt uns das. Aber Frau Dichand, weil Sie gerade kurz dazwischen gerufen haben, man müsste Kinderbetreuung steuerlich absetzbar machen. Für viele Menschen bringt das wahrscheinlich gar nichts, die verdienen nämlich gar nicht so viel.

Dichand Eva (Heute)
Nein, Nein, aber darf ich sagen, es bringt für die Mittelschicht, die in Österreich sehr, sehr groß ist, die nämlich – es gibt eine gewisse Schicht, die hat eh keine Wahl, weil die muss arbeiten gehen, weil sonst können sie sich die Wohnung nicht leisten. Aber es gibt sehr wohl in Österreich eine Mittelschicht, die nämlich sehr stark unsere Wirtschaft tragt, nämlich die, die die Steuern zahlen, wo beide arbeiten gehen. Und da kann –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Steuern zahlt jeder.

Dichand Eva (Heute)
Nein, zwei Millionen Leute in Österreich zahlen einmal keine Steuer.

Thurnher Ingrid (ORF)
Zahlen keine Einkommenssteuer!

Oberhauser Sabine (SPÖ)
sehr vorsichtig. Die zahlen Mineralölsteuer, die zahlen Mehrwertsteuer.

Dichand Eva (Heute)
Aber Einkommenssteuer. Aber wissen Sie, ich werde sehr viel zu Runden eingeladen, ich sage es Ihnen, wir haben im ATX 197 Aufsichtsräte und davon sind 7 Frauen. Und das ist auch ein Problem in einem Land, dass du hier sehr schwer Karriere machen kannst, wenn du nicht – was lustig in dem Film war – wenn du irgendjemanden reichen geheiratet hast, weil du auch in der Mittelschicht wenn du studiert hast – also sozusagen schon ein relativ gutes Einkommen hast – oft beide arbeiten müssen, weil wenn du dir wirklich eine Kinderbetreuung leistest, das bei uns noch immer so teuer ist, dass sich sehr viele, die Ärzte sind – bitteschön, die haben eine Ausbildung bis 30 bis sie Facharzt sind, da gibt es auch tausende in Österreich – wirklich lange nicht arbeiten, weil sie sagen, ich kann mir das nicht leisten.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber das ist doch Unsinn! Wir sind zwei Ärzte, ich habe auch nicht reich geheiratet. Und man kann sich einen Kindergartenplatz in Österreich und in Wien durchaus leisten. Also wie gesagt –

Hoffritz Jutta (Privat)
Kriegt man auch einen?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ja, man kriegt auch einen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Sie werden die Dinge jetzt nicht so schlecht machen können. Aber noch einmal zur Studie zurück: Ich glaube nicht, dass man das so abtun kann, da muss man einen reichen Mann heiraten. Es gibt ja keine andere Studie. Jede Studie sagt dasselbe: Junge Frauen – und auch junge Männer – wollen mit ihren Kindern auch leben, wenn sie es sich leisten können.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Das ist ja auch kein Widerspruch mit einer Berufstätigkeit.

Herman Eva (Privat)
Doch es ist ein Widerspruch! Ich finde es bedenklich auch, wie die jungen Leute, diese 77 Prozent hier abgetan werden, naja, das ist eine romantische Vorstellung. Die haben den Wunsch. Ich finde nicht, dass die politisch gut vertreten werden. Also wenn das wirklich die Meinung dieser jungen Menschen ist – und das deckt sich mit Deutschland ungefähr mit den Zahlen – und sie sitzen hier und sagen, naja, das sind romantische Vorstellungen, ich finde gar nicht, dass man das so stehen lassen kann, sondern eigentlich sieht jeder Zuschauer dann, wie werde ich eigentlich vertreten. Ich werde ja nicht einmal ernst genommen.

Hoffritz Jutta (Privat)
Darf ich da vielleicht eine andere Statistik daneben stellen? Also wenn man sich das jetzt weltweit anguckt, dann sind die Länder kinderreich, wo auch die Frauenbeschäftigungsquoten hoch sind. Und ich meine, natürlich wünschen sich junge Frauen Kinder und Männer auch hoffentlich – wobei oft nicht in dem Maße wie die Frauen traurigerweise – aber wenn sie dann in das Alter kommen, wo sie darüber entscheiden, ob Kinderkriegen und wann, dann zögern sie ja doch häufig und interessanterweise sind es die Länder mit den hohen Frauenbeschäftigungsquoten, wo es auch die hohen Fruchtbarkeitsraten gibt. Warum? Weil Frauen sich eben nicht auf Vater Staat oder auf ihren Ehemann verlassen, der sie ja im Zweifel auch mal verlässt. Das weiß man, dass es passieren kann, auch wenn man es sich nicht wünscht. Frauen setzen dann Kinder in die Welt, wenn sie die Hoffnung haben können, dass sie sich selbst ernähren können, weil sie sich im Zweifel doch irgendwie nur auf sich selbst verlassen. Und deswegen haben wir so niedrige Geburtenraten.

Herman Eva (Privat)
Also Frankreich wird ja immer gerne angeführt. Vielleicht das noch als Beispiel: Da heißt es, da sind fast alle Frauen erwerbstätig und die haben ganz viele Kinder. Dass diese Frauen in aller Regel Teilzeitarbeit machen und auch nur wenige Stunden – zwei, drei Stunden – das ist ja in Ordnung. Nur das wird – hier heißt es immer, die sind, die arbeiten alle. In Schweden, in Schweden ist ab 2008 das System geändert worden, weil die Frauen und die Männer gemerkt haben, wir können so unsere Familien nicht gründen und können so nicht existieren. Und seit 2008 wird ein Kindergeld von 300 Euro pro Kind und Monat zusätzlich gezahlt. Alle Länder –

Hoffritz Jutta (Privat)
Zusätzlich zu was?

Herman Eva (Privat)
Zu allen anderen normalen – ein zusätzliches, so wie wir diese so genannte Herdprämie diskutieren, so wird in Schweden seit 2008 300 Euro zusätzlich.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
400 Euro, oder? 436 Euro.

Herman Eva (Privat)
Ihr seid hier viel besser. Wir in Deutschland reden ja –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Und das kriegt man, egal ob man sie in den Kindergarten gibt oder nicht.

Herman Eva (Privat)
Ja, ganz genau. Aber wenn wir uns zum Beispiel auch anschauen, in Russland ist auch nach jahrzehntelanger Krippenpolitik das Ruder völlig umgeworfen worden. Da gibt es kaum noch Krippen und der Staat tut alles, damit die Mütter zuhause bleiben können und die Väter trotzdem Geld nachhause bringen. Das heißt, die haben das Steuersystem geändert. Ab dem dritten Kind wird in manchen Regionen vom Staat ein Mini-Van geschenkt. Also wird wirklich viel getan.

Hoffritz Jutta (Privat)
Vermutlich, weil die Geburtenraten rasant nach unten gegangen sind.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Genauso ist es.

Herman Eva (Privat)
Tun sie ja bei uns auch, tun sie ja bei uns auch. Die Krippenpolitik wird geändert in vielen Ländern. In England, in Amerika – überall ist man auf dem Rückzug und –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich glaube nicht, dass es die absolute Wahrheit gibt. Wahlfreiheit muss es geben, es muss die Möglichkeiten geben. Wahlfreiheit – und das haben wir nicht. Jede Frau, jede Mutter muss es sich aussuchen können.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Wir kommen immer auf diesen Begriff zurück. Aber es muss auch ökonomisch möglich sein. Sie haben auf diese Aussage in meinem Buch angesprochen. Das war eine ganz besonders interessante Studie. Ein und diesselbe Frage gestellt an junge Frauen und an Frauenpolitikerinnen. Und unterschiedlicher könnten die Antworten nicht sein. Während Frauen der Meinung waren, dass also die Karenzzeit eher ausgedehnt werden soll – also nicht nur diese zweieinhalb Jahre, die wir haben, sondern wenigstens bis zum dritten Jahr also das Kindergeld – haben Frauenpolitikerinnen, die eigentlich die Wünsche der jungen Frauen vertreten sollten, das Gegenteil gesagt: Viel zu lange, der Wiedereinstieg funktioniert nicht, die Karrierechancen schrumpfen. Ich bin der Meinung, wenn sich die Ansichten von Frauenpolitikerinnen und jungen Müttern dermaßen unterscheiden, dann kann es in einer Demokratie überhaupt nur eine Korrektur geben. Die Politikerinnen müssen sich an den jungen Müttern orientieren.

Dichand Eva (Heute)
Aber darf ich nur eines sagen: Man muss auch schon realistisch bleiben. Also ich habe ja drei Kinder. Wenn ich bei jedem Kind drei Jahre zuhause geblieben wäre – selbst wenn ich bei jedem Kind nur ein Jahr zuhause geblieben wäre, wäre ich nicht einmal annähernd dort, wo ich jetzt bin. Und so ist es überall. Weil es ist naiv zu glauben, wenn man mit zwei oder drei Kindern ein, zwei, drei Jahre pro Kind zuhause bleibt, da muss man zu den Wunderkindern dieser Welt gehören, aber alle normalen Menschen, die irgendwie normale Karrieren haben, sind nachher zehn Jahre hinter dem Mann, mit dem sie mit dreißig begonnen haben.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ihre Karriere ist außergewöhnlich.

Dichand Eva (Heute)
Nein, Nein, aber auch überhaupt. In jedem Spital wirst du hinten angereiht, weil der hat zehn Jahre länger gearbeitet.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Es geht um eine Erwerbs- und Berufstätigkeit.

Dichand Eva (Heute)
Nein, Nein, aber ich finde, das muss man aussprechen. Da muss man sich bewusst sein, okay, also selbst wenn ich die Rahmenbedingungen hätte, muss ich mich entscheiden. Will ich jetzt mit vierzig der Superstar sein und vielleicht Oberarzt oder was weiß ich was oder was weiß ich, die Filiale von Billa leiten, um es jetzt irgendwie in verschiedenen Schichten zu sagen. Oder möchte ich halt bei meinen Kindern bleiben, dann werde ich wahrscheinlich dort nicht hinkommen, außer ich bin ganz außergewöhnlich.

Herman Eva (Privat)
Aber das ist genau der springende Punkt. Es ist immer negativ offenbar, bei den Kindern zuhause bleiben zu müssen.

Dichand Eva (Heute)
Nein, wieso? Das finde ich gar nicht.

Herman Eva (Privat)
Dann könnten Sie es ja machen.

Dichand Eva (Heute)
Ja, ich könnte es eh machen, aber ich muss –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber ich könnte die Zeit neben dem Beruf auch mit den Kindern nützen. Es ist doch die Frage, ob eine Mutter, die ihr Kind vom Baby-Yoga in den Englischkurs chauffiert, ob das dem Kind wirklich besser tut als eine Mutter, die nach einer Arbeit nachhause kommt und sich dann qualitativ um dieses Kind kümmert oder Väter – wie auch immer.

Thurnher Ingrid (ORF)
Über die Väter reden wir vielleicht am Vatertag. Aber weil Sie gerade eine ganz gute…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Oder vielleicht dann in einer gemischten Runde. Was natürlich noch spannender wäre.

Thurnher Ingrid (ORF)
Möglicherweise. Aber weil Sie gerade gesagt haben, man weiß ja nicht genau, was dann am Ende für das Kind ist. Zu dieser Frage haben wir eine Expertin hier. Und mit der möchte ich jetzt ganz gerne sprechen. Das ist die klinische Psychologin und Psychotherapeutin Brigitte Sindelar. Guten Abend Frau Sindelar. Frau Sindelar, Sie können uns ja vielleicht sagen, was ist denn besser für das Kindeswohl? 100 Prozent Vollzeitmutter oder frühe Fremdbetreuung, von Baby-Joga bis zu „Early English“?

Sindelar Brigitte (Privat)
Ich bin sehr dankbar, dass Sie auf diese Frage zurückkommen. Denn die Diskussion hat sich jetzt in der letzten halben, dreiviertel Stunde sehr um das Thema Geld gedreht und um die ökonomische Seite. Und mir ist der Beziehungsaspekt völlig zu kurz gekommen. Schon im Titel dieser heutigen Sendung sind ja bereits zwei Vorwürfe an die Mütter drinnen. Der eine Vorwurf ist die Rabenmutter und der andere Vorwurf ist Superglucke. Wissen Sie übrigens wie es die Rabenmutter tatsächlich macht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ganz besonders gut.

Sindelar Brigitte (Privat)
Genau.

Thurnher Ingrid (ORF)
So ist es. Das ist ein Spruch, der nichts mit Raben zu tun hat.

Sindelar Brigitte (Privat)
Richtig, denn die Rabenmutter macht etwas, dass sie den Kindern die Freiheit erlaubt, aus dem Nest zu gehen und sie dann, dann bei diesen Rausgehen aus dem Nest auch noch betreut und begleitet. Also, eine besonders gute Mutter. Wenn wir uns jetzt anschauen, was wollen denn die Kinder und was brauchen die Kinder. Dann denke ich, müssen wir zuerst einmal festhalten, Mutter sein ist meiner Meinung nach der schwierigste Beruf den es überhaupt gibt. Der komplizierteste, der die höchsten Anforderungen stellt. Es ist auch das Wort Managementqualitäten bereits gefallen, in dem man unglaublich flexibel sein muss und was Kinder brauchen ist nicht Baby-Joga und „Early English“ oder was weiß ich, sondern was Kinder brauchen ist eine stabile, emotionale Beziehung, eine sichere Bindung die dann die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes auch bestmöglich fördert. Wesentlich besser als irgendwelche intellektuellen Förderungen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und diese stabile, emotionale Bindung, ist das ein Unterschied ob man, wenn man die mal aufgebaut hat, sozusagen, ob man die täglich acht Stunden lang mit dem Kind auslebt oder zwei Stunden?

Sindelar Brigitte (Privat)
Das ist eine Frage der Qualität und nicht der Quantität. Natürlich braucht Beziehung ein gewisses Grundmaß an Zeit, aber es ist nicht so, dass die Bindungsqualität umso besser wird, je besser die Zeit ist. Dem Kind ist es ziemlich egal wer das Essen zubereitet hat, dem Kind ist wichtig, wer ist mein emotionaler Ansprechpartner.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und jetzt sagen Sie uns doch noch eines, weil davon schon so viel die Rede war. Diese Frage von Kindern, die kaum können Sie sprechen schon bis 20 zählen können. Die wahrscheinlich mit dem Sprechen der Muttersprache gleich auch noch eine Fremdsprache mit lernen und schon Klavierspielen können, bevor sie auf eigenen Füßen stehen können, nämlich buchstäblich auf eigenen Füßen. Haben es die im Leben später leichter? Sind das erfolgreichere Menschen später mal?

Sindelar Brigitte (Privat)
Wir können davon ausgehen, dass ihnen das nicht sehr viel bringt. Ich würde es am liebsten mit einem indianischen Sprichwort beantworten. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich danke Ihnen sehr, Frau Doktor Sindelar, dass Sie bei uns gewesen sind, für ihre Auskünfte.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ja, das Gras wächst nicht schneller, nur weil man daran zieht, also die Ausrede, das ist für die Kinder das Tollste, Schönste und Beste, wenn man sie sozusagen hütet und um nochmal das Baby-Yoga zu strapazieren, mit ihnen macht, dann werden sie erfolgreichere Menschen, also die gilt nicht, Frau Herman?

Herman Eva (Privat)
Sie sagen, die gilt nicht, ich habe ein Buch mitgebracht, ich will es gar nicht in die Kamera, es soll auch keine Werbung, es heißt nur immer, es gebe keine Experten, die – die sagen würden oder belegen würden, dass es gut ist für ein Kind, wenn es in den ersten Jahren bei der Mutter nah ist. Dieses Buch hat zwölf internationale Experten, die das zusammengetragen haben und allesamt sagen unter dem Strich, ähnlich wie bei Tieren auch, dass es natürlich das Beste ist naturgemäß, dass die Kinder bei ihrer Mutter sind, natürlich auch beim Vater, ist ganz klar und wichtig ist vielleicht auch zu wissen, dass die Bindung, die die Kinder also in den ersten drei Jahren aufbauen, ja ins ganze Leben geht und fürs ganze Leben hält. Und –

Thurnher Ingrid (ORF)
Glauben Sie, ist das genetisch bedingt oder –

Herman Eva (Privat)
Nein, das ist eingerichtet von der Natur, ganz einfach, und – und die Bindung, die zustande kommt, die hält auch bis zum Lebensende, aber wenn sie nicht zustande kommt oder zu fremden Menschen, dann hat das Kind die Bindung nicht zu der Mutter und zum Vater und es gibt auch Studien darüber zum Beispiel, warum haben Kinder später weniger Verantwortungsgefühl für ihre Eltern, für ihre dann alten Eltern, warum sind die oft allein, warum gehen die Kinder da nicht mehr hin – weil die Bindung nicht aufgebaut wurde.

Dichand Eva (Heute)
Aber darf ich dazu noch was sagen? Ich habe mich sehr viel mit diesem Thema beschäftigt, die Amerikaner untersuchen ja viel zu dem Thema Resilient, also was macht also Menschen so widerstandsfähig, dass sie auch wirklich arge Probleme im Leben meistern und andere scheitern daran, also persönlich – und da ist man oft darauf gekommen, dass dieses überbeschützte Kind, also um jetzt das Wort Glucke zu verwenden, weil ich habe solche Freundinnen, also wo wirklich das Kind also overprotected wird den ganzen Tag und wenn es irgendwo drüber springen muss, wird es drüber gehoben und so, und irgendwie – ich meine, das macht man auch oft nur beim Ersten, also wenn man dann mehrere hat, hat man eh nicht mehr die Energie, ja, und ich glaube, also wie bei allem, dass so ein Mittelweg, dass die Bindung sehr wohl wichtig ist, eine Bindung kann auch natürlich bei den Großeltern – können auch viel zum Beispiel abnehmen, wenn man sehr engagierte hat, natürlich nicht die Mutterrolle, aber auch, und auch, bitte, ein Vater ist auch wichtig, es ist ja nicht alles nur Mutterbindung, aber ich glaube, also man muss nicht jetzt zehn Stunden am Tag mit dem Kind zusammen sein, die ersten drei Lebensjahre, um ein Kind zu haben, was sich nachher leicht tut im Leben und – also – und es ist auch, glaube ich, eher die Zeit, also man kennt das ja selber, wenn man einen großen Haushalt führt und da musst du eben putzen und alles Mögliche tun, ich meine, wie viel beschäftigt man sich jetzt wirklich mit dem Kind, ja?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ja, aber das Kind lebt mit, das nimmt teil am Leben, weil wenn die Mutter, ich meine, brauche ich Ihnen nicht sagen, oben kocht, dann kocht das Kind also mit seinen Puppen – das lebt mit, man muss also – mit dem Kind sich beschäftigen heißt nicht, mit ihm Bauklötze aufzutürmen, sondern es mitleben zu lassen.

Dichand Eva (Heute)
Nein, nein, aber wissen Sie, was ich meine, es gibt Menschen, die tun sich sehr leicht im Leben –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Natürlich, jede – jede Frau muss entscheiden oder jedes Elternpaar muss entscheiden, was einem Kind zuzumuten ist, aber ich glaube, dass wir – dass wir ziemlich in der Realität liegen, wenn wir feststellen, dass sich ein sehr kleines Kind, Monate alt, ein Jahr alt, nicht leicht von seiner Familie trennt, das sind Dramen in der Früh in Kinderkrippen und ich – Sie werden es natürlich wissen, vor kurzem, 14 Tage oder drei Wochen, hat ein ganz renommierter Kinderarzt in der Frankfurter Allgemeinen einen ganzen Artikel geschrieben –

Unbekannte/r (Privat)
Doktor Böhm.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
– Doktor Böhm, um die Regierung dringend aufzufordern, Abstand zu nehmen von diesem Plan, einen massiven Ausbau von Kinderkrippen zu machen. Das ist ja etwas, wenn ein Experte sich wirklich mit seiner vollen Reputation, mit seinem gesamten Renommee einschaltet in eine politische Debatte, um zu sagen, dieser Weg ist nicht kindgerecht.

Hoffritz Jutta (Privat)
Es gibt auch andere Kinderärzte, die ganz andere Sachen sagen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Die Debatte wurde übrigens einfach abgeblockt, es hat ihm niemand gekontert, sondern es war einfach wieder weg, weil in der –

Dichand Eva (Heute)
Also wissen Sie, wo ich Ihnen recht gebe, ich glaube, wenn man ein Kind zwölf Stunden am Tag in eine Kinderkrippe gibt, wo 30 andere Kinder sind, ist es sicher nicht so toll, ja, aber es gibt ja viele Stufen dazwischen, ja, also es gibt ja das, was wir geredet haben, dass –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber machen wir den Müttern doch nicht immer ein schlechtes Gewissen. Das ist ja, was wir noch machen, wir arbeiten auf Mütter ein, es gibt Mütter, die haben keine andere Wahl, als ihr Kind jetzt nicht zwölf Stunden –

Unbekannte/r (Privat)
Ja, aber warum?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Weil sie vielleicht auch – weil sie für ihren Lebensweg, für ihren Lebensweg entschieden haben, dass sie im Beruf stehen wollen, dass sie ihren Beruf weitermachen wollen. Sie haben es entschieden, aus diesem –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ja, und warum treiben wir alle dort hin?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
– und auf diese Mütter wirken wir ein – und auf diese Mütter wirken wir ein und sagen, du bist ganz furchtbar, ja –

Unbekannte/r (Privat)
Tun wir nicht.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
– du bist ganz furchtbar, du gibst dein Kind weg, es wird sich schlecht entwickeln.

Dichand Eva (Heute)
Gibt es Zahlen, wie viele eigentlich arbeiten gehen nach einem Jahr und wie viele nicht in Österreich?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Also es – beim Kindergeldanspruch wird die längste Variante noch immer genommen.

Dichand Eva (Heute)
Okay.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich bin – ich habe meine Kinder –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Sie sagen noch immer, Sie haben offenbar vor, es in eine andere Richtung zu bringen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
– ich bin – ich bin – in einer Zeit habe ich meine Kinder bekommen, wo es ein Jahr Karenzgeld gegeben hat, ja, da war keine Diskussion, ob jetzt jemand arbeiten gehen – geht oder nicht, wir haben jetzt ein längeres Kinderbetreuungsmodell –

Unbekannte/r (Privat)
Die Männer können in Karenz gehen?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Die Männer müssen auch einen Teil nehmen, wenn das genommen werden muss, es nehmen auch viele Männer in Anspruch. Die Wahlfreiheit gibt es, aber man muss auch den Frauen den Lebensweg – und denen bitte kein schlechtes Gewissen machen. Wie gesagt, noch einmal, wir diskutieren über Doktoren und alle Möglichkeiten.

Thurnher Ingrid (ORF)
Frau Hoffritz hat vorher gesagt, entschuldigen Sie, Frau Hoffritz hat vorher gesagt, wir diskutieren da, was haben Sie gesagt –

Hoffritz Jutta (Privat)
Ja, also ich finde das eine interessante Debatte, weil das ist ein höchst neues Phänomen, dass Mütter sich in dem Masse so auf ihre ein oder zwei Kinder konzentrieren können, jahrhundertelang haben Frauen Kinder bekommen und sind – also haben vielleicht ein paar Monate gestillt, aber dann sind sie wieder aufs Feld und ernten und melken und spinnen und weben –

Herman Eva (Privat)
Und haben die Kinder mitgenommen.

Dichand Eva (Heute)
Genau das wollte ich eben damit sagen, ich glaube nicht, dass die besser werden. Ich glaube nicht, dass ein Kind, was – sagen wir es ganz extrem, eine Mutter hat, die noch dazu vielleicht wenig muss, den ganzen Tag Baby-Yoga macht, super Englisch, Klavier mit vier und noch 15 andere Dinge, auch wenn es ein „überzupftes“ Problem ist, ich glaube nicht, dass sich dieses Kind später im Leben leichter tut, intelligenter wird oder besser wird, als ein Kind, das irgendwo im Ghetto aufwächst, ja, und vielleicht –

Herman Eva (Privat)
Aber das ist jetzt unzulässig, die Debatte so zu lenken –

Dichand Eva (Heute)
Wieso?

Herman Eva (Privat)
– nämlich zu sagen, dass die Mütter, die zuhause sind, das Yoga machen und das Baby-Englisch, das ist –

Dichand Eva (Heute)
Na ja, wir anderen haben gewisse Sachen von den Eltern mitkriegen. Wie ich mich durchsetze im Leben, ja, wie ich gewisse Sachen erreiche, die mir lernen, wie ich auf ein Problem zugehe.

Herman Eva (Privat)
Da müssen wir die Eltern aber auch sehen, da müssen die Eltern auch anwesend sein.

Dichand Eva (Heute)
Nein, aber das können auch ganz einfache Leute, das ist auch ein Instinkt und das kriegt man sehr stark von – viele Menschen kriegen das – sind aus ganz einfachen Verhältnissen und haben Eltern, wo sie das mitkriegen und die tun sich viel leichter im Leben, also ich meine –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich glaube nur, dass wir uns – dass wir uns, die im öffentlichen Leben, vor allem in der Politik stehen, dafür entscheiden müssen, ob wir diese Wahlfreiheit in vollem Umfang gewährleisten oder ob wir der Meinung sind, dass wir in eine Richtung gehen und ganz offenkundig –

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, jetzt sagen Sie es Frau Rosenkranz, wie viel Geld, glauben Sie, ist – ist notwendig oder was würden Sie gerne hergeben, damit Mütter wie lange zuhause bleiben können?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich werde, sage ich Ihnen, schon zufrieden zuerst einmal, wenn es nicht in die Gegenrichtung ginge, weil –

Thurnher Ingrid (ORF)
Na sagen Sie uns eine Summe, was würden Sie wollen?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Nein, diese 436 Euro, die vor zehn, zwölf Jahren eingeführt worden sind, gehören endlich wertangepasst, dynamisiert, müssen Jahr um Jahr mit der Inflationsrate auch steigen und es soll keinen Schritt zurück geben und dann wird man sehen, wie sich das entwickelt und wie sich das ausgeht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und das am Besten bis zum sechsten Lebensjahr, oder, bis zur Schulpflicht?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Nein, ich sage Ihnen, ich bin froh, wenn das, was da ist, erhalten bleibt und angepasst wird, ich habe ja keine unrealistischen Vorstellungen, aber ohne jeden Zweifel ist diese Freiheit nicht nur nicht gegeben, weil sich sehr viele Leute, also wir reden immer nur so von dieser dünnen Schicht mit dem Baby-Yoga –

Dichand Eva (Heute)
Na, aber zum Beispiel es gibt jetzt Gratis-Kindergärten –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ja, eben, ja, genau.

