EU-Kommission: Mehr Frauen in Aufsichtsräte- Ö1 Morgenjournal vom 05.04.2011

Ö1 Morgenjournal 7 Uhr vom 05.04.2011 07:00:00

Bachmair Udo (ORF)
Europa braucht mehr Frauen im Aufsichtsrat von Börse-notierten Unternehmen, sagt die EU-Kommission, denn derzeit ist nur jeder zehnte Sitz von einer Frau besetzt. Nun macht Brüssel Druck, notfalls mit einer Frauenquote. EU-Kommissar Barnier veröffentlicht heute ein Grünbuch, also ein Bündel an Vorschlägen, aus Brüssel Barbara Herbst-

Herbst Barbara (ORF)
Nicht nur in Chef-Sesseln, auf in den Aufsichtsräten sind Frauen selten zu finden. Im Schnitt sind in Europa zwölf Prozent der Aufsichtsratsposten in Börse notierten Konzernen von einer Frau besetzt. Österreich zählt mit Polen und Belgien überhaupt zu den Schlusslichtern, mit einem Frauenanteil von acht Prozent, noch schlechter stehen nur Italien und Portugal mit drei beziehungsweise vier Prozent da. Die Musterschüler sind in Nordeuropa mit bis zu 33 Prozent Frauenanteil in Aufsichtsräten. Ohne gesetzliche Vorschriften könne es noch weitere 50 Jahre dauern bis sich etwas ändert, wird EU-Kommissar Michel Barnier im Handelsblatt zitiert, der Franzose stellt heute sein Grünbuch zur Unternehmensführung. Dabei denkt die Brüsseler Behörde offenbar an die Einführung einer Frauenquote und will sich breite Unterstützung dafür von den EU-Staaten holen. Bis zum 22sten Juli können Meinungen zum Grünbuch abgegeben werden, danach erst will Barnier einen konkreten Gesetzesvorschlag für die Wirtschafts- und Frauenministerinnen erarbeiten. Unterstützung für sein Vorhaben kommt von EU-Justizkommissarin Viviane Reding. Sie will den Frauenanteil in Aufsichtsräten in vier Jahren mehr als verdoppeln. Sollte sich in einem Jahr nichts verändert haben, will Reding eine verpflichtende Quote. Für die Kommission hat der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen, ein Zitat, „unbestreitbar positive Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg und auf das Wirtschaftswachstum“. Frauen würden beispielsweise öfter als Männer an den Aufsichtsratssitzungen teilnehmen. Eine europaweit gesetzlich-verordnete Frauenquote soll nicht der einzige Eingriff Brüssels in die Unternehmensführung bleiben. Barnier will den Wildwuchs an Unternehmensvorschriften vereinheitlichen und etwa die Zahl der Aufsichtsratsmandate auf drei pro Person begrenzen. Das freilich deutlich strenger als bisher in Österreich und Deutschland darf ein und dieselbe Person in zehn Aufsichtsräten sitzen, in Frankreich nur in fünf.