Hohes Haus

04.03.2012

Pawlicki Patrizia (ORF)
Alle Jahre wieder kommt er, der Frauentag am achten März. Zum Feiern gibt es aber auch heuer herzlich wenig, bis gar nichts. Am österreichischen Arbeitsmarkt bestehen nach wie vor zu große Hürden für Frauen, ungerechte Bezahlung gleich inklusive. Dabei ist alles doch schon längst bekannt und in diversen Studien dokumentiert. Wer Frauen ran lässt, zu Macht und Vorstandsposten, der hat auch betriebswirtschaftliche Vorteile in seinem Unternehmen. Genau so einen Betrieb hat meine Kollegin Sigrun Reininghaus besucht. Dort haben Frauen das Sagen.

Reininghaus Sigrun (ORF)
Im südlichen Niederösterreich in der Metallfirma Blecha in Neunkirchen wird vorgelebt, dass Frauen gleich viel können wie Männer. Die Blecha-Werke sind spezialisiert auf den weltweiten Handel mit Aluminiumrohren und Platten. Was auffällt: man sieht nur Frauen. Von den Verkaufsleiterinnen über die technische Zeichnerin bis zur Geschäftsführung.

Ganster Katharina (Blecha GesmbH)
Die Führungsspitze ist momentan zu hundert Prozent weiblich und die ganze Belegschaft besteht zu circa zwei Dritteln aus Frauen, die sich hauptsächlich hier im Büro konzentrieren. Das hat sich, ich möchte fast sagen zwangsläufig ergeben, wenn man das so nennen darf, durch die hohe Dichte an kaufmännischen Schulen hier in der Gegend und diese AbsolventInnen sind eben meistens weiblich und wir brauchen gut ausgebildetes Personal und so kommen diese Damen auch zu uns. Das war dann sehr erfolgreich, wir kommen da in der Männerdomäne eigentlich ganz gut an und darum tun wir auch so weiter.

Reininghaus Sigrun (ORF)
Die Firma ist ein positiver und groß bestaunter Ausreißer in der Metallbranche, dennoch haben die Geschäftsführerinnen bei manchen Männern mit Vorurteilen zu kämpfen:

Haselbacher Doris (Blecha GesmbH)
Oft stoßen wirf hier auf Ablehnung, oder man wird eben manchmal nicht ernst genommen, wenn wir auf Messen fahren oder zum Kunden fahren, dann ist es oft sehr schwierig dass man sich durchsetzt, dass man Aufmerksamkeit des Geschäftspartners bekommt, weil es ja doch, die Wirtschaft Männer-dominiert ist und man hier bestenfalls als Anhängsel gesehen wird von einem Chef, „wo ist der Chef?“, „Ich möchte gerne mit dem Techniker sprechen“, „wieso kennt ihr euch da aus?“ und so weiter, also es ist oft wirklich mühsam, dass man hier auch seinen Standpunkt erklärt.

Reininghaus Sigrun (ORF)
Wo sieht die Wirtschaftsberaterin Christine Bauer-Jelinek die größten Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt?

Bauer-Jelinek Christine (cbj-coaching GmbH)
Immer noch darin, dass Frauen glauben, der Arbeitsmarkt funktioniert wie eine Familie und dass sie versuchen die Spielregeln, die sie zuhause gelernt haben und anwenden, die Kooperation und Fördern und aktives Zuhören und Harmoniebedürftig-sein, dass sie das auch am Arbeitsplatz erwarten. Da ist zwar manchmal der Fall, aber nicht grundsätzlich. Grundsätzlich haben wir einen Konkurrenz-orientierten Arbeitsmarkt und da geht es um Durchsetzung und um Strategie.

Reininghaus Sigrun (ORF)
Und Frauen wird fast automatisch weniger gezahlt.

Bauer-Jelinek Christine (cbj-coaching GmbH)
Überall dort, wo man Einstiegsgehälter verhandeln kann und Aufstieg-, Karrieren verhandelt, dort sind Frauen schlechter, weil sie schlechter verhandeln. Sie fangen mit weniger Gehalt an freiwillig, weil sie nicht mehr heraus bekommen und sie kommen später mit der Forderung nach Gehaltserhöhung. Männer kommen viel früher, sie wollen mehr Geld, sie wollen aufsteigen. Frauen sind zuerst einmal fleißig.

Reininghaus Sigrun (ORF)
Seit Anfang 2012 müssen Unternehmen in ihren Stellenannoncen das Gehalt angeben. Eine Maßnahme, die längerfristig den Frauen hilft, ist die Frauenministerin überzeugt.

Heinisch-Hosek Gabriele (SPÖ)
Unternehmen sind verpflichtet anzugeben wo jemand eingestuft wird, das heißt wenn sich jemand wo bewerben geht und in erster Linie stufen sich Frauen leider immer noch zu niedrig ein, so wissen sie in Zukunft was sie ungefähr erwartet.

Reininghaus Sigrun (ORF)
Teilzeit ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits von Frauen gewünscht um Zeit für die Kinder zu haben. Andererseits führt Teilzeit oft dazu, dass Frauen in kürzer Zeit die gleiche Leistung erbringen wie Männer, die den ganzen Tag im Büro sitzen und einen Vollzeitjob bezahlt bekommen.

Bauer-Jelinek Christine (cbj-coaching GmbH)
Die Präsenzkultur hat glaube ich sehr viel mit dem Kontrollbedürfnis zu tun. Man hat den Eindruck wenn man , Führungskräfte haben den Eindruck, wenn man die Menschen alle um sich hat und jeder Zeit erreichen kann, nämlich auch persönlich erreichen kann, dann wüsste man mehr was sie tun. Mit den neuen Medien ist das aber obsolet, ich denke auch dass wird sich aufhören, dass ist ein Auslaufmodell, dass die Menschen am Arbeitsplatz sein müssen.

Reininghaus Sigrun (ORF)
Im Metallbetrieb Blecha gibt es zehn flexible Arbeitszeitmodelle, das kommt den Mitarbeiterinnen zu Gute, die hier in der Exportabteilung in ihren Muttersprachen weltweit Geschäfte abschließen. Vesna Savkovic hat nach ihrer Karenz sogar die Leitung der Exportabteilung übernommen.

Savkovic Vesna (Blecha GesmbH)
Es ist natürlich nicht alltäglich. Ja, also ich arbeite 31 Stunden in der Woche, bin eigentlich in der Führungsposition, habe ein Kind und ich habe mir alles arrangieren können.

Reininghaus Sigrun (ORF)
Zum gelebten Alltag in Österreich : kaum Frauen in Führungspositionen, meint die Geschäftsführerin:

Ganster Katharina (Blecha GesmbH)
Mein Rat wäre, traut euch wirklich Frauen aufzunehmen. Wir können das, wir schaffen das.