Dichand Eva (Heute)
Also das ist schon einmal ein Schritt, ja.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, jetzt frage ich noch einmal die Frau Siller, Frau Siller, wäre das so, dass es jetzt mehr Geld pro Monat gebe als 436 und abgestuft dann für die Kinder, würden Sie dann sagen, na dann kriege ich noch zwei, drei Kinder, also ist das Geld ein Argument, um noch ein paar Kinder zu haben?

Siller Bärbel (Privat)
Nein, wie ich schon vorher gesagt habe, überhaupt nicht. Ich möchte einfach auch nur mal anschließen, was die Frau Sindelar gesagt hat, für mich ist einfach auch wichtig diese emotionale Bindung, das ist wie gesagt, mein Dafürhalten, dass das Kind das braucht, aber auch mein Egoismus, dass ich es genießen möchte, ich möchte einfach die Wärme und die Nähe zu meinem Kind mindestens drei Jahre haben, möchte sehen, wie es aufwächst, wie es sich entwickelt, auch nicht zehn, zwölf Stunden, manchmal sind es oft 24 Stunden, das ist mir auch zu viel, wenn Kinder krank sind und sehr viel brauchen, wissen wir alle, und das mehrere Tage, schlaucht auch sehr, aber mir geht es einfach um die emotionale Bindung, das auf jeden Fall. Und um das Ansehen, dass natürlich mit dem – mit dem Gehalt, das eine Mutter vielleicht dann bekommen würde, auch versichert wäre, sehr wohl steigt, nämlich in der Gesellschaft.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, jetzt frage ich noch einmal die drei berufstätigen Mütter, haben Sie –

Dichand Eva (Heute)
Ich finde das eigentlich toll, wenn man das kann, also ich meine, ich finde das toll. Also sie will das halt so, ich will es halt anders und wir entscheiden das beide frei eigentlich, nur wahrscheinlich haben wir beide eben auch irgendwie die Rahmenbedingungen, wo es möglich ist.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie das Gefühl, an der emotionalen Bindung zu Ihren Kinder mangelt es irgendwo?

Hoffritz Jutta (Privat)
Also ich habe durchaus das Gefühl, dass ich an dem Aufwachsen meines Sohnes und auch an der – am Leben der großen Töchter, obwohl die größte jetzt weit weg in Israel lebt, durchaus teilnehme, ja, und –

Dichand Eva (Heute)
Also ich sicher deutlich weniger als Sie bei meinen Kindern, weil das ist einfach so, wenn du den ganzen Tag nicht zuhause bist.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich habe eine riesenemotionale Bindung an meine Kinder und meine Kinder an mich und wie gesagt, ich habe beide Modelle probiert, drei Jahre und neun Monate und das ist gleich geblieben.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und ich vermute mal, alle Kinder haben heute zum Muttertag angerufen und das Beste gewünscht, das tun wir auch, ich bedanke mich bei Ihnen für die Diskussion und sage Ihnen noch, meine Damen und Herren, dass wir uns gleich im Anschluss hier in ORF 2 mit einer alternativen Form des familiären Zusammenlebens befassen und zwar im Dokfilm mit dem Titel „Warme Gefühle“, ein Porträt zweier homosexueller Paare, die dem Bild des typisch schwulen Mannes und der typisch lesbischen Frau so ganz und gar nicht entsprechen. Und unser Beitrag zum Abschluss noch zum Muttertag: Ein Gedicht aus dem beliebten österreichischen Film gleichen Namens und eine Huldigung, für die alle Mütter im Anschluss gleich eine gehörige Portion Humor brauchen, sei es darum, viel Spass, noch einen schönen Abend!

14. Mai 2012 More

ORF-Berichterstattung Frauentag 2012

Danke, an den ORF mit seiner ganz eigenen Auffassung des Frauentages, an dem er die Nachrichten bewusst nur Frauen moderieren lässt, während die männlichen KollegInnen „den Frauen feierlich aus dem Schanigarten zuprosten“…

Ö1 Mittagsjournal

Maiwald Andrea (ORF)
Jetzt zum Frauentag: Weil freiwillig nicht viel weitergeht, wird die Forderung nach einer verpflichtenden Frauenquote immer lauter, auch in der Politik. ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm hat ein Reißverschlusssystem gefordert – 50 Prozent Frauen auf den Wahllisten, also immer abwechselnd ein Mann und eine Frau. Applaus bekommt sie dafür von Frauenministerin Heinisch-Hosek von der SPÖ und von den Grünen. Aber was sagt ihre eigene Partei und was sagen die männlichen Abgeordneten im Parlament? Frauen stellen derzeit nur ein Viertel der Abgeordneten. Wenig Begeisterung für den Vorschlag von Dorothea Schittenhelm, wie sich Katja Arthofer am Rande der heutigen Nationalratssitzung überzeugen konnte:

Arthofer Katja (ORF)
Viele Abgeordnete der Volkspartei haben offenbar keine Freude damit, auf den Vorstoß ihrer Frauensprecherin nach einer gesetzlichen Frauenquote bei der Listenerstellung für das Parlament angesprochen zu werden:

Kößl Günter (ÖVP)
Fragen Sie sie selber.

Arthofer Katja (ORF)
Sagt etwa der ÖVP-Abgeordnete Günter Kößl, und auch der ehemalige Wirtschaftsminister Martin Bartenstein fällt gleich bei der Fragestellung ins Wort. Herr Bartenstein, ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm hat vorgeschlagen, eine gesetzliche Quote bei der Erstellung von Listen für den Nationalrat, ich würde gerne..

Bartenstein Martin (ÖVP)
Sollten Sie die Frau Schittenhelm dazu befragen, sie ist im Hause.

Arthofer Katja (ORF)
Etwas diplomatischer Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer:

Neugebauer Fritz (GÖD – Gewerkschaft Öffentlicher Dienst)
Ein wertvoller Diskussionsanstoß.

Arthofer Katja (ORF)
Sind Sie dafür?

Neugebauer Fritz (GÖD – Gewerkschaft Öffentlicher Dienst)
Die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen.

Arthofer Katja (ORF)
Der ÖVP-Abgeordnete August Wöginger weiß aber jetzt schon:

Wöginger August (ÖVP)
Natürlich ist es unser Bestreben, mehr Frauen ins Parlament zu bekommen, aber da gibt es andere Wege, als wie, dass man sie im Gesetz regelt. Die gesetzliche Quote wird gar nicht erfüllbar sein in den einzelnen Wahlkreisen.

Arthofer Katja (ORF)
Wenig Zustimmung für ihren Vorschlag nach einer gesetzlichen Frauenquote für das Parlament bekommt die ÖVP-Frauensprecherin aber auch von den männlichen Abgeordneten der SPÖ, dafür aber eine Portion Zynismus. Finanzsprecher Kai Jan Krainer:

Krainer Kai Jan (SPÖ)
Offensichtlich setzt sie sich nicht in der eigenen Partei durch und braucht deswegen, sage ich einmal, die gesetzliche Basis, die für alle gilt.

Arthofer Katja (ORF)
Im Gegensatz zur Frauenministerin der eigenen Partei gegen eine gesetzliche Quote und für eine parteiinterne Regelung spricht sich auch SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter aus und hat einen guten Rat für die Volkspartei:

Matznetter Christoph (SPÖ)
Ich habe es natürlich als SPÖ-Politiker um vieles leichter als ÖVP-Politiker – wir haben diese verpflichtende Quote im Statut der SPÖ bereits seit einigen Jahren, und wir versuchen das auch und es ist auch fast flächendeckend so, dass wir es auch erfüllen, die ÖVP wäre gut beraten, in ihrem Statut gleich eines zu machen und da könnte die ÖVP, unser Koalitionspartner, durchaus von uns lernen.

Arthofer Katja (ORF)
Und mit einem ganz eigenen Argument gegen eine gesetzliche Frauenquote bei der Listenerstellung für das Parlament spricht sich auch der Freiheitliche Generalsekretär Herbert Kickl aus:

Kickl Herbert (FPÖ)
Ich glaube, es soll jede Partei das Angebot an die Wählerinnen und Wähler so gestalten, wie sie es für richtig hält. Wir haben uns dazu entschlossen, in weiterer Folge mehr Frauen, als wir es in der Vergangenheit getan haben, zu kandidieren – aber ich will niemandem vorschreiben, wie er es hält. Stellen Sie sich in Zukunft vielleicht einmal eine Männerpartei vor, wie soll das dann gehen mit einer verpflichtenden Frauenquote?

Arthofer Katja (ORF)
Und auch Sigisbert Dolinschek vom BZÖ will keine Frauenquote für das Parlament:

Dolinschek Sigisbert (BZÖ)
Wie die Erfahrung zeigt, ist es immer schwierig, Frauen auch dazu zu gewinnen, auch zu kandidieren, egal, ob das jetzt auf Gemeindeebene, auf Bundesebene oder auf Landesebene ist.

Arthofer Katja (ORF)
Sie sagen also, quasi, die Frauen sind schuld, dass so wenig im Nationalrat sind.

Dolinschek Sigisbert (BZÖ)
Sie sind nicht schuld, es ist einfach diese breite Masse bei den Frauen nicht da, kandidieren zu wollen.

Arthofer Katja (ORF)
Mit diesem Argument fängt der Grüne Abgeordnete Karl Öllinger gar nichts an:

Öllinger Karl (Die Grünen)
Es ist absolut grotesk! Die Quote braucht es auch wegen der Männer. Es ist nicht gut, wenn die Männer da im Parlament oder auch in den Betrieben nur unter sich die Sachen ausmachen – und es kommen nicht immer die besten Männer dadurch zum Zug.

Arthofer Katja (ORF)
Sagt Öllinger und spricht sich als einziger der von uns heute befragten männlichen Abgeordneten für die Frauenquote aus. Nicht nur, aber vor allem auch in ihrer eigenen Partei muss die ÖVP-Frauensprecherin also offenbar noch viel Überzeugungsarbeit leisten.

Maiwald Andrea (ORF)
Mehr Frauen in die Politik holen, ein wertvoller Diskussionsanstoß, wie ein männlicher Abgeordneter sagt. Eine Diskussion, die allerdings schon ziemlich lange dauert.
ZIB 17

Veit Hannelore (ORF)
Heute jährt sich der Internationale Frauentag zum einhundert-ersten Mal. Weltweit wird an diesem Tag auf die gleichen Rechte von Männern und Frauen aufmerksam gemacht, vor allem auch auf die vielen Bereiche, wo Frauen noch darum kämpfen müssen.

Zohner Claudia (ORF)
Hier auf den Philippinen demonstrieren hunderte Frauen für ein besseres Gesundheitssystem und vor allem mehr Aufklärung beim Thema Familienplanung und Verhütung.

OFF Sprecherin (ORF)
Nicht die Kirche oder der Staat sollen über unsere Körper bestimmen – sondern wir Frauen.

Zohner Claudia (ORF)
In der Türkei machen ukrainische Aktivistinnen auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam und werden bei ihrem Protest selbst Opfer von Gewalt. Das Recht auf Arbeit müssen sich diese Polizistinnen im afghanischen Kandahar jeden Tag erkämpfen – sie tauschen die Burka gegen die Polizeiuniform, um für mehr Sicherheit für Frauen sorgen zu können und riskieren dabei ihr Leben. Für sie alle ist der Frauentag eine Möglichkeit, auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

ZIB 1

Zimmermann Marie-Claire (ORF)
Wäre alles eitel Wonne, es gäbe ihn schon längst nicht mehr – den internationalen Frauentag. Zum hundert-und-ersten Mal findet er heute statt – eben weil Frauen in vielen Bereichen nicht den Männern gleichgestellt sind. Das fällt auch auf, wenn man sich zum Beispiel jene Institutionen ansieht, die eigentlich das Volk repräsentieren sollen – die Parlamente: In Österreich sind von den 183 Nationalratsabgeordneten derzeit 51 Frauen, das ist ein Anteil von 28 Prozent. Unter den 27 EU-Staaten liegt Österreich damit an achter Stelle – hinter Deutschland, Spanien und den Niederlanden, und deutlich entfernt vom EU-Spitzenreiter Schweden, wo 45 Prozent der Parlamentarier Frauen sind. In den letzten Jahrzehnten ist der Frauenanteil unter Österreichs Mandataren zwar gestiegen – von 5 Prozent nach dem zweiten Weltkrieg auf immerhin 34 Prozent im Jahr 2002 – bis heute ist er aber wieder leicht gesunken. Davon, dass Frauen ihrem Anteil in der Bevölkerung entsprechend, da sind es 51,3 Prozent, im Nationalrat vertreten sind, kann also keine Rede sein. Was Forderungen nach Quoten oder überhaupt politische Forderungen am Frauentag bringen, das hat sich Rosa Lyon angesehen:

Lyon Rosa (ORF)
Mehr davon und mehr davon – das wollen alle politischen Parteien, sagen sie zumindest. Die einen freiwillig, die anderen verpflichtend. Nicht zu übersehen sind heute die Forderungen der Grünen – denn auch dieses Jahr wird rund um den Frauentag auch hier wieder etwas lauter über Gleichberechtigung diskutiert: Von der Quote über das Schließen der Lohnschere bis hin zum Papa-Monat beziehungsweise drei Papa-Monaten.

Mikl-Leitner Johanna (ÖVP)
Hier gilt es, Lösungen zu finden, die positive Auswirkungen haben auf die Familie und positive Auswirkungen haben auf die Wirtschaft.

Lyon Rosa (ORF)
Auch wenn Studien wie diese aktuelle zeigen, dass Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen höhere Gewinne schreiben, ist die gläserne Decke nach wie vor Realität. Eine EU-weite, verpflichtende Frauenquote in Aufsichtsräten will nun EU-Kommissarin Reding.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich hoffe darauf, dass wir diesen Rückenwind nützen in Österreich und eine gesetzliche Quote, die ich mir ja immer schon gewünscht habe für Aufsichtsräte, installieren in Österreich.

Lyon Rosa (ORF)
Warum braucht es den EU-Rückenwind?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Weil ich bisher drei Schritte vor, zwei zurück, noch nicht soweit bin, wie ich gerne wäre.

Lyon Rosa (ORF)
Morgen ist er wieder vorbei, der Frauentag. Beginnt damit das Männerjahr? Ja, sagt die Unternehmensberaterin Gundi Wentner. Schließlich sitzen die konservativen Rollenbilder in Österreich tief.

Wentner Gundi (Deloitte – Institut für Unternehmensberatung Gesellschaft m.b.H)
Es bräuchte eine gleiche, also 50:50-Beteiligung sowohl der Frauen an Macht, Geld, in der Wirtschaft, in der Politik, aber auch der Männer an der unbezahlten und teilweise sehr unterbewerteten gesellschaftlichen Arbeit.

Lyon Rosa (ORF)
Bis es soweit ist, werden wohl noch einige Frauentage vergehen.

ZIB 2

Lorenz-Dittlbacher Lou (ORF)
Der Abschied von Christian Wulff war vermutlich das emotionalste Thema in Deutschland heute. In Österreich gehörte – zumindest wenn man in Internet-Foren oder auf Soziale Netzwerke schaut – der Internationale Frauentag zu den meistdiskutierten Themen. „Wem nützt das?“, „Wer braucht das?“ waren die freundlichsten Kommentare auf der einen Seite. Kämpferische Töne gab es auf der anderen. Wir nehmen heute eine Berufsgruppe unter die Lupe, die auf den ersten Blick gar keine Probleme haben dürfte, weil sie es sozusagen geschafft hat, erfolgreich in eine Männerdomäne eingedrungen ist – die Politikerinnen. Meine Kollegin Julia Ortner war in Niederösterreich an der Basis unterwegs und hat gesehen, dass die Wahrheit etwas anders ausschaut:

Ortner Julia (ORF)
Haslau-Maria Ellend, bitte nur nicht Maria Elend dazu sagen. Hier wohnen 1870 Menschen, es gibt eine Volkschule, drei Kindergärten, eine Kirche, eine Wallfahrtsgrotte und mehr als ein Wirtshaus. Und diese Gemeinde ist so etwas wie ein feministisches Pioniergebiet am flachen Land – mit zwei Frauen an der Spitze. Das ist Birigt Ponath, Bio-Catering-Unternehmerin und Vizechefin der Ortschaft. Sie regiert hier gemeinsam mit SPÖ-Bürgermeisterin Elisabeth Scherz. Heute seien sie unbestritten, sagt Ponath – aber bei ihrem Antreten 2009 habe es von manchen Herren schon Bedenken gegeben, ob so was gutgehe, gleich zwei Chefinnen.

Ponath Birgit (SPÖ)
Als Frau versucht man viel unter einen Hut zu bringen. Die Erziehung der Kinder, das ganze Zeitmanagement. Schafft die das? Hat die die Zeit? Hat sich auch die Qualifikation?

Ortner Julia (ORF)
Hier an der Basis, in der Gemeinde, haben Politikerinnen also ganz ähnliche Probleme wie die Kolleginnen im Parlament – nur ist der Boden hier noch härter für Frauen. In Österreich gibt es nur fünf Prozent Bürgermeisterinnen unter den Ortschefs. Dafür seien allerdings auch die Frauen mitverantwortlich, die sich generell zu wenig zutrauen. Das war auch bei ihr selbst anfangs so, sagt Ponath.

Ponath Birgit (SPÖ)
Dass ist glaube ich das, was auch Frauen lernen müssen: Eben mit einer gewissen härte oft hinein zu gehen und sich nicht immer für die eigene Sichtweise rechtfertigen, was man dann oft sehr gerne tut.

Ortner Julia (ORF)
Genau mit diesen Fragen hat sich Barbara Blaha gemeinsam mit Sylvia Kuba in das „Ende der Krawattenpflicht“ beschäftigt. Beide waren Studentenvertreterinnen, bis sie aus Protest gegen die Beibehaltung der Studiengebühren ihr SPÖ-Parteibuch zurückgaben.

Blaha Barbara (Privat)
Wir wollen, dass ein Politiker durchsetzungsstark ist, er soll konfliktfreudig sein, er soll ruhig auch einmal auf den Tisch hauen können – das sind Dinge, die wir in der Politik erwarten. Es sind aber durchwegs Eigenschaften, die wir nicht Stereotyp-Frauen zuschreiben würden und deshalb befinden sie sich permanent in einer Zwickmühle. Die Wissenschaft nennt das den „Double Bind“. Das heißt, egal wie sich sich verhalten, sie werden jedenfalls mit Kritik konfrontiert.

Ortner Julia (ORF)
Und was müsste sich abseits von Quoten ändern, damit Frauen in der Politik besser vorankommen?

Blaha Barbara (Privat)
Das beginnt bei klar festgelegten Sitzungsdauern und endet bei der Frage von: wie viele endlose Debatten muss man sich denn antun, bevor man sich die Meriten verdient hat, um ein Mandat zu erringen?

Ortner Julia (ORF)
Manche Politikerinnen sollten sich wohl auch im Umgang mit Machtfragen üben.

Ponath Birgit (SPÖ)
Frauen haben glaube ich einen anderen Fokus. Da steht immer die Sache im Vordergrund auch, ja. In der Politik zum Beispiel gewisse Sachen, die man erreichen möchte.

Ortner Julia (ORF)
Also haben Frauen auch ein gestörtes Verhältnis zur Macht, im Gegensatz zu den Männern?

Ponath Birgit (SPÖ)
Wahrscheinlich – oder sie definieren den Machtbegriff anders.

Ortner Julia (ORF)
Zumindest in Maria Ellend hat sich diese neue Macht schon durchgesetzt.
Lorenz-Dittlbacher Lou (ORF)
Da wir in der ZiB 2 ja Freundinnen und Freunde der Gleichberechtigung sind, uns immer alle Seiten einer Geschichte anhören, kommen wir jetzt also von den Benachteiligungen der Frauen zu denen der Männer. Die sind zwar ganz anders gelagert, auch nicht so weit verbreitet und lange nicht so verkrustet wie die der Frauen, aber es gibt sie. Und sie finden sich im zweiten Männerbericht, den das Sozialministerium still und heimlich an das Parlament weitergeleitet hat, ohne ihn der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wir haben ihn trotzdem. Dominik Wurnig über fehlende Identifikation und Vorurteile.

Wurnig Dominik (ORF)
Er ist die Ausnahme. Sven Walenta gehört zu den 1,6 Prozent männlichen Kindergartenpädagogen. Bei Kindern unter zehn Jahren gehören männliche Pädagogen, ob im Kindergarten oder in der Schule, zur absoluten Ausnahme. Das kritisiert der neue Männerbericht des Sozialministeriums. Denn Buben und Burschen kommen, nicht zuletzt durch steigende Scheidungsraten, die männlichen Identifikationsfiguren abhanden. Mehr männliche Pädagogen würden den Kindern gut tun. Das niedrige Gehalt sei nicht der einzige Grund, wieso sich so wenige junge Männer entscheiden, Kindergartenpädagogen zu werden, sagt der Studienautor Reinhard Raml. Der Beruf…

Raml Reinhard (Ifes – Institut für empirische Sozialforschung)
… gilt generell als unmännlich. Man gerät quasi in Verdacht, gewisse sexuelle Orientierung zu haben, also homosexuell zu sein, aber auch, was auch eine Rolle spielt entsprechend diesen Studien, ist, dass man hier glaubt, auch einem Kindesmissbrauchsverdacht einmal ausgesetzt werden zu sein. Und, ja, das spielt eben eine große Rolle, diese Gemengelage an Vorurteilen.

Wurnig Dominik (ORF)
Sven Walenta ist seit 20 Jahren Kindergartenpädagoge. Er war nur am Anfang mit Vorurteilen konfrontiert.

Walenta Sven (Privat)
Ich denke mir, man muss, man muss ein gewisses Maß an Selbstvertrauen haben und dann kann man diese Vorwürfe oder diese Ängste belächeln.

Wurnig Dominik (ORF)
Das Berufsleben ist aber sowieso das Feld, in dem man sich die geringsten Sorgen um die Männer in Österreich machen muss. In den meisten Lebensbereichen geht es den österreichischen Männern sehr gut. Aber bei der Gesundheit gibt es Verbesserungsbedarf. Die Lebenserwartung von Männern ist 5,4 Jahre niedriger als die der Frauen. Männer ernähren sich weniger bewusst, trinken mehr Alkohol, leben ungesünder und gehen seltener zum Arzt. Und das beginnt schon in frühen Jahren.

Raml Reinhard (Ifes – Institut für empirische Sozialforschung)
Während bei den Mädchen im Alter von 13, 14 oder 15 Jahren quasi der Frauenarztbesuch auf dem Programm steht, wo man dann natürlich auch hier sich sehr stark mit der eigenen Gesundheit und dem eigenen Körper auseinandersetzt, fehlt dieser Schritt in jungen Jahren bei den Männern. Und muss dann, dauert dann oft bis zur, bis zur Musterung, wo dann die Männer das erste Mal wirklich gut durchgecheckt werden und wo es dann auch um gesundheitliche Fragen geht.

Wurnig Dominik (ORF)
In der Erziehung von Kindern gehen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander. Laut Studien wollen Väter mehr als sie tatsächlich tun. Fast zwei Drittel wünschen sich in Karenz zu gehen, in Wirklichkeit gehen gerade vier Prozent der Väter in Kinderkarenz. Dass Männer im Leben von Kindern eine größere Rolle spielen, bleibt also weiter in vielen Fällen Wunschdenken.

ZIB 24

Gadenstätter Lisa (ORF)
Und im Studio begrüße ich dazu die Gegnerin der Frauenquote, die Frauensprecherin der FPÖ, Carmen Gartelgruber, guten Abend.

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Guten Abend.

Gadenstätter Lisa (ORF)
Und den Quoten-Befürworter, den Sozialsprecher der Grünen, Karl Öllinger, guten Abend.

Öllinger Karl (Die Grünen)
Guten Abend.

Gadenstätter Lisa (ORF)
Frau Gartelgruber, warum sind Sie gegen eine Frauenquote?

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Also ich möchte jetzt einmal vorab sagen, ich bin dafür, das natürlich mehr Frauen im Nationalrat sind, ich spreche mich natürlich auch dafür aus, dass Frauenrechte geachtet und respektiert werden. Aber dieses Reißverschlusssystem, das jetzt hier vorgeschlagen worden ist, erachte ich nicht als das richtige Instrument dafür. Ich finde es eher entwürdigend, das wir jetzt hier Frauen so hinstellen, als wären sie nur minderwertige Objekte, die unbedingt eine Hilfe brauchen, um auch in diese Machtposition zu kommen, und das stört mich eigentlich sehr.

Gadenstätter Lisa (ORF)
Aber jetzt schaut es bei der FPÖ auch nicht gerade rosig aus, von 37 Mandataren sind gerade einmal sechs Frauen. Gibt es denn in der FPÖ nicht mehr Frauen, die für den Job geeignet wären?

