Im Zentrum am 13.05.2012 Zum Thema “ Karrierefrauen gegen Super-Glucken. Wer sind die besseren Mütter?“

OFF Sprecher (ORF)
Heute Abend im Zentrum: Karrierefrauen gegen Super-Glucken. Wer sind die besseren Mütter? „Im Zentrum“ mit Ingrid Thurnher.

Thurnher Ingrid (ORF)
Meine Damen und Herren, ich heiße Sie ganz herzlich willkommen. „Im Zentrum“ am Muttertag, einem Tag an dem unzählige Gedichte aufgesagt wurden, im Idealfall das Frühstück ans Bett geliefert wurde und Selbstgebasteltes aus Kinderhand die Mutter erfreuen sollte. Hinter all diesen Huldigungen geht an allen anderen 364 Tagen des Jahres die ideologische Debatte um die Rolle der Mutter mit unverminderter Heftigkeit weiter. Und da geht es um die Frage, wie weit verträgt sich Mutterschaft mit Karriere? Ist man gleich eine Rabenmutter, wenn man sein Kind schon früh einer Fremdbetreuung überlässt? Und wie viel Mutter braucht eigentlich ein Kind? Fragen mit viel politischem, ideologischem und gesellschaftlichem Zündstoff. Und darüber reden wir heute mit diesen Gästen:

OFF Sprecher (ORF)
Eva Dichand – die Herausgeberin der Gratiszeitung „Heute“: In einem freien Land sollte jede Frau die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden. Die Autorin Eva Herman, die mit ihrem Buch „Das Eva-Prinzip“ für viel Aufsehen gesorgt hat meint, eine Mutter ist kein Heimchen am Herd, sondern sie hat eine Lebensaufgabe: Mütter, lasst Euch wieder wertschätzen. Zum Aufstand der Rabenmütter ruft Zeit-Kolumnistin Jutta Hoffritz in ihrem Buch auf: Ich widersetze mich seit der Geburt meines Sohnes tapfer dem Baby-Yoga, dem Early English und allen anderen Angeboten der Mutterbeschäftigungsindustrie. Die FPÖ-Politikerin Barbara Rosenkranz ist zehnfache Mutter und überzeugt: Selbstbewusste Weiblichkeit und fürsorgliche Mütterlichkeit sind kein Widerspruch. Sabine Oberhauser: Die ÖGB-Vizechefin ist der Meinung: Kind und Karriere dürfen kein Gegensatz sein.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich beginne heute Abend – meine Damen und Herren – mit einer Frau, die keine öffentliche Funktion hat, keine Bücher schreibt, aber sich um sechs Kinder kümmert – noch nicht, sagen Sie – um sechs Kinder kümmert, davon sind vier Ihre eigenen, zwei haben Sie sozusagen angeheiratet.

Siller Bärbel (Privat)
Dazugewonnen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Dazugewonnen. Wie Sie sagen, Sie sind eine überzeugte Vollzeitmutter. Glauben Sie, dass Ihre Kinder deswegen, weil Sie immer rund um sie sind, später mal ein besseres Leben haben werden?

Siller Bärbel (Privat)
Also ich maße mir nicht an irgendwie zu werten. Ich denke mir, wir sind alle Mütter, die das Beste für ihre Kinder wollen. Und ich fühle es einfach so, dass ich für meine Kinder mindestens einmal drei Jahre lang immer da sein möchte. So habe ich das immer gehalten. Ob es besser ist – das will ich nicht werten. Aber ich fühle es einfach so, und ich denke mir, das wird man später einmal hören, was die Kinder sagen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Also da geht es jetzt einmal vor allem um das, was Sie gerne möchten, weniger um das, wo Sie glauben, das ist für die Kinder das Bessere?

Siller Bärbel (Privat)
Ich glaube also schon, dass für die Kinder – ich empfinde es so, dass es für die Kinder sicher nicht so gut ist, wenn man sie ganz früh in eine Krippe gibt. Ich würde also auch Kinder deswegen – ich bekomme Kinder deswegen, weil ich sie auch gerne sehe, wie sie aufwachsen. Und ja, also ich denke mir, es ist auch ein bisschen Egoismus dabei, weil ich möchte es einfach sehen, ich möchte es fühlen, ich möchte dabei sein einfach, wenn sie alle möglichen Dinge lernen und wiedergeben und das ist einfach was Wunderschönes.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie ein Misstrauen gegenüber – zum Beispiel – staatlichen Betreuungseinrichtungen, Kindergärten, Kinderkrippen, Tagesmütter oder ähnlichem?

Siller Bärbel (Privat)
Also ich denke mir, Misstrauen hat jede Mutter, wenn sie ihr Kind mal aus der Hand gibt. Ein gewisses Gefühl des Misstrauens ist immer wieder da. Aber ich denke mir, vorher schaut man sich das ja an. Also ein großes Misstrauen besteht nicht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie nie vermisst, sich auch beruflich verwirklichen zu können in irgendeiner Art und Weise?

Siller Bärbel (Privat)
Also ich war ja unfreiwilligerweise auch alleinerziehend und ich musste oder durfte arbeiten – extern bezahlt, möchte ich mal sagen. Momentan arbeite ich intern unbezahlt. Und ich habe das sehr wohl genossen. Ich habe also mehrere Berufssparten auch kennengelernt und damals zwei Kinder daneben gehabt und ich weiß, wie das für mich war. Und das war teilweise sehr schwierig.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und Sie haben ein Schild mitgebracht, das Sie noch schamhaft verbergen, aber wir wollen es uns deswegen gerne anschauen, weil es ein bisschen auch das glaube ich zeigt, was Sie für sich in Anspruch nehmen als Mutter.

Siller Bärbel (Privat)
Ja, ich denke mir einfach, ich möchte mir nicht immer wieder anhören müssen, arbeitest Du? Weil ich arbeite. Ich arbeite oft 24 Stunden am Tag, und ich komme jetzt gerade von einer Intensivbetreuung. Meine Kinder – zwei meiner Kinder – hatten Feuchtblattern und ich musste also rund um die Uhr tätig sein.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut. Also wir sehen hier die Firma Mama GmbH. Rund um die Uhr kalte, warme Speisen, sämtliche Reinigungsarbeiten, Beratung in Beziehungs-, Schul- und Erziehungsfragen, Serviceleistungen aller Art. Geschäftszeiten 24 Stunden täglich. Glauben Sie im ernst, dass es für Ihre Kinder einen Unterschied ausmacht, ob Sie die Reinigungsarbeiten durchführen oder jemand anderer zum Beispiel?

Siller Bärbel (Privat)
Nein, das glaube ich nicht. Aber ich denke mir, eine Mutter ist einfach überhaupt nicht ersetzbar. Vielleicht kurzfristig. Aber generell nicht. Das ist einfach meine Überzeugung.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich danke Ihnen vorerst, Frau Siller.

Thurnher Ingrid (ORF)
Eine Mutter ist nicht ersetzbar, sagt die überzeugte Vollzeitmutter Bärbl Siller. Frau Dichand, Sie halten sich schon für teilweise ersetzbar, oder? Sie sind eine Fulltime Managerin, haben drei Kinder, das jüngste ist gerade einmal zwei.

Dichand Eva (Heute)
Also prinzipiell sind Mütter und Väter nicht ersetzbar und Kinder brauchen einmal beides, glaube ich, eine Mutter und einen Vater. Und ich habe das große Glück, dass ich einen Mann habe, der sehr viel mit den Kindern macht. Der ist ja auch Chefredakteur einer großen Zeitung, was den Vorteil hat, dass der nicht so wie Anwälte bis neun oder zehn am Abend arbeitet, sondern nach dem ersten Andruck einmal nachhause gehen kann. Und ich muss ehrlich sagen, ich arbeite jetzt seit dem dritten Kind weniger. Ich habe einen Geschäftsführer und Partner, mit dem ich ausgemacht habe – muss man sich mal vorstellen, dass das jemand macht, in dem ganzen Stress, den wir haben, dass ich alle Schulferien zuhause bin. Also diese Herbstferien, Weihnachtsferien, Silvester, Osterferien – ist relativ viel.

Thurnher Ingrid (ORF)
Also wie eine Lehrerin eigentlich.

Dichand Eva (Heute)
Ja, genau. Nur dass ich dazwischen glaube ich etwas mehr arbeite und eigentlich auch dann ein bisschen arbeite. Und sozusagen ich habe einen Mann gehabt, der das von Anfang an unterstützt hat und zwar folgendermaßen, indem er eigentlich am Anfang die Kinderbetreuung gezahlt hat, weil ich hätte mein Kind nicht in eine Kinderkrippe gegeben, wo ein Betreuer auf fünfzehn Kinder aufpasst und die sind drei Monate alt.

Thurnher Ingrid (ORF)
Da gibt es eine Nanny oder so was in der Art.

Dichand Eva (Heute)
Ja, das kann man ruhig sagen, das gehört in Österreich einmal gesagt, weil das ist eine Tatsache, dass Menschen, die sehr erfolgreich sind, sehr viel arbeiten und wenn du selber fünfzig Stunden arbeitest, wirst du mit einem Kindergartenplatz, der um 16 Uhr spätestens aus ist – wenn du überhaupt einen kriegst – nicht weit kommen. Also ich hatte bei den ersten zwei Kindern eine Maternity Nurse. Ich bin eine Woche nach dem Spital – also direkt vom Spital wieder ins Büro gegangen. Also so ein 24 Stunden mit perfekter Ausbildung. Ich habe zwei fix angestellte Nannies – eine Deutsche und eine Englische – die im Radl arbeiten, weil ich eben unter der Woche sehr viel arbeite. Ich gehe zu Mittag nachhause – also das ist der Luxus, den ich mir gönne – auch da wird gekocht. Also ich koche nicht, sondern ich esse dann mit den zwei Kleinen, die vom Kindergarten zurück sind. Also es ist sehr viel Einteilungssache. Man hat eigentlich dieses schlechte Gewissen schon, aber ich habe es nicht so extrem, weil ich weiß, dass die Kinder sehr, sehr gut betreut werden. Das ist wichtig.

