Leserinnenbrief zu profil Nr.39

Covertitel: WARUM DER FEMINISMUS VERSAGT HAT …und die Frauen wieder an den Herd wollen…..

WARUM DER JOURNALISMUS VERSAGT HAT…..und dumpfe Titel auf Cover öffentliche Debatten nicht vertiefen können…….
Leserinnenbrief von Ulli Weish

Gut, da war die Polemik gegen junge Bobogirls, die von Mann, Maus und Müsli träumen. Warum dies allerdings neu sein soll, kann weder aus dem Text noch aus dem Subtext (tolle Fotokunst von Heintz!) abgeleitet werden. Die These hängt schief. Auch als Polemik. Seit wann war Feminismus Mainstream? Die Zugehörigkeit im Club der Emanzen war weder damals noch heute gemütlich, Beruflich genutzt hat sie den wenigsten, Anpassung ist nicht erst in der Post-Postmoderne ein Thema, Wenn Arbeitsteilung und Lohnunterschiede nach wie vor vertieft werden, wieso ist dies die ‚Schuld ‚ einer politischen Bewegung, die es seit der Moderne gibt?* Dank der so professionellen und höhnischen Ausklammerung der Mainstream-Medien kann sogar die absurde These gesponnen werden, dass es aktuell kaum moderne Feminismen gäbe bzw. kaum (junge) Frauen (außer Frau Schwarzer, die entweder verrissen oder gehuldigt wird) , die exakt das Gegenteil von Frau Hagers Tochter sein dürften: also konsumkritisch, schönheitsdiskursverachtend, modetrendverwitzelnd, radikal links, heterosexuell oder lesbisch sowohl mit als auch ohne Kinderfantasien, jedenfalls im Kampf um das tägliche Durchwurschteln, von einem prekären Jobprojekt zum nächsten…

Warum profil seit einigen Jahren Polemik mit Qualitätsjournalismus verwechselt, weiß der Geier. Vermutlich sitzt der Quotengeist in der Flasche des Herausgebers. Die gleiche Geisteshaltung wie bei Hager (unhistorisch und klassenlos), findet sich in dieser Nummer auch bei Schwaiger (warum muss die Körpersprache und das Äußere von Frau Baghajati kommentiert werden? Warum darf eine Muslima nicht differenziert Position einnehmen? Warum ist sie dadurch suspekt? Ich als Atheistin finde das unlogisch und denke, dass es offenbar darum geht, krampfhaft unterhaltsam sein zu wollen, wenn Wissen und Positionen zu Themen abgehen). Dafür darf ein Mann in dieser Ausgabe ein Zitat liefern, der wohl Kern meiner Kritik ist: (Mangott, S 49: „Der Raum des kritischen Diskurses (..) ist verloren gegangen.“ Schade, diesen Raum sollte Journalismus, insb. der mit dem Qq-Wort, eigentlich einnehmen.

Ulli Weish, eine sich abstrudelnde erwerbstätige Mami, Feministin und Medienaktivistin (www.20000frauen.at)

*Dieser Logik folgend: Sind AtomgegnerInnen Schuld am aktuellen Eu-Atomkurs? Sind Veganer Schuld an der Schweinemast? Sind Frauen und Mütter Schuld an den sozialen und ökonomischen Bedingungen, die ihre Töchter vorfinden? Oder geht es um eine antifeministische Grundhaltung in Österreich, die niemals gebrochen wurde?