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Natürlich gibt es die und ich kann Ihnen auch versichern, dass wir das nächste Mal bei der Nationalratslistenerstellung sicher mehr Frauen auch ohne Quote in die Position bringen werden. Aber ich spreche mich generell gegen eine Quote, so wie sie jetzt vorgeschlagen ist, aus.

Gadenstätter Lisa (ORF)
Herr Öllinger, fühlen sich die Gründen gedemütigt?

Öllinger Karl (Die Grünen)
Ganz sicher nicht, wir haben beste Erfahrungen mit der Quote, ich sorge mich eigentlich mehr um die Männer, vor allem bei den Freiheitlichen. Das sind einfach zu viele. Ich glaube, dass es keinem Gremium, egal ob das ein Unternehmen oder auch der Nationalrat oder die Bundesregierung oder eine Landesregierung gut tut, wenn nur Männer oder hauptsächlich Männer unter sich sind.

Gadenstätter Lisa (ORF)
Was können den Frauen besser?

Öllinger Karl (Die Grünen)
Sie können bestimmte Qualitäten einbringen, die schon allein darin bestehen, dass sie sich mehr verantwortlich fühlen, kann man auch darüber diskutieren, für Kinderbetreuung et cetera, dass einfach ein anderer Rhythmus für ein Unternehmen, für einen Betrieb, auch für eine politische Organisation notwendig ist. Kann mich noch gut erinnern, als bei uns Eva Glawischnig das erste ihrer kleinen Kinder hatte, bekommen hatte, da war auf einmal die Notwendigkeit da, dass wir umgehen müssen damit, dass eine Frau unter uns ist, die ihr Kind auch mitbringt in die Sitzung, und das war für die Sitzung und für die Sitzungskultur durchaus gut.

Gadenstätter Lisa (ORF)
Jetzt leisten Sie ja definitiv eine Vorbildwirkung, 50 Prozent Frauenquote, allerdings in der Landesregierung schaut es anders aus. In Oberösterreich, Schwarz-Grün eine Landesregierung, es gibt neun Mitglieder, eine Frau, die ist von der ÖVP. Warum haben Sie denn da keine Vorbildwirkung gezeigt, wenn Ihnen die Frauenquote so wichtig ist?

Öllinger Karl (Die Grünen)
Na ja, wir können nicht für alle Fehler dieser Republik gerade stehen, es gibt eben nur ein Mitglied in Oberösterreich in der Landesregierung, das ist Rudi Anschober, man kann natürlich auch darüber diskutieren, aber da ist der Spielraum natürlich sehr begrenzt, im Prinzip denke, dass es wirklich notwendig ist hier eine gesetzliche Quote einzuführen. Ich bin auch der Frau Schittenhelm sehr dankbar dafür, dass sie den Mut hatte das offen anzusprechen, nämlich eine verbindliche Quote einzufordern. Es geht einfach nicht mehr, und das hat der Beitrag ja auch illustriert, dass jetzt schon Jahrzehnte davon die Rede ist und nichts passiert.

Gadenstätter Lisa (ORF)
Es passiert nichts, aber fragen wir einmal die Frau Gartelgruber, Sie sprechen sich gegen ein Quote aus, wollen aber mehr Frauen in Führungspositionen. Wie soll das gehen?

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Ich glaube es ist jetzt an der Zeit, dass wir auch gesellschaftspolitisch schauen, was passiert und welche Werte und welche Stellung hat die Frau in Österreich. Hier sollten wir einmal ansetzen und ich glaube, dass genau hier das Reißverschlusssystem nicht das richtige Instrument dafür ist, das zu ändern.

Gadenstätter Lisa (ORF)
Aber was sagt das denn für die Stellung der Frau aus, wenn man sich die Verteilung in der FPÖ anschaut, wenn nur sechs Frauen von 37 Mandataren?

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Noch einmal, ich habe Ihnen das zuerst schon ausgeführt, wir werden sicher das nächste mal mehr Frauen haben, das ist ganz was Selbstverständliches und auch mein Chef, Heinz-Christian Strache, ist natürlich bemüht, mehr Frauen in die Politik zu bringen und auch mehr Frauen in den Nationalrat zu bringen, aber das ohne Zwang. Ich will nicht, dass Frauen hier populistisch missbraucht werden und die Wahlfreiheit, die ihnen eigentlich zugestanden wird, oder zugestanden werden soll, hier abgesprochen wird, indem man ihnen eine Lebensplanung vorgibt, die für sie vielleicht gar nicht geeignet ist.

Öllinger Karl (Die Grünen)
Aber es wird doch niemand gezwungen, Frau Gartelgruber, niemand wird gezwungen, Abgeordneter oder Abgeordnete zu werden. Es ist die Ellbogentechnik und wahrscheinlich das bessere Netzwerk und das Draufsitzen auf der Macht oder auf Positionen, das dazu führt, dass die Männer einfach sagen: Wir sind gut genug, wir können das sowieso besser. Vor 100 Jahren…

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Aber dass Sie das jetzt gerade sagen, Herr Öllinger, das gefällt mir sehr gut, weil Sie wissen, ich bin ja Tirolerin und gerade bei Ihnen kommt ja der Zuruf aus Tirol, dass Ihre Parteichefin abgelöst werden soll von einem Mann und von einem Mann ersetzt werden soll. Ich glaube, das ist jetzt auch nicht der richtige Weg, wie man mit Frauen umgehen soll und auch nicht bei Ihnen, oder wenn man sich ansieht beim Korruptionsausschuss, da wo man ja auch das Gefühl hat, dass ja jetzt nicht die Kollegin Moser den führt, sondern in indirekten Aussagen der Herr Pilz den Ausschuss führt. Also da kommt ja auch das Gefühl rüber, dass die Frauen da bei Ihnen nicht diese Wertschätzung haben, wenn aus Zurufen von anderer Seite hier abgewertet werden.

Öllinger Karl (Die Grünen)
Egal ob das ein männlicher oder eine weibliche Vorsitzende ist, jeder hat das Recht natürlich Kritik zu üben, es kommt auf die Form an. Die Kollegin Moser macht das sehr gut und die Eva Glawischnig detto.

Gadenstätter Lisa (ORF)
Da muss ich mich ganz kurz einmischen, es gibt ja wirklich immer diesen Vorwurf, Quotenfrau. Geht es denn dabei einer Frauenquote wirklich um die Qualität oder doch mehr um die Quantität?

Öllinger Karl (Die Grünen)
Ich kann es nur von uns sagen, es hat uns gut getan, es hat sicher nicht zu einer Qualitätsminderung geführt, im Gegenteil, Männer müssen sich auch anstrengen innerhalb des Quotensystems. Das ist, das ist sicher kein Nachteil, also ich denke da in erster Linie an die Männer und eine Organisation, die sagt, Hauptsache wir Männer haben das in der Hand, produziert nicht unbedingt die besten Männer. Tut mir leid Frau Kollegin Gartelgruber, das sehe ich ja an der FPÖ.

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Also Sie wollen jetzt sagen, dass unser FPÖ-Klub nicht die beste Arbeit macht? Also ich spreche mich sehr aus, ich glaube vom Chef abwärts bis in die letzte Reihe…

Gadenstätter Lisa (ORF)
Gut, darüber wollen wir jetzt nicht sprechen, wer welche Arbeit macht. Frau Gartelgruber, wir haben ja gesehen, in Norwegen funktioniert es super, die haben seit Jahren eine 40-prozentige Frauenquote, in Frankreich, haben wir gehört im Beitrag, wird es immer besser durch die Frauenquote. Warum funktioniert das in so vielen anderen Ländern, es wird in Spanien, Island, Frankreich, Niederlande, Belgien, Italien gibt es verschiedene Formen von Frauenquoten, wir sind in Österreich wirklich sehr weit hinten, im hinteren Fünftel, woran liegt das, dass es in Österreich nicht funktioniert?

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Das muss ich jetzt ein bisschen relativieren, in Frankreich gibt es jetzt 18,5 Prozent Frauen in der Nationalversammlung, mit der Quote. Also das muss man schon sagen…

Gadenstätter Lisa (ORF)
Trotzdem ein Fortschritt…

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Ja, aber bitte wir haben 28 Prozent, fast 29 Prozent ohne Quote und wir waren schon einmal besser. Und wenn Sie schon auf Norwegen kommen, und vielleicht sprechen Sie hier auch die Aufsichtsräte an, da sieht man ja auch, dass diese Aufsichtsrätinnen, die diese Arbeit ausfüllen, ja schon einen Spitznamen haben, weil das ja mehrere Frauen sind, die verschiedene Aufsichtsratsposten besetzen, so dass eine Frau mehrere Aufsichtsratsposten macht, damit die Quote erfüllt ist, und das kann ja auch nicht im Sinn der Sache sein.

Öllinger Karl (Die Grünen)
Frau Kollegin Gartelgruber, das machen doch bei uns die Männer. In allen Aufsichtsräten sitzen Männer mit sieben, acht, neun, zehn Aufsichtsratsfunktionen…

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Aber wir sprechen jetzt hier von der Frauenquote…

Öllinger Karl (Die Grünen)
…also das jetzt den Frauen vorzuwerfen…

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
…nein, nein, nein, ich möchte qualifizierte, gute ausgebildete Frauen in der Politik haben, und wenn Sie sagen, Männer, ja, dann, ich glaube es ist berechtigt Ihr Vorwurf, dass Sie jetzt bald einmal eine Männerquote bei Ihnen brauchen, weil bei Ihnen die Frauen so dominant sind.

Öllinger Karl (Die Grünen)
Aber nein.

Gadenstätter Lisa (ORF)
50:50 ist ja nicht wirklich dominant, aber eine Frage noch zu dieser ganzen Quotendiskussion, die mich ja wirklich interessieren würde. Es ist zwar wirklich gut und schön darüber zu diskutieren, aber so lange sich in Österreich an der Familienpolitik und an der Kinderbetreuung nichts ändert, bringt jede Quote, die noch so gut sein mag, nicht wirklich was. Müsste man nicht wirklich was auch von den Grünen sagen, wir setzen der Familienpolitik, bei Kinderbetreuung mehr an?

Öllinger Karl (Die Grünen)
Das haben wir auch getan und gemacht und auch immer wieder eingefordert. Sie haben völlig Recht, natürlich müssen die Voraussetzungen was die Kinderbetreuung, den Zugang zu Kinderbetreuungseinrichtungen betrifft, sich ändern. Es müssen sich aber auch, und darauf hoffe ich, Unternehmen ändern, es muss sich die Betriebskultur, es müssen sich Arbeitsverhältnisse ändern. So wie das derzeit läuft, sind die Systeme, Unternehmen, Politik, auch unverträglich, und zwar nicht nur für Frauen, sondern eigentlich für jeden Menschen sehr häufig, und da sollte sich die Kultur ändern und da hoffe ich, dass die Frauen mehr als die Männer diese Qualität einbringen, nicht nur so zu sagen innerhalb dieses Systems zu denken und auf das Vorwärtskommen innerhalb des Systems zu denken, weil sie eben mehr als Männer auch noch andere Interessen vor den Augen haben.

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Da bin ich ganz bei Ihnen, die Qualität der Kinderbetreuung ist bei uns einfach nicht die beste…

Öllinger Karl (Die Grünen)
Das würde ich nicht unbedingt…

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
…ja, auch die Rahmenbedingungen und auch in der Flexibilität…

Gadenstätter Lisa (ORF)
Zumindestens in der Frage, zumindestens in der Tatsache, dass wir mehr Kinderbetreuung und Familienpolitik brauchen, sind Sie sich beide einig. Wir müssen leider schon abbrechen, wir sind schon über der Zeit. Frau Gartelgruber, Herr Öllinger, vielen Dank für den Besuch im Studio.

Öllinger Karl (Die Grünen)
Danke.

Gartelgruber Carmen (FPÖ)
Danke auch.

12. März 2012 More

Heinisch-Hosek in der Pressestunde

04.03.2012

Schnabl Susanne (ORF)
Frau Ministerin, da kämpfen Sie in vielen Bereichen nach wie vor gegen Windmühlen. Auch in Ihrer zweiten Funktion als Ministerin im Öffentlichen Dienst kämpfen Sie – wer die Beamtengewerkschaft kennt, oft gegen Betonpflöcke, allen voran gegen den streitbaren Beamtengewerkschaftschef Fritz Neugebauer. Jetzt haben Sie Herrn Neugebauer in den Sparpaketverhandlungen immerhin einen milliardenschweren Beitrag abringen, abknöpfen können, aber was macht Sie denn so zuversichtlich? Wenn am Dienstag im Ministerrat das Paket beschlossen wird, dass es auch genau so durch das Parlament geht und das die Maßnahmen im Öffentlichen Dienst genau diese Milliardensummen auch tatsächlich abwerfen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Da verlasse ich mich sehr auf die Sozialpartner, wir haben intensive Verhandlungen gehabt, wie Sie gerade auch betont haben, und das Wort Beton ist hier natürlich nicht von ungefähr, aber letztendlich ist es gut und richtig und wichtig, dass der Öffentliche Dienst einen großen Beitrag zu diesem Konsolidierungspaket leistet – und da verlasse ich mich auf meine Gewerkschaft, da verlasse ich mich darauf, dass das, was ausgemacht ist, natürlich auch in der parlamentarischen Verhandlung hält, und dass es genauso beschlossen wird. Immerhin sind es insgesamt doch 2,5 Milliarden Euro, die hier der Öffentliche Dienst im weitesten Dienst bringt und für dieses Sparpaket auch diesen Anteil leistet.

Schnabl Susanne (ORF)
Sie rechnen zu den 2,5 Milliarden Euro auch gewisse Verwaltungsreformen, oder wie Kritiker sagen, Reförmchen, dazu, Sie sagen, Sie sind optimistisch. Aber ganz ehrlich: Wenn man sich die Gewerkschaft auch in den letzten Tagen anhört, dann scheint das nicht so in Stein gemeißelt zu sein – als kurzen Beleg dazu hören wir uns den streitbaren Beamtengewerkschaftschef Fritz Neugebauer an, der hat nämlich unmittelbar nach der Präsentation des Sparpaketes folgendes gesagt, ob er sich nun daran halten will oder nicht:

Neugebauer Fritz (GÖD – Gewerkschaft Öffentlicher Dienst)
Der Vorschlag der Regierung, 2013 null zu machen, 2014 ein Prozent und so quasi eine Abschlagszahlung, ist ein Vorschlag, und es ist ja auch vereinbart, das wir durchaus einen anderen Vorschlag, der sich innerhalb des gesamten Budgetrahmens bewegt, durchaus machen können. Und dann gibt es natürlich einen zweiten Teil, der verschiedene verwaltungsreformatorische Aspekte, allerdings in sehr bescheidenem Ausmaß, darstellt, und über den ist noch zu verhandeln, das ist nicht zu Ende.

Schnabl Susanne (ORF)
Das klingt nicht nach uneingeschränkter Zustimmung, Frau Minister.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Also ich sage einmal, eine Nulllohnrunde und eine moderate Runde im nächsten Jahr werden 1,1 Milliarden Euro herein spülen, das ist wirklich ein großer Beitrag, den unsere Öffentlich Bediensteten hier leisten, und nachdem der Budgetpfad feststeht, gehe ich davon aus, dass das hält.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Jetzt gibt es ja von Seiten sozialdemokratischer GewerkschafterInnen immer auch das Argument, dass die Kaufkraft geschwächt werden kann, wenn eine Nulllohnrunde erfolgt – das war ja bei früheren Verhandlungen auch sehr oft das Argument. Ist das eigentlich mitbedacht und macht Ihnen das keine Sorgen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Macht mir keine Sorgen, denn unsere Öffentlich Bediensteten können sicher sein – und das war auch in Verhandlung, das jedes Jahr ein Bieniensprung erfolgt, das heißt, es sind zweijährige Sprünge, das heißt, unsere Beamten, Beamtinnen und Vertragsbediensteten können auch – sage ich, und das sagt auch die Gewerkschaft, sonst hätten sie nicht zugestimmt – eine Nulllohnrunde verkraften. Wenn wir uns überlegen, was in anderen europäischen Ländern im Öffentlichen Dienst passiert, da werden Menschen abgebaut, da werden Gehälter gekürzt bis zu 15 Prozent, dann glaube ich, dass die Kaufkraft in Österreich für die Öffentlich Bediensteten nicht geschwächt ist, wenn sie diesen Beitrag leisten.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Im Nationalrat muss dieses Sparpaket beschlossen werden. Jetzt gibt es nicht nur von Seiten des Herrn Bundespräsidenten, sondern auch von Seiten der Klubobleute in letzter Zeit vermehrt Anzeichen, dass der Nationalrat hier ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. Haben Sie nicht die Sorge, dass im Zuge der parlamentarischen Behandlungen dieses Sparpaket und namentlich der Teil, der Sie selbst betrifft, noch verändert werden könnte?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Diese Sorge habe ich nicht. Natürlich, das Parlament ist die gesetzgebende Körperschaft, letztendlich werden dort alle Endabstimmungen passieren, aber wir haben im Vorfeld wirklich genau diskutiert, und ich glaube schon, das all diese Vorhaben auch halten werden, denn das ist ein Beitrag zu einem riesigen Stabilitätspaket, einem, das seit der zweiten Republik nicht geschnürt wurde, und da leistet jeder seinen Beitrag, auch der Öffentliche Dienst, und da bin ich sehr zuversichtlich.

Schnabl Susanne (ORF)
Aber Frau Minister, im Nationalrat, da werden die gesetzlichen Maßnahmen geschnürt. In Sachen Nulllohnrunde und auch die moderate, nennen wir sie Mini-Lohnrunde für 2014, da haben Sie kein Gesetz in der Hand, da gibt es nichts schriftliches. Also um noch einmal auf die Frage zurückzukommen, die Gewerkschaft sagt, ändern sich die Rahmenbedingungen, zieht die Inflation an, dann müssen wir, Zitat Herr Schnedl im „Report“ am Dienstag, „nachverhandeln“. Was macht Sie so sicher?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Das ist richtig, die Nulllohnrunde, der moderate Gehaltsabschluss, werden sich nicht wieder finden in einem Gesetz und dennoch gehe ich davon aus, dass die Summen, die in diesem Stabilitätspaket jetzt eingepreist sind, halten – und daher können wir hier gar nicht weggehen davon, dass wir eine Nulllohnrunde nächstes Jahr und übernächstes Jahr, eine moderate Gehaltsrunde mit der Gewerkschaft, natürlich in Abstimmung verhandeln werden und dass es so bleiben und halten wird.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Die Nulllohnrunde wird ja auch notwendig, weil Sie für 2012 einen sehr hohen Gehaltsabschluss bei den Öffentlich Bediensteten hatten, man könnte auch sagen, einen fahrlässig hohen Abschluss mit 2,95 Prozent. Warum eigentlich kam dieser hohe Abschluss zustande, man wusste ja damals schon, welche Probleme eigentlich auf uns zukommen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Von fahrlässig keine Rede, warum? Die Metaller haben mit 4,75 Prozent abgeschlossen – wir müssen uns die Gegebenheiten damals ja anschauen, wie war das, wie ist das zustande gekommen? Und unsere berechnete Inflationsrate für den Öffentlichen Dienst, die betrug 2,95 Prozent – und nicht mehr und nicht weniger war dann der Abschluss. Genau die Kaufkraftabgeltung betrug den Abschluss, für die kleineren Gehälter waren es über drei Prozent – für die Kaufkraft wichtig, und für die höheren Gehälter gerade einmal diese Inflationsrate. Das heißt, das ist durchaus so gewesen, dass das in Ordnung war für mich, und dann haben sich die Ereignisse überschlagen. Und daher sind wir jetzt zu diesem Schluss gekommen, das sozusagen der Öffentliche Dienst auch seinen Beitrag leistet, leisten wird – und daher nächstes Jahr eine Nulllohnrunde.

Schnabl Susanne (ORF)
Aber haben Sie sich da nicht das Verhandlungsheft aus der Hand nehmen lassen im Sinne von: Wie ernst zu nehmen ist denn die Regierung als Verhandlungspartner, wenn man den Beamten fast drei Prozent Gehaltsplus schenkt im heurigen Jahr, um es ein Monat später wieder wegzunehmen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Das ist in Abstimmung mit der Gewerkschaft passiert, sodass beide Seiten erkannt haben, dass zu diesem großen Paket, damit wir als Österreich, als Wirtschaftsstandort, gut und gesund durch diese Krise kommen können, ein Beitrag zu leisten ist – und daher ist es auf der einen Seite so gewesen, dass wir gerade mal die Inflationsrate abgegolten haben und jetzt auf der anderen Seite die Erkenntnis da ist, auch von Seiten der Gewerkschaft: „Ja, hier machen wir mit, wir sind dabei, wir sind bereit, diesen Beitrag auch zu leisten“. Und es ist doch schön, dass wir uns hier einigen konnten!

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Jetzt ist eine weitere Maßnahme, der Aufnahmestopp im Öffentlichen Dienst, da wollen Sie ja tausend Posten, Posten einsparen. Da stellt sich erstens einmal die Frage, wenn man so viel einsparen kann, wie war denn der Öffentliche Dienst bisher organisiert, da gibt es offenbar sehr viel, sehr viel Luft, und zweitens, werden, wenn es weniger Beamte gibt, nicht auch die Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger verschlechtert?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Erstens möchte ich sagen, der Öffentliche Dienst ist bestens organisiert, obwohl wir in den letzten 10 Jahren an die zehntausend Vollzeitarbeitsplätze auch abgebaut haben. Und wir gehen diesen Weg weiter, weil es auch ein Beitrag ist, nämlich ein Beitrag im Wert von 471 Millionen Euro, den wir leisten, den der Öffentliche Dienst leistet zu diesem Konsolidierungspaket. Und diese tausend pro Jahr, das können wir schaffen. Warum können wir das schaffen? Wir haben seit vielen Jahren uns sehr stark verbessert, digitales Österreich, E-Government. Sie müssen sich vorstellen, 70 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher, die Internet benutzen, verkehren auch und haben und machen Amtswege mit unseren Einrichtungen. Das heißt, wir haben hier Verbesserungen erzielt, sodass Dinge schneller gehen, serviceorientiert passieren und sparsam sein können. Das heißt, wir verlieren nicht Leistung, sondern mit weniger Menschen können wir die gleiche Leistung bringen und sind allen Herausforderungen der Zukunft bestens gestellt.

Schnabl Susanne (ORF)
Da haben Sie, Frau Minister, aber offenbar einen Sinneswandel durchgemacht: Als der Kanzler Anfang Jänner von tausend Posten weniger, ausgenommen Exekutive, Lehrer und die Justiz, gesprochen hat, haben Sie im Morgenjournal gesagt „Das könnte ein Problem werden, hier muss man aufpassen, das nicht einseitige Belastungen und Engpässe da stehen“. Ein Monat später, auch wieder Sie, im Mittagsjournal diesmal, haben Sie gesagt „Ja, die Leistungen sind in den letzten Jahren trotz Einsparungen nicht gestiegen, nicht gesunken, Verzeihung, sondern gestiegen“. Woher dieser Sinneswandel, offenbar sind Sie auch nicht restlos überzeugt gewesen von Anfang an?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Freilich bin ich überzeugt, und wir haben Zeit gehabt und uns die Zeit auch genommen, zu schauen, wo müssen wir Ausnahmen machen. Wir wollen nicht sparen bei der Schule, bei der Bildung, wir wollen nicht sparen bei der Sicherheit und wir haben auch natürlich jetzt beschlossen, dass wir bei der Finanzpolizei, die wichtig ist zur Korruptionsbekämpfung, Ausnahmen machen. In diesem Monat hat sich herauskristallisiert, wo können wir sparen und wo dürfen wir nicht sparen? Und daher ist es kein Sinneswandel, sondern eine logische Folge, das wir jetzt sagen können: „Ja, das können wir schaffen und die Ausnahmen, die wir definiert haben, sind notwendig, um einfach das Gefüge, das System, gut aufrechterhalten zu können“.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Nun gibt es ja von Seiten der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst das Argument, das hier eigentlich ein Etikettenschwindel vollzogen wird, weil Sie nämlich sehr viele Arbeitsplätze durch Leiharbeitsfirmen besetzen lassen. Neugebauer sprach ja von 700 Planstellen, die durch Leiharbeitsfirmen zugekauft werden. Stimmen diese Zahlen eigentlich? Wie groß ist das Ausmaß von Leiharbeit im Öffentlichen Dienst?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich denke, es werden einige hundert Arbeitsplätze sein.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Also bis 700 könnten hinkommen bei Leiharbeit?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Könnte hinkommen, und das sind Dinge, die sich Ressorts zusätzlich geleistet haben. Aber ich sage Ihnen, dadurch, dass wir auch bei den Ermessensausgaben einsparen werden, wird es in Zukunft nicht mehr möglich sein, dass man sich das einfach auch leistet, sondern: Was haben wir jetzt gemacht, der Aufnahmestopp ist ja nur ein Punkt, wir haben mit dem Aufnahmestopp auch ein Mobilitätspaket beschlossen. Das heißt, wir schauen, dass wir intern Rotationen möglich machen, dass unsere Leute intern so wechseln können, dass, bevor wir an Neuaufnahmen denken, können wir ja bis 2014 jetzt einmal nicht, dass wir hier Wechsel möglich machen können. Das heißt, Planstellen, die frei werden, Arbeitsplätze, die frei werden, werden intern nachbesetzt.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Wechseln können oder wechseln müssen – das ist ein erheblicher Unterschied für die Bediensteten?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Das ist der dritte Punkt, ja. Aufnahmestopp allein ist zu wenig, Mobilität ist wichtig, aber auch schneller wechseln können, das heißt, wir haben auch beim Versetzungsschutz mit der Gewerkschaft, und da bin ich sehr stolz darauf, nicht gegen die Gewerkschaft, mit der Gewerkschaft diesen Versetzungsschutz lockern können – und jetzt kann es auch passieren, das jemand gegen seinen Willen in einen anderen Bereich versetzt wird, aber es ist zumutbar und das werden wir gut schaffen.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Jetzt ist Teilzeitarbeit typisch für Frauen. Diese Teilzeitarbeit hat später natürlich auch Auswirkungen auf die Pensionsbemessung. Wie sehen Sie die gegenwärtige Teilzeitdiskussion, die ja auch für den Arbeitsmarkt große Auswirkungen hat?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Fast jede zweite Frau in Österreich arbeitet Teilzeit. Auf der einen Seite hebt das die Erwerbsquote von Frauen sehr, das ist, mag auf den ersten Blick gut aussehen und das kann man auch schön-reden, aber auf den zweiten Blick wissen wir, dass Teilzeit in Österreich, sechzehn bis zwanzig Stunden, zwanzig bis fünfundzwanzig Stunden, in welchen Bereichen? In Bereichen die nicht sehr gut bezahlt sind: Handel, Gastronomie, Gesundheits- und Pflegebereiche, dort Arbeiten Frauen Teilzeit und von dieser Tätigkeit können die wenigsten leben, das heißt abhängig bleiben vom Partner. Das will ich nicht. Ich möchte gerne, dass möglichst viele Frauen die Wahl haben, die richtige Wahl haben, Vollzeit arbeiten gehen zu können, denn Sie dürfen nicht vergessen: in Österreich werden jährlich 300 Millionen Überstunden und Mehrstunden geleistet und 70 Millionen von diesen Überstunden werden nicht ausbezahlt, das sind 1,4 Milliarden Euro, die sich wiederum die Wirtschaft erspart. Das heißt das sind auch Teilzeit-arbeitende Frauen dabei, die Mehrarbeitsstunden leisten, die aber nicht bezahlt bekommen. Ja, wo kommen wir denn da hin, wenn das nicht sozusagen gerecht gelöst wird?

