dieStandard „Es ist Trash, von Frauen fürs Klo gemacht“ von Birgit Tombor
26. Jänner 2012
In der Fake-Zeitung „Über:morgen“ toben sich Medienaktivistinnen mit Lust an der Selbstbehauptungs- und Schmäh-Freiheit aus
Wenn auf der Titelseite über das Vollbartverbot in Belgien berichtet wird und ein rauschebärtiger Franz Josef dazu die Lippen schürzt, PC Striche von den Freien Österreicherinnen uns gewinnend und „rasiert für die Heimat“ entgegen lächelt, Halbnackedei Harry seine Freilandeier anpreist und Männerminister Heimlich-Hoffnung das Erfolgsmodell „Mama-Monat“ abfeiert: Dann ist längst klar, dass wir es mit einer speziellen Zeitung zu tun haben.
Einer, die Lust an der Verwitzelung von Fakten hat, die so manche/n nicht mehr interessieren, weil sie – wenn überhaupt – sermonartig von den immer selben ProtagonistInnen mit den immer selben Argumentationssträngen transportiert werden. Die Macherinnen von „Über:morgen“ langweilt das zumindest. Sie haben Lust an der politischen Äußerung und Neupositionierung von Feminismen und daher kurz entschlossen ihr eigenes Sprachrohr auf die Beine gestellt. Ganz ohne moralisch-didaktisch-pädagogischen Zeigefinger, dafür mit entlarvendem Spaß an der Sache.
Ohne faktische Realitäten müssen die LeserInnen aber auch bei „Über:morgen“ (vormals, in der Erstausgabe, noch mit Punkt statt Doppelpunkt) nicht auskommen, denn „alle Artikel basieren auf realen Zahlen, Daten und Fakten aktueller österreichischer Medienberichte“, erklären die Redaktionsfrauen, die allesamt über die Plattform 20.000 Frauen aktiv sind: „In den Artikeln wurden zumeist lediglich die Geschlechter vertauscht, in einigen die Symbole verändert und sämtliche Namen der betroffenen AkteurInnen entfremdet.“
Die Drahtzieherinnen hinter der Zeitung wollen sich namentlich nicht outen, weil sie in österreichischen Medienunternehmen arbeiten, und gerade denen pinkeln sie mit ihrer gedruckten Persiflage ans Bein, wenn sie die boulevardeske Informationsaufbereitung – auch in so genannten Qualitätsmedien – überspitzen. Redaktionsfrau Ulrike Weish hat damit kein Problem. Vor mehr als zwanzig Jahren kam sie von der Medienbranche in die Wissenschaft und hat nichts zu befürchten, wenn sie offen mit dieStandard.at über die Spielwiese „Über:morgen“ spricht.