Wir fordern: Ein Ende der Demütigung von Frauen!
Wir fordern: Ein Ende der Demütigung von Frauen!
Die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch ist für keine Frau leicht: nicht für die Frau, die bereits Kinder hat und nicht weiß, wie sie mit dem geringen Einkommen aus ihrem Teilzeitjob über die Runden kommen soll, nicht für die junge Frau, die noch in Ausbildung steht, nicht für die Frau, deren Partner sich nicht um das Kind kümmern will… Abgesehen davon, dass es diese und andere gewichtige Gründe gibt, ein Kind nicht austragen zu wollen, haben Frauen das Recht, über ihr Leben selbst zu bestimmen, ohne sich für ihre Entscheidungen rechtfertigen zu müssen.
In Österreich ist seit 1975 die Abtreibung straffrei, d.h., der Schwangerschaftsabbruch bis zur 12. Woche ist erlaubt, ohne eine Strafe nach sich zu ziehen. Dieser Paragraf steht noch immer im Strafgesetz – Wir finden dorthin gehört er nicht, denn Abtreibung hat nichts mit einer strafbaren Handlung zu tun.
Das ist das eine. Das andere ist, dass es in Österreich nur ganz wenige öffentliche Krankenhäuser gibt, in denen der Eingriff vorgenommen wird, d.h., wir haben zwar ein Recht auf Schwangerschaftsabbruch, aber oft keine Möglichkeit, den Abbruch auch durchführen zu lassen. Gleichzeitig gibt es auch zahlreiche Ärzte, die sich „aus Gewissensgründen“ weigern, Abtreibungen in Krankenhäusern durchzuführen, die aber in ihren Privatpraxen keine solchen Gewissenskonflikte mehr plagen.
Abtreibung hat es immer gegeben und wird es immer geben. Wenn Abtreibung unter Strafe steht, dann sterben die Frauen – das zeigen alle Statistiken aus Ländern, in denen Abtreibungen verboten sind. Darum ist jede Abtreibungen verbietende Politik eine frauenfeindliche Politik. Wir wollen, dass Abtreibung nicht nur nicht verboten, sondern auch als Leistung der Krankenkasse, in die schließlich auch Frauen Beiträge einzahlen, möglich wird.
Verhütungsmittel haben eine Fehlerquote von durchschnittlich 15% – es ist jedoch die Frau, die mit den Folgen dieser Tatsache leben und zurecht kommen muss, Männer betrifft das nicht.
Wir wollen den Zugang zum Schwangerschaftsabbruch erleichtern und erreichen, dass es in jedem öffentlichen Krankenhaus in Österreich mindestens einen Arzt / eine Ärztin gibt, die ihn durchführt. Aktuell kostet ein Schwangerschaftsabbruch in einem öffentlichen Krankenhaus fast so viel wie in einem privaten Ambulatorium. Schwangerschaftsabbruch muss Bestandteil der gynäkologischen Facharztausbildung werden.
In diesem Sinn unterstützen wir die Forderung von Gesundheitsminister Stöger, dass alle gynäkologischen Stationen in österreichischen Krankenhäusern mindestens einen Arzt / eine Ärztin haben sollen, der/die einen Abbruch durchführen kann. Das ist eine Leistung des öffentlichen Gesundheitswesens, die Frauen selbstverständlich zur Verfügung stehen soll.
Die bestehende Situation des verschämten und schuldmacherischen Umgangs mit dem Thema hat auch zu einem unzulässigen Wildwuchs geführt: In manchen Bundesländern, z.B. in Vorarlberg oder auch in Graz müssen sich Frauen, die einen Abbruch vornehmen lassen möchten, vor einer Kommission (bestehend aus Psychologen, Arzt und Krankenschwester) rechtfertigen, obwohl im Gesetz nichts dergleichen vorgesehen ist. Viele Frauen unterziehen sich solchen ‚Beratungen’, obwohl sie es gar nicht müssten, weil sie über die Gesetzeslage zu wenig Bescheid wissen. All das sind schikanöse und Frauen entmündigende Praktiken, die dringend beendet gehören.
In der EU hat Österreich nach Rumänien die höchste Abbruchsrate. Dies ist auf die hohe Zahl unerwünschter Schwangerschaften aufgrund mangelnder Aufklärung und erschwerten Zugangs zu Verhütungsmitteln zurückzuführen. Wir fordern daher die kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln an Schulen und in Beratungsstellen und unterstützen damit die entsprechende Forderung von Frauenministerin Heinisch-Hosek, ebenso aber die rezeptfreie Abgabe der Pille danach.
Der 28. September ist der Internationale Tag des Rechts der Frauen auf einen sicheren, zugänglichen Schwangerschaftsabbruch.
Am 29. September ist Wahltag in Österreich – der Tag, an dem Frauen nur einer jener Parten ihre Stimme geben, die zur Frage des Schwangerschaftsabbruchs eine frauenfreundliche Haltung haben.