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Ist das ein Problem der gewerkschaftlichen Vertretung, wenn Überstunden nicht ausbezahlt werden? Dafür gibt es ja an sich Interessenvertretungen die dafür sorgen sollten eigentlich, dass das eben nicht geschieht.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Die werden sich sicherlich auch bemühen, aber Sie wissen doch sicherlich-

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Erfolglos, würde ich sagen.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Sie wissen doch auch wie groß der Druck auf dem Arbeitsmarkt ist, ja? Wenn jemand sich traut etwas zu sagen ist er entlassen und zwar auf der Stelle. Das heißt Frauen haben hier oft die schlechteren Karten und daher müssen sie hier auf der einen Seite von ihren Gewerkschaften gut vertreten sein, ja und auf der anderen Seite muss die Politik das auch aufzeigen und dazu fühle ich mich berufen und das mache ich auch.

Schnabl Susanne (ORF)
Jetzt muss Teilzeit ja nicht immer was Schlechtes sein, wenn man sich vor allem ansieht Jungfamilien – Kinderbetreuung. Dieses Problem haben wir nach wie vor in Österreich, zu wenige Plätze. Da sagt die ÖVP eigentlich das Gegenteil, obwohl man das Gleiche will: die Teilzeit aufwerten. Aber schauen wir, dass wir mehr Männer, mehr Väter in die Teilzeit bekommen. Das muss ihnen ja eigentlich recht sein, weil auch beim Kinderbetreuungsgeld, Väterkarenz sagen Sie, bitte mehr Männer sollen sich darum kümmern.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Das haben wir uns genau angeschaut. Frauen und Männer in Teilzeit – nur einmal noch kurz auf Teilzeit zurückkommend: Frauen arbeiten Teilzeit, weil sie zu wenig Kinderbetreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder haben. Sei es für die Kleinsten, aber auch für die Schulkinder. Hier arbeiten wir daran – Ganztagsschulplätze, ist wirklich wichtig und gehört ausgebaut. Bildungsvolksbegehren hat das auch angedeutet, ganz wichtig. Und auf der anderen Seite haben wir Männer – wissen Sie warum die hauptsächlich Teilzeit arbeiten? Weil sie sich weiterbilden. Das heißt Männer gehen kaum noch in Karenz, wie Sie gerade gesagt haben. Über den Schnitt, gerade einmal fünf Prozent Väter, die in Karenz gehen und da würde ich mir auch wünschen, dass der Schnitt sich hebt. Da wissen wir – ja und wenn sie dann Teilzeit arbeiten, dann weil sie einen MBA machen oder sich irgendwie weiterbilden. Das heißt, wie kriegen wir mehr Väter in Karenz? Auch das ist mein Ansinnen. Ganz wichtig: einkommensabhängiges Kindergeld. Man kann bis zu 2 000 Euro im Monat lukrieren bei dieser Variante – da machen es schon zehn Prozent Väter. Wie können wir noch mehr Väter in Karenz bekommen? Ich bin der Meinung, ein verpflichtender Papa-Monat wäre etwas Wichtiges für die Privatwirtschaft und dann würden ganz automatisch mehr Väter in die Karenz einsteigen, weil ich glaube, das Erlebnis mit dem Kleinkind – Vater-Kind – diese Bindung ist etwas ganz Wichtiges und da kriegt man Lust auf mehr.

Schnabl Susanne (ORF)
Jetzt sagen Sie, wie schon immer, ein Monat, ein Papa-Monat. Jetzt ist ihnen Ihre ÖVP-Kollegin Johanna Mikl-Leitner vom ÖAAB aber voraus: Die sagt in der morgigen Tageszeitung Österreich – machen wir doch gleich drei Monate.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Da bin ich dabei. Können wir sofort morgen zu verhandeln beginnen.

Schnabl Susanne (ORF)
Das heißt, dem steht nichts im Wege, wenn der Wirtschaftsminister noch zusagt, …

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
So ist es.

Schnabl Susanne (ORF)
… dann sollen künftig nicht nur im öffentlichen Dienst, auch in der Privatwirtschaft die Väter drei Monate unbezahlt, aber nach der Geburt in Karenz gehen können.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Unbezahlt nicht – also da scheiden sich wiederum die Geister. Denn ich sage, der Papa-Monat, so wie ich ihn mir vorstelle, ist durch finanziert, nämlich über das Kinderbetreuungsgeld. Zieht ein Papa einen Monat vor, bis kurz nach der Geburt, parallel zum Mutterschutz – wir haben für 20 Prozent aller Väter die budgetären Maßnahmen getroffen, das heißt das ist drinnen, sind ja nicht einmal fünf Prozent nur, die das machen. Und unbezahlt drei Monate, da bin ich dagegen. Das denke ich, ist auch nicht im Sinne der Kollegin Mikl-Leitner. Ich glaube, das wir schauen sollten, wie können wir das durch finanzieren und das können wir über das Kinderbetreuungsgeld machen. Ich kann zum Beispiel auch sagen: geh verpflichtend drei Monate. Nimm nicht die zwei, die du kannst, sondern du musst drei gehen. Dann hat vielleicht kein Arbeitgeber mehr das Problem, dass er sagt, na ja ich kann ihn ja nicht lassen, sondern dann muss er Väter auch in Karenz schicken.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Noch einmal zurück zu den Kinderbetreuungsplätzen. Viele der Zuseherinnen und Zuseher werden aus eigener Erfahrung wissen, wie schwierig es ist, hier geeignete Kinderbetreuungsplätze zu finden. Wie sieht eigentlich Ihr Plan aus, um dieses Problem zu lösen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich glaube, da spreche ich vielen Müttern, aber auch Vätern aus der Seele, wenn ich sage, es ist ein untragbarer Zustand in Österreich, dass von Vorarlberg bis zum, bis ins Burgenland sozusagen vom Boden- bis zum Neusiedler See ganz unterschiedliche Bedingungen herrschen, wie Kinderbetreuungsplätze angeboten werden, wie lange sie offen haben, wie lange im Sommer oder während des Jahres geschlossen ist. Also da haben wir 51 Tage in Vorarlberg und 4,4 Tage in Wien. Das ist ein himmelhoher Unterschied und da hätte ich wirklich gerne, dass wir über alles einen Bundesrahmen, das heißt, dass wir Qualität für alle anbieten können und das ist natürlich, wäre natürlich mit den Ländern zu verhandeln. Da sollten die Länder über ihren eigenen Schatten springen und das Vorarlberger Kind sollte nicht anders behandelt werden als das Eisenstädter Kind.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Das ist eine Kehrseite des berühmten Föderalismus, das ist auch im Jugendschutz ähnlich und bei anderen, bei anderen Bestimmungen. Wie soll denn das gesetzlich funktionieren? Wollen Sie hier Verfassungsbestimmungen, 15a, vereinbaren? Oder wie, wie kommen wir hier zu einer Harmonisierung über ganz Österreich hinweg.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Da beste wäre eine Verfassungsbestimmung, sozusagen ein Bundesrahmengesetz für Kinderbetreuung mit Kriterien, die für alle gleich wären, wenn das zu verhandeln wäre, dann wäre ich sehr glücklich, ja.

Schnabl Susanne (ORF)
Dann würde es zum Beispiel so sein, dass es gesetzlich festgeschrieben ist. Aber da gibt es ja ein ganz anderes Problem, Frau Minister, wenn Sie sagen, wir finanzieren, wir schaffen mehr Kinderbetreuungsplätze, dann gibt es ja jetzt schon das Problem, dass man zu wenig Personal, qualifiziertes Personal dafür hat. Da beißt sich ja irgendwie die Katze in den Schwanz. Denn genau da sind wieder Jobs, Kindergartenpädagoginnen, also Frauen, die schlecht bezahlt werden. Wie wolllen Sie denn dieses Problem lösen? Oder ganz ehrlich: kann der Staat überhaupt genug qualifiziert betreute Plätze schaffen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Das glaube ich schon, wenn wir dieses Berufsbild sehr attraktiv beschreiben. Auch für Männer zugänglicher, oder es wäre ja zugänglich, nur wenige Männer ergreifen diese berufe. Wenn wir hier ordentlich werben dafür, dass das Zukunftsberufe sind, dass wir auch Geld zur Verfügung stellen, auch den Bundesländern für die Ausbildung dieser Leute und das können wir. Es gibt a einen wunderschönen Vorschlag von der Arbeiterkammer und der Industriellenvereinigung, wie können wir, wie sollten wir die Familienförderung umbauen, sodass Geld übrig bleib für Kinderbetreuung. Und diese Kinderbetreuungsmillionen könnte man teilen. Man nimmt einen Teil zum wirklichen Bauen dieser Einrichtungen. Kinderkrippen bauen, Kindergärten bauen und einen Teil nimmt man für laufende Personalkosten. Jetzt müsse wir die jungen Leute motivieren, das ist klar. Die müssen wir aber auch motivieren, dass sie den Lehrberuf ergreifen und so weiter. Das heißt, das wird schon an uns auch liegen, das zu kampagnisieren und zu sagen, das sind Zukunftsberufe, hier kannst Du wirklich sichere Arbeitsplätze auch haben, einen sicheren Job haben.

Schnabl Susanne (ORF)
Inklusive höherer Gehälter?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Wäre natürlich wünschenswert, dass genau dieser Bereich miteinbezogen wird, wie in anderen Ländern Europas auch Pädagogik von klein auf gleich bewertet wird und von der Ausbildung auch berücksichtigt wird.

Schnabl Susanne (ORF)
Der nächste Wahlkampf, wie wir hören, kommt bestimmt. Aber nicht, aber nach dem nächsten Wahlkampf hat sich die Regierung auch selber einen Sparkurs verordnet, da soll die Regierung kleiner werden, minus zwei Minister. Jetzt gehen wir ja davon aus, die Politik spart nicht gerne selbst bei sich, Sie werden sich nicht selbst als Frauenministerin wegrationalisieren wollen. Aber ganz ehrlich, Frau Heinisch-Hosek, was für einen Sinn macht es, Sie sagen selbst, Ihnen bleibt immer nur das Einmischen, Sie haben keine richtige Kompetenz, sind im Bundeskanzleramt dem Bundeskanzler untergeordnet, verfügen über ein Mini-Budget. Soll dieses Amt nicht aufgewertet werden und von zum Beispiel einer Sozialministerin, einem Sozialminister oder Wirtschaftsminister, -ministerin mit erledigt werden? Also mehr Geld und somit Macht bekommen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Also ich glaube, so lange wir in Österreich gleichstellungspolitisch nicht schon drei Schritte weiter sind braucht es erstens eine Frauenministerin und zweitens ist die Strategie des Einmischens eine gute, denn hätte ich ein eigenes Ressort mit vielleicht viel mehr Geld, ja, würden alle anderen sagen, „Bitte, lass uns in Ruhe und mach dein Ding.“ Und so kann ich doch versuchen mich in der Wirtschaftspolitik, in der Familienpolitik, in der Justizpolitik immer wieder auch einzubringen um für unsere Frauen gemeinsam etwas voranzutreiben. Ich finde es gut.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Aber zumindest in der Politik sollte es ein Bettelverbot geben. Ich meine, wenn Sie ein ordentliches Budget hätten, dann müssten Sie, Sie nennen das einmischen. Wäre es nicht gescheiter das Frauenministerium ordentlich auszustatten mit einem ordentlichen Budget und hier auf wesentlich mehr Selbstständigkeit zu drängen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Es könnte immer mehr sein, ja. Aber ich nehme nur ein Beispiel – Arbeitsmarktpolitik – heraus. Da wird die Hälfte des Budgets für aktive Arbeitsmarktpolitik, muss dort für Frauenanliegen und für arbeitslose Frauen zur Verfügung gestellt werden. Das heißt, Opferschutzjustiz, dort gibt es ein eigenes Budget damit Prozessbegleitung für Opfer, für weibliche Opfer, auch für männliche Opfer sichergestellt ist, in der Familienpolitik. Also ich glaube schon, dass jedes Ressort diese Verantwortung auch hat. Das wäre ja noch schöner, wenn man sozusagen die Hälfte der Bevölkerung ignoriert und nicht hier geschlechtergerecht auch Politik macht.

Schnabl Susanne (ORF)
Aber was heißt das konkret? Das Frauenministerium, also eine Frauenministerin muss es in der nächsten Regierung, wenn die SPÖ wieder den Kanzler stellt, unbedingt geben? Ja oder nein?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Wenn es nach mir geht, ja.

Schnabl Susanne (ORF)
Also, das wird bestimmt nicht gestrichen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Wenn es nach mir geht, ja.

Schnabl Susanne (ORF)
Okay.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Jetzt gibt es ja in manchen Dienststellen den bemerkenswerten Zustand, nehmen wir an zwei Frauen arbeiten in einer Dienststelle im öffentlichen Dienst, die eine ist vertragsbedienstet und die andere ist beamtet und beide haben ein ganz unterschiedliches Pensionsantrittsalter. Wie ist denn das zu erklären auf Dauer?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Wir werden bald fertig sein mit der Harmonisierung, das heißt, die Beamten und Beamtinnen in diesem Land werden ja weniger, wir haben ja mit den Pragmatisierungen weitgehend aufgehört, es wird kein einziger Lehrer, keine Lehrerin mehr pragmatisiert, in der Verwaltung auch nicht mehr, und dort, wo noch pragmatisiert wird, bei der Exekutive, auch bei der Justiz und auch beim Bundesheer, also in der Landesverteidigung, dort halte ich das auch für gerechtfertigt und legitim, das heißt, Polizistinnen sind in Zukunft, wenn sie nebeneinander in einer Abteilung sitzen, sowieso gleich gestellt und ansonsten wird das in einigen Jahren sowieso parallel laufen.

Schnabl Susanne (ORF)
Aber ist das gerecht, Frau Minister, Sie als Frauenvorsitzende der SPÖ sagen und haben auch erfolgreich abgewehrt im Sparpaket, dass das Frauenpensionsantrittsalter nicht früher, rascher angehoben werden soll, das soll erst 2024 schrittweise bis 2033 passieren. Wie gerecht ist es denn, dass die Vertragsbedienstete im Büro, die hier sitzt, mit 60 gehen darf, und die Beamtin erst mit 65?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Schauen Sie, das Dienstrecht für Beamtinnen und Beamte hat seine Historie, hat seinen Ursprung, hat auch seine Berechtigung und jemand, der sich als Vertragsbedienstete für den öffentlichen Dienst interessiert, wusste ja immer schon dass er beispielsweise im ASVG, im allgemeinen Sozialversicherungsgesetz versichert ist und was hier das Pensionsantrittsalter und was dort das Pensionsantrittsalter ist. Und im übrigen darf ich Ihnen sagen, dass das richtige, das faktische Pensionsantrittsalter sowieso nicht 65 im Durchschnitt im öffentlichen Dienst beträgt, sondern etwas darunter, aber auch etwas darunter bei den ASVG-Versicherten.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Wobei alle Pensionsexperten sagen, dass das genau das Problem ist, dass nämlich das faktische Pensionsantrittsalter erheblich unter dem gesetzlichen Antrittsalter liegt.Welche Maßnahmen wird es denn hier geben, um das zu erhöhen, um das Tempo ja auch zu erhöhen, denn die Übergangsfristen, die Sie angesprochen haben, die sind ja sehr langfristig, der Verfassungsgerichtshof hat 1990 entschieden, ’92 ist dieses Gesetz gekommen und wir reden vom Jahr 2024, wo es dann Veränderungen geben wird.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Also genau daran arbeiten wir ja. Mir war immer wichtig, dass wir schauen, dass wir das faktische Antrittsalter heben und nicht beim gesetzlichen schrauben, wie Sie gerade erwähnt haben. Was hilft einer arbeitslosen Frau, dass fünf fünf Jahre später in Pension gehen dürfen, wenn sie arbeitslos war. Und jetzt ist es so, dass wir, unser Hauptproblem liegt darin, dass wir schauen müssen, dass Menschen die krank werden schnell wieder gesund werden und so länger im Arbeitsprozess bleiben können. Das heißt, unsere große Zahl der Invaliditätspensionen zurückzuschrauben ist ein Ziel, Rehabilitation vor Pension und auch daran zu arbeiten, dass natürlich hier Verschärfungen und Abschläge erhöht werden für Frühpensionistinnen, -pensionisten, dass sie länger im Arbeitsprozess, aber gesund, bleiben können.

Schnabl Susanne (ORF)
Aber ist nicht genau das das Problem, das viele Experten als doppelte Diskriminierung sehen. Frauen 50 plus, die arbeitslos sind, da bemüht sich der Arbeitsmarkt ja gar nicht mehr so sehr darum, weil man ohnehin weiß, die können schon mit 60 in Pension gehen.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Aber Sie haben die richtige Adresse gerade genannt. Warum bemüht sich die Wirtschaft hier nicht? Warum bemüht sich die Wirtschaft hier nicht Frauen, die von mir aus 60 werden, kein Gesetz der Welt zwingt eine Frau mit 60 in Pension, aber die Wirtschaft entledigt sich oft und oft dieser Frauen. Warum? Weil sie zu teuer werden. Aber ich sage Ihnen, die Frauen, um die ich mich hauptsächlich kümmere sind die, die vorher schon krank geworden sind, arbeitslos geworden sind und das ist fast die Hälfte, die aus diesen Gründen in Frühpension oder in Pension geht, früher als mit 60, als die, die länger arbeiten wollen. Da haben wir ein Urteile auch, da gibt es ein paar VfGH-Erkenntnisse und eigentlich dürfte Niemand mehr Frauen mit 60 schicken, wenn die länger arbeiten wollen.

Schnabl Susanne (ORF)
Frau Minister, Sie sagen, die Wirtschaft sei schuld, die bemüht sich nicht. Aber das Pendant bei den Sozialpartnern, Ihr Kollege, Gewerkschaftschef Foglar, der sagt jetzt selbst, Zitat, das niedrige Frauenpensionsalter schadet den Frauen mehr als es ihnen nutzt. Ihnen fehlen genau die wichtigsten Erwerbsjahre für die Pension.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Er meint damit sicher eine Gruppe von Frauen, wo das durchaus so sein mag. Eine andere Gruppe von Frauen, die diese Jahre, die letzten fünf Jahre sind nicht immer die besten Jahre für Frauen, das stimmt doch nicht. Nein, für sehr gut verdienende Frauen vielleicht, aber ich kümmere mich hauptsächlich schon um die, die sich selber nicht helfen können und die aus der Arbeitslosigkeit oder aus Krankheit heraus so zu sagen nicht mehr tätig sein können und die haben nicht ihre besten Jahre vor der Pension, und ich weiß nicht, ob man diese Qual dann verlängern soll, indem man dann das Pensionsantrittsalter später anhebt oder ob man nicht sagen soll, die wollen, die sollen doch arbeiten können, und die, die nicht mehr können, für die braucht es eine Lösung. Und außerdem haben wir und heben wir das Frauenpensionsantrittsalter an, wir beginnen nur erst 2024 damit, und das ist gut so.

Schnabl Susanne (ORF)
Also das bleibt dann tabu, raschere Anhebung 2014, wie es die ÖVP will, mit Ihnen bestimmt nicht?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Also es gibt ja keine Begleitmaßnahmen, ich kenne kaum Vorschläge oder keine Vorschläge, die so zu sagen die Situation von Frauen, dass sie überhaupt bis 60 arbeiten können, dass die sich verbessert, und wenn die nicht auf dem Tisch liegen, brauchen wir über den Rest gar nicht zu sprechen.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Noch einmal zurück zu den Kinderbetreuungsplätzen. Viele der Zuseherinnen und Zuseher werden aus eigener Erfahrung wissen, wie schwierig es ist, hier geeignete Kinderbetreuungsplätze zu finden. Wie sieht eigentlich Ihr Plan aus, um dieses Problem zu lösen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich glaube, da spreche ich vielen Müttern, aber auch Vätern aus der Seele, wenn ich sage, es ist ein untragbarer Zustand in Österreich, dass von Vorarlberg bis zum, bis ins Burgenland sozusagen vom Boden- bis zum Neusiedler See ganz unterschiedliche Bedingungen herrschen, wie Kinderbetreuungsplätze angeboten werden, wie lange sie offen haben, wie lange im Sommer oder während des Jahres geschlossen ist. Also da haben wir 51 Tage in Vorarlberg und 4,4 Tage in Wien. Das ist ein himmelhoher Unterschied und da hätte ich wirklich gerne, dass wir über alles einen Bundesrahmen, das heißt, dass wir Qualität für alle anbieten können und das ist natürlich, wäre natürlich mit den Ländern zu verhandeln. Da sollten die Länder über ihren eigenen Schatten springen und das Vorarlberger Kind sollte nicht anders behandelt werden als das Eisenstädter Kind.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Das ist eine Kehrseite des berühmten Föderalismus, das ist auch im Jugendschutz ähnlich und bei anderen, bei anderen Bestimmungen. Wie soll denn das gesetzlich funktionieren? Wollen Sie hier Verfassungsbestimmungen, 15a, vereinbaren? Oder wie, wie kommen wir hier zu einer Harmonisierung über ganz Österreich hinweg.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Da beste wäre eine Verfassungsbestimmung, sozusagen ein Bundesrahmengesetz für Kinderbetreuung mit Kriterien, die für alle gleich wären, wenn das zu verhandeln wäre, dann wäre ich sehr glücklich, ja.

Schnabl Susanne (ORF)
Dann würde es zum Beispiel so sein, dass es gesetzlich festgeschrieben ist. Aber da gibt es ja ein ganz anderes Problem, Frau Minister, wenn Sie sagen, wir finanzieren, wir schaffen mehr Kinderbetreuungsplätze, dann gibt es ja jetzt schon das Problem, dass man zu wenig Personal, qualifiziertes Personal dafür hat. Da beißt sich ja irgendwie die Katze in den Schwanz. Denn genau da sind wieder Jobs, Kindergartenpädagoginnen, also Frauen, die schlecht bezahlt werden. Wie wolllen Sie denn dieses Problem lösen? Oder ganz ehrlich: kann der Staat überhaupt genug qualifiziert betreute Plätze schaffen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Das glaube ich schon, wenn wir dieses Berufsbild sehr attraktiv beschreiben. Auch für Männer zugänglicher, oder es wäre ja zugänglich, nur wenige Männer ergreifen diese berufe. Wenn wir hier ordentlich werben dafür, dass das Zukunftsberufe sind, dass wir auch Geld zur Verfügung stellen, auch den Bundesländern für die Ausbildung dieser Leute und das können wir. Es gibt a einen wunderschönen Vorschlag von der Arbeiterkammer und der Industriellenvereinigung, wie können wir, wie sollten wir die Familienförderung umbauen, sodass Geld übrig bleib für Kinderbetreuung. Und diese Kinderbetreuungsmillionen könnte man teilen. Man nimmt einen Teil zum wirklichen Bauen dieser Einrichtungen. Kinderkrippen bauen, Kindergärten bauen und einen Teil nimmt man für laufende Personalkosten. Jetzt müsse wir die jungen Leute motivieren, das ist klar. Die müssen wir aber auch motivieren, dass sie den Lehrberuf ergreifen und so weiter. Das heißt, das wird schon an uns auch liegen, das zu kampagnisieren und zu sagen, das sind Zukunftsberufe, hier kannst Du wirklich sichere Arbeitsplätze auch haben, einen sicheren Job haben.

