an.schläge „Super, dass ihr da seid!“
Occupy Patriarchy? Vier Aktivistinnen berichten von ihren Erfahrungen mit Occupy Berlin. Was hat sie frustriert, was motiviert sie weiterzumachen?
Mittlerweile ist Winter in Berlin, und in der U-Bahnstation hängt eine Zeitungsreklame mit der Schlagzeile „Europa lernt Deutsch“ neben einem Bild von Angela Merkel. In den Zeitungen ist zu lesen, dass „die Krise“ dieses Jahr richtig zu spüren sein wird; dass Deutschland und Frankreich einen EU-weiten Sparkurs vorantreiben; und dass das Frauen besonders treffen wird. „We are the 99%!“ heißt die Parole der Occupy-Protestbewegungen in den USA und auch in Europa. Doch dem eigenen Anspruch einer hierarchiefreien basisdemokratischen Gemeinschaft, die alle gleichermaßen repräsentiert, wird Occupy selten gerecht. Das kritisieren Feminist_innen in den USA unter dem Motto „Occupy Patriarchy“*. Welche Erfahrungen haben Aktivist_innen in Berlin gemacht?
Mehr direkte Aktion. Als Occupy-Aktivistin würde sich Julia nicht bezeichnen. Zwei, drei Mal war sie im Herbst vor dem Reichstagsgebäude. Dabei hat sie beobachtet, dass 80 Prozent der Redebeiträge von Männern kamen, obwohl Frauen die Hälfte der Anwesenden stellten. Auf der Website von Occupy Berlin postete sie deshalb einen Text, in dem sie „bewusst vorsichtig Quotierung als eine von mehreren Möglichkeiten“ nannte. Dass auf der Website paternalistisch geantwortet wurde, jede könne bei Occupy gleichermaßen sprechen, und wer das nicht tue, sei selber schuld, hat sie demotiviert. Basics wie Rederecht möchte sie nicht einfordern müssen. Das zwiespältige Gefühl von der Demo ist geblieben, obwohl sie sich auch an positive Rückmeldung auf (queer-)feministische Forderungen erinnert. Als Teil der Gender-AG von attac hatte Julia bei einer pinken Aktion mitgemacht. Gleich bei der S-Bahn habe eine Frau gesagt: „Super, dass ihr da seid!“ Die Großdemo hat aber nicht gereicht, um mit anderen Aktivist_innen wirklich in Kontakt zu kommen. In feministischen Zusammenhängen in Berlin vermisst sie gerade mehr direkte Aktion und liest derzeit viel über Frauenwiderstandsgruppen und ‚Reclaim the Night’ – es gäbe so viel, was man aufgreifen könnte, sagt sie. Fürs Erste hat sie mit rund zehn Freund*innen eine kleine Mailingliste gestartet. Wer nicht ohne queer-feministische Unterstützung zu einer Aktion will, zum Beispiel von Occupy, schickt eine Mail. Dann geht die ganze Gruppe oder ein Teil gemeinsam hin. „Ich sehe gerade, da hat eine eine Ankündigung geschickt“, sagt Julia, bevor wir unser Gespräch beenden. ….Mehr…