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Frauen wehren sich gegen Anhebung des Pensionsantrittsalter

von Sabine Ivankovits

Artikel vom 14.12.2011

Frauen wehren sich gegen Anhebung des Pensionsantrittsalter

(siv). Wenn sich eine breite Allianz an Frauenorganisationen zusammenschließt, dann sollten sich Politiker warm anziehen. Denn sollte sich die Politik entscheiden, das Pensionsantrittsalter für Frauen vorzeitig anheben, werden sie den Unmut der Frauen zu spüren bekommen.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz vom Österreichischen Frauenring, dem Unabhängigen FrauenForum (Frauenvolksbegehren), dem Netzwerk -Frauenberatungsstellen, der Plattform 20000Frauen sowie der ÖGB-Frauen stellten die Vertreterinnen klar, eine derartige Vorgansweise nicht dulden zu wollen.

Eine Gleichstellung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters kommt die Allianz, die gemeinsam etwa eine Million Frauen vertritt, nur dann in Frage, wenn die Gleichstellung in allen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere aber bei der Entlohnung Realität ist.

Es gibt eine Vereinbarung
Gemeinsam mit der ehemaligen Frauenministerin Johanna Dohnal wurde im Jahr 1992 vereinbart, dass das Pensionsantrittsalter für Frauen erst 1924 von derzeit 60 auf 65 Jahre angehoben werden soll. Das würde eine Anhebung von jeweils sechs Monaten ab dem Jahr 2019 bedeuten.

„Damals vermutete man, dass es 30 Jahre dauern würde, bis Frauen die völlige Gleichstellung gegenüber den Männern erreichen werden“, so Brigitte Ruprecht, Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB (Österreichischer Gewerschaftsbund). Heute, 20 Jahre danach, sieht es nicht so aus, als ob dies gelingen würde. Immer noch verdienen Frauen um 24,30 Prozent weniger als Männer bei Vollbeschäftigung. Auch die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Haushalt ist nicht gegeben.“

15 Jahre Stillstand
„Die Regierung hat 15 Jahre gebraucht, um die Forderungen des Frauenvolksbegehrens nicht zu erfüllen“ ärgert sich Traude Kogoj vom Unabhängigen FrauenForum, das im Jahr 1997 an die 645.000 Unterschriften für die Gleichstellung von Frauen bekam. „Eine vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters ist nicht duldbar. Es kann nicht sein, dass schon wieder auf dem Rücken der Frauen gespart werden soll. Es kursieren Zahlen, dass sich der Staat eine Milliarde Euro sparen kann, wenn das Pensionsantrittsalter von Frauen aber auch Männern erhöht wird. Angesichts eines Budgetlochs in der Höhe von rund 217 Milliarden Euro ist das nicht einmal der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.“

Auswirkung auf Pension
Auch in Sachen Pension sieht es für Frauen mager aus. So bekommen Frauen im Durchschnitt 786 Euro Pension, während die Pension für Männer durchschnittllich 1.288 Euro beträgt.

„Wer Frauen eine höhere Pension verspricht, wenn sie länger im Erwerbsleben bleibt, sagt nur die halbe Wahrheit“, so Ruprecht. „Die Einkommensschere und die Benachteiligungen werden durch eine Anhebung nicht geringer. Abgesehen davon, dass viele Frauen aufgrund der Doppel- und Dreifachbelastung oft gar nicht länger arbeiten wollen, gibt es kein Gesetz, das es ihnen verbietet. Diejenigen, die gut verdienen und eventuell ihre unbezahlte Arbeit nach außen geben können, werden aufgrund des Kostenfaktors oft von den Unternehmen nicht mehr gewollt. Das passiert aber auch Männern.“

Marion Breiter vom Netzwerk österreichischer -Frauen- und Mädchenberatungsstellen ergänzt: „Am Arbeitsmarkt sind Frauen bereits mit 45 alt und tun sich schwer, einen Job zu finden. Mit 50 sind sie außerdem vom Jobverlust bedroht. Verlieren sie ihre Arbeit und beziehen jahrelang Arbeitslosengeld, weil sie aufgrund ihres Alters nichts mehr finden, bedeutet das für sie auch eine niedrigere Pension. Mit der vorzeitigen Anhebung des Pensionsantrittsalters würde dies nur eine Verschiebung der Kosten bedeutet: Dann bekämen die Frauen Arbeitslosengeld anstatt Pension. Denn der Arbeitsmarkt ist darauf nicht vorbereitet.“ …Mehr…