Männer sind mitgemeint, Augustin April/14

Dannebergpredigt

Männer sind mitgemeint

Sprachlos staune ich über das Ansinnen des österreichischen Normungsinstituts, den geschlechtergerechten Sprachgebrauch aufzuheben: Durch eine Generalklausel soll künftig auf weibliche Sprachformen verzichtet werden. Kein Binnen-I, kein * oder _, keine Mag.a und keine Dr.in mehr. Denn „Frauen sind in der männlichen Form mitgemeint“, wird argumentiert. Der Entwurf zur ÖNORM A 1080 widerspiegelt ein gesellschaftspolitisches Klima, das die Zeit für gekommen hält, mit erkämpften Rechten, also auch mit feministischen „Sprachflausen“, aufzuräumen.

Der Kampf gegen das Binnen-I oder andere geschlechtergerechte Ausdrucksformen wird, mal heftiger, mal hinter vorgehaltener Hand, seit über 40 Jahren geführt. Selbst manche Männer, die mit dem neuen Männerbild der 80er Jahre Gleichbehandlung ebenso stolz vor sich hertrugen wie das frischgeborene Baby, haben sich mit dem Stolperstein großes I nie ganz abfinden können. Sprachverhunzung, Zwangsbeglückung, Verbissenheit haben sich Frauen anhören müssen, wenn sie auf weibliche Endungen verwiesen. Haha, liebe Genossinnen und Genossinnen, war auf manchen Parteitagen zu hören… Der Mann, das Mensch, Sprache schafft Bewusstsein.

Männer sind mitgemeint. Wie absurd das ist, hat „Möserlreich“, eine satirische Replik der Plattform 20000frauen auf Herrschaftsnormen, sichtbar gemacht. In einer Aktion rund um den Frauentag haben Frauen ihr konterkariertes Sprachprodukt in Redaktionen wie „Österreich“, „profil“, „News“, „Falter“ etc. getragen, um gegen die frauenfeindlichen Sprachgewalten des Boulevards zu protestieren. Das liest sich z. B. so: „Schluss mit dem Hodenbonus! Den Frauen reicht es allmählich mit der Gleichberechtigung. Sie sind schon lange nicht mehr ‚Herrinnen der Schöpfung‘, es sind die Männer, die mittlerweile allerorts bevorzugt werden. (…) So sieht also die von Maskulinisten verschwiegene Wahrheit aus: Uns Männern nützt eine Quotenregelung letztendlich nichts, jedenfalls denjenigen nicht, die noch einen Funken Stolz in sich tragen…“

Das Zitat ist originär, nur die Geschlechter wurden vertauscht. Ö-Norm = männlich, dagegen habe ich beim Austrian Standards Institut protestiert.

Bärbel Danneberg