Schnabl Susanne (ORF)
Inklusive höherer Gehälter?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Wäre natürlich wünschenswert, dass genau dieser Bereich miteinbezogen wird, wie in anderen Ländern Europas auch Pädagogik von klein auf gleich bewertet wird und von der Ausbildung auch berücksichtigt wird.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Kommen wir zum Thema Frauenquoten. Es gibt inzwischen ja mehrere Länder in Europa, darunter auch Mitgliedsländer der Europäischen Union, die Frauenquoten in Aufsichtsräten zum Beispiel gesetzlich vorschreiben. Wie sehen denn Sie die Chance hier etwas in absehbarer Zeit zu verbessern?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich hoffe auf den Rückenwind Europas, sage ich Ihnen ehrlich. Denn das, was machbar war haben wir erreicht, wir haben quasi Quoten für unsere staatsnahen Unternehmen festgelegt, wir bekommen demnächst den ersten Bericht übermittelt, wie sie schon wirken, ob sie wirken. Ich darf es kurz erläutern: 25 Prozent Frauenanteil in Aufsichtsräten bis 2013, 35 Prozent bis 2018, hätte ich mir mehr gewünscht, war nicht mehr verhandelbar, ist in Ordnung so. Aber ich will das auch für die Privatwirtschaft. Ich hätte das gerne für alle weil ich weiß und weil ich glaube, dass gemischte Führungsteams einfach die besseren sind. Und da ist noch einiges zu tun. Jetzt bin ich nationale Partnerin der EU-Kommissarin Viviane Reding und die sagt jetzt, „Okay, ich habe mir das ein Jahr angeschaut, in ganz Europa große Unternehmen eingeladen, schaut bitte darauf, dass sich die Quoten irgendwie verändern, dass mehr Frauen in euren Führungsgremien sind. “ Es hat sich aber nichts getan. Und ich glaube, dass jetzt der nächste Schritt fällig ist und ich begrüße jeden Schritt, der aus Europa kommt. Wenn er uns verpflichtende Quoten beschert kann ich nur sagen „Ja, das ist in Ordnung.“

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Das heißt, wir warten jetzt auf den Zuruf von außen, dass sich hier etwas zum Besseren verändert? Eigenständig ist hier nichts zu machen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich habe etliches erreicht. Eigenständig war schon einiges zu machen, nämlich bei staatsnahen Unternehmen haben wir diese Selbstverpflichtung und haben eine Quotenregelung quasi da und wir haben im Bund eine Quotenregelung. Das heißt, hätten wir im Bund keine Quotenregelung, hätten wir nicht 31 Prozent Frauen in Führungspositionen. Wir sehen ja, dass Quote wirkt. Dort, wo ich Einfluss nehmen kann, wo ich alleine entscheiden kann ist vieles, vieles weiter gegangen. Dort, wo es eines Zweiten bedarf, da ist es ein bisschen schwieriger. Also an mir soll es nicht scheitern.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Und haben Sie einen konkreten Zeitplan? Bis wann wird es in Österreich die gesetzliche Verpflichtung geben, eine Frauenquote einzuhalten?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ja, von mir aus würde ich das auch gerne morgen zu verhandeln beginnen.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Nein, aber realistisch. Ist das in der nächsten Legislaturperiode oder für wann erwarten Sie das eigentlich?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Schauen wir mal. Wenn es im eigenen Land nicht gut möglich ist, dann ist es vielleicht sozusagen der Druck von außen, der uns hier weiter bringt, und wenn Reding demnächst hier eine Regelung trifft, das EU-Parlament etwas beschließt, dann werden wir schneller gezwungen sein etwas zu tun. Ich werde immer wieder auch Anläufe nehmen um mit meinem Koalitionspartner darüber zu reden, denn wir wissen, dass Unternehmen mit gemischten Führungsteams höhere Renditen erwirtschaften. Das heißt, Unternehmen sind erfolgreicher, wenn Frauen auch dabei sind. Und Frauendiskriminierung ist eine Wachstumsbremse, und ich möchte einen Wachstumsschub für Unternehmen.

Schnabl Susanne (ORF)
Aber was heißt schneller, Frau Minister? Wann wollen Sie diese Quote haben? Wann soll in Aufsichtsräten, wann sollen dort mehr Frauen sitzen müssen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Frau Schnabl, Sie erinnern sich vielleicht nicht mehr, am dritten Dezember 2008 haben Sie mir die Quotenfrage zum ersten Mal gestellt und jetzt haben wir…

Schnabl Susanne (ORF)
Und jetzt haben wir noch immer keine.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
…drei Jahre später eine Regelung dort, wo Machbarkeiten….

Schnabl Susanne (ORF)
Aber nur in staatsnahen Betrieben.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Genau. Und ich würde gerne natürlich in ein, zwei Jahren diese Quote auch haben für alle privaten Unternehmen, das ist klar. Aber vielleicht einen Schritt zurück: Ich hätte gerne als nächsten Schritt Frauenförderpläne in Unternehmen. Ich hätte gerne, dass Unternehmen verpflichtet werden, dass sie Frauenförderung machen. Vielleicht ist es dann nicht mehr so die Ausrede, „Na ja, ich habe ja keine Frauen, die geeignet wären für Führungspositionen.“ Das heißt, wenn man Frauenförderung machen muss verpflichtend, hat man auch genügend Frauen zur Verfügung um sie sozusagen in die obere Etage heben zu können.

Schnabl Susanne (ORF)
Aber warum schreiben Sie denn nicht eine Quote auch für den Vorstand fest? Weil wir wissen, ein Aufsichtsrat in ein Kontrollgremium, aber wirklich wo es zur Sache geht am Schalthebel der Macht, da sitzt der Vorstand. Warum sollen dort nicht auch verpflichtend Frauen mitentscheiden müssen und dürfen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
In meiner kleinen Heimatgemeinde Guntramsdorf haben wir die absolute Mehrheit, dort könnte ich so etwas tun. Nicht eine Quotenregelung – Sie wissen, was ich meine. In der Bundesregierung kann ich das alleine nicht machen. Da müssen Sie den Koalitionspartner fragen, warum das nicht geht.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Nun, die absolute Mehrheit hat die SPÖ in ihrem eigenen Parlamentsklub. Im eigenen Parlamentsklub der SPÖ gibt es 35 Prozent Frauenanteil, die Grünen haben 50 Prozent. Warum hat die SPÖ so einen niedrigen Frauenanteil?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Erstens hatten wir schon einmal 40 Prozent, zweitens ist es so, dass auch in meiner Partei die Spitzenkandidaten oft männlich sind und die Zusammensetzung, wie sich dann Listen auch ergeben oder wie sich Nationalratsmandate ergeben, wenn immer die Nummer eins der Mann ist, dann kommt das so zusammen. Aber wir wollen hier auch Abhilfe schaffen. Wir haben einen sogenannten Reißverschluss beschlossen und ich hoffe, bei den nächsten Listen wird das schon ganz anders aussehen und dass wir unsere Quotenregelung schaffen. Aber schauen Sie sich bitte alle anderen Parteien an. Der Schnitt im österreichischen Parlament ist so nach unten gedrückt worden, weil genau BZÖ und FPÖ kaum Frauen vertreten haben. Wir haben nur 27 Prozent Frauen im österreichischen Parlament, da wäre natürlich ein Gesetz auch angebracht, da wäre ich auch die Erste, die dafür wäre.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Nur eine, eine Wissensfrage: Ist das eigentlich kulturell bedingt, dass über die Landeslisten so wenige Frauen in die Politik kommen? Woher kommt diese, diese geringe Vertretung? Also über alle Parteien gerechnet ist sie ja relativ niedrig.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Weil historisch betrachtet noch immer sehr wenige Frauen in Spitzenpositionen sind. Ich glaube, wir haben ungefähr 120 Bürgermeisterinnen in ganz Österreich. Das heißt, wir sind in diesen Positionen – nicht nur Bürgermeisterinnen, auch in Landtagen – noch nicht so vertreten, dass wir sagen könnten, so, und jetzt ist das automatisch so, dass wir diese Quote erreichen. Wir müssen sehr kämpfen darum, aber es gibt auch solidarische Männer in unsere Partei, oder, ich hoffe auch in anderen Parteien, dass das in Zukunft ein anderes Bild ergibt. Denn wir sind die Hälfte der Bevölkerung, wieso sind wir dann nicht die Hälfte in allen entscheidenden Gremien?

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Und ist das eine Frage des Sich-selbst-zutrauens oder eine Frage der Diskriminierung?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich glaube, beides. Auf der einen Seite glaube ich, dass jede Frau in einer Position auch einen Mann, der in dieser war, verdrängt. Und auf der anderen Seite trauen wir uns ab und zu sicherlich zu wenig zu, glauben, wir müssen alles und jenes wissen, wenn wir eine Position sozusagen anstreben. Ich würde sagen, Ja sagen, machen. Und nachher nachdenken, das ist der bessere Weg.

Schnabl Susanne (ORF)
Nicht nur Politikerinnen, sondern tausende Österreicherinnen müssen diesen Spagat Familie und Beruf bewältigen. Also kommen wir noch einmal zurück zur Teilzeit. Da legen Sie ein Fünf-Punkte-Programm vor, Teilzeit soll aufgewertet werden. Soll dieses Programm in ein Gesetz, oder sagen Sie, „Ich begnüge mich damit, diese fünf Punkte, die fordere ich jetzt rund um den Frauentag“?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Einiges könnte man gesetzlich verankern.

Schnabl Susanne (ORF)
Was genau?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Anderes kann man kampagnisieren. Zum Beispiel könnte man das Anheben der Regelarbeitszeit, ich darf es kurz erklären. Ich habe die Überstunden schon erwähnt, Menschen haben das Recht, dass sie ihre Mehrarbeits- und Überstunden auch bezahlt bekommen. Wie gesagt, 70 Millionen Überstunden werden nicht bezahlt, 1,4 Milliarden Euro erspart sich die Wirtschaft. Hier einen sozusagen Schub zu geben ist wichtig. Da ist die Gewerkschaft gefragt, da sind die ArbeitnehmerInnen gefragt, das kann man jetzt nicht so in ein Gesetz gießen, ja. Das Zweite: Wenn jemand permanent Mehrstunden arbeitet sollte verpflichtend dieser Arbeitnehmerin angeboten werden, willst du deinen Vertrag erhöhen oder nicht? Das könnte man ins Arbeitszeitgesetz zum Beispiel schreiben. Oder interne Informationspflicht. Das könnte man auch ins Arbeitszeitgesetz schreiben. Das heißt, es wird ein Job ausgeschrieben und die Teilzeitfrau weiß das gar nicht. Das heißt, intern informieren müssen und das wäre für viele Frauen vielleicht auch eine Möglichkeit zu sagen, „Ja, das wollte ich eh schon immer, ein bisschen aufstocken, und ich nehme diese, diese, diesen Vollzeitjob an.“ Und PendlerInnenpauschale. Es gibt für Teilzeitkräfte, die nicht ihre zehn Tage im Monat zusammen kriegen keine PendlerInnenpauschale. Und das ist, denke ich, auch sehr ungerecht und das könnten wir auch ändern gesetzlich.

Schnabl Susanne (ORF)
Aber warum so zurückhaltend? Sie sagen immer, wir könnten. Wollen Sie das ändern, wollen Sie zum Beispiel das ins Gleichbehandlungsgesetz reinschreiben – ja oder nein?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich kann nur das in Gesetze hineinschreiben, wo es hineingehört. Ich habe zwei Beispiele für das Arbeitszeitgesetz genannt. Und die PendlerInnen, die gehören zur Frau Finanzministerin, das müsste man im Steuerrecht, oder, das will ich im Steuerrecht verankern, wenn Sie so wollen. Und bei einer nächsten Steuerreform wäre das, oder ist das auch ein Thema, das zu behandeln ist. Genauso wie Familienförderung umbauen. Auch das wünsche ich mir, dass wir das in der nächsten Steuerreform berücksichtigen.

Schnabl Susanne (ORF)
Stichwort Steuerreform. Offensichtlich ist nach dem Sparpaket, vor der nächsten Steuerreform, der Wahlkampf in der Koalition ist schon ausgebrochen. Vor zwei Wochen ist hier die Finanzministerin an Ihrem Platz gesessen und die hat sich auch schon Gedanken gemacht, wie sie das Geld, das sie jetzt einnimmt und dem Steuerzahler abknöpft, wieder ausgeben will. Nämlich, sie will eine Familienentlastung in Sachen Steuerreform. Was sie genau gesagt hat hören wir uns kurz an:

Fekter Maria (ÖVP)
Ich möchte eine Reform vorlegen, wo die Kinder, der Unterhalt für die Kinder so gut wie steuerfrei gestellt wird. Man kann natürlich dann sagen, okay, die Hälfte leisten wir an Transferleistungen und die andere Hälfte durch Steuerfreiheit, durch Freibeträge in der steuerlichen Belastung. Das würde den Mittelstand enorm entlasten und gleichzeitig die Familien mit Kinder endlich ihre Aufgaben gut erfüllen lassen ohne, dass der Fiskus ihnen alles wegsteuert.

Schnabl Susanne (ORF)
Freibeträge und Sachleistungen, diesen Mix, den wünscht sich die ÖVP. Wir sind da schon wieder mitten in der Ideologiedebatte. Sind Sie dafür zu haben, wird zumindest darüber diskutiert?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich muss dazu vorausschicken, von den zirka neun Milliarden Euro, die wir jedes Jahr für unsere Familien ausgeben sind 90 Prozent Geldleistungen und nur zehn Prozent Sachleistungen. Was heißt das? Ich glaube, das ist ein Ungleichgewicht. Es gibt ungefähr zehn verschiedene Steuerleistungen für Familien, die natürlich nur Familien, die Steuern lukrieren können, bekommen. Und nicht einmal die holen sich das Geld ab. Das heißt, wenn die Frau Finanzministerin sagt, wir müssen das Steuersystem umbauen, dann sage ich, ja, alle diese unübersichtlichen Steuerleistungen zusammenführen, hinüber schieben in Sachleistungen. Dann haben alle Familien etwas davon. Zum Beispiel die Vorschläge, 210 Euro Familienförderung für jedes Kind, einen Gutschein pro Monat für jedes Kind, für behinderte Kinder selbstverständlich eine Erhöhung, für Alleinerziehende eine Erhöhung. Und dann bleibt Geld übrig, habe ich heute schon erwähnt, wir können Kindergärten bauen, wir können zur Not sogar Personal bezahlen. Und das wäre sozusagen richtig und wichtig, denn jetzt schon holen sich viele Familien Geld nicht ab, das sie lukrieren könnten. Es sind von der Kinderabsetzbarkeit 100 Millionen Euro übrig geblieben, wieso wird das nicht abgeholt? Das kann man doch sinnvoller einsetzen.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Sehen Sie eigentlich eine Möglichkeit sich hier mit der ÖVP zu einigen oder stimmt der Eindruck, dass eigentlich der Wahlkampf für die Nationalratswahlen 2013 begonnen hat, am Thema Familien, am Thema Kinderbetreuung?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Ich glaube, wir sind uns ziemlich einig, dass Familie heute etwas anderes bedeutet als noch vor 30, 40 Jahren. Menschen leben sehr unterschiedlich zusammen und Familie ist nicht mehr nur Mutter, Vater, Kind, Kinder, sondern gleichgeschlechtliche Paare, die zusammenleben, wir haben ein Gesetz verabschieden können, habe ich verhandelt, zum Beispiel, Patchworkfamilien. Das heißt, neue Familienzusammensetzungen. Und all, für die alle brauchen wir Antworten, nicht nur für auf Ehe abgestellt, Mutter, Vater, Kind und Kinder. Und da glaube ich, haben wir schon viele große Schritte gemeinsam gemacht und ich glaube, im Steuerbereich ist es richtig und sinnvoll, wenn wir hier Maßnahmen setzen, die allen zugute, natürlich auch dem Mittelstand, aber allen zugute kommen. Denn zu den armutsgefährdetsten Gruppen in Österreich gehören alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern. Und ich glaube nicht, die brauchen dreimal so viel Sozialhilfe wie andere Menschen, wenn sie zum Beispiel nur Teilzeitjobs auch haben, dass wir hier schauen müssen, Armut vermeiden und gemeinsam mit voller Kraft daran arbeiten.
Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Ich möchte noch eine Frage stellen, weil es in Deutschland eine Diskussion dazu gibt. Sondersteuer für Kinderlose. Das war ein Vorschlag aus der CDU, hat in Deutschland für einiges Aufsehen gesorgt. Wie sehen Sie eigentlich diesen Vorschlag?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Den möchte ich gerne vom Tisch wischen. Ich halte das für einen abstrusen Vorschlag und den will ich in Österreich überhaupt nicht diskutiert wissen.

Kotanko Christoph (OÖ Nachrichten)
Abstrus, weil er aus Gerechtigkeitsgründen nicht zu vollziehen wäre, oder abstrus, warum?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Mein Mann und ich sind kinderlos und mit unseren Steuermitteln finanzieren wir selbstverständlich auch mit, dass unsere Schulkinder gratis in die Schule gehen können, dass Kindergartenplätze da sind. Das heißt, ich brauche keine Sondersteuer. Es ist, wir wollen umverteilen. Die, die ein bisschen mehr haben zahlen dadurch auch mehr Steuern und es kommt allen zugute. Und das System, so wie es ist, finde ich in Ordnung.

Schnabl Susanne (ORF)
Zum Schluss noch eine kurze Frage. Mehr Frauen in die Politik, mehr Frauen in Chefetagen. Wann wird es denn so weit sein, dass wir endlich eine weibliche Bundespräsidentin haben? 2016 wird gewählt. Soll die SPÖ eine Kandidatin aufstellen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Lassen Sie sich überraschen.

Schnabl Susanne (ORF)
Heißt das, Sie wollen eine oder nicht?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Die Zeit ist reif.

Schnabl Susanne (ORF)
Also die SPÖ soll eine Kandidatin aufstellen?

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Die Zeit ist längst reif für Frauen an der Spitze, die Zeit ist auch reif für eine österreichische Bundespräsidentin. Sicher.

Schnabl Susanne (ORF)
Wie soll die, oder wie könnte die heißen? Wir wissen, Barbara Prammer, die Nationalratspräsidentin hätte Ambitionen.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Warten wir ab.

4. März 2012 More

ÉXITO EN EL SEGUNDO ENCUENTRO EUROPEO DE PARTIDOS FEMINISTAS

Se celebró la segunda CUMBRE EUROPEA de P.F.
ÉXITO EN EL SEGUNDO ENCUENTRO EUROPEO DE PARTIDOS FEMINISTAS.
Tal y como estaba previsto, el feminismo político europeo perfila sus programas y auna criterios en el desarrollo de sus puntos.

Hasta Gdansk, a orilla del Báltico, se desplazaron las portavoces de Iniciativa Feminista de España, Feministik Initiativ de Suecia y Feministische Partei DIE FRAUEN de Alemania que, junto con Partia Koviet de Polonia, anfitrión del encuentro, protagonizaron otro momento histórico: aprobaron por unanimidad catorce puntos fundamentales que deben contener sus programas y desarrollar sus políticas.
1. Tratar el tema de la violencia hacia las mujeres, tanto física como psicológica a través de políticas concretas y eficaces de seguridad y de educación.
2. La educación se desarrollará en todas las etapas a través de programas coeducativos, preparando para ello en la formación inicial y formación permanente a todo el profesorado.
3. Desarrollaran políticas que lleven a la igualdad salarial.
4. Que para conseguir la igualdad entre mujeres y varones llevarán a cabo políticas encaminadas a la abolición de la prostitución en Europa.
5. Los permisos de paternidad y maternidad serán iguales e intransferibles.
6. Introducirán programas de seguridad social individualizada.
7. Las mujeres tienen el derecho a decidir sobre su maternidad.
8. Rechaza la guerra como solución a los conflictos entre países.
9. Europa debe ser laica sin favorecer económicamente a ninguna religión.
10. Los medios de comunicación favorecerán el desarrollo de una sociedad igualitaria y pacifica, controlando la publicidad y el tratamiento que se hace del cuerpo de las mujeres y de los modelos masculinos y femeninos.
11. Nuestras políticas tenderán a erradicar el modelo neoliberal-capitalista que pone todos los recursos en las manos de muy pocos varones, permitiendo situaciones de gran desigualdad, pobreza y crisis en todo el mundo.
12. Participación proporcional de las mujeres en la economía, la política y la sociedad.
13. Soporte social y económico a las familias monoparentales.
14. Rechazo al heterosexismo como norma general de aprobación social y apoyo a la libertad sexual individual.
.

Es la primera vez que se realiza una reunión de partidos políticos para hablar sobre los temas que nos preocupan a las mujeres en general y que han sido reivindicaciones históricas del Movimiento Feminista en particular. Es la primera vez, por lo tanto, que se llegan a acuerdos en este sentido.

Todas las portavoces han coincidido en valorar la reunión de trabajo como extraordinaria, por la cantidad de contenidos tratados y de acuerdos alcanzados. También ha sido importante la participación de la militancia de Partia Koviet, que viajaron desde todos los puntos de Polonia para asistir al evento.
Para finalizar queremos resaltar que la Coordinadora Europea de Partidos Feministas se desplazó a Gdansk para apoyar a Partia Koviet en su presentación a los comicios que se celebrarán el próximo otoño en Polonia.
Alemania acogerá el tercer encuentro europeo en agosto del 2012.
Gdansk 27 de agosto de 2011.
Hielt seine zweite europäische Gipfeltreffen P.F.
ERFOLG IN DER ZWEITEN EUROPÄISCHEN feministische Partei.
Wie erwartet, vereint die europäischen politischen Feminismus skizziert ihre Programme und in die Entwicklung von Kriterien Punkte.

Um Danzig an der Ostsee, zog Feministische Initiative Sprecherin Spanien, Schweden und Feministik Feministische Initiativ Partei Die Frau in Deutschland, zusammen mit Parthien Koviet Polen, Gastgeber der Veranstaltung, inszenierte ein weiterer historischer Moment: einstimmig angenommen Vierzehn Punkte, die grundlegenden Programme enthalten und entwickeln ihre Politik sollte.
1. Das Problem der Gewalt gegen Frauen, sowohl physisch als auch psychisch durch konkrete und wirksame Maßnahmen und pädagogische Sicherheit.
2. Bildung findet in allen Phasen durch koedukativen Programme nehmen durch die Vorbereitung der Aus-und Weiterbildung für alle Lehrer.
3. Entwickeln Sie Strategien, die zu zahlen gleich führen.
4. Das auf die Gleichstellung von Frauen und Männern durchführen Politik auf die Abschaffung der Prostitution in Europa zu erreichen.
5. Genehmigungen für die Elternschaft ist gleich und nicht übertragbar.
6. Einführung der sozialen Sicherheit Programme einzeln.
7. Frauen haben das Recht auf Mutterschaft zu entscheiden.
8. Lehnt den Krieg als Lösung für Konflikte zwischen den Ländern.
9. Europa muss ohne Bevorzugung einer Religion wirtschaftlich säkular.
10. Die Medien wird die Entwicklung eines friedlichen, egalitären Gesellschaft, die Steuerung der Werbung und die Behandlung, die Körper von Frauen und männlichen und weiblichen Modellen macht.
11. Unsere Politik wird dazu neigen, die kapitalistischen neoliberalen Modell, dass alle Ressourcen an die Hand der wenigen Männer, so dass Situationen von großer Ungleichheit, Armut und Krisen in der Welt auszurotten.
12. Proportional Beteiligung von Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
13. Soziale und wirtschaftliche Unterstützung für Alleinerziehende.
14. Ablehnung der Heterosexismus in der Regel von sozialer Anerkennung und Unterstützung für einzelne sexuelle Freiheit.
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Dies ist das erste Mal, wenn Sie ein Treffen der politischen Parteien zu Themen, die für Frauen im allgemeinen und historischen behauptet, dass die feministische Bewegung wurden vor allem zu diskutieren. Zum ersten Mal, daher treffen Vereinbarungen in dieser Hinsicht.

Alle Referenten haben zugesagt, die Arbeitstreffen, wie außergewöhnlich, die Menge des Inhalts Verträge und Vereinbarungen zu beurteilen. Ebenfalls wichtig ist die Beteiligung der Militanz der Koviet Parthien, die aus allen Teilen Polens gereist, um an der Veranstaltung teilnehmen worden.
Zum Schluss haben wir betonen, dass die European Coordination of feministische Partei nach Danzig gereist, um Koviet Parthien in ihrer Vorlage an den Wahlen am kommenden Herbst in Polen zu unterstützen.
Deutschland ist Gastgeber der dritten europäischen Treffens im August 2012.
Gdansk 27. August 2011.

11. Juli 2011 More

„Sex und Feministinnen in Städten“ von Hanna Hacker

Dreizehn zur Erinnerung

Urbane feministische und/oder queere sexualpolitische Praktiken, die Zukunft der Städte, das Kulturelle: hiezu skizziere ich 13 Positionen. Sie umfassen historische Bruchstücke, Momente gegenwärtiger Strategien, Erinnerungen an Mögliches und zugleich das, was als nächstes ansteht im Verhältnis von Geschlecht, Sexualität und Raum.

1/ Barrikadenbraut. Wien 1900. Wie die meisten Metropolen der im 19. Jahrhundert neu formierten Nationalstaaten repräsentierte sich auch die Hauptstadt der Habsburgermonarchie in Frauen- oder Mädchengestalten: im Wäschermädl, im Naschmarktweib, in der Grabennymphe (ja, Sexarbeiterin), in süßen Mädln und mondänen Frauen, in Sisi, der schönen, dann toten Kaiserin. Imaginationen der »Barrikadenbräute« von 1848, der Amazonen, jener Wienerinnen, die rauchen, Männerkleidung tragen und Waffen handhaben, die sich aufhalten, wo Frauen nicht unbedingt sein sollten – diese wie auch immer stereotypen Figuren eines politischen, kulturellen, sexuellen Gegendiskurses bestimmen die Rezeption der Stadtgeschichte und ihre Symbolisierungen mit, aber wie lange? Was kann nach Aufständlerinnen von 1848 hier gefunden werden? Es scheint, als kämen dann doch gleich und ausschließlich die nach 1880 aus der Pariser Salpêtrière hierher übersiedelten Hysterikerinnen, versehen mit Markierungen des Jüdischen, des Kriminellen, des sexuell Abweichenden – Freuds »Fälle« Anna O. oder Dora, Figuren eines eingekörperten Protests, in denen die andere Seite einer dominanten Wien-Textur sich spiegelte und wie in hysterischer Katatonie erstarrte.