Thurnher Ingrid (ORF)
Also schlechtes Gewissen ja, aber gut abgesichert durch einen Haufen Kräfte, die sich darum kümmern.

Dichand Eva (Heute)
Also mein Kindermädchen, das ist eine ausgebildete Pädagogin, ist also unglaublich toll im Türmchenbauen und Basteln. Ich bin irrsinnig schlecht im Türmchenbauen und Basteln, weil ich nur zwanzig Minuten Geduld habe und nicht zwei Stunden, also das ist irgendwie ausgesourct worden. Ich mache halt dafür dann andere Dinge mit den Kindern. Aber es ist schon natürlich kein normales Leben. Das kann man jetzt nicht mit jemandem vergleichen, dem nichts anderes übrig bleibt als sein Kind jetzt in eine Kinderkrippe zu geben, weil er halt nicht einen Mann hat, der das am Anfang zahlt, bis man selber so viel verdient, dass man es dann selber zahlen kann.

Thurnher Ingrid (ORF)
Eine ganz andere Familiengeschichte, Frau Rosenkranz, haben Sie hinter sich. Man muss ja sagen, wenn man Ihr Leben betrachtet von außen – soweit man das kann – Sie haben zehn Kinder, haben eine beachtliche politische Karriere gemacht, sind also eigentlich eine Karrierefrau, wenn man so will. Ihr jüngstes Kind ist gerade einmal – glaube ich – knapp über zehn. Und Ihnen war offenbar die Karriere am Ende doch wichtiger als die Kinder? Oder wie ist das zu interpretieren?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Nein. Wenn ich hier reihen müsste, wären ganz klar die Kinder das Wichtigste. Übrigens: Im morgen erscheinenden „Profil“ – die so wunderbare Mezzosopranistin Elina Garanca sagt das: Wir, die Frauen der jungen Generation im Unterschied zu Generationen vorher, setzen das Kind an erste Stelle und wie sie es genossen hat, also diese Zeit mit dem Kind zu verbringen. Und singen ist für sie nur mehr, sagt sie – eine wunderbare Sängerin – die zweitwichtigste Aufgabe auf der Welt. So würde ich das einmal auf jeden Fall auch sehen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Aber wären Sie jetzt zwanzig Jahre lang bei Ihren Kindern zuhause geblieben –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich bin fünfzehn Jahre lang bei meinen Kindern zuhause geblieben und heute waren am Muttertag Gott sei Dank alle wieder da und wir haben natürlich diesen Auftritt heute Abend diskutiert und dann vor allem mit meinen Töchtern – es sind sechs Töchter – und die haben gesagt, richte bitte eines hier aus – und das mache ich hiermit: Wir jungen Frauen wollen uns nicht von der Politik sagen lassen, wie wir die Einteilungen treffen was Familie und Beruf betrifft, wie wir uns mit unserem Partner arrangieren, wir können das ganz alleine. Und vor allem meine älteste Tochter, die Mutter von drei Kindern ist mittlerweile, aber auch ihr Studium abgeschlossen hat jetzt noch schwanger mit dem dritten Kind, das Kleine ist drei Monate alt sagt, ich möchte mir nicht sagen lassen, wann ich mein Kind außer Haus gebe. Ich möchte das selbst entscheiden, wann ich in den Beruf zurückkehre, ich muss das beurteilen können, ich bin ja die Betroffene, wann ich es meinem Kind zumuten kann. Und ein Wort zu dieser wunderbaren Vollzeitmutter – sie hätte übrigens Präsident Obamas volle Unterstützung in dieser Debatte in Amerika. Das war eine ganz eine feine Geschichte, wie man Frau Romney angegriffen hat, dass sie in ihrem Leben noch keinen Tag gearbeitet hätte, hat sie dann gesagt, ich habe fünf Buben erzogen und glaube mir, das war harte Arbeit. Und Obama musste sofort und ist sofort beigesprungen und hat gesagt, Mutter sein, Kinder zu erziehen ist der härteste Job auf der Welt. Das war eine wunderbare Sache. Also ich sehe absolut auch diese Position. Man will mit seinen Kindern leben. Aber um es abzurunden: Das Wichtigste ist wohl, hier nicht gegeneinander zu spielen, wie im Titel dieser Sendung natürlich schon ein bisschen probiert wird. Hier Karrierefrau – und das ist doch sehr positiv besetzt – und hier Super-Glucke, das ist so eine dumme Henne so irgendwo ein bisschen, die auf ihrem Kind draufsitzt und brütet. Also ich halte diesen Gegensatz für konstruiert. Ich glaube, weibliche Persönlichkeiten umfassen mehr. Und die Lebenserwartung eines heute geborenen Mädchens ist hundert Jahre. Es sollte möglich sein, wenn die jungen Frauen es wünschen, ein paar Jahre auch für die Familie exklusiv zu reservieren.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, fragen wir einmal die Frau Hoffritz: Haben Sie auch das Gefühl, dass dieser Gegensatz konstruiert ist? In Ihrem Buch, der Aufstand der Rabenmütter, kommt ja mehr heraus, dass Sie – berufstätige Mutter eines Kindes – sich manchmal schon ein bisschen als solche hingestellt fühlen, weil Sie berufstätig sind.

Hoffritz Jutta (Privat)
Also man wird dann immer gefragt, wie geht das denn und du hast doch jetzt das Kind. Also um es zu korrigieren: Ich habe drei Kinder. Zwei große Töchter geheiratet, die sind schon sehr gut erzogen in mein Leben getreten. Und richtig interessant wurde es, als ich meinen Sohn geboren haben und dann kamen diese Fragen alle und ja, dann habe ich auch Bekanntschaft gemacht mit PEKIP und Triple P und all diesen anderen wunderbaren Erziehungstrends, ich weiß nicht, ob das in Österreich auch so modern ist, dass man sein Kind im dritten Lebensmonat zum Early English tragen muss. Also in Deutschland ist das sehr en vogue. Und ja, so musste ich mich notgedrungen damit auseinandersetzen und musste mich rechtfertigen dafür, dass ich gar nicht mal Karriere machen wollte. Ich wollte einfach nur ganz normal weiter arbeiten. Ich bin Redakteurin. Ganz normale Schreibkraft. Also ich weiß nicht, ob man das schon als Karriere bezeichnen kann. Aber ja, ich wollte weiter arbeiten. Und ich wollte zu der Zeit sogar ein Buch schreiben. Eigentlich ein ganz anderes. Und dann habe ich mit meiner Buchagentin telefoniert, und dann sagt Sie, Frau Hoffritz, meinen Sie denn, dass Sie das jetzt schaffen noch ein Buch zu schreiben, weil Sie haben doch das Kind bekommen und dann wollen Sie doch demnächst wieder arbeiten. Und dann sage ich, ja, das stimmt, aber wissen Sie, ich bin eine Rabenmutter. Sagt Sie, was ist das denn, eine Rabenmutter? Die Buchagentin hat kein Kind. Und dann sage ich, wissen Sie, wir gehen nicht zum Baby-Yoga, ich mache auch kein Early English und wenn man das alles nicht macht, sondern sich einfach nur ganz normal mit dem Kind befasst, dann hat man abends schon viel Zeit übrig, weil man geht ja nicht mehr aus – oder selten. Und dann sagt sie, Baby-Yoga? Was ist das denn? Dann habe ich es ihr erklärt, dass es irgendwie in deutschen Großstädten Yoga-Studios gibt, wo man mit seinen gerade frisch geworfenen Kindern hingeht und mit denen Yogaübungen macht oder Early English, wo man das Kind im Maxi-Cosi hinträgt. Also Bildungstourismus in der Baby-Trage. Und da haben wir beide herzlich gelacht und dann haben wir beide länger telefoniert als wir ursprünglich geplant haben und am Ende hatten wir die Idee für ein Buch geboren. Ursprünglich wollte ich eigentlich über Gesundheitspolitik schreiben. Aber dann habe ich während ich eigentlich über Gesundheitspolitik schreiben wollte, hatte ich dann irgendwie so das Exposé für dieses Buch gescribbelt und mir gedacht, eigentlich müsste dieses Buch jetzt doch zuerst geschrieben werden, weil offenbar muss man das ja immer noch erklären. Und umso mehr jetzt wo es diese ganzen wunderbaren Angebote der Mutterbeschäftigungsindustrie gibt und man sich nicht nur rechtfertigen muss, wenn man das Mörchenbreichen nicht selbst püriert, sondern wenn man dann dem Kind auch noch das Baby-Yoga vorenthält. Ja, und dann habe ich – sie hat das Buch recht schnell verkauft und dann musste ich es schreiben.

Thurnher Ingrid (ORF)
Frau Herman, finden Sie, dass die Frau Hoffritz eine Rabenmutter ist?

Herman Eva (Privat)
Also ich glaube, dass Frau Hoffritz den Begriff Rabenmutter anders interpretiert als es eigentlich der Fall ist. Weil Rabenmütter sind eigentlich die Mütter, die ihre Kinder eher vernachlässigen in Anführung und arbeiten gehen und die Kinder weggeben. Das sind die Rabenmütter. Sie werfen den Mörchenbrei und das Baby-Yoga in einen Topf. Die Mutter, die zuhause ist, kocht das Mörchen klein und püriert es für das Kind und macht es gerne. Aber muss nicht unbedingt zum Baby-Yoga. Ich glaube auch, dass das Baby-Yoga ein bisschen ein Lifestyle-Problem ist, mit dem nicht jeder konfrontiert wird. Also – wir leben beide in Hamburg und ich sah mich nicht gezwungen dazu.

Hoffritz Jutta (Privat)
Ich glaube, es ist auch eine sehr junge Mode. Und ich muss sagen, als ich dieses Buch geschrieben habe, sprach ich mit meiner Cousine, die ist fast auf den Tag genau so alt wie ich und bis zum Abitur waren unsere Lebensläufe so – wie soll ich sagen? – die glichen sich wie ein Ei dem anderen und dann hat sie eine Ausbildung gemacht und danach vier Kinder bekommen und ich habe studiert und ab und zu treffen wir uns wieder in dieser kleinen bayrischen Stadt und bereden unser Leben, und dann sagt sie, Du hast ein Buch über Kindererziehung geschrieben, ist ja interessant, erzähl doch mal und erzähle mir doch vor allem, was ist Baby-Yoga und Early English und PEKIP? Und da dachte ich –

Dichand Eva (Heute)
Aber da gibt es ja noch viel mehr, da gibt es ja lauter so Sachen –

Hoffritz Jutta (Privat)
Ja, es gibt noch viel mehr. Aber ich war angenehm überrascht, dass man in Deutschland vier Kinder großziehen kann – und es sind prächtige Kinder, muss man sagen – und man kennt PEKIP nicht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Erklären Sie doch mal für uns diesen Begriff PEKIP?

