ORF Pressestunde 22.04.2012
Handlos Brigitte (ORF)
Überleiten zu dem –
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Da gibt es ein Viertel der Frauen, die das unbedingt wollen. Das sollen sie auch können.
Handlos Brigitte (ORF)
Zu dem unterschiedlichen –
Khol Andreas (ÖVP)
80 Prozent wollen die Teilzeit und wir wehren uns dagegen, dass man den Frauen mit Teilzeit ein schlechtes Gewissen macht und vor allem wehren wir uns dagegen, dass man den Frauen ihre Lebensform vorschreiben will. Wenn sich eine Frau entschließt mit ihrem Mann, dass sie Teilzeit macht, dann soll sie sie machen. Und wir haben gekämpft darum, dass man ein Recht auf Teilzeitarbeit hat. Und das lassen wir uns von niemandem madig machen.
Handlos Brigitte (ORF)
Das, das wäre aber auch –
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Nur eines ist halt –
Handlos Brigitte (ORF)
Das könnte man aber auch an die Männer richten. Warum sind dann so viel weniger Männer in Teilzeit?
Khol Andreas (ÖVP)
Weil Kindererziehung und Kinder heutzutage immer noch vorwiegend eine Sache ist, denen sich die, der sich die Frauen annehmen. Ich habe sechs Kinder, die alle verheiratet sind oder demnächst heiraten und ich weiß, dass die alle unterschiedliche Lebensentwürfe haben. Und dass da die Bindung von Mutter zu Kind, das ist nicht etwas, was man gendern kann.
Handlos Brigitte (ORF)
Das will ja auch niemand. Also ich kenne auch viele junge Väter, die würden auch gerne mehr Zeit mit ihren Familien verbringen. Passiert halt dann nicht, weil –
Khol Andreas (Seniorenbund)
Niemand hindert sie daran, Teilzeit zu machen.
Handlos Brigitte (ORF)
Weil sie, weil tendenziell dann die Frau, da wird ja der Rechenstift angesetzt, die Frau verdient einfach weniger. Also geht der in Teilzeit, der weniger verdient.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Sie verdient weniger, sie bekommt später weniger Pension –
Handlos Brigitte (ORF)
Ja.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Und das, was wir brauchen, ist, viel mehr Vollarbeitsplätze als wir jetzt haben. Denn es wird ja ein bisschen die Statistik falsch gesehen. Wir hatten früher 48 000 Teilzeitstellen.
Khol Andreas (Seniorenbund)
Davor haben wir 800 000 gehabt.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Jetzt haben wir fast eine Million. Fast eine Million. Und von der Million sind sehr viele in Vollarbeitsplätze umsetzbar. Wenn die Wirtschaft mittut.
Handlos Brigitte (ORF)
Das ist der entscheidende Punkt.
Handlos Brigitte (ORF)
Aber ich möchte noch gern bei dem unterschiedlichen Pensionsantrittsalter für Frauen und Männer bleiben. Frauen derzeit mit 60. Ihre Partei hat das damals unter Johanna Dohnal sogar in die Verfassung einzementiert. Sie sind ja hier nicht so begeistert. Sie wären eher dafür, dass hier eine emanzipatorische, ein emanzipatorischer Ansatz kommt, nämlich: Warum sollen sich die Männer das gefallen lassen, dass die Frauen früher in Pension gehen können? Da sind Sie ein bisschen auseinander glaube ich, auch ideologisch.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Natürlich gibt es manche Dinge, wo wir ein bisschen auseinander sind. Das ist schon richtig. Nur, meine Auffassung ist eine ganz klare. Die Frauen, die nichts ändern wollen an dieser Verfassungsbestimmung, die erst Ende der 20-er Jahre zu einer vollen Angleichung führen wird, führen eine Fülle von Argumenten an, die berechtigt sind.