2/ Demimondaine. Paris 1900. Halbseidene: Zwischenfiguren des geschlechtlichen und des Ehren-Diskurses, ausgehaltene Schauspielerinnen, Mätressen von Männern von Welt, Personen, die zu posieren wussten, die gleichsam gewohnheitsmäßig etwas anderes darstellten, als sie waren oder sexuell empfanden, »öffentliche« Frauen eben, die keine Geschlechtsehre mehr besaßen, Subjekte jener Halbwelt, in der Überschreitungen und Ausschreitungen zu Hause waren. Demimondaines denunzierten sowohl die doppelte (Sexual-)Moral als auch die historischen Un/Möglichkeiten einer weiblichen Subjektkonstitution in der männlichen Öffentlichkeit, und sie bestätitten die Allgegenwärtigkeit geschlechtlicher Gewalt. Hierin waren sie mit den Aktivistinnen der Ersten Frauenbewegung unmittelbar verwandt. Feministinnen: Als Akteur_innen auf dem Feld des Öffentlich-Politischen können Träger_innen der Alten Frauenbewegung als Nicht-Frauen gelten, war dieses Feld doch eingeschlechtlich männlich codiert und in diesem Code eine Anwesenheit von Frauen nicht vorgesehen. Öffentlich-politisches Handeln von Frauen stellte einen repetitiven Akt des Transgressiven dar, eine immer wieder neu zu vollziehende Überschreitung der Grenzen des weiblich bestimmten Privaten, Informellen und Unverbindlichen. Ausgerichtet auf die öffentliche Politik, bewegten sich diese Transgressionen direkt hin zu gewaltförmigen Strukturen. Feministisches Agieren erschloss öffentliche Räume und besetzte zugleich öffentliche Produktionen der Gewalt: staatliche Politik. Ehrenhändel. Nationalismen. Krieg.

3/ Trans-Personen, eine wie die andere. Sie glichen einander, und ihre Ähnlichkeit fungierte als Ansatzpunkt für Widerspenstigkeit, manchmal: die Emanzipierte, die Homosexuelle, die Prostituierte, die Transvestitin. Zwischenfälle wurden berühmt. Olive Schreiner etwa, feministische – und feministisch-imperiale – Autorin redete und lachte auf der Straße so laut, dass die Londoner Polizei sie für eine Prostituierte hielt. Anita Augspurg, führende Vertreterin des radikalen Flügels der deutschen Frauenbewegung, vestimentär nicht-weiblich stilisiert, nicht-heterosexuell, als Frau des öffentlichen Lebens selbst schon eine öffentliche Frau, wurde an einem Herbsttag des Jahres 1902 in Weimar arretiert und zur Wache verbracht. Warum war eine zweifelhafte Frauensperson auf der Straße festzunehmen? Der Beamte soll in der geschlechtlich dubiosen Gestalt einen als Frau verkleideten Mann geargwöhnt haben. Dies kam damals öfter vor. Die Betroffene hingegen war sich sicher, als Prostituierte verkannt worden zu sein, bestraft für Wünsche nach öffentlicher Bewegungsfreiheit. Auch solche Arretierungen kamen damals öfter vor. Sie griff schließlich auf ein drittes Handlungsmuster zurück, das der aggressiven Feministin: Ja doch, wir brauchen solches Material für unseren Kampf gegen die Reglementierung der Prostitution, der Vorfall kommt mir gerade recht!

4/ London, Bombay, Swapokmund. Wertvorstellungen der Ersten Frauenbewegung widersprachen imperialistischer Ethik nicht. Imperial feminism hielt sich an die Idee einer weiblichen moralischen Überlegenheit, wie sie als Argument für »Rettungsaktionen« gegenüber Frauen in den Kolonien verwertbar war. Das Ideologem der »Rassenreinheit«, »Rassenhygiene«, Verpflichtung auf »eugenisch« einwandfreie Fortpflanzung hatte frauenbewegte mit kolonialistischer Haltung gemeinsam. Hierarchisierte ethnische, ökonomische, soziale Differenz, Fortschritts- und Modernitätsparadigma, orientalisierende Repräsentation der Anderen, Pädagogisierung und dabei latente Gewaltförmigkeit: aus Analogien zwischen der Politik in den Kolonien und der in den Metropolen folgt der Befund imperialer Praktiken frauenbewegter Akteurinnen gegenüber ihren »Zielgruppen« im eigenen Land. Sozialreformerinnen machten sich in den armen Stadtvierteln an die Arbeit wie ihre Brüder in den Kolonien. In der internationalen Frauenstimmrechtsbewegung sollte die folkloristische Darstellung von volkstanzenden Bäuerinnen in Tracht bestätigen, dass dieser Bewegung Frauen »aus aller Welt« angehörten. Die Elite orientierte sich an Evolutionstheoremen und definierte folgerichtig Ruralität mitsamt ihren Bewohnerinnen als »unterentwickelt«, rückständig, letztlich minderwertig.

5/ Öffentlichkeit für die bewegte Frau. Mädchenschulen. Damenakademien. Zeitschriften. Flugschriften. Bücher. Die vierte Macht im Staat. Stadtteilprojekte. Settlements. Wie die Brüder in Deutsch-Südwest. Rechtsberatung. Bildungsberatung. Ökonomie für Hausfrauen. Pensionsfonds. Altersheime. Stiftungen. Frauenclubs zu Mittag, am Abend und dazwischen. Die ersten Radlerinnen im Verein. Jours fixes. Salons. Vortragsreisen. Vereinsöffentlichkeiten. Kongresse, durchinszeniert. Suffragetten in den Straßen: öffentliche Frauen. Körper als Protesträume. Hungerstreiks. Zwangsernährung. Sie zerschlagen Straßenlaternen und bringen Schaufenster zum Splittern.

6/ Expatriates, Women of the Left Bank. »Am Anfang, nachdem Robin mit Jenny nach Amerika gefahren war, suchte ich nach ihr in den Häfen. (…) Leiden ist Verfall des Herzens. Alles, was wir geliebt haben, wird zu ›Verbotenem‹, wenn wir nicht alles verstanden haben; so wie der Arme der Urgrund einer Stadt ist, da er etwas von der Stadt weiß, was die Stadt, um ihres eigenen Geschickes willen, zu vergessen sucht. Daher muß der Liebende der Natur entgegentreten, um Liebe zu finden. Ich habe Robin in Marseille gesucht, in Tanger, in Neapel – um sie zu verstehen, um meiner Angst Herr zu werden. Ich sagte zu mir: ›Ich will tun, was sie getan hat, ich will lieben, was sie geliebt hat, dann werde ich sie wiederfinden.‹ Zuerst schien es, daß ›Verderbtheit‹ das Ziel wäre, das ich zu suchen hätte; ich müsse die Mädchen finden, die sie geliebt hatte, aber ich fand nur kleine Mädchen, die sie vergessen hatte. (…) Ich dachte: ›Ich will etwas tun, was sie niemals verzeihen kann; dann können wir von neuem beginnen, als Fremde.‹ Aber der Matrose kam nicht weiter als bis in den Vorraum.« (Djuna Barnes, Nachtgewächs)

7/ Berlin 1920. Lila Nächte. Aus dem zu Ende des 19. Jahrhunderts dominanten pädagogischen Habitus gegenüber »konträrsexuellen« Frauen wurde in den 1920er Jahren ein vorrangig voyeuristischer. Akteure des Normativen waren nun vielfach Journalisten und essayistische Amateure. Sie systematisierten die Räume der lesbischen Subkultur, die kollektiven Lebensstile, Gewohnheiten und Vorlieben, den Mikrokosmos der Codes, die Produzentinnen und die Produkte lesbischer kommunikativer Öffentlichkeit. Bisher gepflogene Klassifizierungen des nicht-heteronormativen »Charakters« verlagerten sich auf Klassifizierungen der lesbischen Lokale, Klubs und Bars. Die normative Schaulust des Fremdenführers durch den »Sumpf der Großstadt« ordnete die Lokale nach der Zusammensetzung ihres Publikums, nach ihrer soziogeografischen Lage, nach Berufs- und Schichtzugehörigkeit der Besucherinnen, nach den Vorlieben des Stammpublikums. Die einzelnen Lokale wurden in ihrer Raumaufteilung beschrieben und vermessen wie zuvor – und nach 1933 bald wieder – der Körper der einzelnen Konträrsexuellen: vorderer Raum, hinterer Saal, Tanzfläche.

8/ Anschaffen, 1933. »Und dennoch ist das merkwürdig stille und spurlose Verschwinden der alten Lesben-Bewegung ungeklärt. Daß viele in die neuen Frauenorganisationen übergewechselt sein mögen, aus Überzeugung oder als Tarnung, ahnungslos oder subversiv, reicht meines Erachtens noch nicht aus, einen solchen Bruch, solches Schweigen zu erklären. (…) Denkbar auch, daß die Prostituiertenverhaftungen und das Unsichtbarwerden lesbischer Frauen mehr als nur gleichzeitig sind; möglich, daß mit der Absonderung von Frauen, die anschaffen gingen, auch ein Pfeiler der Lesben-Bewegung gebrochen war. (…) Sicher jedenfalls ist, daß ein sehr großer Teil derjenigen Lesben, die so plötzlich unsichtbar und unhörbar wurden, in Irrenanstalten und Lager eingewiesen wurde und dort das Schicksal der Insassen teilte: nämlich lesbische Prostituierte. (…) Gerade als Lesben waren Prostituierte also hochgradig gefährdet, und gerade als Prostituierte waren es Lesben.« (Gisela Bock, ›Keine Arbeitskräfte in diesem Sinn‹. Prostituierte im Nazi-Staat)

9/ Lagos 1930. Nach der Rebellion der Igbo-Frauen von 1929 – Attacken auf die (von den Briten eingesetzten) warrant chiefs, Zerstörungen der Sitze zahlreicher native courts, Plünderung von Faktoreien, eine Beteiligung von über zehntausend Frauen, eine Mobilisierung über einen geografischen Raum von mehreren tausend Quadratmeilen hinweg – explodierten in den 1930er Jahren dann die Widerstände der Yoruba-Marktfrauen in den Städten Nigerias. Breit vernetzt, streikte, demonstrierte und kämpfte unter Einsatz physischer Gewalt die Lagos Market Women Association für die Handelsrechte der Frauen, ihre Rechte als Wasserträgerinnen und ihr Recht auf Steuerfreiheit. All dies kam ihnen qua Geschlecht traditionell zu und war (oder schien) durch koloniale Erlässe gefährdet. Die Marktfrauen reklamierten vielleicht gar nicht genuin »Anderes« als der Feminismus in Europa: Einflussnahme in der Sphäre des Politischen, Steuer- und Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, Praktiken und Taktiken gegen Modernisierung, soweit sie Frauenräume und -rechte zu zerstören drohte.

10/ Entwaffnet Vergewaltiger. Feministischer Aktionismus der Second Wave, anfangs: Die Aktivitäten nach außen standen unter dem Primat der Agitation; es schien wichtig, die eigenen Standpunkte der »Frau von der Straße«, der Arbeiterin, der Durchschnitts-Hausfrau verständlich zu machen. Dann griff ein radikalerer Ansatz Platz. Provokationen an der Grenze zur Illegalität, Zeichensetzungen der Phantasie (an die Macht), eine tendenzielle Verweigerung, jede Protesthandlung zu erklären. Wir erwarben unverzichtbare politisch-praktische Kompetenzen: Kundgebungen anmelden. Ausreden beim illegalen Plakatieren. Haltbaren Kleister zubereiten. Farbbeutel herstellen. Und, ewiges Rätsel, wo kann frau Stinkbomben kaufen? Feministinnen in Städten reklamierten mit Demo-Slogans wie »Take back the night« und »Zittert, zittert, die Hexen sind zurück« zu Zigtausenden die Nacht, Bewegungsfreiheit im Raum, Widerstand ohne Angst.

11/ Konkrete Utopie, 1980. In vielen Städten des Westens verlagerte frauenbewegtes Engagement sich in den 1980er Jahren auf Spezialisierung und Professionalisierung, auf konkrete Projekte zum Aufbau einer feministischen Infrastruktur, auf längere Fristen bei den Interventionen im sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Raum. Materielle Räume mochten temporär besetzt und wieder aufgegeben werden, aber wo frau die Wahl hatte, entschied sie sich zumeist für den sichtbaren Ort im Symbolischen mit Wänden und eigenem Schlüssel, um am space-off, an der »differentiellen Differenz«, am third space zu arbeiten. Utopie und Unbehagen in der Gegen-Stadt: »Meine Friseurin gehört zur Frauenkulturszene. (… ) Feministische Handwerkerinnen bauen neue Regale für mein Frauenprojekt. Ich kaufe meine Bücher in der Frauenbuchhandlung, ich lese mehr als zwanzig österreichische Frauenzeitungen, ich kann meiner Nachbarin Volkshochschulkurse für Frauen und ihrer Tochter Mädchengruppen im Jugendzentrum empfehlen. (…) Wenn ich einen Wecker zu verschenken habe, kontaktiere ich die Rote Zora, wenn ich im Gefängnis sitze, betreut mich der Arbeitskreis Schwarzau, wenn ich wieder herauskomme, kann ich auf eine Wohngemeinschaft für haftentlassene Frauen hoffen, wenn ich in einer psychiatrischen Anstalt lande, kümmert sich eine feministische Sozialarbeiterin um mich.« (Brigitte Geiger/Hanna Hacker: Donauwalzer Damenwahl. Frauenbewegte Zusammenhänge in Österreich)

12/ Ladyfest mit Landschaft, 2000. Mir scheint es produktiv, »Zonen« weniger in jenem Sinn zu denken, in dem man mit border zones, encounter zones, contact zones Begrenzung und othering assoziiert, vielmehr sie als Verbindungen und Achsen zu entwerfen und als Dispositiv für multiple, gegenhegemoniale Praxen auszuarbeiten. Global gender-oder queerscapes wären ein ähnliches Konzept: die Perspektive queerer transversaler Verflechtungen; queerscapes als transnationale Netzwerke, die eine (vielstimmige) Weiterarbeit an feministischqueeren Verständnissen von Raum, Geschlecht und Sexualität ermöglichen. Wenn wir -zones und -scapes subversiv konzipieren, bilden Differenzen ihre wichtigsten Elemente; Kollisionen, wechselseitige Interventionen, Schnittstellen, passagere und bestreitbare Formen der Begegnung und ihrer Darstellung. »Transitorische Differenz« könnte produzieren, was wir uns ja ausdrücklich schon lange wünschen, nämlich Räume, in denen es um Bündnispolitik geht, um die Achsen hin zu Strategien »anderer« Feministinnen in »anderen« Städten, um migrierende und diasporische Selbstrepräsentationen und, bloß beispielsweise, um eine Kultur der Nicht-Zweigeschlechtlichkeit.


13/ Ironic dream for the21st century.
Ja hübsch, trotzdem, weiter: Was können feministische Politiken nun überhaupt noch sein? Zunächst paradoxerweise, davon Abstand zu nehmen, Frauen als qualitative Minderheit notwendig zentral zu setzen. Gerade angesichts der Überdeterminierung des Zeichens »Frau« in internationalen Diskursen – Kopftuch! »Kulturdelikte!« – scheint es ein wichtiger feministischer Akt, Lobbying im Namen eines (welchen?) Geschlechts ein Stück weit zurückzunehmen und das Postulat vom Zusammendenken möglichst vieler sozialer und symbolischer Ungleichheitsverhältnisse zu realisieren. Ist das Thema »Stadt«, so gilt in diesem Sinne: Achtung vor Metronormativität! Weiters, da es ja auch nicht immer allein um die Allianzen gehen kann: Attackieren, also! Und nicht vergessen. Nichts.

Einige Impulse verdanke ich den Arbeiten von Yvonne P. Doderer (Urbane Praktiken. Strategien und Raumproduktionen feministischer Frauenöffentlichkeit, Münster 2003) und Elizabeth Wilson (The Sphinx in the City, London 1991); im Wesentlichen aber liegen diesem Text Publikationen von mir selbst zugrunde, genauere Literaturnachweise siehe dort. Hanna Hacker, Bewegung schreiben ohne Zentrum? Narrrative Strategien eurozentrismuskritischer Frauenbewegungsgeschichte/n. In: Johanna Gehmacher/Natascha Vittorelli (Hg.): Wie Frauenbewegung geschrieben wird [in Vorbereitung]; Developmental Desire and/or Transnational Jouissance: Re-formulating Sexual Subjectivities in Transcultural Contact Zones. In: Kath Browne et al. (Hg.): Geographies of Sexualities. Aldershot 2007; Gewalt ist: keine Frau. Der Akteurin oder eine Geschichte der Transgressionen. Königstein 1998; (mit Brigitte Geiger:) Lila Fahnen, nach der Tagung ein Fest. Protest und Kollektivität in der Frauenbewegung. In: Aufrisse, 1, 1990; Frauen und Freundinnen. Studien zur »weiblichen Homosexualität« am Beispiel Österreich 1870-1938. Weinheim-Basel 1987; u.a.

Quelle: Future Non Stop

16. Mai 2011 More

Das Müttermanifest Thesenpapier, 1987 von Gisela Erler

Das Müttermanifest

Leben mit Kindern – Mütter werden laut
I.
Es ist an der Zeit für eine neue Frauenbewegung, eine Bewegung, die die Wirklichkeit, die Wünsche und Hoffnungen von Müttern mit Kindern ebenso konsequent und nachdrücklich vertritt wie die Interessen kinderloser Frauen.

Es ist an der Zeit, daß die Mehrheit der Frauen, die Mütter, sich selbst vertreten.
Es ist an der Zeit, daß nicht mehr andere Frauen oder auch Männer den Müttern vorschreiben, wie ihre Lebensplanung, ihre Gefühle für Kinder und Männer, ihre Einstellung zu Beruf, Karriere, Haushalt, Gesellschaft und Kindererziehung auszusehen haben.

Es ist an der Zeit, daß die Frauenbewegung, die Grünen, die Linke und die konservativen Kräfte sich damit auseinandersetzen, daß Mütter ganz und gar grundsätzliche Veränderungswünsche an die Strukturen von Familie, Nachbarschaft, Beruf, Öffentlichkeit und Politik haben.

So wahr es ist, daß es Mütter gibt, die die bisherigen Entwürfe und Ansätze der Frauenbewegung und der politischen Kräfte als hinreichenden Einstieg in eine mütter-, kinder-, menschenfreundliche Gesellschaft betrachten, so offensichtlich teilt die große Mehrheit von Müttern diese Haltung nicht für sie steht die Diskussion über ein insgesamt tragfähiges, sinnvolles Emanzipations- und Lebensmodell noch aus.
Es ist an der Zeit zu verstehen, daß Mütter außerhalb ihrer vier Wände nicht nur als Arbeitskräfte, Ehefrauen, Politikerinnen anwesend sein möchten, sondern auch Raum für ihre Kinder fordern. Eine Gesellschaft, die Kinder an der Hand zulassen soll., bedeutet eine ganz grundsätzliche Herausforderung an alle vorgegebenen Strukturen. Umdenken tut Not und Mütter sind allenthalben dabei, so wie vor zwanzig Jahren die jungen Frauen der Frauenbewegung, alles noch einmal neu zu hinterfragen und dabei ganz neue Dimensionen zu entdecken.

Sie sind immer weniger bereit, sich damit abzufinden, daß Berufsleben, Terminplanung, Veranstaltungen, jede Form von Öffentlichkeit, de facto davon ausgehen, Mütter hätten kein Recht, dabei zu sein oder wären selbst dafür verantwortlich, sich die Möglichkeiten zur Teilnahme zu schaffen. Sie wünschen endlich aktiver Teil jener Öffentlichkeit zu werden, aber nicht zu den rigorosen Bedingungen, die viele progressive Dauerpolitiker/innen oder rückwärtsgewandte „Familienfreunde“ ihnen aufzwingen möchten.
Was ansteht, ist nicht mehr und nicht weniger als die Schaffung einer mütter- und kinderfreundlichen Öffentlichkeit, einer öffentlichen Wohnstube, eines nachbarschaftlichen Kinderzimmers, einer Überwindung der engen Familiengrenzen, ohne daß die Logik der Kneipe, des Betriebs oder gar der traditionellen Politik alles Leben durchdringt.

Im Rahmen einer solchen grundsätzlichen Um Orientierung muß Platz sein für verschiedene Lebensentwürfe von Müttern, für Beruf und/oder Hausarbeit, Nachbarschaftsarbeit, große und kleine Politik. Wenn endlich Bedingungen geschaffen sind, die es zulassen, daß Mütter und Kinder sich wohlfühlen, einbringen und entlastet werden, dann werden auch kinderlose Frauen und vielleicht auch Männer Lust und Laune haben, teilzuhaben an dieser bunten und lebensfrohen Welt, die ihre Lebendigkeit auf alle Institutionen ausstrahlen kann.

Die Zeit der Klage, des Rückzugs, des Lamentierens und Sich-Infragestellens ist vorbei. Mütter lassen sich nicht mehr fragen, ob und warum sie Kinder haben dürfen, sondern sie fragen die Welt, warum sie ihnen und ihren Kindern nicht den legitimen, notwendigen, sinnvollen Raum gibt – wo doch die Zukunft von ihnen abhängt und die Grundlagen des psychischen und physischen Wohlbefindens letztlich der gesamten Gesellschaft von ihnen geschaffen werden.

Raum für Mütter und Kinder zu fordern, heißt nicht etwa, die Frauenbewegung zu schwächen oder zu spalten. Es heißt auch nicht, Männer auszuschließen. Im Gegenteil: nur starke lebenslustige Mütter und selbstbewußte Kinder, die spüren, daß für sie auch Platz ist, sind Partnerinnen für die Frauen, die sich für einen Lebensentwurf ohne Kinder entschieden haben und für die Männer, die Väter sind oder auch nicht. „Black is beautiful“, war der Ausgangsslogan für die Bewegung der Schwarzen in den USA, „small is beautiful“, stärkte die ökologische Bewegung, „motherhood is beautiful“‚, könnte die Grundlage für ein neues Selbstbewußtsein von Müttern werden, das den Durchbruch für eine Rückkehr von Müttern und Kindern in die Gesellschaft schafft.

II.
Erst ein sicherer Umgang mit den Stärken und Befriedigungen, die im Muttersein auch liegen, ergibt eine klare Grundlage für die Auseinandersetzung mit all den Mißständen, Verkürzungen und Deformationen, unter denen Mutterschaft heute auch gelebt wird.

Auf der gemeinsamen Grundlage eines solchen starken, aber auch ungeduldigen Lebensgefühls fand am 22./23. November 1986 in Bonn – Beuel ein Kongress von ca. 500 Müttern und 200 Kindern statt. Die Grünen hatten sich bereiterklärt, den Kongress praktisch und finanziell zu unterstützen und das möglich gemacht, was für eine neue Frauenpolitik entscheidend ist: Offenheit für Frauen aus verschiedenen Bereichen und Erfahrungshorizonten, kein Versuch, sie auf vorgegebene Parteilinie oder in eine Parteienstruktur hineinzuzwingen oder zu manövrieren.

Der Kongress war ein ganz außerordentliches politisches Ereignis, denn erstmalig in der Kultur dieser Republik war eine Organisationsstruktur mit Kinderbetreuung angeboten, die so umfassend, liebevoll und kompetent war, daß tatsächlich die meisten Mütter nicht zwischen den Kindern und ihren eigenen öffentlichen Diskussionswünschen hin- und hergerissen und zerrieben wurden wiewohl an den Formen einer geglückten Integration von Erwachsenen und Kindern, an dafür geeigneten Räumlichkeiten und Konzepten in den nächsten Jahren noch viel experimentiert und gelernt werden muß.

Eine bestimmte Öffentlichkeit progressiver Journalistinnen und kritischer Frauen begleitete das Treiben in dieser neuen Form von Öffentlichkeit teilweise mit Unbehagen, teilweise mit Angst und Frustration. Nicht nur die äußere Form, Unterbrechungen durch Kinderzirkus, hin und wieder Kindergeschrei, nicht nur die Tatsache, daß manche Mütter ihre öffentlichen Beiträge ganz unschamhaft damit eröffneten, daß sie eins, zwei, ja vier Kinder oder behinderte Kinder hätten, führten zu dieser Irritation. Dahinter stand vielmehr die tiefe und gegenwärtig noch ungelöste Spannung zwischen verschiedenen Lebensentwürfen, die Betroffenheit von Karrierefrauen mit oder ohne Kinder darüber, dass hier eine Grundstimmung zum Ausdruck kam, wo eine vielfältig strukturierte Gruppe von Frauen artikulierte: „Wir Sind in unserer jetzigen Lebensphase, in unserer Identität hauptsächlich Mütter und gerne Mütter aber wir fordern Bedingungen, diesen Inhalt ohne Ausgrenzung, Abwertung und ständige Unsicherheit leben zu können. Wir sind gerade durch das Leben als Mütter für die Schwächen, aber auch für die Umgestaltungsmöglichkeiten vieler gesellschaftlicher Orte und Prozesse sensibilisiert und haben die Kompetenz, angemessene Änderungsmodelle zu entwickeln. Unser Sachverstand fehlt in einer auf Mütter-, Kinder- und Naturferne eingerichteten Welt allenthalben. Wir betreiben seine Einkehr in die von anderen Perspektiven bestimmte Expertenkultur, sei sie männlich oder weiblich.“

In der eher kritischen oder begriffslosen Öffentlichkeit, die – Ausdruck genereller Mütterfeindlichkeit – diesen Kongreß überwiegend nach außen dokumentierte, war viel von Mutterideologie, von „rechten““ Tendenzen, von perspektivlosem Herumgewurstel an oberflächlichen Scheinlösungen die Rede. Das zeigt, wie sehr sich ein eng begrenzter Politikbegriff auch in den Köpfen vieler Frauen festgesetzt hat, wie wenig die tiefe Dimension einer anderen Art zu kooperieren und dabei wichtige programmatische Perspektiven zu entwickeln, von vielen Männern und Frauen noch verstanden wird, obwohl auch sie ja einmal mit ganz anderen Ansprüchen angetreten sind.