Hoffritz Jutta (Privat)
Das klingt als wäre es ein Programmierkurs. Und so ähnlich ist es auch. Es ist der Programmierkurs für die Software des neugeborenen Kindes. Man geht also in einen gut beheizten Raum. Mütter und Kinder sind leicht bekleidet. Und Mütter singen und beugen und strecken die Muskeln ihrer Kinder im Takt zu der Musik und dann wird Ringelreihe getanzt. Also wenn man den Film „Drei Männer und ein Baby“ heißt der Film, glaube ich, gesehen hat, dann diese kondenswasserbeschlagenen Fensterscheiben des Berliner Hinterhofes gesehen hat, hinter dem der Mutter-Kind-Kurs stattfindet, dann weiß man ungefähr, wie –

Dichand Eva (Heute)
Das ist mehr Beschäftigungstherapie für die Mutter, oder?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Das betrifft eh nur eine sehr schmale Schicht.

Hoffritz Jutta (Privat)
Es sind die Urban Mums, das stimmt. Aber da bin ich nun zufällig reingeraten. Man kann auch sagen, es sind die ältlichen Akademiker-Mütter, die irgendwie ihre Karriere dann kurz unterbrechen und dann ihre ganze Ambition auf das Kind projizieren. Aber wenn man wie ich in einer Großstadt lebt und dann mit 39 ein Kind bekommt, dann wird es an einen herangetragen. Also man kann in keiner deutschen Großstadtklinik einen Geburtsvorbereitungskurs machen – das machen ja dann irgendwie alle – ohne dieses Prospekt in die Hand gedrückt zu bekommen.

Herman Eva (Privat)
Also ich widerspreche. Ich bin auch 39 gewesen und aus der gleichen Stadt, in der Sie jetzt auch leben. Und ich bin drum herum gekommen und nicht einmal konfrontiert worden. Ich glaube auch, dass das wirklich ein Luxusproblem ist, also dass das jetzt kein Problem ist, das unsere Zuschauer, die hier zuschauen, wo die Mutter die Kinder jetzt gerade ins Bett gebracht hat und den Tag fertig hat, dass die das jetzt unbedingt nachvollziehen kann.

Dichand Eva (Heute)
Ja, aber ich glaube, es ist schon eine Art Leistungsgesellschaft, wo man immer früher immer mehr will von den Kindern. Also das ist ja jetzt nur ein teurer Kurs. Aber es ist ja genauso, dass die Leute beginnen, was weiß ich, die Kinder müssen schon mit drei Eislaufen können. Meine Mutter hat immer gesagt, das ist so lächerlich, wenn die Leute die Kinder trainieren bis zwanzig zu zählen wenn sie drei sind und gerade einmal irgendwas reden können. Wenn sie es dann mit fünf innerhalb von einer Stunde lernen. Also das ist, glaube ich ein bissl, dieses dass man halt alles immer früher will mit immer tolleren Methoden.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich will das noch ein bisschen einfangen, weil wir über die Kinder später auch noch mit einer Expertin reden, die wir hier im Studio haben, und noch ein bisschen bei der Mütterrolle bleiben. Frau Oberhauser, Sie haben zwei Kinder, haben eine Karriere gemacht – das muss man einmal sagen – Sie sind Ärztin, Abgeordnete, mittlerweile Vizepräsidentin des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, einer großen, mächtigen Organisation. So eine Karriere macht sich auch nicht so ganz nebenbei. Haben Ihre Kinder darunter gelitten, glauben Sie? Oder haben Sie ein schlechtes Gewissen haben müssen in Ihrem Leben als Mutter?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Also ob meine Kinder darunter gelitten haben, müsste man meine Kinder fragen und nicht mich. Ich bin bei der Diskussion, dass wir hier sehr viel aus dem eigenen Egoismus auch diskutieren und die Frage, ob das mir gut tut oder ob ich ein schlechtes Gewissen habe ist die eine Sache. Die Frage ist, was ist gut für meine Kinder.

Thurnher Ingrid (ORF)
Reden wir einmal über ihr Gewissen ganz kurz.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Das schlechte Gewissen hat man immer wieder. Und zwar nicht aus dem Grund, dass ich meine Kinder vernachlässige, das habe ich nie gehabt. Aber es trifft einen – meine Kinder sind groß, sie sind 24 und 22, zwei prächtige, tüchtige Mädchen, ich habe beide Modelle probiert. Bei der Großen war ich drei Jahre zuhause, weil ich auf meinen Turnus-Platz gewartet habe. Und bei der Kleinen bin ich arbeiten gegangen wie sie 9 Monate alt war. Sie sind beide gleich gut entwickelt, sie haben beide die gleichen Voraussetzungen. Das heißt, beide Modelle probiert, beides gut zu vergleichen. Natürlich trifft es einen, wenn man merkt, dass die Kinder auch andere Ansprechpartner haben. Aber Hauptsache sie haben auch andere Ansprechpartner. Das ist nicht, glaube ich, das Privileg der Mutter alleine, so die einzige Ansprechpartnerin für Sorgen und Kummer und für Dreckwäsche und Mundabtupfen zu sein. Und was ich noch sagen möchte, was mir bei der ganzen Diskussion – wir führen hier eine extrem privilegierte Diskussion, ja?

Dichand Eva (Heute)
Manche haben überhaupt keine Möglichkeit, die müssen arbeiten gehen, ob sie wollen oder nicht.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Eine extrem privilegierte Diskussion über die Frage, ob ich arbeiten gehen will entscheidet sehr viel die Lebensrealität von Frauen. Und Sie haben gesagt, Rabenmütter sind die, die arbeiten gehen und ihre Kinder zuhause –

Herman Eva (Privat)
In Anführungsstrichen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Wurscht wie. Und ihre Kinder zuhause lassen. Also die empfinde ich nicht als Rabenmütter. Und Sie haben gesagt, die Frauen wollen wählen. Genau das ist es. Die Frauen wollen Wahlfreiheit haben.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Nur sie können es nicht, weil die wirtschaftlichen Zwänge es kaum möglich machen, dass eine Familie von einem Gehalt leben kann.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ja, einerseits. Genau. Und weil auch die Politik und die Rahmenbedingungen es oft nicht möglich machen, dass Frauen mit gutem Gewissen ihre Kinder in eine qualitativ hochwertige Betreuung auch am Nachmittag geben können. Wir haben in Wien das Privileg, sage ich, sehr viele Kindergärten und Kinderbetreuungsstätten zu haben – auch Kinderbildungseinrichtungen – wo man ohne schlechtes Gewissen sein Kind dorthin geben kann.

Dichand Eva (Heute)
Wenn man einen Platz kriegt.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Plätze gibt es derzeit genug. Bei den Unter-3-Jährigen ist noch auszubauen, das ist keine Frage.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich glaube, wir müssen die Lebensphasen auch ein bisschen unterscheiden.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber ich glaube, es ist nicht die Aufgabe der Politik, einer Frau, einer Mutter irgendeine Lebensweise vorzuschreiben. Das heißt, sie muss entscheiden können. Und das kann sie derzeit nicht.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ohne wirtschaftlichen Zwang.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber wie wollen Sie denn das machen ohne wirtschaftlichen Zwang?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Wenn ich von einem Gehalt nicht leben kann – wenn es nicht ein sehr gutes Gehalt ist –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ja, aber das ist die Lebensrealität. Die Lebensrealität ist – und dass Frauen auch arbeiten wollen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Eine dieser Möglichkeiten, um hier also den Zwang wegzunehmen war das Kindergeld, das übrigens seit seiner Einführung nicht valorisiert worden ist. Ganz im Gegenteil, es wird immer weiter zurückgenommen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber wer sagt denn, dass nicht die Lebensrealität von Frauen auch ist, nicht vom Kindergeld zu leben, sondern durchaus auch sich in einem Beruf verwirklichen zu wollen. So wie es welche geben wird, die sagen, ich möchte bei meinem Kind zuhause bleiben. Das ist beides zu akzeptieren. Aber man muss einfach auch zeigen, was zieht es danach?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Natürlich, natürlich, keine Frage! Wenn ich also das Kinderbetreuungsgeld, das Kindergeld war eben dieses neutrale Mittel. Man kann eine außerhäusliche Betreuung damit finanzieren oder aber man kann das zweite Erwerbseinkommen, das ausfällt, zumindest zum Teil kompensieren. Also es war ein absolut probates Mittel und mir ist es völlig unbegreiflich – wenn man die Wahlfreiheit in den Vordergrund stellt, die die jungen Frauen ja wünschen – warum man also dieses Kindergeld sukzessive zurücknimmt, anstatt es auszubauen. Es ist – wie gesagt – nicht angepasst worden seit seiner Einführung. Ein Wertverlust von 20 Prozent. Und alle Initiativen – vor allem auch der Frauenministerin – gehen in die völlig andere Richtung. Ich lese im Interview im „Standard“, wo sie sagt, ich verstehe diese Mutter-bleibt-bei-ihrem-Kind-Mentalität nicht. Ich verstehe nicht, warum sie den jungen Frauen nicht die Freiheit lässt, es so oder so zu machen und die Rahmenbedingungen dafür schafft.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich hätte lieber die Freiheit der jungen Frauen, wählen zu können. Einen Beruf –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Aber sie können nicht, wenn –

Thurnher Ingrid (ORF)
Also da sieht man, meine Damen und Herren, schon die politisch-ideologischen Unterschiede der beiden Pole, die hier sitzen, glaube ich schon ein bisschen. Aber wenn Sie das schon ansprechen mit dem Kindergeld: Es gibt in Deutschland gerade eine sehr, sehr heftig geführte Debatte über ein Kindergeld, wenn man so sagen will, das dann ausbezahlt wird, wenn die Frauen zuhause bleiben und die Kinder nicht in eine „KiTa“, wie das in Deutschland so schon heißt, eine Kindertagesstätte, bringt, um die KiTas zu entlasten. „Herdprämie“ wird das dann auch von vielen spöttisch genannt. Frau Herman, Sie haben ja in Ihrem Buch auch das Eva-Prinzip. Sie bewerben ja sehr dieses traditionelle Rollenverständnis von Mann und Frau, also Sie müssen das ja eigentlich ganz toll finden, eine solche „Herdprämie“, unter Anführungszeichen.

