Österreich am Weg zum Mammographie-Screening
Hohes Haus vom 22.05.2011 12:00:00
Pawlicki Patricia (ORF)
Der Frauenbericht ist zum ersten Mal auch im Nationalrat vorgestellt worden. Vor allem ein Punkt sorgt darin für Aufregung: er betrifft die häufigste Krebsart bei Frauen und zwar Brustkrebs. Noch in diesem Jahr soll nämlich in Österreich ein Brustkrebsscreening nach europäischem Leitbild eingeführt werden, doch es gibt Streit um dieses Vorsorgeprogramm. in Zukunft sollen Frauenerst ab 50 und nicht wie bisher ab 40 zur Vorsorgeuntersuchung dürfen. Sigrid Smejkal berichtet:
Smejkal Sigrid (ORF)
Fast 5000 Frauen bekommen pro Jahr in Österreich die Diagnose Brustkrebs gestellt. Brustkrebs ist die häufigste Krebstodesursache für Frauen, die Früherkennung lebensrettend. Gerlinde Windbichler geht jedes Jahr zur Mammographie,
Windbichler Gerlinde (Privat)
Ich habe ein Freundin und die hat Brustkrebs und mit ihr das mitzuerleben ist der Grubd warum ich eigentlich sehr vorsichtig jetzt bin.
Smejkal Sigrid (ORF)
Bisher können die Frauen in Österreich ab 40 auf Krankenschein zu einer Brustuntersuchung gehen. Die Hälfte der Österreicherinnen nimmt das Angebot an, auf Eigeninitiative. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger würde das europäische Screening Programm bevorzugen in dem eine bestimmte Altersgruppe gezielt eingeladen wird.
Klaushofer Klaus (Hanusch-Krankenhaus)
Es gehen jetzt relativ viele Frauen der jüngeren Altersgruppe zur Mammographie in der Altersgruppe der 50 bis 69 Jährigen Frauen die den größten Nutzen hätten, diese Gruppe ist unterversorgt.
Smejkal Sigrid (ORF)
Diese Gruppe gehört laut Frauengesundheitsbericht in das Vorsorgescreening, während sie für 40 bis 50 jährige Frauen eingestellt werden soll. Bei den Ärzten stößt das auf Widerstand.
Schmidt Leopold (Radiologieverbund)
Faktum ist, dass das Mammakarzenom, der Brustkrebs wesentlich jünger wird. es ist nicht mehr die Erkrankung der heute 60/65 Jährigen, es ist die Erkrankung der 40 bis 50 Jährigen.
Smejkal Sigrid (ORF)
Auch über die Ultraschalluntersuchung streiten die Ärzte mit dem Hauptverband. Das europäische Screeningprogramm sieht nur eine Mammographie und keinen Ultraschall vor. Die braucht nicht jede Brust, aber manche eben schon, so Röntgenologe Schmidt.
Schmidt Leopold (Radiologieverbund)
Hier sehen wir zum Beispiel bei einer klassischen involutions-Mamma, also einer völlig fettdurchwachsenen Brust, diese Brust bedarf keines Ultraschalls. Hingegen hier sehen wir eine sehr dichte Brust einer etwas jüngeren Patientin. Hier erkennen wir gleich, die Mammographie ist nicht so gut wie bei der Involutions-Mamma und hier müssen wir einen Ultraschall durchführen. Wir österreichischen Radiologen wollen in hinkunft Frauen die ein Screening bekommen genauso behandeln dürfen, wie eine Frau die von ihre m Gynäkologen oder ihrem praktischen Arzt geschickt wird, mit dem Verdacht oder mit Schmerzen. Die bekommt einen Ultraschall und die Screening-Mamma, -Patientin oder eigentlich ist es ja keine Patientin, es ist eine „Wir wissen nicht wie das heißt“-Kundin bekommt keinen Ultraschall, das wäre eine völlig ungleiche Behandlung von an sich gesunden Frauen.
Smejkal Sigrid (ORF)
Falls die Ultraschalluntersuchungen tatsächlich beschränkt werden und das Alterslimit für Voruntersuchungen auf Krankenschein angehoben wird, fürchten ÖVP und FPÖ eine Verschlechterung der Früherkennungssystems.
Karlsböck Andreas (FPÖ)
Was in anderen Ländern, wie zum Beispiel Jordanien oder Türkei oder Bulgarien gut sein kann und dort eine Verbesserung bringen würde ist in unserem Bereich eine Katastrophe.
Schittenhelm Dorothea (ÖVP)
Diese Richtlinie ist ein Mindestanforderungsprofil für die Gesundheitsvorsorge im Brustkrebsbereich und das wäre für uns in Österreich, wo wir schon viel, viel weiter sind ein gewaltiger Rückschritt und der ist grundsätzlich abzulehnen.
Smejkal Sigrid (ORF)
Bei der Altersbeschränkung will der Gesundheitsminister doch auf 45 herunter gehen, beim Ultraschall gibt es ein kleines Zugeständnis.
Stöger Alois (SPÖ)
Es ist so, dass sichergestellt werden soll durch die zweite Sicht, dass heißt das zwei Ärztinnen oder zwei Ärzte die Befundung machen. Wenn in manchen Fällen kein gutes Ergebnis zustande kommt, dann kann auch noch Sonographie gemacht werden.
Smejkal Sigrid (ORF)
Für die Gender-Expertin der Wiener Ärztekammer ist das nicht Konsequent genug. Es wird wohl noch einige Verhandlungen über die optimale Brustkrebsvoruntersuchung geben müssen.
Bohn Melitta (Ärztekammer Wien)
Das Screening ist etwas was wirklich bei jeder Frau durchgeführt werden sollte, auch wenn sie keine Beschwerden hat und das sind die für uns so wunderbaren Fälle, wo wir aufgrund des so genannten Zufallsbefundes, also ohne Beschwerden den Tumor zu einen Zeitpunkt entdecken, wo er noch komplett zu behandeln ist. Sterben tut man nicht am Mammakarzinom, sondern an den Metastasen. Tödlich ist die Erkrankung dann, wenn sie fortgeschritten ist. Entdecke ich sie aber rechtzeitig kann ich sie zu hundert Prozent heilen.
Pawlicki Patricia (ORF)
Also Krankenschein hin oder her: gehen Sie bitte zur Vorsorge.