Gerade in der Auseinandersetzung mit traditionellem Politikverständnis hat die Frauenbewegung viele Anstöße für einen neuen Umgang mit den Fragen von Privatheit und Öffentlichkeit, von Macht und Ohnmacht gegeben; doch ist heute klar: Mütter, als größte Gruppe der Frauen, haben noch einmal ganz andere Impulse, Zeitrhythmen, Organisationsformen, Fragestellungen, in denen sich ihre Bedürfnisse ausdrücken. Es wird die Aufgabe der nächsten Jahre sein, das Ghetto der Nichtmütter wie auch das Aquarium der Karrierefrauen zu verlassen und eine neue Debatte über einen erweiterten, ökologischen, zukunftsweisenden Emanzipationsbegriff zu führen. Eine Reduktion von Frauenperspektiven auf Quotierung und das Recht auf Abtreibung wird diesen Dimensionen und Erfordernissen in keiner Weise gerecht.

Ebenso ungenügend ist es, Politik für Mütter allein am Maßstab der Überwindung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung zu messen. Da diese sich nur zäh verschiebt, ist zumindest ein dialektisches Verständnis notwendig: erst eine Stärkung von Müttern in ihrer Ausgangsposition kann eine Basis für konstruktive Annäherung der Geschlechter sein.

Letztlich geht es darum, ein Emanzipationsbild zu entwickeln, in dem die Inhalte traditioneller Frauenarbeit, d.h. die Versorgung von Personen, Wahrnehmung sozialer Bezüge, Hinterfragung von sogenannten ,Sachzwängen“ als legitime Werte integriert sind und entsprechend wertemäßig sozial, politisch, finanziell anerkannt werden. Die Grundfrage der Wertigkeit von Arbeit, d.h. welche Arbeit in der Gesellschaft zu welchem Status, welchen Sicherungen verhilft, ist neu zu stellen.

Diese Grundaussagen bestimmten letztlich Klima und Inhalt der meisten Arbeitsgruppen auf dem Kongreß „Leben mit Kindern – Mütter werden laut““. Am Schluß wurde ganz bewußt auf die übereilte Verabschiedung eines zu schnell zusammengezimmerten pressewirksamen Forderungskatalogs verzichtet. Die politische Wirksamkeit von Müttern, auch wenn manche grüne und feministische Geister dies als Schwäche und ungeschickte politische Taktik einordnen mögen, wird gerade dadurch stark werden, daß die vordergründige politische Hektik, das Taktieren mit plakativen Formeln und unnötige Ausgrenzung entfallen. Vielmehr wird, angestoßen von diesem Kongreß, auf lokaler, regionaler und Bundesebene das Diskussionsgeflecht von Müttern weiter ausgebaut, werden die jetzt noch vorläufigen Forderungen und Denkanstöße in Ruhe weiterentwickelt. Es wird darum gehen, Grundsatzüberlegungen und Perspektiven nicht in einer Flut eng gefasster Forderungen zu ersticken und dennoch die Vision einer mütterfreundlichen Frauenbewegung und Gesellschaft Stück für Stück voranzutreiben. Reale Schritte und ganz und gar grundsätzliche Veränderungsabsichten werden in einer neuen Mütterpolitik nicht auseinander zu dividieren sein. Mütterpolitik ist so fundamental wie absolut real. Sie liegt neben dem klassischen Schema der Rechts/Links-Zuweisungen und sie wird und muß in den nächsten Jahren als neue Dimension in den Programmen der Grünen wie auch in eigenen autonomen Ansätzen niederschlagen.

III.
Im folgenden seien nun einige zentrale Aspekte aufgeführt, die in den verschiedenen Arbeitsgruppen immer wieder auftauchten als Zielvorstellungen -und die als Ausgangsbasis für weitere Entwicklungen dienen können:

1. Grundsätzlich als Anspruch dick unterstrichen:
• Wir wollen alles! • Wir Mütter wollen mitgestalten ! • Wir wollen mitentscheiden – überall !

2. Dazu brauchen wir:
Eine ausreichende und unabhängige finanzielle Sicherung für die Betreuungsarbeit, die wir leisten, während wir sie tun und später. Um eine Mindestrente zu erlangen, muß eine Frau gegenwärtig 35 Kinder gebären und erziehen!

Nur wenn solche ausreichenden Sicherungen da sind, kann und wird langfristig auch ein größerer Teil der Männer verantwortliche Betreuungsarbeit übernehmen. Über die Formen der Sicherung als Mindesteinkommen, Rente, Erziehungsgeld für viele Jahre o. dgl. muß in den nächsten Jahren ausführlich diskutiert werden und dann werden wir sie mit Nachdruck einfordern.

3. Wir brauchen außerdem eine lebendige Infrastruktur für Mütter, die vorübergehend oder langfristig hauptsächlich Mütter und Hausfrauen sind! Wir brauchen maßgeschneiderte Kinderbetreuung für alle Kinder und Mütter, die sie in Anspruch nehmen wollen an jeder Straßenecke, in Kaufhäusern, Behörden, Parlamenten, offen, nach unseren eigenen zeitlichen Erfordernissen. Wir fordern, daß Mütter für solche Betreuungsarbeit im öffentlichen Bereich bezahlt werden können, daß nicht nur formale Qualifikationen gelten. Männer, die eine solche hauptsächlich von Frauen und Kindern geprägte Öffentlichkeit ertragen und mittragen, sind überall herzlich willkommen.

4. Wir brauchen im Rahmen dieser Infrastruktur Nachbarschaftszentren, Mütterzentren, geöffnet den ganzen Tag, Esskasinos, gemeinsame Mittagstische und noch vieles mehr. Es geht darum, Berührungspunkte zu schaffen, wo Mütter sich gegenseitig in der Vielfalt ihrer Lebensstile und Erfahrungen wahrnehmen, sich in ihren Fähigkeiten unterstützen können. Wo heute das stereotypische Bild herrscht, alle Mütter führten eine gleichförmige, eingeengte langweilige Existenz, sind viele unterschiedliche Erfahrungen, Familienformen, Kenntnisse, Optionen vorhanden, die im kreativen Austausch eine enorme Impulskraft für die Gesellschaft entwickeln können. Eine solche Öffentlichkeit ist nicht institutionell und anonym, sondern individuell und gemeinschaftlich zugleich. Für ihre Entwicklung brauchen wir Räume, Geld und Ermutigung. Und vor allem ein Klima, das nicht in jeder Selbstfindung von Müttern ein Ghetto sieht, sondern selbstbewußte Gemeinsamkeit als Vorraussetzung für die Bildung von weiteren Öffentlichkeiten mit anderen Frauen und mit Männern. Schließlich sind sowohl Männer als auch Nicht-Mütter in viel größerem Ausmaß in der Lage, eigene Begegnungsformen herzustellen – es geht um die Schaffung einer gleichwertigen Ausgangssituation für Mütter.

5. Wir brauchen eine Arbeitswelt., die von einer völlig neuer Offenheit geprägt ist. Die kommenden wirtschaftlichen Probleme sollten vorrangig Anlaß sein zu drastischen Arbeitszeitkürzungen, aber auch zu ausgedehnten Experimenten mit qualifizierter Teilzeitarbeit und flexibler Arbeitszeit. Wir brauchen Rückkehrmöglichkeiten in alle Berufe und ganz vordringlich eine Aufhebung aller Altersgrenzen bei der Zulassung zu Fortbildungswegen und Berufswegen aller Art. Der Zynismus von Institutionen, die jungen kompetenten kreativen Frauen ab 35 aus Altersgründen den Zutritt verweigern, ist gerade unbeschreiblich angesichts etwa von politischen Altersdespoten, die hemmungslos. auf erworbenen Machtpositionen beharren -und angesichts der schönen Slogans vom ;lebenslangen Lernen “ die die Bildungsindustrie heute verbreitet.
Wir brauchen einen angemessenen Grundlohn für Frauen, denn die Mehrheit berufstätiger Frauen verdient nicht genug, um sich und ihre Kinder zu ernähren. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, d.h. für Frauenarbeit, Umbau der. Kriterien, die Zugang zu höheren Einkommen ermöglichen. Ein offenes und flexibles Leben heißt, daß Wir, die wir die unsichtbare und unersetzliche Fürsorgearbeit leisten, gesicherte Ein. und Ausstiege brauchen! Im Familien- und Nachbarschaftsbereich erworbene Qualifikationen müssen endlich für spätere Berufe als reale Kompetenzen anerkannt und angerechnet werden. Familienarbeit wirkt sich nicht dequalifizierend auf Frauen aus! Selbstverständlich sind solche Perspektiven auch für Männer und Nichtmütter interessant, für uns und unsere Kinder, für die Lebensqualität unserer Gesellschaft aber sind sie lebenswichtig.

6. Im Arbeitsleben haben wir tiefe Zweifel an einer Quotierung, die lediglich kinderlose Frauen gegenüber Müttern bevorzugt. Wir fordern zusätzliche Kinderbetreuung am Arbeitsplatz oder in der Nähe, geeignete Arbeitszeitformen, ausreichenden Lohn für Frauenarbeitsplätze und vor allem, wenn schon Quoten, dann solche, die den Anteil der Mütter an den Frauen mit ausdrücken: z.B. 50 – 70 % aller qualifizierten Frauenarbeitsplätze für Mütter! Der aktiven Spaltung zwischen leicht vom Kapital verwertbaren Frauen und Müttern kann nur durch offensive Platzschaffung für Mütter entgegengetreten werden. Das gilt auch in der Politik!

Selbstverständlich erwarten wir; daß alle individuellen Arbeitszeitverkürzungen, qualifizierte Teilzeitarbeit – auch für Männer – ausgebaut und angeboten, gesetzlich verankert werden. Aber wir können nicht auf Männer warten, uns nicht von ihrem Schneckentempo abhängig machen, was die Einforderung von Spielräumen für Familienarbeit angeht.

7. Im Bereich des politischen Lebens, der großen Worte und Programme, vor allem auch der Grünen Partei, heißt dies: Arbeitsformen müssen endlich Müttern angepasst werden! Drastische Arbeitszeitverkürzungen im Funktionärsbereich, Teilung von Stellen, auch Mandaten, z.B. im Bundesvorstand. Der Frauen- und Mütterbereich hat Vorreiter- und nicht Nachzüglerfunktion. Keine Beschlüsse nach 23 Uhr, Ende für das Meinungsmonopol von studentischer Lebenskultur, Übernahme von Kinderbetreuungskosten auf allen, auch lokalen Ebenen. Eine neue Sitzungskultur, weniger Formalien, mehr Inhalt, weniger Treffen und Kongresse an ganzen Wochenenden würden der programmatischen Arbeit ohnehin mehr nützen als schaden. Politikfreie Wochenenden!

Wir brauchen keine politischen Übermenschen(männer) mit Dauereinsatz, die keinen Blick, keine Zeit mehr für die gesellschaftliche Realität haben, die sie doch positiv gestalten wollen.

8. Wir verlangen das Recht, daß Frauen ihre Kinderwünsche leben können – nicht nur das Recht auf Abtreibung. In Industriegesellschaften, wo das Leben in Strukturen, die noch etwas mit Natur, spontanen Lebensrhythmen, langfristiger Verantwortlichkeit zu tun haben, immer mehr erschwert wird, wo Männer zunehmend ihre Pubertät bis 45 verlängern und sich weigern, mit einer Frau zusammen die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, ist es vordringlich, den Kinderwunsch von Frauen endlich wieder ernst zu nehmen und zuzulassen, statt ihn so grausam zu diskriminieren, wie dies zunehmend der Fall ist. Dies tangiert nicht das fundamentale Recht von Frauen auf Entscheidungs- und Straffreiheit bei Abtreibungen, es ist unantastbar.

9. Es ist vordringlich, daß wir, die wir in späteren Lebensjahren den Großteil, über 80 % der Pflege alter Menschen leisten, auch dafür finanzielle Unterstützung, geeignete Wohnformen, aber auch berufliche Sicherungen und Rückkehrmöglichkeiten bekommen.

10. Es gibt eine große Zahl von Müttern mit behinderten Kindern – für sie alle ist die bessere Unterstützung durch Betreuungseinrichtungen und die Integration von behinderten und gesunden Kindern besonders wichtig. Ebenso wie die Frage von akzeptablen, familienähnlichen Betreuungsformen für erwachsene Behinderte, denn Mütter können sich nicht ihr ganzes Leben für diese Aufgabe einsetzen.

11. Wir möchten mit Männern, den Vätern unserer Kinder – soweit wir nicht getrennt von ihnen leben, und auch dann noch vernünftige und faire Formen der Kooperation. Aber wir wissen, wie schwer es ist, hier gelungene Balancen herzustellen. Viele lesbische Frauen und kinderlose Frauen werfen uns vor, die Väter nicht genügend in die Pflicht zunehmen. Wir weisen diesen Vorwurf von uns und geben ihn zurück: wir sind es, die täglich die Auseinandersetzung mit Männern über ihre Unterstützung im Alltag führen, und hartnäckig ihren Anteil ein. fordern. Manche Männer sind kooperativ, ohne sie wäre unsere Teilnahme am öffentlichen Leben nicht möglich. Andere setzen Grenzen, über die wir nicht hinwegkommen, und dennoch möchten wir die Liebesbeziehung leben. Andere mißhandeln und verachten uns, so daß wir den Trennungsstrich ziehen. Es ist aber das Recht von uns Frauen, sofern wir mit Männern zusammenleben, Form und Inhalt wie auch Grenzen selber zu bestimmen. Wir würden es begrüßen, wenn Männer, Frauen, namentlich auch kinderlose Frauen uns Mütter bei unserer gesellschaftlich wichtigen Arbeit unterstützten. Die enge Fixierung auf partnerschaftliche Lösungen im Privatbereich ist eine gesellschaftliche Scheinperspektive. Zu viele Mütter leben allein, zu viele Beziehungen enden, als daß dies als Lösung ausreichen würde. Außerdem werden Elternbeziehungen gerade dadurch unterminiert, daß sie privat ein Aufgabenbündel bewältigen sollen, das auch für zwei Personen nicht tragbar ist.

12. Wir wissen, daß u.a. durch die Automation eine Schrumpfung des industriellen Arbeitsmarkts und eine Ausweitung des Dienstleistungssektors ansteht. Wir möchten aber kein gesellschaftliches Zukunftsmodell, das F rauen massenhaft zu Mac-Donald-Verkäuferinnen und dequalifizierten Bürokräften macht. Wir möchten vielmehr unsere Phantasie darauf richten, daß bei entsprechender sozialer Sicherung von Frauen (und bereitwilligen Männern), nicht jeder Liebesdienst, alle Versorgung, dem Markt ausgeliefert werden. Wir wollen eine lebenswerte und liebenswerte Mischung aus Hauswirtschaft, Nachbarschaft, aus qualifizierten Berufen, aus eigenem Geldverdienen und der Möglichkeit, anderen zu helfen.

Wir weigern uns, die Reduktion von Personen auf ihre verwertbare Arbeitskraft als einzig wichtige Dimension zu sehen -und möchten dennoch eine vollwertige und eingreifende Existenz als nicht nur familienzentrierte Erwachsene leben.

Wir hoffen, daß die Transformation zur Dienstleistungsgesellschaft nicht Kälte, Entfremdung und Isolation vorantreibt, sondern daß Kreativität, Wärme und Verantwortungsbereitschaft unterstützt und verstärkt werden. Dabei ist jedoch entscheidend, daß auch wir Mütter ein Hinterland bekommen, in dem wir entlastet, unterstützt, aufgebaut, umsorgt werden. Mütter sind nicht mehr bereit und letztlich nicht mehr fähig, ohne ?Input“ in ihre eigenen Reserven, die Grundlagen für alles andere zu schaffen. Ein weiterer Raub. bau an der gesellschaftlichen Mütterlichkeit hat aber ebenso bedrohliche Konsequenzen wie der Raubbau an den natürlichen Grundlagen. Unsere Bereitschaft zur Verantwortung hat also in Zukunft nicht nur einen Wert – sie hat auch einen Preis. Wir sind zutiefst überzeugt, daß dazu eine echte Umverteilung von Männereinkommen und Bezahlung oder Sicherung all derer nötig ist, die die reale Dienstleistungsgesellschaft herstellen. Und das sind mehrheitlich Mütter.
IV.
Es gibt eine lange Liste weiterer Anliegen, die in den Arbeitsgruppen des Kongresses wie auch Gesprächen unter Müttern her. ausgearbeitet wurden. Dennoch geht es uns gegenwärtig nicht um einen geschlossenen Forderungskatalog ohne Widersprüche. Es geht darum, daß Mütter ohne Leistungsdruck ihrer Phantasie freien Lauf lassen und eine gemeinsame Theorie und Praxis sichtbar werden lassen, wie dies ja in den fast 100 Initiativen der Mütterzentrumsbewegung und vielen anderen Gruppen der Fall ist. Es geht darum, die Interessen verheirateter und alleinstehender, berufstätiger und nicht erwerbstätiger Mütter zueinander in bezug zu setzen und zu einem klaren Bündel zu ordnen.

Für die Grünen bedeutet das gegenwärtig, daß sie die Selbstorganisation der Mütter regional und bundesweit, durch Seminare Workshops, Kongresse und Publikationen genauso unterstützen sollten wie andere wichtige Gruppierungen. Eine Bundesarbeitsgemeinschaft Mütter wäre das geeignete Kristallisationsgremium für diese Perspektive – wobei Offenheit über die Grünen hinaus zentrale Vorbedingung ist und bleibt.
Der Anfang für eine Mütterbewegung ist längst gemacht. Jetzt geht es darum, die tiefe Angst einer mütterfeindlichen Gesellschaft abzubauen, den Dialog zwischen Frauen zu eröffnen, Männer für unsere Stärke zu begeistern und dabei ganz tief zu verstehen, daß vorab die Selbstorganisation einer bestimmten Gruppierung mit so zentralen und bisher systematisch ausgegrenzten Interessen ein unverzichtbarer Schritt für die Befolgung einer wichtigen Grünen Maxime ist: Einheit in der Vielfalt.

Erstunterzeichnerinnen des Müttermanifestes:
Dorothea Calabrese, Köln; Gisela Erler, Kelheim; Margit Marx, Bonn; Jutta Schlepütz-Schroeder, Bonn; Patricia Langen, Aachen; Eva Kandler, Bonn; Dorothee Paß-Weingartz, Bonn; Inge Meta-Hülbusch, Kassel; Gisela Klausmann, Bonn; Hannelore Weskamp, Hamburg; Gaby Potthast, Bochum; Barbara Köster, Frankfurt; Renate Jirmann, Bonn; Christa Nickels, MdB, Bonn, Ursula Rieger, Eva-Maria Epple, Frau & Schule, Berlin; Hildegard Schooß, Mütterzentrum, Salzgitter; Barbara Köster, Autonome Frauen, Frankfurt; Monika Jaeckel, Greta Tüllmann, München; Hedwig Ortmann, Hochschullehrerin, Uni Bremen

5. Mai 2011 More

Muttertagsaktion

Strukturdebatte mit Herz statt Muttertagskommerz
Für eine politische Mütterlichkeit

Wir sind sehr gerne Mütter.

Mutter-Sein ist eine der tiefsten Empfindungen und Erfahrungen, die uns geprägt haben. Dennoch sind wir immer wieder, jede für sich individuell und situationsabhängig, überlastet, denn wir werden für jede Art von gesellschaftlichem Versagen als Mütter verantwortlich gemacht.

Das spaltet uns. Und das ist eine Zumutung. Denn strukturell politisch können wir keinen einzigen Wert dieser uns in der Erziehungsarbeit abgerungenen Leistungen im öffentlichen Leben wieder erkennen. Wo sind Versorgung und Verteilung von materiellen und immateriellen Ressourcen als wirtschafts- und sozialpolitisch wichtige Werte auffindbar? Wirtschaftspolitisch sind wir seit Jahrzehnten am falschen Weg unterwegs. Da krachen die Wirtschaftssysteme weltweit, die Herren regeln unbeirrt weiter, Phrasen vom schlanken Staat und vom freien Wirtschaftssystem zertrümmern unsere Werte, hier und vor allem auch im globalen Wirtschaftsdiskurs….

Während Mütter in ihrem Leben selbstverständlich ihren Kindern Platz einräumen, damit diese sich entfalten und wachsen können, breitet sich eine Kultur der Menschenfeindlichkeit um uns herum aus. Vor allem Alleinerziehende fristen oftmals ein Leben in Armut oder in Abhängigkeit von gewalttätigen Männern. Viele von uns haben zwei oder mehrere Jobs und können davon nicht leben. Neue Armut ist in unserer Mitte angekommen. Aber auch Regelungen wie die geplante automatische Obsorge sind massive Eingriffe in unsere Möglichkeiten, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Wo sehen wir die Befriedung und Konfliktklärung im politischen Feld auf menschlichem Niveau? Wir schauen entsetzt auf die vor Hunger und Krieg Flüchtenden in aller Welt, unvorstellbare Rüstungsausgaben weltweit, Kriege um Rohstoffe, ganze Generationen von devastierten Männern mit Kriegserfahrungen und Frauen im Elend, ihre toten Kinder beweinend, ihr Mutterherz staatlich ausgeblutet und ideologisch ausgebeutet. Diese Sorgen von Müttern blenden wir dann und wann ein, mediengerecht rührselig. Abrüstung und Deeskalierung waren selten das Ergebnis in den letzten Jahrzehnten, seit die Eisernen Mauern 1989 fielen. Heute haben wir neue Mauern aufgezogen, die Schengen-Mauern, an denen Tausende Flüchtlinge aus aller Welt zerschellen. Wir haben Sorge, dass wir in Vorkriegszeiten leben, dass unsere Kinder in eine miese Zukunft hineinwachsen, Arbeitslosigkeit, Umweltkrisen und Kriege vor sich haben. In einem ganz dramatisch unmittelbar anderem Ausmaß, als es sich seit Jahren schon bei uns eingeschlichen hat.

Wir wollen, dass mütterliche Werte – öffentlich, politisch, strukturell im Hier und Jetzt – als Werte in die Weltpolitik hinein getragen werden. Das bedeutet: Umdenken! Neustart! Jetzt!

Weg mit dem Mief der 50iger Jahre, raus aus dem Vorkriegsszenario der Gegenwart, hinein ins 21. Jahrhundert! Weil wir eine andere Welt wollen. Misch Dich ein. Plattform www.2000frauen.at

Muttertagsgedichte
dieStandard „Strukturdebatte mit Herz statt Muttertagskommerz“
Originalstatements von Ursula Kubes-Hofmann zu 5 Fragen von Sandra Ernst-Kaiser
FM4 Beitrag vom 08.05.2011 zur Muttertagsaktion von Albert Farkas
Ablauf/Programmpunkte

Muttertagsaktion

Muttertagsaktion

Weitere Aktionen rund um den Muttertag:

VALIE EXPORT Geburtenmadonna

Sozialpolitisches Frauenfrühstück zum Thema Mütterarmut/Frauenarmut

Mutternacht

Weitere Infos:

dieStandard „Mit Kind zur „schnellen Armut““
Emma „Bald ist Muttertag“

23. April 2011 More

Feedbacks zur Demo

Ich kann mich noch so gut erinnern, wie Petra Unger auf der Bühne mit dir unter anderem sagte: „Wir wollen andere Männer, wir wollen Männer, die nicht in den Krieg ziehen. Wir wollen Kriegsdienstverweigerer!.“ Das hat mich besonders angesprochen und ich musste immer wieder daran denken, wie ich sie begleitete.
Ganz liebe Grüsse,

D.
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Die Demo wirkt nachhaltig in mir.

Sie eröffnete mir Wege

Zum Umdenken. Umkehren.

Vorurteile abbauen.

Zum Brücken bauen.

Sie öffnete meinen Mund.

Ich kann wieder reden.

Sie öffnete meine Ohren.

Ich kann Wesentlicheres hören.

Sie schenkte mir mich selber.

Ich – an mich als Frau.

Ich bin.

Ich bin eine.

Ich bin eine Frau.

Wau.

Staunen- im Frühjahr.

Lauter werden.

Innen- im Herzen.

Und nach außen- sichtbar- und hörbar.

Danke für alle Organisation und Mühe an alle.

C. S.
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mein demofeedback ist: sie war sehr erfolgreich, weil fokus einer demo das zahlreiche zusammenkommen von menschen ist, die gemeinsam eine botschaft haben/zeigen; der erfolg besteht darin, dass ihr viele auf die straße gebracht habt; den kritikpunkten schließe ich mich an, allerdings schmälern sie nicht den erfolg; das nächste mal gibt`s halt ein konzert/musik statt reden vorm parlament mit einem netten video aufs parlament gebeamt;
lgre
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ich war aus salzburg dabei und sehr begeistert – hab mich richtig gefreut, dass in meine biografie das datum 100 jahre frauentag fällt (auch in salzburg haben wir ja viel gemacht im öffentlichen raum und waren sehr erfolgreich damit). es war sehr gut organisiert und wirklich ein tolles erlebenis.

ok, die reden waren zu lang und zu viele und am schwarzenbergplatz hats insgesamt etwas zu lange gedauert aber sonst wars einfach eine sehr gelungene sache.

danke allen organisiererinnen!

liebe grüße aus salzburg,
a.
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Die Demo war sehr toll und ich bin ebenfalls entsetzt, dass die genialen Knitherstory-Kunstwerke trotz Genehmigung einfach so am nächsten Tag entfernt wurden …!