Herman Eva (Privat)
Ja, ich habe mich dafür immer stark gemacht. Ich finde die Summe zu niedrig mit 150 Euro, ich würde sie höher setzen. Und wenn ich immer höre in dieser lächerlichen Diskussion, die in Deutschland geführt wird, dass kein Geld dafür da sein soll, während wir Milliarden in die Euro-Stützung pulvern, die wir nie wiedersehen. Aber wenn es darum geht, die Gesellschaft aufzubauen, zu stützen, da haben wir nicht mal 150 Euro pro Kind pro Monat, da muss ich mich fragen, was sind die Ziele eines solchen Landes? Die Frauen werden diffamiert, das wird als Herdprämie diffamiert, und es gibt noch eine…

Dichand Eva (Heute)
Wobei, in Österreich haben wir das ja eigentlich unabhängig.

Herman Eva (Privat)
Und es geht bei dieser Diskussion geht es ja eigentlich auch immer, auch wenn wir hier jetzt diskutieren, geht es immer darum, was wollen wir Frauen? Wollen wir Karriere machen, wollen wir uns selbst verwirklichen? Das ist eine wichtige Frage, die habe ich ja selber für mich auch gestellt und habe auch Karriere gemacht. Ich denke nur, wenn ich früher jemanden getroffen hätte wie Eva Herman zum Beispiel, die das Gegenteil behauptet hätte – ich war immer nur gehirngewaschen von der einen Strömung: Frauen müssen Karriere machen. Und ich glaube, ich hätte als junge Frau zumindest mal innegehalten und hätte überlegt: Machst du es wirklich richtig? Ich denke, jede Frau soll Karriere machen – Astrid Lindgren hat was tolles gesagt: Die sagt, jede Frau soll Karriere machen, soll ihre Ausbildung machen, soll studieren, aber wenn dann Kinder da sind, dann soll sie nicht zuhause sitzen und denken: Was für eine Schande, dass ich zuhause sitzen muss. Da kann ich Sie nur unterstützen, Frau Rosenkranz. Warum teilt man das Leben dann nicht tatsächlich in Phasen ein und sagt: Ich kümmere mich in dieser Zeit um die Kinder. Denn was auch in dieser Diskussion immer wieder völlig außen vor gelassen wird, das ist die Frage, wie gut ist das wirklich fürs Kind?

Thurnher Ingrid (ORF)
Da reden wir gleich drüber.

Herman Eva (Privat)
Ist gut.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie sich – haben Sie sich gehirngewaschen gefühlt, Frau Fritz, Frau Dichand?

Dichand Eva (Heute)
Also, ich kenne nur das wirklich persönlich schon – also es fängt schon an mit dem Stillen. Ob jemand stillt oder nicht, das ist der erste gesellschaftliche Druck, ja, also vor allem von derer, die natürlich nicht arbeiten gehen, aber man kann ja auch stillen wenn man arbeiten geht. Also, ich habe das erste Kind gestillt, das hat so starke Neurodermitis gehabt, beim zweiten hat es dann geheißen, nicht stillen; und da merkt man diesen Druck, der von außen kommt, also der fängt wirklich auch im Spital teilweise schon bei den Kinderkrankenschwestern an, und das gibt es natürlich dann in allen Ebenen, ja, wenn du irgendwelche Sachen nicht machen kannst die jemand machen kann, der halt den ganzen Tag beim Kind ist, aber auch da muss man sich befreien. Ich finde, wir leben in einem freien Land, und es muss jeder alles entscheiden können, außer in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, dass es einem Kind wirklich nicht schadet. Also, ob man jetzt ein Kind wirklich stillt bis zum vierten Lebensjahr, weiß ich nicht, müsste man wahrscheinlich mit einem Arzt besprechen, ob das nicht dann schon irgendwelche Sachen zu wenig bekommt – weiß ich nicht, aber sagen wir, im gewissen normalen Rahmen glaube ich sollte jeder so tun wie er glaubt. Aber es gibt den Druck.

Hoffritz Jutta (Privat)
Also, ich wollte noch eine kurze Anmerkung machen zu Frau Herman und auch zu Ihnen, weil das klang jetzt irgendwie so, als wären wir in Deutschland so ein Land, was sich Familienpolitik nicht leistet; das möchte ich an der Stelle mal korrigieren. Ich glaube, wenn man die Leistungen zusammenzählt, die in Deutschland Familien und auch Müttern zugute kommen, also jetzt nicht nur Kindergeld, was direkt ja in die Kindererziehung fließen kann, sondern auch eine Sozialversicherungsfreiheit, die nicht-berufstätige Mütter bekommen, Steuerfreiheit und so weiter. Also, wir sind mit an der Spitze weltweit, und trotzdem…

Unbekannte/r (Privat)
Einspruch. Das stimmt überhaupt nicht.

Herman Eva (Privat)
Stimmt nicht, stimmt nicht, im Gegenteil: Es ist umgeschichtet worden, es gab früher viel mehr Geld für Kinder und Familie.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber da ist die Frage, ob Geldleistung das wirklich ist, ob nicht Sachleistungen einfach weitaus idealer sind als , das ist eine Wertediskussion.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ja, oder weil Sie immer wieder das französische Beispiel heranziehen: Wenn Sie einfach nur anschauen, wie gerecht dort die Besteuerung auch auf das Existenzminimum von Kindern Rücksicht nimmt. Es ist ja interessant…

Hoffritz Jutta (Privat)
Ja! , das ist natürlich besser, klar.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Natürlich. Und dass eben eine Familie nicht mit jedem Kind weiter unter dieses Niveau fällt, das sie hätte, wenn sie diese Kinder nicht hätte, also Familie und Kinder heißt sozialer Abstieg – in Frankreich besteht dieses Signal nicht, bei uns besteht dieses Signal sehr wohl. Also es ist völlig falsch zusagen, also hier würden Familien auch nur ökonomisch…

Dichand Eva (Heute)
Darf ich dazu noch was sagen? Also…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber die Franzosen geben ihre Kinder relativ rasch in .

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
… auch nur ökonomisch .

Dichand Eva (Heute)
Es ist ja nicht alles nur Geldleistung, es ist ja auch wenn man sieht zum Beispiel die Probleme die wir haben mit Integration und mit Schulen, ja, also die Schulen werden immer schlechter, ja, bei uns, weil man eben dort auch spart, statt dass man dort ein Geld reinbuttert. Also, es ist ja nicht immer alles nur Geldleistung, die du bekommst, ja, weil zum Beispiel früher in Wien sind in ganzen Bezirken alle in die Schule gegangen, die am nächsten war, jetzt gibt es in Wien – das ist glaube ich ein typisches Großstadtphänomen – also Kämpfe um was weiß ich, wo man halt sein Kind, weil es eben solche Unterschiede gibt zwischen guten und schlechten Schulen. Und ich finde, das ist auch die Aufgabe des Staates, hat überhaupt nichts mit direktem Geld zu tun, dass für jedermann eine Schulausbildung zu bewerkstelligen ist, dass jedes Kind auf die beste Uni dieser Welt kommen kann, auch wenn es aus einer ganz, ganz armen Familie kommt, ja, und das ist ja was, über das überhaupt nicht diskutiert wird, weil das ist – das hat ja auch – es gibt ja dieses Großwerden in der Familie, wo du halt Werte und Dings kriegst, aber es gibt bei uns schon – ich weiß nicht, was haben wir, 15 Jahre lang Pflichtschule oder 14, keine Ahnung, also schon auch ein öffentliches System, was eigentlich seine Rolle nicht mehr so wahrnimmt wie man es jetzt brauchen würde, ja, das viel zu langsam sich anpasst diesen ganzen Sachen, die sich jetzt ändern natürlich.

Thurnher Ingrid (ORF)
haben wir derzeit Pflichtschule.

Dichand Eva (Heute)
Neun Schulpflicht .

Thurnher Ingrid (ORF)
Aber wir haben uns angeschaut und da gibt es eine Studie dazu. Was eigentlich die Frauen der nächsten Generation, Frauen und Männer muss man sagen, der nächsten Generation gerne wollen. Was dieses Thema betrifft. Das haben der Politologe Peter Filzmaier und die Motivforscherin Sophie Karmasin für das Familienministerium erforscht und ihr Jugendmonitor hat eine eigentlich ziemlich überraschende Erkenntnis gebracht. Schauen Sie mal.

OFF Sprecher (ORF)
Die Jugend ist konservativer als angenommen. Jede zweite junge Frau würde gerne ihren Job für das Hausfrauendasein opfern. Aber nur dann, wenn der glücklich Auserkorene genug verdient. Was die Kindererziehung angeht, so meinen 95 Prozent der befragten Weiblichkeit, dass ihr Partner genauso dafür zuständig sei. Die Herren der Schöpfung sind da aber eher etwas zurückhaltender. Nur 79 Prozent wollen sich der Kindererziehung widmen. Bei der Kinderbetreuung allerdings sind sich die Befragten einig. Satte 77 Prozent wünschen sich, dass die künftigen Sprösslinge die ersten drei Lebensjahre zuhause betreut werden. Und zwar von den Eltern. Fragt sich nur, wer sorgt für den Lebensunterhalt? Und wer für den Nachwuchs?

