ORF Hohes Haus: Buchpräsentation Barbara Prammers
Pawlicki Patricia (ORF)
Wer das Ziel nicht kennt wird den Weg nicht finden, das ist der Titel des Buches von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, morgen wird es vorgestellt. Die Nationalratspräsidentin zieht Zwischenbilanz nach zwanzig Jahren in politischen Ämtern. Prammer begann ihre politische Karriere im Landtag in Oberösterreich, war Ministerin und SPÖ-Frauenvorsitzende und ist seit 2006 Nationalratspräsidentin. Fritz Jungmayr hat Barabara Prammer einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben gewährt:
Jungmayr Fritz (ORF)
Ottenhang am Hausruck, oberösterreichisches Kernland und bis heute neben Wien und Linz wichtigster Ort im Leben von Barbara Prammer. Hier erfährt sie ihre politische Prägung und hier beginnt ihr beruflicher Werdegang. Drei Jahre ist sie Standesbeamtin am Gemeindeamt.
Prammer Barbara (SPÖ)
Gut. Wollen Sie das noch sehen, wo mein Büro war? Hat komplett anders ausgesehen klarer Weise und vor allen Dingen sind wir zu zweit herinnen, das war mein, das war das Büro.
Jungmayr Fritz (ORF)
Trotz erfolgreicher Tätigkeit und fleißiger Weiterbildung wird sie nach drei Jahren nicht befördert und muss die entscheidende Sitzung auch noch selbst protokollieren.
Prammer Barbara (SPÖ)
Es war mein erster Diskriminierungsfall, weil, also mich hat das damals wie ein Blitz getroffen.
Jungmayr Fritz (ORF)
Barbara Prammer kündigt und geht nach Linz studieren. Mittlerweile ist die Mutter eines Kindes. Ihre Eltern verstehen und unterstützen den Schritt. Überhaupt ist das Elternhaus wichtig für die politische Sozialisation. Die Mutter ist Hausfrau, der Vater Bergarbeiter, später Eisenbahner. Das Bergarbeiter-Kind Prammer ist stolz auf seine Herkunft.
Prammer Barbara (SPÖ)
Das ist mein eigener, ausgeblichen.
Jungmayr Fritz (ORF)
Der Kohlebergbau und die Landwirtschaft haben die Menschen hier ebenso nachhaltig geprägt wie die Ereignisse im Bürgerkriegsjahr 1934. Zeh Schutzbündler kamen bei den Kämpfen zwischen Arbeitern und Militär ums Leben, vier wurden Standrechtlich und ohne Urteil exekutiert.
Prammer Barbara (SPÖ)
Mein großvater hat- ich weiß nict wie oft- erzählt vom Februar 34 oder von den 30er Jahren oder eben genau von dieser Zeit und das ist schon sehr im Bewusstsein meiner Familie gewesen.
Jungmayr Fritz (ORF)
Der Nachwuchs im Hause Thaler- so der Mädchenname Prammers- wächst in eine Zeit des gesellschaftlichen Aufbruchs hinein, mit dem Ziel einer gerechteren Gesellschaft und gleichen Chancen für alle.
Prammer Barbara (SPÖ)
Ja, ich bin ein Kind Kreiskys, eindeutig. Für mich das einschneidendste Erlebnis war, fünfte Klasse Handelsakademie: bis zu diesem Zeitpunkt nur alte Schulbücher, zerfledderte Schulbücher und der letzte Jahrgang, die Maturaklasse dann neue Schulbücher: ich habe die bis heute zuhause.
Jungmayr Fritz (ORF)
Nach sieben Jahren als Berufspädagogin im Linzer Frauenhausverein wird Barbara Prammer 1991 als Landesrätin angelobt, 1997 holt Kanzler Klima die diplomierte Soziologin als Frauen- und Verbrauchershutzministerin in die Regierung. 2006 übernimmt sie von Andreas Kohl das höchste Amt im Parlament. Nach zwanzig Jahren in hohen politischen Ämtern und vielleicht mit dem Ziel eines noch höheren Amtes hat Barbara Prammer nun Zwischenbilanz gezogen und ein Buch geschrieben, ein sehr persönliches, ein sehr politisches.
Prammer Barbara (SPÖ)
Ich bin bis heute zutiefst beeindruckt von dieser Gedenkstagsrede von Ruth Klöger, die die beste glaube ich war, die wir jemals hatten. Bill Clinton war bei der Live Ball Aids Gala im Parlament, der damalige Präsident Putin war wohl de komplizierteste Besuch den ich jemals im Parlament hatte. Sicherheit rund herum. Michelle Bachelet, die damals chilensiche Staatspräsidentin war, heute die oberste Repräsentantin der Frauenorganisation innerhalb der Vereinten Nationen, eine wirklich äußerst bemerkenswerte Frau.
Jungmayr Fritz (ORF)
Nicht mehr berücksichtigt werden konnten im Buch die jüngsten Korruptionsaffären in Österreich. für Prammer ein alarmierendes Zeichen und Weckruf für die Politik.
Prammer Barbara (SPÖ)
Wenn alles transparent abläuft, dann würde sich Dreck am Stecken gar nicht anhäufen können und ich behaupte ja, dass wir noch viel zu wenig deutlich sichtbar gemacht haben, dass der Großteil der Politik massives Interesse daran haben muss alles ans Tageslicht zu bringen, weil der Großteil der Politik ordentlich arbeitet und wir im Grunde genommen den Kopf dafür hinhalten, für eine überschaubare Zahl von Politikern, die geglaubt haben sich da bereichern zu können oder Einfluss nehmen zu können in einer unverschämten Arten und Weise.
Jungmayr Fritz (ORF)
Die Jugend an ihre Zukunft glauben lassen ist der letzte Satz im Buch und es ist das politische Ziel Barbara Prammers. In Zeit wie diesen eine anspruchsvolle Herausforderung.