malmoe: Warten auf eine neue „Welle“
Artikel vom 08.05.2011
Warten auf eine neue „Welle“
Ein Interview zu „100 Jahre Frauenkampftag“ mit Margit Drexel
Was ist das beeindruckendste Erlebnis, das du mit dem 8. März verbindest?
Das war am 8. März in Innsbruck, kurz nach den Anfängen der autonomen Frauenbewegung in den 1970er-Jahren. Da sind wir – ca. ein Dutzend Frauen – schwarz gekleidet und weiß geschminkt durch das Innsbrucker Nachtleben gezogen, um Flugblätter an Frauen zu verteilen. In den Discos war der Empfang nicht besonders freundlich, Männer haben kontrollieren wollen, ob „ihre“ Frauen das überhaupt lesen dürfen. Den Aufruf zu Emanzipation und der Ruf nach Loslösung vom männlichen Blick … Der witzigste Kommentar kam wohl vom damaligen stellvertretenden Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung, Rupert Kerer, der schrieb: „Emanzen, die keinen Mann bekommen und ihre Hässlichkeit unter Masken verbergen, werben für ihr sächliches Geschlecht.“
Was kann der 8. März heute bedeuten?
Ja, was kann der Internationale Frauentag oder – das würde mir ja noch besser gefallen – der Internationale Frauenkampftag heute bedeuten? Ich bin derzeit sehr in das private Eck abgedriftet, warte aber hoffnungsfroh auf eine neue „Welle“, um nochmal aktiver zu werden. Dabei müssen wir heute wohl kreativer werden. Aber vielleicht werd ich ja in ca. 15 Jahren – dann bin ich 80 – mit radikalen, tollen Frauen etwas Neues unternehmen.
Bio
Margit Drexel ist u.a. Theatermacherin, langjährige Mitarbeiterin im Tiroler Frauenhaus sowie Gründerin von alternativen Einrichtungen und Gruppierungen in Innsbruck wie dem Frauenzentrum oder alternativen Kindergärten.
Quelle: malmoe.org