Thurnher Ingrid (ORF)
Ja, da frage ich jetzt Sie Frau Oberhauser. Die Frau Rosenkranz schreibt auch in ihrem Buch „MenschInnen“ heißt das. Jeder fast hier hat am Tisch schon ein Buch geschrieben. Ein einschlägiges. Sie meint, dass Frauenorganisationen, gesetzliche Frauenvertretrer sozusagen durch ihre Maßnahmen mit möglichst vielen Vollbeschäftigten, möglichst viel, möglichst vielen, Pardon, Ganztagsjobs auch für Mütter kleiner Kinder. Eigentlich einen Trend schafft, den die Mütter kleiner Kinder gar nicht haben wollen. Tun Sie da gegen, gegen das was junge Menschen eigentlich wollen wie wir gerade gesehen haben Konzepte erarbeiten?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Also, wir wissen aus den, aus den Lebensrealitäten von Frauen die heute schon im Beruf stehen, dass ihre Teilzeitbeschäftigung weiblich ist. Dass ein Teil der Frauen durchaus gerne teilzeitbeschäftigt ist. Dass aber die wirkliche Wahlfreiheit es derzeit nicht gibt. Das heißt, es fehlt eben wie gesagt an der Möglichkeit einer adäquaten Kinderbetreuung. Es fehlt an der Möglichkeit einen Vollzeitjob zu finden. Das heißt, von den Frauen, die im Berufsleben stehen, gibt es ganz viele, die nicht freiwillig in Teilzeit sind und wo man durchaus schauen muss, dass es da weitere Möglichkeiten gibt. Die Fragen ist bei dem, bei dem Jugendmonitor, wir haben das gerade so im, im Off diskutiert, dass klingt, aus der jugendlichen Romantik klingt das ganz gut. Ich suche mir einen reichen Mann, bleibe zuhause und der betreut mich, in Wien wird jede zweite Ehe geschieden. Das heißt, der reiche Mann muss auch bei der Stange bleiben. Und ich habe auch versucht auf Facebook ein bisschen zu posten und zu fragen, was, was gebt ihr mir mit und da hat mir eine Frau geantwortet, die gesagt hat, ich bin bei meinen Kindern zuhause gewesen, dann Teilzeit gegangen und das spüre ich jetzt in meiner Pension.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Das lässt sich aber lösen. Das lässt sich lösen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Das heißt, man muss natürlich, das heißt, man muss natürlich auch schauen, dass man in den Lebenswelten und im Lebensverlauf, von den Lebensrealitäten. Die heile Familie gibt es in vielen Fällen nicht mehr. Wir haben hier gehört, es gibt auch ganz viele, die auch Patchworkfamilien haben, wo man schon sehr wohl schauen muss.

Dichand Eva (Heute)
Genau und das ist eine persönliche Entscheidung, weil also zumindest…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ja, aber die Wahlfreiheit muss sein.

Dichand Eva (Heute)
… die die eine gute Ausbildung haben, können ja entscheiden, bleibe ich zuhause, dann kann ich mir halt kein Designerkleid kaufen um 200 Euro, weil…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber die privilegierte Diskussion führe ich in meinem Alltagsleben nicht. Das ist, das ist,..

Dichand Eva (Heute)
Naja, aber das ist ja, das ist ja bei normalen Leuten schon auch

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Nein, nein.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Darf ich vielleicht einen anderen Aspekt einbringen? Es gibt…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Die Diskussion führe ich nicht. kann ich mir das Leben leisten. Und kann ich mir auch leisten, irgendwie mir…

Dichand Eva (Heute)
Aber ich finde schon, mit den Sozialleistungen, die wir haben kannst du an und für sich schon zuhause bleiben. Mit den Rahmenbedinungen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich glaube, dass viele Frauen auch nicht von den Sozialleistungen leben wollen. Ich glaube, dass viele Frauen nicht von den Sozialleistungen leben wollen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
. Frau Dichand das ist, Frau Dichand, das ist nicht möglich. Das ist mit einem Durchschnittsgehalt so gut wie nicht möglich, aber könnten wir vielleicht mal diesen Ansatz wählen. Wir sind und einig, es gibt keine nicht betreuten Kinder unter drei Jahre, das gibt es nicht, die müssen betreut sein. Von der Familie, oder außerhäuslich. Das heißt, es kostet irgendwo denke ich mal Geld. Sie wissen sicher, wie viel ein Kinderbetreuungsplatz, ein Kindergrippenplatz kostet. Ein Vielfaches von dem was wir als Kindergeld auszählen, auszahlen. Also, das ökonomische Argument, dass ich gar nicht absolut setzen will, würde absolut gegen die Kindergrippe sprechen. Wenn wir sagen, wir machen es so, wie beim Pflegegeld. Wir geben das neutrale Mittel des Geldes und jeder entscheidet selbst.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber Frau Rosenkranz, Sie sind doch immer diejenige, die uns erklärt, dass wir die Kinder, dass die Kinder mit ganz schlechten Voraussetzungen dann in die Schule kommen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
In der Frage, ja. In der Frage, in der Frage, in der Frage, der…

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Also, aber ganz und gar nicht.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
In der Frage, wie Kinder Deutsch lernen zum Beispiel.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Also, ich glaube nicht, dass die Familie eine schlechtere Voraussetzung bietet für Kinder um sich, um sich zu entwickeln als eine außerhäusliche Betreuung.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Jetzt werden Sie sich jetzt einmal vorstellen, Sie, Sie haben eine Mutter die zuhause, die nicht Deutsch spricht mit ihren Kindern. Das heißt, die hat einfach Schwierigkeiten ihr Kind dann in die Schule und so weiteren Dingen zu bringen. Die Frage ist, ob eine gut qualifizierte Kinderbildungseinrichtung, wie die Kindergärten heutzutage schon sind, den Kindern nicht deutlich mehr auch an, an Möglichkeiten bieten, als das private Baby Englisch oder sonstige Dinge.

Thurnher Ingrid (ORF)
Frau Rosenkranz. Bleiben wir vielleicht bei dem Thema, und da lese ich ganz erstaunt im FPÖ-Parteiprogramm: Die Betreuung von Kindern in familiärer Geborgenheit ziehen wir staatlichen Ersatzmaßnahmen vor. Unterstützungsleistungen dafür sind den Eltern bis zum Schuleintrittsalter zur Verfügung zu stellen. Also Schuleintrittsalter ist meines Wissens sechs Jahre. Heißt das, Sie wollen am liebsten, dass bis zum sechsten Lebensjahr die Kinder in der häuslichen, mütterlichen Betreuung bleiben und dass der Staat dafür bezahlt?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Der Kindergarten ist sicher eine gute Einrichtung, der auch in Anspruch genommen wird. Aber das Mittel des neutralen Geldes, das den Müttern es ermöglicht oder den Eltern es ermöglicht, die Kinder zuhause zu betreuen und es sich leisten zu können oder aber in eine außerhäusliche Betreuung zu geben, ist sicher eine gute Variante. Ich wäre schon sehr zufrieden, wenn man das Kinderbetreuungsgeld nicht sukzessive immer weiter einschränken würde, und halte also das einmal für die vordringlichste Maßnahme. Aber noch einmal zurück zu dem Thema: Es muss Kinderbetreuung geleistet und finanziert werden. Und das ökonomische Argument, wir haben ohnehin das Geld nicht, kann also in keiner Weise gelten für Dinge wie das Kinderbetreuungsgeld, weil die alternative Methode, die dann vorgeschlagen wird, nämlich den Ausbau von Kinderkrippen, ja ein Vielfaches kosten würde.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich frage an dieser Stelle jetzt noch einmal die Frau Siller, unsere Mutter, die wir ganz zu Beginn der Sendung kennengelernt haben. Frau Siller, ganz offen: Haben Sie einen reichen Mann geheiratet?

Siller Bärbel (Privat)
Ich habe nicht auf’s Geld geschaut.

Thurnher Ingrid (ORF)
Aber jetzt wissen Sie’s ja.

Siller Bärbel (Privat)
Aber ich sage Ihnen eines – hier geht es auch gar nicht um den Mann, der das Geld mitbringt, sondern ich denke mir, das fängt bei mir an. Wie die Frau Dichand auch schon gesagt hat: Ich denke mir schon, dass es mit einem Gehalt reichen könnte, wenn die Bedürfnisse des einzelnen eingeschränkt werden. Und das tue ich persönlich sehr wohl. Wir können eben nicht bei jeden Ferien auf Urlaub fahren dauernd, wir haben doch mehrere Kinder. Und ich denke mir, da müsste man vielleicht bei sich selbst anfangen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, man muss – sagen Sie – auf vieles verzichten.

Siller Bärbel (Privat)
Auf einiges, ja.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie das Gefühl, dass die staatlichen Leistungen ausreichen für Sie und Ihr Leben mit dieser Patchwork-Familie mit insgesamt sechs Kindern?

Siller Bärbel (Privat)
Ich würde mir schon wünschen – wie ich auch zu Anfang gesagt habe – dass der Staat das eine gewisse Zeit lang unterstützen würde. Nämlich auch vom Ansehen her. Das Ansehen würde steigen. Also ich meine –

Dichand Eva (Heute)
Man könnte das steuerliche absetzbar machen – Kinderbetreuung – zum Beispiel.

Siller Bärbel (Privat)
Wenn ich nur kurz ausreden darf. Das Ansehen einer Mutter ist heute, die zuhause arbeitet, nicht sehr hoch. Es heißt einfach auch, arbeitest du – hört man sehr oft von Frauen, die selbst Kinder haben und auch arbeiten. Das trifft mich persönlich eigentlich schon. Und Mutter und Hausfrau hinterm Herd, das sind alles so Dinge, die wollen wir nicht hören. Und ich denke mir einfach auch, es haben andere Berufe, wie zum Beispiel die Sekretärin, die also heute Office Manager heißt oder die Kindergärtnerin heute Kindergartenpädagogin – vielleicht könnte man die Mütter heute Allround-Manager nennen oder ich weiß es nicht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, Allroundmanagerin Bärbl Siller sagt uns das. Aber Frau Dichand, weil Sie gerade kurz dazwischen gerufen haben, man müsste Kinderbetreuung steuerlich absetzbar machen. Für viele Menschen bringt das wahrscheinlich gar nichts, die verdienen nämlich gar nicht so viel.