Handlos Brigitte (ORF)
Ausläuft.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Die zeigen, dass es tatsächlich Benachteiligungen der Frauen gibt. Und erst jetzt sind neue Studien veröffentlicht worden, die zeigen, selbst in den hochqualifizierten Berufen werden Frauen weniger zu Fortbildungskursen geschickt als die gleich gereihten Männer. Sie sind in Führungspositionen, wenn sie ausgeschrieben werden, nicht gleichberechtigt und dergleichen mehr. Aber die Diskussion ist im Gang. Und wenn ich die Diskussion jetzt schon habe, dass diese Benachteiligungen Schritt für Schritt beseitigt werden, dann ist es gar nicht schlecht, dass man auch darüber redet. Ja wenn wir das durchsetzen können, dann können wir auch über das andere reden. Und das sollten auch die Frauen bemerken. Wir müssen Benachteiligungen der Frauen wegbekommen, dann kann man das, was ursprünglich als eine kleine Entschädigung gegeben wurde – das sie später in Pension gehen – auch öffentlich zur Diskussion stellen und verändern.
Khol Andreas (ÖVP)
Also ich muss da schon auch etwas sagen. Ich richte mich bei der Diskussion um das Frauenpensionsalter zu 100 Prozent an dem, was unsere ÖVP-Frauen – Bürgermeisterin Dorothea Schittenhelm, Nationalratsabgeordnete – entwickelt hat. Und ich habe mich von ihr überzeugen lassen, dass dieses Frauenpensionsalter sich heute nachhaltig zu Ungunsten der Frauen auswirkt. Sie kriegen eine niedere Pension, weil die fünf besten Jahren fehlen, und die Argumente dieser, dieser Benachteiligung der Frauen, die stimmen zum Großteil nicht. Sind Ideologie. Wenn man das „profil“ gelesen hat vor 14 Tagen, haben dort Robert Bauer und noch jem, noch ein Mitautor, haben dort genau analysiert, dass das was uns auch die Sozialversicherung mitteilt, dass die tatsächlichen Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau nur ein Drittel so hoch sind – zwischen zehn und zwölf Prozent und nicht die behaupteten 25 bis 30 Prozent – und dass diese Unterschiede abzubauen auch eine Aufgabe der Gewerkschaft ist, weil man, ein großer Teil der unterschiedlichen Einkommensstruktur der Frau liegt darin, dass sie während der Karenz die Vorrückungen nicht mitmachen können. Und hier müsste man, so wie die Handelsangestellten heuer, letztes Jahr verhandelt haben, dass die Karenzzeit, die Vorrückungen angerechnet werden. So müsste man das österreichweit in die Kollektivverträge bringen. Und wir fordern auch, die ÖVP-Frauen, ich schließe mich dem an, dass für jedes Kind vier volle Jahre pensionsbegründende Ersatzzeit angerechnet wird.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Ja, das unterstützen wir auch. Voll.
Khol Andreas (ÖVP)
Wenn man heute zwei Kinder in vier Jahren hat …
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Genau.
Khol Andreas (ÖVP)
… hat man nur vier Jahre.
Handlos Brigitte (ORF)
Und Sie finden, wenn das gelingt, dann könnten …
Khol Andreas (ÖVP)
Dann, dann …
Handlos Brigitte (ORF)
… dann könnten Männer und Frauen gleich lange arbeiten.
Khol Andreas (ÖVP)
Dann gleich lange. Denn …
Handlos Brigitte (ORF)
Das ist jetzt 65.
Khol Andreas (ÖVP)
Denn Sie müssen wissen, das Ganze ist eine Durchbrechung des Gleichheitssatzes. Der Verfassungsgerichtshof hat immer wieder geurteilt, das es eine Ungerechtigkeit ist, dass man Frauen anders behandelt wie Männer. Frauen ohne Kinder zum Beispiel werden so behandelt wie Frauen mit Kinder. Und das ist eine Ungerechtigkeit. Und es haben jetzt die Gerichte ja auch entschieden, dass die Frauen ein Recht darauf haben – eine Sozialversicherungsangestellte wurde mit 60 gekündigt, …
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Ja und hat.