Liebe Grüße,
E.
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Eure Frauendemo war großartig, die Rednerinnen fantastisch, auch die Anzahl der Frauen war beeindruckend. Die Stimmung war sehr gut. Ich denke, daß es eine inhaltlich und formal gelungene Veranstaltung war, ihr seid doch zufrieden?… Die Grazerinnen waren gut vertreten, aber nicht vollzählig, – immer noch gibt es durchaus politisch wache Frauen, die nichts von der Demo wußten. Da können wir in Graz das (hoffentlich) nächste Mal selbst aktiver sein. Unsere Grazer Sozialdemo hatte auch immerhin um die 10.000 Männer und vor allem Frauen. Ich versteh es immer noch nicht, daß so viel mehr Frauen an sozialen Themen aktiv werden, nicht aber am brennenden Frauenthema.

Mit herzlichen Grüßen, I.
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Gratuliere! Die Demo war fantastisch!

Sie hat mich sehr berührt, das Programm war super und es hat wahnsinnig viel Mut gemacht, so viele kraftvolle und begeisterte Frauen an einem Ort zu erleben!

D.

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Liebe Frauen!

Als demonstrierende Frau, aus Saalfelden angereist, möchte auch mich sehr für all Eure Arbeit bedanken, die ich sehr schätze. Ich kann nur erahnen, was alles dahinter steckt. Für mich war die Demo sehr bestärkend und ein Gefühl von Solidarität war da. Was mir besonders gefallen hat, dass an alles und alle Lebensentwürfe von Frauen gedacht wurde!!

Viel Kraft für die weitere Arbeit und
liebe Grüße aus dem Pinzgau
A.M. B.-H.

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War eine schöne Demo und ein schönes Fest – dass die MA48 diese wunderschönen Strickereien offenbar einfach entsorgt hat, ist schon ein Ding – was denkt sich so ein Mensch dabei?

Alles Liebe C.
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finde, die Demo in Wien war sehr gut und alle Frauen, mit denen ich
gesprochen habe, fanden das auch.

R. T.

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Liebe Initiatorinnen, liebe Frauen!
Ich war gestern bei der Demo und fand es ganz toll, dass trotz des
schlechten Wetters dank euch so viele gekommen sind.
Das Fest in der Brauerei war super gelungen.
Für eure intensive und umfangreiche Arbeit und euer Engagement möchte
ich mich sehr herzlich bedanken.
Wir dürfen nur nicht wieder leiser werden.

Liebe Grüße

B. S.

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ich gratuliere Dir und dem ganzen Orga-Team zur gestrigen Demo! Eure
Arbeit und Euer Einsatz hat sich wirklich gelohnt! Die Demo war ein starkes
Zeichen, mitreißend, wichtig, berührend, kämpferisch!
Vielen Dank dafür!!!
Ich sende Dir herzliche Grüße!
H.
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Hallo Frauen,
hallo webteam,

das kollektiv kindergartenaufstand möcht sich bei euch für die großartige demo bedanken . es war bitterkalt, doch die kämpferischen frauen, haben uns alle gewärmt 🙂

auch wenn wir als kindergartenaufstand nicht die massen bringen konnten-weil die ressourcen, sie zu mobilisieren, uns derzeit nicht zur verfügung stehen, haben einige doch versucht, in den kindergärten zu informieren-ja, es wurden auch flyer/sticker von uns im kosmos abgeholt und verteilt-für response an euch war einfach gar keine zeit mehr da-dafür. danke!

vielleicht haben wir für nächstes jahr-same time!? mehr ressourcen zur verfügung?!

aufständische grüße, vom kollektiv kindergartenaufstand

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Auch von mir Gratulation an euch alle, ihr habt das wunderbar vorbereitet, gestaltet, moderiert, mitgetragen! Ich höre von allen möglichen Seiten (vor allem auch von normalerweise-nicht-Demo-Geherinnen) tolle Rückmeldungen!

lG, R.
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Liebe 20000frauen Frauen!

Es war ein wundervolles und kraftvolles Lebenszeichen, das wir am Samstag von uns gegeben haben!

E.K.

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Liebe Frauen!
Es war großartig!
1.000 Dank, dass ihr das in Angriff genommen habt und dran geblieben seid!
Ich hoffe ihr hattet ein tolles Fest!
Es tat sooo gut so viele, so bunte Frauen zu sehen und gemeinsam ein Zeichen zu setzen – denn: „Wenn wir zusammengehen, kommt mit uns ein bess’rer Tag….“
Liebe Grüße, Maggie

M. J.

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liebe Plattform-Frauen,
wir haben zu danken, für die super Idee, die Organisation, die Vorbereitung und das Durchhalten und Durchführen dieser wunderbaren Veranstaltung.
Uns hat es viel Freude gemacht, so viele Frauen zu sehen und mit ihnen in Kontakt zu sein.
Danke also für euren Einsatz und die ganze Energie. Wir freuen uns schon auf weitere Aktionen oder Informationen.
Ja, wir alle stehen auf den Schultern unserer Vorfahrinnen und deren Mut, etwas zu bewegen und wir sollten ebenso etwas erreichen, wo die nach uns Kommenden drauf stehen können.
Es grüßen euch herzlich die Beginen
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wir danken euch!!!

ich bin im ögb bus mitgefahren und hab mit spannung beobachtet, wie die frauen von der uni klagenfurt mal bekanntschaft mit den gewerkschafterinnen machen (wir haben hoffnung auf vermehrte beitritte:-), es war auch eine schöne networking möglichkeit – auch um zu sehen, dass unterschiedlichste organisationen die gleichen ziele haben können, oder dass formelle bildungsabschlüsse keinen unterschied machen.
gerade in kärnten sind wir soo wenige, dass man sich vorkommt wie ein marsmensch. und trotzdem freue ich mich wenn ich es nach stundenlangen diskussionen wieder mal geschafft habe, auch nur eine person von der richtigkeit von geschlechtergleichheit zu überzeugen. anstrengend ist es halt:-) letzten samstag hat mir wieder energie gegeben weiter zu machen!! VIELEN DANK DAFÜR!!!

ich finde, durch 20000frauen ist etwas neues entstanden, eine belebung der zerstreuten teile der frauenbewegung. das müssen wir unbedingt weiter nutzen! dass die övp frauen mit waren, dass eine fahne vom niederösterreichischen bauernbund geweht hat – sind schöne zeichen. ich hoffe, ich bin nicht zu optimistisch, aber ich freue mich aufs weitermachen!!!

ganz liebe grüße aus kärnten

k.

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danke herzlich für eure ganze Arbeit und Organisation!!
so viel verschiedene Weiber 😉
K.

es war unglaublich und hat sooo gut getan!

Gratuliere dir und euch für die Organisation.

Mit lieben Grüßen,

A.
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Es war wirklich ein kalte, aber sehr aufmunternde Angelegenheit! Danke an alle Organisatorinnen, an die wunderbaren Strickerinnen – es macht mich richtig wütend, dass diese Kunstwerke einfach so entfernt worden sind. Sie waren/sind wirklich ganz toll!!!
Es war so ein schöner bunter, kreativer, positiver „Haufen“!

Lieben Gruß aus Linz!

S. R.
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gratulation euch.toll.
bei uns war es ja auch grossartig. beinahe 2000 besucherInnen.
alles liebe von femous.

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liebe frauen
ja ich war auch dabei, (nachdem alle 5 abgesprungen sind die auch fahren wollten)
bin ich eben allein gefahren, gut war es und meine eindrücke waren sehr positiv für die zukunft
alle altersgruppen waren vertreten inkl. männer
es gibt wieder motivation im alltag immer weiter zu machen und andere ins boot zu holen
wir haben in einem kleinen dorf angefangen ein netzwerk zu gründen
viele haben das bedürfniss, aber nicht immer die möglichkeit

allen veranstalterinnen dieser demo
dank für die zeit und mühe

h. l.
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Es war eine SUPER Demo!

Alles Liebe,

D. D.
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Ich freue mich auf die demo nächstes
jahr 🙂

lg n. c.

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„Bleibt ungetrübt und heiter- wir Frauen machen weiter“
Liebe Grüße M.

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Froh über die große und kraftvolle Demo
und mit Dank für die tolle Organisationsarbeit
und solidarischen Grüßen
die Frauen* im KSV – LiLi

lieben Gruß und großen, größten (!) Dank für die tolle Organisation dieser wichtigen sichtbaren Veranstaltung.
E. K.

Der Ablauf war sehr gut, finde ich – und das Team hat toll zusammengearbeitet.
P. S.

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wie lange gibt´s die plattform noch, vielleicht für immer? ich finde sie nämlich nett! lg s. k.
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es war total schön gemeinsam für frauenrechte auf den ring zu gehen!

danke für`s initiieren und organisieren,

lg, c. c. L.
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Liebe Frauen!

Vorerst 1000 Dank für diese wunderbare Veranstaltung!
Es hat meine schon recht erwachsene Seele sehr berührt, dass auch heute wieder so viele liebe Frauen und auch viele solidarische Männer dabei waren – toll !!!
E.
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Hallo,

danke für die tolle Organisation und die super Demo!
V. P.
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Samstag war super, auch wenn es weniger waren als wir uns vorgestellt haben!
Danke und ganz liebe Grüße,
G.
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Ich finde solche Demos auch persönlich als große Stärkung und äußerst erbaulich und freudvoll – all die Frauen persönlich zu treffen, gemeinsam zu protestieren und feiern (so habe ich es empfunden) gibt mir viel und auch viel Kraft. Dank an all die Vorbereitungsfrauen!!
Liebe Grüße
G.
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ich schneide gerade am video und bin von der menschenmenge und vom enthusiasmus sehr beeindruckt.
außerdem ist es auch ein auftakt gewesen und zwar ein äußerst kraftvoller!

lg, m.
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die lange demo-schlange vom schwarzenbergplatz zum parlament fand ich im uebrigen schon sehr beeindruckend.
vg
a.
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Dank an alle, die sich (und in der Vorbereitung!) ins Zeug gelegt haben. Das war nicht nichts und konnte sich schon sehen lassen!!!
G.

18. März 2011 More

Frauen – The Invisible Power, von Karin Kuna 2011

Frauen – The Invisible Power. Wir brauchen keine Frauen-Quote, wir fordern eine Politik für Frauen, die Rahmenbedingungen für Frauen schafft.

Schluss mit billigen Plätzen, Weg mit Politikerinnen, die einem Männer-System zuarbeiten.
Ehe ich meine Ideen in Sachen innovativer Jugendmarketing-Strategie präsentierte, nahm mich der Herr Vorstandsdirektor zur Seite und fragte mit besorgter Miene: „Es macht ja nix, wenn wir sagen, dass es das Konzept vom Grafiker ist, oder? So lässt sich das Ganze nämlich den Herren besser verkaufen!“ Aber ja doch – it’s a man’s world. In dieser muss ich mich als Frau, die es kraft eigener Leistung zu „etwas bringen will“, verbiegen und wenden lassen? Überzeugungen und charakterliche Festigkeit verleugnen, um auf dem Boden eines treibsandigen Karriere-Feldes nach der Pfeife einer überstandigen Männerriege zu tanzen? Eine Quotenregelung bedeutet nämlich genau das, dass sich Y-Chromosomenträger mit Dinosaurier-Denkweise anmaßen können, Frauen gnadenhalber den Zutritt in ihren Herrenclub zu erlauben. Die Quotenregelung ist das Feigenblatt einer verlogenen Frauenpolitik, die eine zähmende Frauen-Gleichmache insistiert. Vater-Töchter, die brav und leistungsorientiert, adrett und herzeigbar agieren, warten geduldig am Karriere-Feldrand, bis sie aufgerufen werden?

Wir Frauen brauchen keine Gnadenakte – wir verlangen Rahmenbedingungen, die Berufsausübung, Kinderkriegen und Familienleben ermöglichen. Also her mit den Geldtöpfen, in die wir Frauen genauso einzahlen, um so lebensnotwendige Projekte wie Transparenz-Datenbank, Asfinag-Schiebereien und ÖBB-Dahinwurschteln mitzufinanzieren. „Nur weil wir uns daran gewöhnt haben, ist es lange nicht normal!“ (Kettcar). Es ist Zeit die Phase der Umgewöhnung zu beschleunigen, den Polit-Retro-Männern und -Frauen muss endlich Spielverbot und Platzverweis erteilt werden.

Teil 1 – zum Nachdenken.
Ob die folgenden Zeilen eine Frau oder einen Mann porträtieren, macht einen gewaltigen Unterschied: Die Reaktionen, um nicht das böse Wort „Bewertungen“ zu verwenden, fallen nämlich je nach geschlechtsspezifischer Zuordnung anders aus.
Person X. (48) hat drei Kinder (heute 28, 27, 21) in den letzten zwanzig Jahren alleine „groß gebracht“ und fast im Alleingang auch ernährt, wenn man von Alimente-Zahlungen unter der Mindestgrenze absieht. Mangels Kinder-Betreuungseinrichtungen und leistbarer Unterstützung ist an eine „normale Berufsausübung“ nicht zu denken, der Weg in die Selbstständigkeit bleibt als einzige Alternative. Nach Jahren, in denen 16-20 Stunden-Tage und Wochenend-Arbeit zur Normalität werden, erkrankt X. schwer. Die Kinder (damals 17, 16, 11jährige GymnasialschülerInnen) bleiben mit der Situation allein, der Rest der Familienangehörigen zeigt sich in dieser Notlage nicht zuständig. Nach zwischenzeitlichem „Derrappeln“ kommt der nächste Schicksalsschlag: Burn-Out, Tumor-Erkrankungen, X. wird um Gewinnbeteiligung betrogen und von den Verwandten, die ihrerseits umfangreiche Hilfestellung als selbstverständlich konsumiert haben, nun endgültig fallen gelassen. Ganzheitliche Alternativ-Therapie und radikale Lebensumstellung machen X. wieder gesund, über Monate bleiben Arbeitsunfähigkeit und letztlich Bezug der Notstandshilfe. Auf Letztere verzichtet X. aus psycho-hygienischen Gründen, vor allem auch aus Scham (und geht vorübergehend ins „landwirtschaftliche Tagwerk“ im Sinne von Nachbarschaftshilfe arbeiten, um Wohnrecht zu behalten; Freundinnen und Freunde helfen immer wieder mit Geldbeträgen aus). Heute ist X. lebensfroh und gesund, legt Fokus gänzlich auf Neustart, um die reichhaltige, berufliche Erfahrung in Schaffen umwandeln zu können. Bisher negativ, was die Auftragslage betrifft, aber X. denkt nicht daran, aufzugeben.
Ist dies nun die Geschichte einer Frau, die nur realitätsfern agiert und offensichtlich z’deppert ist, sich Recht zu verschaffen? Oder ist es doch die Geschichte eines Mannes, der schlicht bewundernswert und mit offensichtlich großem Herzen sein Schicksal meistert?

Teil 2 – zum Vordenken.
Egal ob Mann oder Frau. Was Wirtschaft in beiden Welten steuert, ist die Aufrechterhaltung der Balance von Angebot und Nachfrage: Um zu verdienen, muss man produzieren, was die Leute kaufen oder eintauschen wollen, was sie nur dann tun, wenn sie sich entsprechenden Nutzen erwarten. Soweit stark verkürzt die volkswirtschaftlichen Ausführungen von Adam Smith , der seine Theorie mit der Metapher der „Invisible Hand“ als eine Art automatische Marktregulierung beschreibt. Was aber, wenn es in dieser Gleichung der marktwirtschaftlichen Rechnung noch eine unsichtbare, bisher nicht kalkulierte Komponente gibt? Also eine als selbstverständlich angenommene Konstante, die in der Sprache der Volkswirtschaft sehr wohl als „Nutzen maximierend“ für die Allgemeinheit zu bezeichnen ist, obwohl das nachgefragte Produkt nicht „Gewinn bringend“ von der produzierenden/ leistenden Person im Sinne der Marktregelung verkauft wird/ verkauft werden kann? Mit der zitierten „Komponente“ meine ich nichts anderes, als den unentgeltlichen Beitrag von (in den meisten Fällen) Frauen in Sachen Kindererziehung, -betreuung, -versorgung, sowie der Pflegedienstleistung kranker Familienangehöriger und – speziell in ländlichen Regionen – immer noch einer „selbstverständlichen“ Altenpflege. In Anlehnung an Adam Smith’s „Invisible Hand“ nenne ich diesen unbeachteten Beitrag zur Volkswirtschaft „Invisible Power“. Diese unsichtbare Kraft nämlich lässt den Wirtschaftsmotor erst rund laufen, wird als Treibstoff-Zusatz aber kaum erwähnt, mit Ausnahmen: Im Zuge der Pflege-Debatte ist diese Leistung von Frauen plötzlich mehr als eine Worthülse, im Zuge von Diskussionen um verhaltenskreative Kinder und auffällige Jugendliche stehen sehr wohl Familien-Rahmenbedingungen, vor allem die Definition von Mutterrolle (wo bleibt die des Vaters?!) im Mittelpunkt.

Denn an vorderster Front sind es die Mütter, die – wenn es nach Volksmeinung und Boulevard geht – versagen, die ihrer Erziehungs- und Aufsichtspflicht nicht nachgekommen sind, wenn „was passiert“. Nein, diese Mütter waren nicht unabkömmlich bei der Vorstandssitzung, sie haben auch keine neuen Forderungen im Bauernbund (nicht Bäuerinnenbund!) mitbestimmt oder grad eine Bauverhandlung geleitet, während der Junior zum Beispiel Schulanwesenheitspflicht als sinnlos-faden Zeitvertreib vom Tagesplan streicht. Sind viele Mütter einfach nur zu müde durch ständige Unter- oder Nichtbezahlung bei gleichzeitiger Überforderung durch „Alltag-Geschäfte“ im Alleingang? Wer kann sich schon in die Situation des täglich grüßenden Finanz-Murmeltieres „warum ist Ende des Geldes noch so viel Monat übrig?“ einfühlen? Und weiß daher, wie sehr konstanter Geldmangel zermürbt, Schuldgefühle und allgemeines Versagen impliziert.
Die Sache schaut gleich anders aus, wenn diese zitierte „Invisible Power“, also die anonymen Gratis-Leistungen aus Frauenkraft endlich beziffert werden, als Geld-Summe dargestellt und somit als Gegen-Wert ausgedrückt werden. Nur so wird ein erfassbarer und gegenständlicher Wert darstellbar, dergestalt muss endlich Bewusstsein geschaffen werden für Gender-Budgeting. Frauen müssen für eine Steuerverteilung-Gerechtigkeit kämpfen – eine Gegenüberstellung bezifferter und in Geldsummen ausgedrückter Leistungen genannter „Invisible Power“ muss im Verhältnis zur Verwendung von Steuermitteln und öffentlichen Geldern stehen. Die „Invisible Power“ gilt es deshalb sichtbar zu machen, um als entsprechend „powerful“ erkannt und als Leistung aus eigener Frauen-Kraft verstanden zu werden.

Politikerinnen, die sich zwar gerne als „Frauen-Vertreterinnen“ positionieren, aber letztlich nur sagen, was die Männer in ihren Parteien erlauben, verstehen freilich den Grant ambitionierter Geschlechtsgenossinnen kaum. Denn: Wer sich mit politischen Karrieren beschäftigt, weiß auch, dass es nicht jene innerhalb einer Partei nach oben schaffen, die innovative Ideen und Kampfeslust mitbringen, oder gar an Überzeugungen festhalten. Es sind vor allem jene Frauen, die sich möglichst geschmeidig einer männlich dominierten Parteidisziplin unterwerfen und im Sinne dieser auch das dümmste Zeug mit abstimmen. Die Grünen in Niederösterreich etwa haben mit derartiger Koketterie-Vorgabe in Richtung VP-Anbiederung alle Kanten und Ecken verloren, ein trauriges Beispiel aus Pröllistan bietet auch die besondere Situation in Krems. Denn hier hätte zwar offiziell eine Frau als VP-Bürgermeisterin Gestaltungsmöglichkeiten, stattdessen aber verantwortet die gebürtige Kärntnerin als handschüttelnder Grinse-Dummie seit mehr als zehn Jahren eine zutiefst unsoziale, frauen- und jugendfeindliche Stadt-Entwicklung mit.
Die Schulstadt Krems etwa verfügt weder über ein funktionierendes, autonomes Jugendzentrum, noch wurde in der politisch kontrollierten Kunstmeilen-Enge einer freien Kulturkreativ-(Jugend-)Szene Platz gelassen. Eine solche ist schon vor Jahren sukzessive – und politisch geradezu verfolgt – abgedreht worden, stattdessen werden „Mächtigkeits-Sauf-Events“ wie Marillen- und Beislfest – die politisch Korrekte, also VP-nahe Menschen organisieren – mit öffentlichen Subventionen bedacht. Krems hält traurige Rekordzahlen in Sachen Drogenmissbrauch und hat tragische Bekanntheit durch einen verwaschenen Polizei-Skandal um ein erschossenes Kind, einen jugendlichen Einbrecher aus dem „Kremser Problemviertel“. Ein Frauenhaus, das laut SozialarbeiterInnen dringend und für das Einzugsgebiet Waldviertel mehr als notwendig wäre, ist in Krems seit mehr als zwanzig Jahren nicht zu finanzieren. Für moderne Kinder-Betreuungseinrichtungen, innovativ organisierte Schülerhorte oder gar Kinderkrippen gibt es kein Geld, dafür aber kann eine Erweiterung der Donau-Uni um eine Elite-Medizin-Uni bezahlt werden? In einer Stadt, die auf Grund völlig überforderter, unfähiger Wirtschaftspartei-PolitikerInnen de facto pleite ist? Gemeinde- und Stadträtinnen, Bürgermeisterin etwa sind als „Polit-Frauen“ schon länger im Kremser Amt, besetzen Positionen mehr, als sie sie mit Leben füllen, haben sich zum Teil warm gebettet im niederösterreichischen Landespolit-Filz. Nicht im Sinne von ernstgemeinter Frauenpolitik agieren sie, sie funktionieren im Sinne der Vorgaben einer Männer-Politik, fungieren lediglich als Wasserträgerinnen, was sie als „Karriere“ und nicht als Verrat an Frauen-Politik verstehen. Keine Frage von Quote, sondern von Haltung.


Teil 3 – zum Umdenken.

„Geht’s eh noch, Herr Mitterlehner?“
Das ist wohl die natürlich Reaktion auf das Zugeständnis von Reinhold Mitterlehner, der verkündet, die Frauenquote in den Vorständen staatsnaher Betriebe schrittweise (!) und „Gotterkeit“ auf 30 Prozent anzuheben. Da ist sie wieder, die Crux der Quotenregelung – sie ist das Papier nicht wert, solange es nur beim theoretischen und kosmetischen Ansatz bleibt, aber keinerlei Budget-Verschiebungen hin zu konstruktiver Frauenförderung getätigt werden. Was wir Frauen wollen, ist keine Platzgarantie für einige, wenige Jagd-, Golf- oder Weinkost-Fanatikerinnen – wir fordern eine sofortige, finanzielle Stärkung des Sozial- und Bildungsressorts, denn dort sind vor allem „unsere“ Berufe angesiedelt, sowie „unsere“ Ressourcen-Fresser versteckt. Es muss eine Aufwertung aller Pflege- und Lehrberufe (Kindergarten und Schule) geben, samt entsprechender Gehaltsanpassungen an männliche Richtlinien, es braucht die unmittelbare Realisierung innovativer Kindergarten- und Schulmodelle, außerdem müssen die „Invisible Power“-Leistungen transparent gemacht werden. Erst wenn diese sozialen Rahmenbedingungen dem Wissens- und Entwicklungsstand des 21. Jhs. entsprechen, erst dann reden wir weiter über die männlichen Abenteuerspielplätze wie Bundesheer und noch mehr sinnlose, ökologisch-alte Autobahn-Projekte oder teure Gedächtnis-Bahnstollen, über die bodenlose Frechheit von Banken-Rettungspaketen und Multi-Subventionen landwirtschaftlicher Betriebe zur Umsatzsteigerung im Raiffeisen-Lagerhaus.

Denn unsere Interessen, liebe Frauen, hängen mit den Interessen eines Sozial-Staates zusammen. Wenn wir diesen sukzessive zerstören (lassen), zerstören wir die Zukunfts- und Berufschancen von Frauen gleichermaßen – es wird Zeit, dass wir von den billigen Plätzen aufstehen und Politik im Sinne von uns Frauen einfordern, dass wir dem „Konzept der symbolischen Gewalt, dem Problem der Herrschaft und Dominanz des Männlichen“ abschwören (vgl. Pierre Bourdieu ).
Machen wir uns nichts vor: Wir müssen jetzt für Frauenrechte kämpfen, nicht leiden. Die Polarität in den Fragestellungen – Beruf oder Kinder? Familie oder Beruf? Kinder und Familie? – kann nicht länger die Lebensentscheidungen von Frauen definieren. Die Antwort muss heissen können: Beruf und Kinder und Familie – oder wie immer frau ihr Leben gestalten möchte! Wir brauchen keine Frauen-Quote, wir brauchen Frauen-Politik, die Rahmenbedingungen für Frauen und ihre Lebensumfelder schafft. Politikerinnen, die dem Männer-System zuarbeiten, müssen weg. Vielleicht wird es ja auch Zeit für eine eigene Frauen-Partei…

Karin Kuna (48), Marketing- und Werbe-Arbeiterin, freie Journalistin; studiert Europäische Ethnologie; lebt in NÖ und Wien.

7. März 2011 More