Dichand Eva (Heute)
Nein, Nein, aber darf ich sagen, es bringt für die Mittelschicht, die in Österreich sehr, sehr groß ist, die nämlich – es gibt eine gewisse Schicht, die hat eh keine Wahl, weil die muss arbeiten gehen, weil sonst können sie sich die Wohnung nicht leisten. Aber es gibt sehr wohl in Österreich eine Mittelschicht, die nämlich sehr stark unsere Wirtschaft tragt, nämlich die, die die Steuern zahlen, wo beide arbeiten gehen. Und da kann –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Steuern zahlt jeder.

Dichand Eva (Heute)
Nein, zwei Millionen Leute in Österreich zahlen einmal keine Steuer.

Thurnher Ingrid (ORF)
Zahlen keine Einkommenssteuer!

Oberhauser Sabine (SPÖ)
sehr vorsichtig. Die zahlen Mineralölsteuer, die zahlen Mehrwertsteuer.

Dichand Eva (Heute)
Aber Einkommenssteuer. Aber wissen Sie, ich werde sehr viel zu Runden eingeladen, ich sage es Ihnen, wir haben im ATX 197 Aufsichtsräte und davon sind 7 Frauen. Und das ist auch ein Problem in einem Land, dass du hier sehr schwer Karriere machen kannst, wenn du nicht – was lustig in dem Film war – wenn du irgendjemanden reichen geheiratet hast, weil du auch in der Mittelschicht wenn du studiert hast – also sozusagen schon ein relativ gutes Einkommen hast – oft beide arbeiten müssen, weil wenn du dir wirklich eine Kinderbetreuung leistest, das bei uns noch immer so teuer ist, dass sich sehr viele, die Ärzte sind – bitteschön, die haben eine Ausbildung bis 30 bis sie Facharzt sind, da gibt es auch tausende in Österreich – wirklich lange nicht arbeiten, weil sie sagen, ich kann mir das nicht leisten.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber das ist doch Unsinn! Wir sind zwei Ärzte, ich habe auch nicht reich geheiratet. Und man kann sich einen Kindergartenplatz in Österreich und in Wien durchaus leisten. Also wie gesagt –

Hoffritz Jutta (Privat)
Kriegt man auch einen?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ja, man kriegt auch einen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Sie werden die Dinge jetzt nicht so schlecht machen können. Aber noch einmal zur Studie zurück: Ich glaube nicht, dass man das so abtun kann, da muss man einen reichen Mann heiraten. Es gibt ja keine andere Studie. Jede Studie sagt dasselbe: Junge Frauen – und auch junge Männer – wollen mit ihren Kindern auch leben, wenn sie es sich leisten können.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Das ist ja auch kein Widerspruch mit einer Berufstätigkeit.

Herman Eva (Privat)
Doch es ist ein Widerspruch! Ich finde es bedenklich auch, wie die jungen Leute, diese 77 Prozent hier abgetan werden, naja, das ist eine romantische Vorstellung. Die haben den Wunsch. Ich finde nicht, dass die politisch gut vertreten werden. Also wenn das wirklich die Meinung dieser jungen Menschen ist – und das deckt sich mit Deutschland ungefähr mit den Zahlen – und sie sitzen hier und sagen, naja, das sind romantische Vorstellungen, ich finde gar nicht, dass man das so stehen lassen kann, sondern eigentlich sieht jeder Zuschauer dann, wie werde ich eigentlich vertreten. Ich werde ja nicht einmal ernst genommen.

Hoffritz Jutta (Privat)
Darf ich da vielleicht eine andere Statistik daneben stellen? Also wenn man sich das jetzt weltweit anguckt, dann sind die Länder kinderreich, wo auch die Frauenbeschäftigungsquoten hoch sind. Und ich meine, natürlich wünschen sich junge Frauen Kinder und Männer auch hoffentlich – wobei oft nicht in dem Maße wie die Frauen traurigerweise – aber wenn sie dann in das Alter kommen, wo sie darüber entscheiden, ob Kinderkriegen und wann, dann zögern sie ja doch häufig und interessanterweise sind es die Länder mit den hohen Frauenbeschäftigungsquoten, wo es auch die hohen Fruchtbarkeitsraten gibt. Warum? Weil Frauen sich eben nicht auf Vater Staat oder auf ihren Ehemann verlassen, der sie ja im Zweifel auch mal verlässt. Das weiß man, dass es passieren kann, auch wenn man es sich nicht wünscht. Frauen setzen dann Kinder in die Welt, wenn sie die Hoffnung haben können, dass sie sich selbst ernähren können, weil sie sich im Zweifel doch irgendwie nur auf sich selbst verlassen. Und deswegen haben wir so niedrige Geburtenraten.

Herman Eva (Privat)
Also Frankreich wird ja immer gerne angeführt. Vielleicht das noch als Beispiel: Da heißt es, da sind fast alle Frauen erwerbstätig und die haben ganz viele Kinder. Dass diese Frauen in aller Regel Teilzeitarbeit machen und auch nur wenige Stunden – zwei, drei Stunden – das ist ja in Ordnung. Nur das wird – hier heißt es immer, die sind, die arbeiten alle. In Schweden, in Schweden ist ab 2008 das System geändert worden, weil die Frauen und die Männer gemerkt haben, wir können so unsere Familien nicht gründen und können so nicht existieren. Und seit 2008 wird ein Kindergeld von 300 Euro pro Kind und Monat zusätzlich gezahlt. Alle Länder –

Hoffritz Jutta (Privat)
Zusätzlich zu was?

Herman Eva (Privat)
Zu allen anderen normalen – ein zusätzliches, so wie wir diese so genannte Herdprämie diskutieren, so wird in Schweden seit 2008 300 Euro zusätzlich.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
400 Euro, oder? 436 Euro.

Herman Eva (Privat)
Ihr seid hier viel besser. Wir in Deutschland reden ja –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Und das kriegt man, egal ob man sie in den Kindergarten gibt oder nicht.

Herman Eva (Privat)
Ja, ganz genau. Aber wenn wir uns zum Beispiel auch anschauen, in Russland ist auch nach jahrzehntelanger Krippenpolitik das Ruder völlig umgeworfen worden. Da gibt es kaum noch Krippen und der Staat tut alles, damit die Mütter zuhause bleiben können und die Väter trotzdem Geld nachhause bringen. Das heißt, die haben das Steuersystem geändert. Ab dem dritten Kind wird in manchen Regionen vom Staat ein Mini-Van geschenkt. Also wird wirklich viel getan.

Hoffritz Jutta (Privat)
Vermutlich, weil die Geburtenraten rasant nach unten gegangen sind.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Genauso ist es.

Herman Eva (Privat)
Tun sie ja bei uns auch, tun sie ja bei uns auch. Die Krippenpolitik wird geändert in vielen Ländern. In England, in Amerika – überall ist man auf dem Rückzug und –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich glaube nicht, dass es die absolute Wahrheit gibt. Wahlfreiheit muss es geben, es muss die Möglichkeiten geben. Wahlfreiheit – und das haben wir nicht. Jede Frau, jede Mutter muss es sich aussuchen können.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Wir kommen immer auf diesen Begriff zurück. Aber es muss auch ökonomisch möglich sein. Sie haben auf diese Aussage in meinem Buch angesprochen. Das war eine ganz besonders interessante Studie. Ein und diesselbe Frage gestellt an junge Frauen und an Frauenpolitikerinnen. Und unterschiedlicher könnten die Antworten nicht sein. Während Frauen der Meinung waren, dass also die Karenzzeit eher ausgedehnt werden soll – also nicht nur diese zweieinhalb Jahre, die wir haben, sondern wenigstens bis zum dritten Jahr also das Kindergeld – haben Frauenpolitikerinnen, die eigentlich die Wünsche der jungen Frauen vertreten sollten, das Gegenteil gesagt: Viel zu lange, der Wiedereinstieg funktioniert nicht, die Karrierechancen schrumpfen. Ich bin der Meinung, wenn sich die Ansichten von Frauenpolitikerinnen und jungen Müttern dermaßen unterscheiden, dann kann es in einer Demokratie überhaupt nur eine Korrektur geben. Die Politikerinnen müssen sich an den jungen Müttern orientieren.

Dichand Eva (Heute)
Aber darf ich nur eines sagen: Man muss auch schon realistisch bleiben. Also ich habe ja drei Kinder. Wenn ich bei jedem Kind drei Jahre zuhause geblieben wäre – selbst wenn ich bei jedem Kind nur ein Jahr zuhause geblieben wäre, wäre ich nicht einmal annähernd dort, wo ich jetzt bin. Und so ist es überall. Weil es ist naiv zu glauben, wenn man mit zwei oder drei Kindern ein, zwei, drei Jahre pro Kind zuhause bleibt, da muss man zu den Wunderkindern dieser Welt gehören, aber alle normalen Menschen, die irgendwie normale Karrieren haben, sind nachher zehn Jahre hinter dem Mann, mit dem sie mit dreißig begonnen haben.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ihre Karriere ist außergewöhnlich.

Dichand Eva (Heute)
Nein, Nein, aber auch überhaupt. In jedem Spital wirst du hinten angereiht, weil der hat zehn Jahre länger gearbeitet.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Es geht um eine Erwerbs- und Berufstätigkeit.

Dichand Eva (Heute)
Nein, Nein, aber ich finde, das muss man aussprechen. Da muss man sich bewusst sein, okay, also selbst wenn ich die Rahmenbedingungen hätte, muss ich mich entscheiden. Will ich jetzt mit vierzig der Superstar sein und vielleicht Oberarzt oder was weiß ich was oder was weiß ich, die Filiale von Billa leiten, um es jetzt irgendwie in verschiedenen Schichten zu sagen. Oder möchte ich halt bei meinen Kindern bleiben, dann werde ich wahrscheinlich dort nicht hinkommen, außer ich bin ganz außergewöhnlich.

Herman Eva (Privat)
Aber das ist genau der springende Punkt. Es ist immer negativ offenbar, bei den Kindern zuhause bleiben zu müssen.

Dichand Eva (Heute)
Nein, wieso? Das finde ich gar nicht.

Herman Eva (Privat)
Dann könnten Sie es ja machen.