Khol Andreas (ÖVP)
… sie ist zum Europäischen Gerichtshof und jetzt auch der Oberste Gerichtshof, sie darf bis 65 bleiben.
Handlos Brigitte (ORF)
Und sie arbeitet wieder.
Khol Andreas (ÖVP)
Und sie arbeitet wieder. Eine Frau Doktor – ich sage den Namen nicht – aber ich finde das super.
Handlos Brigitte (ORF)
Eine Ärztin.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Ärztin ja.
Khol Andreas (ÖVP)
Also, die Frauen, viele Frauen empfinden es als eine Benachteiligung und ich glaube, dass unsere ÖVP-Frauen da unsere Unterstützung brauchen.
Handlos Brigitte (ORF)
Aber die Wirtschaft muss auch mitspielen.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Aber nur zur Ergänzung. Ganz kurz, schauen Sie: Zwölfeinhalb Prozent Unterschied, wie das „profil“ behauptet, sind mir halt auch zu viel. Da, es heißt …
Khol Andreas (ÖVP)
Ja da muss, soll die Gewerkschaft die Vorrückungen verhandeln.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Der, der Prozent, die Diskussion hat begonnen, da muss etwas geschehen.
Handlos Brigitte (ORF)
Da muss man natürlich dazu sagen…
Huber Johannes (Vorarlberger Nachrichten)
Ja, aber sobald …
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Und das Zweite ist, bitte, da ist ein kleiner Unterschied in unseren Auffassungen, es sind nicht die besten fünf Jahre, die den, der Masse der Frauen sozusagen gestohlen werden, weil, …
Khol Andreas (ÖVP)
Letzten fünf.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
…weil ein sehr großer Prozentsatz der Frauen vor der Erreichung des Regelpensionsalters 60 in die Arbeitslosigkeit abgedrängt werden und aus der Arbeitslosigkeit in die Pension gehen. Die letzten Jahre, eine Frau mit 45, 50 in bestimmten Berufen kriegt keinen neuen Job mehr. Obwohl wir bald Arbeitskräftemangel haben werden. Da muss was geschehen.
Khol Andreas (ÖVP)
Das, das, auf das vertraue ich. Auch Christoph Leitl und das AMS, mit dem dynamischen Johannes Kopf an der Spitze, haben uns gesagt – in, bei einer Enquete, die der ÖVP-Parlamentsklub mit uns gemacht hat – dass also die Wirtschaftsaussichten der nächsten Jahre so sind, dass zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen bestehen.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Unbedingt.
Khol Andreas (ÖVP)
Das man da natürlich proaktiv Förderungsmaßnahmen ergreifen muss. Aber das es ein günstiger Zeitpunkt wäre, weil die Frauen gesucht werden. Und ich glaube, dass man da auch ein Anreizmodell geben sollte für Frauen und Männer länger zu arbeiten, dass sich das ordentlich rentiert. In Schweden: Wenn man früher geht, minus sechs Prozent pro Jahr. Wenn man bleibt, plus zwölf Prozent. Also, und wir entschließen uns zu diesem Anreizmodell.
Handlos Brigitte (ORF)
Ich würde diesen Block jetzt gerne bitte abschließen. Fasse zusammen: In der, bei den Pensionen, bei den Seniorinnen und Senioren ist viel zu tun.
Blecha Karl (Pensionistenverband Österreichs)
Sehr viel.
Handlos Brigitte (ORF)
Das Sparpaket wird sich auswirken, aber Sie sorgen dafür an ganz bestimmten Punkten, dass die Härten vermindert werden.
Khol Andreas (ÖVP)
Für soziale Gerechtigkeit.
Handlos Brigitte (ORF)
Weil, dass gespart werden muss, glaube ich, in allen Bereichen …
Khol Andreas (ÖVP)
Das wollen auch unsere Senioren.
Handlos Brigitte (ORF)
… das wollen Sie.