Dichand Eva (Heute)
Ja, ich könnte es eh machen, aber ich muss –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber ich könnte die Zeit neben dem Beruf auch mit den Kindern nützen. Es ist doch die Frage, ob eine Mutter, die ihr Kind vom Baby-Yoga in den Englischkurs chauffiert, ob das dem Kind wirklich besser tut als eine Mutter, die nach einer Arbeit nachhause kommt und sich dann qualitativ um dieses Kind kümmert oder Väter – wie auch immer.

Thurnher Ingrid (ORF)
Über die Väter reden wir vielleicht am Vatertag. Aber weil Sie gerade eine ganz gute…

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Oder vielleicht dann in einer gemischten Runde. Was natürlich noch spannender wäre.

Thurnher Ingrid (ORF)
Möglicherweise. Aber weil Sie gerade gesagt haben, man weiß ja nicht genau, was dann am Ende für das Kind ist. Zu dieser Frage haben wir eine Expertin hier. Und mit der möchte ich jetzt ganz gerne sprechen. Das ist die klinische Psychologin und Psychotherapeutin Brigitte Sindelar. Guten Abend Frau Sindelar. Frau Sindelar, Sie können uns ja vielleicht sagen, was ist denn besser für das Kindeswohl? 100 Prozent Vollzeitmutter oder frühe Fremdbetreuung, von Baby-Joga bis zu „Early English“?

Sindelar Brigitte (Privat)
Ich bin sehr dankbar, dass Sie auf diese Frage zurückkommen. Denn die Diskussion hat sich jetzt in der letzten halben, dreiviertel Stunde sehr um das Thema Geld gedreht und um die ökonomische Seite. Und mir ist der Beziehungsaspekt völlig zu kurz gekommen. Schon im Titel dieser heutigen Sendung sind ja bereits zwei Vorwürfe an die Mütter drinnen. Der eine Vorwurf ist die Rabenmutter und der andere Vorwurf ist Superglucke. Wissen Sie übrigens wie es die Rabenmutter tatsächlich macht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ganz besonders gut.

Sindelar Brigitte (Privat)
Genau.

Thurnher Ingrid (ORF)
So ist es. Das ist ein Spruch, der nichts mit Raben zu tun hat.

Sindelar Brigitte (Privat)
Richtig, denn die Rabenmutter macht etwas, dass sie den Kindern die Freiheit erlaubt, aus dem Nest zu gehen und sie dann, dann bei diesen Rausgehen aus dem Nest auch noch betreut und begleitet. Also, eine besonders gute Mutter. Wenn wir uns jetzt anschauen, was wollen denn die Kinder und was brauchen die Kinder. Dann denke ich, müssen wir zuerst einmal festhalten, Mutter sein ist meiner Meinung nach der schwierigste Beruf den es überhaupt gibt. Der komplizierteste, der die höchsten Anforderungen stellt. Es ist auch das Wort Managementqualitäten bereits gefallen, in dem man unglaublich flexibel sein muss und was Kinder brauchen ist nicht Baby-Joga und „Early English“ oder was weiß ich, sondern was Kinder brauchen ist eine stabile, emotionale Beziehung, eine sichere Bindung die dann die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes auch bestmöglich fördert. Wesentlich besser als irgendwelche intellektuellen Förderungen.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und diese stabile, emotionale Bindung, ist das ein Unterschied ob man, wenn man die mal aufgebaut hat, sozusagen, ob man die täglich acht Stunden lang mit dem Kind auslebt oder zwei Stunden?

Sindelar Brigitte (Privat)
Das ist eine Frage der Qualität und nicht der Quantität. Natürlich braucht Beziehung ein gewisses Grundmaß an Zeit, aber es ist nicht so, dass die Bindungsqualität umso besser wird, je besser die Zeit ist. Dem Kind ist es ziemlich egal wer das Essen zubereitet hat, dem Kind ist wichtig, wer ist mein emotionaler Ansprechpartner.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und jetzt sagen Sie uns doch noch eines, weil davon schon so viel die Rede war. Diese Frage von Kindern, die kaum können Sie sprechen schon bis 20 zählen können. Die wahrscheinlich mit dem Sprechen der Muttersprache gleich auch noch eine Fremdsprache mit lernen und schon Klavierspielen können, bevor sie auf eigenen Füßen stehen können, nämlich buchstäblich auf eigenen Füßen. Haben es die im Leben später leichter? Sind das erfolgreichere Menschen später mal?

Sindelar Brigitte (Privat)
Wir können davon ausgehen, dass ihnen das nicht sehr viel bringt. Ich würde es am liebsten mit einem indianischen Sprichwort beantworten. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ich danke Ihnen sehr, Frau Doktor Sindelar, dass Sie bei uns gewesen sind, für ihre Auskünfte.

Thurnher Ingrid (ORF)
Ja, das Gras wächst nicht schneller, nur weil man daran zieht, also die Ausrede, das ist für die Kinder das Tollste, Schönste und Beste, wenn man sie sozusagen hütet und um nochmal das Baby-Yoga zu strapazieren, mit ihnen macht, dann werden sie erfolgreichere Menschen, also die gilt nicht, Frau Herman?

Herman Eva (Privat)
Sie sagen, die gilt nicht, ich habe ein Buch mitgebracht, ich will es gar nicht in die Kamera, es soll auch keine Werbung, es heißt nur immer, es gebe keine Experten, die – die sagen würden oder belegen würden, dass es gut ist für ein Kind, wenn es in den ersten Jahren bei der Mutter nah ist. Dieses Buch hat zwölf internationale Experten, die das zusammengetragen haben und allesamt sagen unter dem Strich, ähnlich wie bei Tieren auch, dass es natürlich das Beste ist naturgemäß, dass die Kinder bei ihrer Mutter sind, natürlich auch beim Vater, ist ganz klar und wichtig ist vielleicht auch zu wissen, dass die Bindung, die die Kinder also in den ersten drei Jahren aufbauen, ja ins ganze Leben geht und fürs ganze Leben hält. Und –

Thurnher Ingrid (ORF)
Glauben Sie, ist das genetisch bedingt oder –

Herman Eva (Privat)
Nein, das ist eingerichtet von der Natur, ganz einfach, und – und die Bindung, die zustande kommt, die hält auch bis zum Lebensende, aber wenn sie nicht zustande kommt oder zu fremden Menschen, dann hat das Kind die Bindung nicht zu der Mutter und zum Vater und es gibt auch Studien darüber zum Beispiel, warum haben Kinder später weniger Verantwortungsgefühl für ihre Eltern, für ihre dann alten Eltern, warum sind die oft allein, warum gehen die Kinder da nicht mehr hin – weil die Bindung nicht aufgebaut wurde.

Dichand Eva (Heute)
Aber darf ich dazu noch was sagen? Ich habe mich sehr viel mit diesem Thema beschäftigt, die Amerikaner untersuchen ja viel zu dem Thema Resilient, also was macht also Menschen so widerstandsfähig, dass sie auch wirklich arge Probleme im Leben meistern und andere scheitern daran, also persönlich – und da ist man oft darauf gekommen, dass dieses überbeschützte Kind, also um jetzt das Wort Glucke zu verwenden, weil ich habe solche Freundinnen, also wo wirklich das Kind also overprotected wird den ganzen Tag und wenn es irgendwo drüber springen muss, wird es drüber gehoben und so, und irgendwie – ich meine, das macht man auch oft nur beim Ersten, also wenn man dann mehrere hat, hat man eh nicht mehr die Energie, ja, und ich glaube, also wie bei allem, dass so ein Mittelweg, dass die Bindung sehr wohl wichtig ist, eine Bindung kann auch natürlich bei den Großeltern – können auch viel zum Beispiel abnehmen, wenn man sehr engagierte hat, natürlich nicht die Mutterrolle, aber auch, und auch, bitte, ein Vater ist auch wichtig, es ist ja nicht alles nur Mutterbindung, aber ich glaube, also man muss nicht jetzt zehn Stunden am Tag mit dem Kind zusammen sein, die ersten drei Lebensjahre, um ein Kind zu haben, was sich nachher leicht tut im Leben und – also – und es ist auch, glaube ich, eher die Zeit, also man kennt das ja selber, wenn man einen großen Haushalt führt und da musst du eben putzen und alles Mögliche tun, ich meine, wie viel beschäftigt man sich jetzt wirklich mit dem Kind, ja?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ja, aber das Kind lebt mit, das nimmt teil am Leben, weil wenn die Mutter, ich meine, brauche ich Ihnen nicht sagen, oben kocht, dann kocht das Kind also mit seinen Puppen – das lebt mit, man muss also – mit dem Kind sich beschäftigen heißt nicht, mit ihm Bauklötze aufzutürmen, sondern es mitleben zu lassen.

Dichand Eva (Heute)
Nein, nein, aber wissen Sie, was ich meine, es gibt Menschen, die tun sich sehr leicht im Leben –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Natürlich, jede – jede Frau muss entscheiden oder jedes Elternpaar muss entscheiden, was einem Kind zuzumuten ist, aber ich glaube, dass wir – dass wir ziemlich in der Realität liegen, wenn wir feststellen, dass sich ein sehr kleines Kind, Monate alt, ein Jahr alt, nicht leicht von seiner Familie trennt, das sind Dramen in der Früh in Kinderkrippen und ich – Sie werden es natürlich wissen, vor kurzem, 14 Tage oder drei Wochen, hat ein ganz renommierter Kinderarzt in der Frankfurter Allgemeinen einen ganzen Artikel geschrieben –

Unbekannte/r (Privat)
Doktor Böhm.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
– Doktor Böhm, um die Regierung dringend aufzufordern, Abstand zu nehmen von diesem Plan, einen massiven Ausbau von Kinderkrippen zu machen. Das ist ja etwas, wenn ein Experte sich wirklich mit seiner vollen Reputation, mit seinem gesamten Renommee einschaltet in eine politische Debatte, um zu sagen, dieser Weg ist nicht kindgerecht.

Hoffritz Jutta (Privat)
Es gibt auch andere Kinderärzte, die ganz andere Sachen sagen.

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Die Debatte wurde übrigens einfach abgeblockt, es hat ihm niemand gekontert, sondern es war einfach wieder weg, weil in der –

Dichand Eva (Heute)
Also wissen Sie, wo ich Ihnen recht gebe, ich glaube, wenn man ein Kind zwölf Stunden am Tag in eine Kinderkrippe gibt, wo 30 andere Kinder sind, ist es sicher nicht so toll, ja, aber es gibt ja viele Stufen dazwischen, ja, also es gibt ja das, was wir geredet haben, dass –

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Aber machen wir den Müttern doch nicht immer ein schlechtes Gewissen. Das ist ja, was wir noch machen, wir arbeiten auf Mütter ein, es gibt Mütter, die haben keine andere Wahl, als ihr Kind jetzt nicht zwölf Stunden –

Unbekannte/r (Privat)
Ja, aber warum?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Weil sie vielleicht auch – weil sie für ihren Lebensweg, für ihren Lebensweg entschieden haben, dass sie im Beruf stehen wollen, dass sie ihren Beruf weitermachen wollen. Sie haben es entschieden, aus diesem –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ja, und warum treiben wir alle dort hin?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
– und auf diese Mütter wirken wir ein – und auf diese Mütter wirken wir ein und sagen, du bist ganz furchtbar, ja –

Unbekannte/r (Privat)
Tun wir nicht.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
– du bist ganz furchtbar, du gibst dein Kind weg, es wird sich schlecht entwickeln.

Dichand Eva (Heute)
Gibt es Zahlen, wie viele eigentlich arbeiten gehen nach einem Jahr und wie viele nicht in Österreich?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Also es – beim Kindergeldanspruch wird die längste Variante noch immer genommen.

Dichand Eva (Heute)
Okay.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich bin – ich habe meine Kinder –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Sie sagen noch immer, Sie haben offenbar vor, es in eine andere Richtung zu bringen.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
– ich bin – ich bin – in einer Zeit habe ich meine Kinder bekommen, wo es ein Jahr Karenzgeld gegeben hat, ja, da war keine Diskussion, ob jetzt jemand arbeiten gehen – geht oder nicht, wir haben jetzt ein längeres Kinderbetreuungsmodell –

Unbekannte/r (Privat)
Die Männer können in Karenz gehen?

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Die Männer müssen auch einen Teil nehmen, wenn das genommen werden muss, es nehmen auch viele Männer in Anspruch. Die Wahlfreiheit gibt es, aber man muss auch den Frauen den Lebensweg – und denen bitte kein schlechtes Gewissen machen. Wie gesagt, noch einmal, wir diskutieren über Doktoren und alle Möglichkeiten.

Thurnher Ingrid (ORF)
Frau Hoffritz hat vorher gesagt, entschuldigen Sie, Frau Hoffritz hat vorher gesagt, wir diskutieren da, was haben Sie gesagt –

Hoffritz Jutta (Privat)
Ja, also ich finde das eine interessante Debatte, weil das ist ein höchst neues Phänomen, dass Mütter sich in dem Masse so auf ihre ein oder zwei Kinder konzentrieren können, jahrhundertelang haben Frauen Kinder bekommen und sind – also haben vielleicht ein paar Monate gestillt, aber dann sind sie wieder aufs Feld und ernten und melken und spinnen und weben –

Herman Eva (Privat)
Und haben die Kinder mitgenommen.

Dichand Eva (Heute)
Genau das wollte ich eben damit sagen, ich glaube nicht, dass die besser werden. Ich glaube nicht, dass ein Kind, was – sagen wir es ganz extrem, eine Mutter hat, die noch dazu vielleicht wenig muss, den ganzen Tag Baby-Yoga macht, super Englisch, Klavier mit vier und noch 15 andere Dinge, auch wenn es ein „überzupftes“ Problem ist, ich glaube nicht, dass sich dieses Kind später im Leben leichter tut, intelligenter wird oder besser wird, als ein Kind, das irgendwo im Ghetto aufwächst, ja, und vielleicht –

Herman Eva (Privat)
Aber das ist jetzt unzulässig, die Debatte so zu lenken –

Dichand Eva (Heute)
Wieso?

Herman Eva (Privat)
– nämlich zu sagen, dass die Mütter, die zuhause sind, das Yoga machen und das Baby-Englisch, das ist –

Dichand Eva (Heute)
Na ja, wir anderen haben gewisse Sachen von den Eltern mitkriegen. Wie ich mich durchsetze im Leben, ja, wie ich gewisse Sachen erreiche, die mir lernen, wie ich auf ein Problem zugehe.

Herman Eva (Privat)
Da müssen wir die Eltern aber auch sehen, da müssen die Eltern auch anwesend sein.

Dichand Eva (Heute)
Nein, aber das können auch ganz einfache Leute, das ist auch ein Instinkt und das kriegt man sehr stark von – viele Menschen kriegen das – sind aus ganz einfachen Verhältnissen und haben Eltern, wo sie das mitkriegen und die tun sich viel leichter im Leben, also ich meine –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich glaube nur, dass wir uns – dass wir uns, die im öffentlichen Leben, vor allem in der Politik stehen, dafür entscheiden müssen, ob wir diese Wahlfreiheit in vollem Umfang gewährleisten oder ob wir der Meinung sind, dass wir in eine Richtung gehen und ganz offenkundig –

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, jetzt sagen Sie es Frau Rosenkranz, wie viel Geld, glauben Sie, ist – ist notwendig oder was würden Sie gerne hergeben, damit Mütter wie lange zuhause bleiben können?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ich werde, sage ich Ihnen, schon zufrieden zuerst einmal, wenn es nicht in die Gegenrichtung ginge, weil –

Thurnher Ingrid (ORF)
Na sagen Sie uns eine Summe, was würden Sie wollen?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Nein, diese 436 Euro, die vor zehn, zwölf Jahren eingeführt worden sind, gehören endlich wertangepasst, dynamisiert, müssen Jahr um Jahr mit der Inflationsrate auch steigen und es soll keinen Schritt zurück geben und dann wird man sehen, wie sich das entwickelt und wie sich das ausgeht.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und das am Besten bis zum sechsten Lebensjahr, oder, bis zur Schulpflicht?

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Nein, ich sage Ihnen, ich bin froh, wenn das, was da ist, erhalten bleibt und angepasst wird, ich habe ja keine unrealistischen Vorstellungen, aber ohne jeden Zweifel ist diese Freiheit nicht nur nicht gegeben, weil sich sehr viele Leute, also wir reden immer nur so von dieser dünnen Schicht mit dem Baby-Yoga –

Dichand Eva (Heute)
Na, aber zum Beispiel es gibt jetzt Gratis-Kindergärten –

Rosenkranz Barbara (FPÖ)
Ja, eben, ja, genau.

Dichand Eva (Heute)
Also das ist schon einmal ein Schritt, ja.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, jetzt frage ich noch einmal die Frau Siller, Frau Siller, wäre das so, dass es jetzt mehr Geld pro Monat gebe als 436 und abgestuft dann für die Kinder, würden Sie dann sagen, na dann kriege ich noch zwei, drei Kinder, also ist das Geld ein Argument, um noch ein paar Kinder zu haben?

Siller Bärbel (Privat)
Nein, wie ich schon vorher gesagt habe, überhaupt nicht. Ich möchte einfach auch nur mal anschließen, was die Frau Sindelar gesagt hat, für mich ist einfach auch wichtig diese emotionale Bindung, das ist wie gesagt, mein Dafürhalten, dass das Kind das braucht, aber auch mein Egoismus, dass ich es genießen möchte, ich möchte einfach die Wärme und die Nähe zu meinem Kind mindestens drei Jahre haben, möchte sehen, wie es aufwächst, wie es sich entwickelt, auch nicht zehn, zwölf Stunden, manchmal sind es oft 24 Stunden, das ist mir auch zu viel, wenn Kinder krank sind und sehr viel brauchen, wissen wir alle, und das mehrere Tage, schlaucht auch sehr, aber mir geht es einfach um die emotionale Bindung, das auf jeden Fall. Und um das Ansehen, dass natürlich mit dem – mit dem Gehalt, das eine Mutter vielleicht dann bekommen würde, auch versichert wäre, sehr wohl steigt, nämlich in der Gesellschaft.

Thurnher Ingrid (ORF)
Gut, jetzt frage ich noch einmal die drei berufstätigen Mütter, haben Sie –

Dichand Eva (Heute)
Ich finde das eigentlich toll, wenn man das kann, also ich meine, ich finde das toll. Also sie will das halt so, ich will es halt anders und wir entscheiden das beide frei eigentlich, nur wahrscheinlich haben wir beide eben auch irgendwie die Rahmenbedingungen, wo es möglich ist.

Thurnher Ingrid (ORF)
Haben Sie das Gefühl, an der emotionalen Bindung zu Ihren Kinder mangelt es irgendwo?

Hoffritz Jutta (Privat)
Also ich habe durchaus das Gefühl, dass ich an dem Aufwachsen meines Sohnes und auch an der – am Leben der großen Töchter, obwohl die größte jetzt weit weg in Israel lebt, durchaus teilnehme, ja, und –

Dichand Eva (Heute)
Also ich sicher deutlich weniger als Sie bei meinen Kindern, weil das ist einfach so, wenn du den ganzen Tag nicht zuhause bist.

Oberhauser Sabine (SPÖ)
Ich habe eine riesenemotionale Bindung an meine Kinder und meine Kinder an mich und wie gesagt, ich habe beide Modelle probiert, drei Jahre und neun Monate und das ist gleich geblieben.

Thurnher Ingrid (ORF)
Und ich vermute mal, alle Kinder haben heute zum Muttertag angerufen und das Beste gewünscht, das tun wir auch, ich bedanke mich bei Ihnen für die Diskussion und sage Ihnen noch, meine Damen und Herren, dass wir uns gleich im Anschluss hier in ORF 2 mit einer alternativen Form des familiären Zusammenlebens befassen und zwar im Dokfilm mit dem Titel „Warme Gefühle“, ein Porträt zweier homosexueller Paare, die dem Bild des typisch schwulen Mannes und der typisch lesbischen Frau so ganz und gar nicht entsprechen. Und unser Beitrag zum Abschluss noch zum Muttertag: Ein Gedicht aus dem beliebten österreichischen Film gleichen Namens und eine Huldigung, für die alle Mütter im Anschluss gleich eine gehörige Portion Humor brauchen, sei es darum, viel Spass, noch einen schönen Abend!